#1

RE: Korodraim

in Dreitan - das Spiel 26.09.2013 22:24
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

Korodraim ist ein Reich der Menschen südlich von Dreitan. Da es mit den Völkern Dreitans wenig zu tun hat und außerhalb Dreitans liegt, gibt es hier keine genauen Ortsangaben.

Mittr März

Der Sand knirschte unter seinen Stiefeln, während er seinen Gegner umkreiste. Einen Hünen mit schwarz glänzenden, eingeölten Muskeln, der in der einen Hand ein Schwert, in der anderen einen Rundschild und auf dem Kopf einen furchterregend aussehenden, schwarzen Helm hatte. Seine Rüstung beschränkte sich auf einen leichten Brustpanzer, Arm- und Beinschienen. Aber er selbst hatte auch nicht mehr. Dennoch schwitzte er unter der sengenden Sonne, während er seinen Konkurrenten konzentriert anstarrte, jede seiner Bewegungen verfolgend.
Dann griff er unversehens an, stach mit dem bronzenen Kurzschwert nach seinem Gegner, der mit dem Schild blockte und selber einen Hieb ausführte, den er gerade noch parieren konnte. Er tänzelte zurück, wirbelte herum und zielte auf das Bein seines Gegners, einen gegnerischen Schlag mit dem über den Kopf gehaltenen Schild abwehrend. Sein Feind zog das Bein zurück und trat auf seinen Schild. Er krachte gegen seinen Kopf und er taumelte zurück, den harten Angriff seines Gegenübers mühsam abwehrend mit Schild und Schwert.
Wilde Trommeln untermalten den Kampf und ließen sein Blut rhytmisch pulsieren.
Für die Ehre, für sein Land!
Er war kein Sklave, er kämpfte freiwillig als Gladiator. Denn der Preis war stattlich und er würde damit seine Familie ernähren können, die er liebte. Zudem war er ein guter Kämpfer und wollte die Ehre seines Landes verteidigen. Sein Feind kam aus Extramas im Süden, aus der Wüstensteppe. Und er würde ihn besiegen um die Macht seines Landes zu demonstrieren. Sämtliche Fürsten und Könige beider Länder waren heute hier, in der Arena um zahlreiche Kämpfe anzusehen. Es war der Ersatz für den Krieg. Beide Länder schickten ihre besten Soldaten in die Arena, zu Zweikämpfen oder kleinen Schlachten.
Er sprang wieder vor, griff seinerseits den schwarzen Krieger an. Seine Miene war angestrengt verzogen. Tausende Blicke waren nur auf ihre Bewegungen gerichtet, während bei jedem seiner Angriffe ein größere Jubel erklang, als bei den Angriffen seines Gegners. Sie fochten einen wilden Zweikampf aus. Von oben sahen sie aus wie verschlungene, umherwirbelnde Löwen, wie sie auswichen, zuschlugen und parierten. Von der Ehrentribüne Korodraims aus, waren sie nicht mehr als winzige Gestalten in der Mitte der kreisrunden Sandarena, umgeben von hohen, steinernen Tribünen. Zwischen den roten Wandvorhängen saßen der König und sein Gefolge.
Neben dem bärtigen, kräftigen König, der ein prächtiges Gewand, aber keine Krone trug, saß ein schlanker Mann mit struppigem Bart, gekleidet in eine Rüstung. Er hieß Larn und der Adel an der Burg fragte sich seit Wochen, wie er es geschafft hatte, vom Ausgestoßenen, Kriminellen zum Vertrauten des Königs zu werden.
"Bist du dir der Notwendigkeit sicher, Larn?", fragte der König gerade, während er Weinbeeren von einer Traube pflückte und einzeln aß.
"Absolut. Die Armeen werden kommen und Dreitan angreifen. Und wenn Dreitan nicht stark genug ist, weil sie ungeeint sind, was dann? Womöglich Korodraim? Es wäre reiner Selbstschutz. Zudem wird unsere Armee schlaff und aufmüpfig. Ein Krieg würde sie stählen."
Der König lachte und schlug Larn auf den Rücken: "Mein Junge, mein Junge. Ein Krieg würde sie stählen. Ich war ein Krieger in meiner Jugend, ich meine, ich war in einem Krieg. Der Krieg stählt, der Krieg verändert dich. Aber was du sagst, klingt vernünftig. Für unsere Ehre. Aber was hat Dreitan mit uns zu tun? Sie handeln mit uns, schön, aber unser Hauptabsatzmarkt ist immernoch Extramas! Wieso sollten wir uns nicht mit der Armee verbünden und uns gegen Dreitan wenden?"
Larn überlegte. Das Wesen sprach durch ihn, wie immer in letzter Zeit. Wie sonst hätte er sich aus allem herausreden sollen und in die Gunst des Königs gelangen sollen?
"Weil ihr euer Reich in den Nordosten vergrößern könntet. Fordert das Gebiet bis zum Gebirge, wenn ihr ihnen helft. Oder Reichtümner. Nein, der wahre Grund ist ein ganz anderer."
Die johlende Menge übertönte ihn kurz mit einem Aufschrei, als Korodraims Krieger stürzte. Aber er stand wieder auf und kämpfte weiter.
Die Mittagshitze flirrte in der Arena.
"Die Zwergenarmee aus dem Osten ist nur der Anfang einer größeren Unruhe. Der Krieg bei der Nachtzinne und Gevira war ebenfalls nur ein Vorbote, egal, wie gewaltig er war. Wenn wir jetzt nicht schnell genug reagieren und die Armee besiegen, wird weitaus Schlimmeres auf uns zukommen."
"Und woher, mein Junge, willst du das wissen?"
Der König schaute ihn kurz gütig an und blickte dann wieder hinab in die Arena, sich am Schauspiel labend.
"Weil", antwortete Larn, "die Mächte es mir gezeigt haben. Wenn ihr wollt, könnt ihr noch heute Nacht mit eigenen Augen sehen, was ich meine."
Der König sah ihn an. "Du sprichst mysteriös. Aber gut. Nach dem Fest heute Abend werden wir uns zusammen in meine Gemächer zurückziehen und ihr zeigt mir den Grund, weshalb ich so viel riskieren soll."
Er rief kurz: "Jah!", als der Krieger Extramas blutend zu Boden stürzte.
Unten in der Arena lief alles auf einen Moment zu. Über ihnen ragten die Tribünen auf, mit violetten und roten Zeltplanendächern.
Der Krieger ihm Gegenüber lag auf dem Boden. Röchelnd. Er hatte ihn an der Schulter getroffen und seine Kehle angeschlitzt.
Trommeln wirbelten immer schneller.
Er ging auf ihn zu und hob das Schwert. Die Menge war außer sich und ein Lärm toste über die Arena hinweg.
Er sah, dass sein Kontrahent tödlich verwundet war. Die Regeln wollten es, dass er ihm den Ehrentod erwies.
Er hob die Klinge bis über seinen Kopf, verharrte kurz im Siegesjubel und ließ sie dann hinunterfahren.
Die Trommeln verstummten.
Dann drehte er sich um, hob die Arme und empfing die jubelnden Rufe des Volkes.
Er war der Sieger. Er hatte Land, Familie und Ehre verteidigt!


And he wondered...how can I protect something so perfect without evil?

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#2

RE: Korodraim

in Dreitan - das Spiel 02.10.2013 17:53
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

Ende März

Innerhalb kürzester Zeit war die Armee mobilisiert worden. Zum Ersten Mal seit mehreren Jahrzehnten rückten Truppen aus Korodraim aus.
Der König hatte das Ganze relativ schnell mit den Fürsten und dem Hohen Rat abgesprochen, bis die Mobilisierung selbst auf kommunaler Ebene organisiert werden konnte.
Es hieß, einer der ehemaligen Soldaten Korodraims sei zu einem Oberfeldwebel ernannt worden, ohne die nötige militärische Laufbahn begangen zu haben. Er sei der Grund für die Mobilisierung. Wie auch immer.
Bereits Ende März stand die Vorhut bereit. Sie bestand aus zwei Bataillonen mit jeweils eintausend Soldaten. Zum Einen die Erste Legion Korodraims, eintausend Elite-Soldaten, die alle uniform in Reih und Glied standen. Ihre silbern glänzenden Rüstungen bestanden aus sich überlappenden, schmalen Platten, sodass ihr Oberkörper aussah, wie von metallenen Fassdauben umhüllt. Die Helme liefen nach oben hin spitz zu und die Arm- und Beinschienen bedeckten die Gliedmaßen. Selbst die Stifel waren metallverstärkt.
Jeder Soldat trug einen breiten, viereckigen Schild, in der Hand einen Speer und ein robustes, einfaches Schwert am Gürtel.
Sie waren gut ausgebildete Krieger und hielten immer zusammen. Gegen jeden Gegner hatten sie eine Formation geübt.
Und sie unterstanden dem berühmten Kriegslord Leeth Racondar II.
Der zweite Teil der Vorhut bestand aus den Erzkriegern, einer Art Söldnertruppe der Armee. Wie die tausend Männer kreuz und quer neben der Ersten Legion standen, war schon ein Anblick wert. Neben den bewegungslos ausharrenden, in Reih- und Glied stehenden uniformen Kriegern, verlagerten die Erkrieger ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, liefen herum, redeten, lachten und polierten ihre Waffen. Jeder Krieger war anders ausgerüstet, da keiner eine Rüstung der königlichen Armee trug. Sie kämpten mit Schwertern, Äxten, Bögen, Säbeln, Speeren, Lanzen, Hellebarden, Doppelklingenstäben, Stachelkeulen, Morgensternen, Zweihandschwertern, Armbrüsten, Wurfdolchen, stachelbewehrten Rüstungsteilen an den Armen oder anderen, merkwürdig geformten anderen Waffen.
Einen Oberbefehlshaber schien es nicht zu geben, wenngleich er vorhanden sein musste. Wer auch immer es war, musste ein göttlicher Krieger sein. Zu den Erzkriegern gehörten nur die besten Kämpfer, auch wenn sie nicht so wirkten. Sie waren kampferprobte, wilde Angreifer, die ihre Waffen beherrschten.
Und den höchsten Rang, noch über dem Hauptmann der Erzkrieger und Leeth, stand ein Mann namens Larn.
Keiner wusste, wie er es geschafft hatte, so hoch zu steigen in der Karriereleiter Korodraims, aber er schien zu wissen, was er tat.
Er stand da, unter der heißen Sonne des Südens und wartete, bis alle bereit waren zum Aufbruch.
Die Logistik war durchorganisiert, Verpflegung zu beschaffen für zweitausend Mann war schwierig, aber nicht unmöglich, zumal jeder Krieger sein Gepäck mit Proviant für die ersten zwei Wochen selber trug.
Sie würden mehrere Wochen brauchen, um Dreitan zu erreichen, aber sie würden sich nicht aufhalten lassen.


And he wondered...how can I protect something so perfect without evil?

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