Ort: Heideland westlich des Waldes westlich von Ladril
Zeit: Die letzten Dezembertage 307

Zarkun hatte einen Auftrag von den Magiern erhalten, reine Routine. Es ging um das gesamte Land südlich von Ladril und war größtenteils Spionagearbeit. Er war einer der Hauptspione des Zirkels.
Seine hell leuchtenden Augen starrten von seinem Felsvorsprung in die Ebene hinab.
Niemand konnte sich ihm einfach nähern. Niemand konnte ihn besiegen!

Livaleth kam zur Passage, dem Ort westlich des Spiegelsees, an dem der Wald nahezu bis ans Gebirge reichte. Bald würden sie das Heideland erreicht haben, wo Shagan hinwollte.
Sie mochte den Feuerdämonen. Sie, als Mensch, kam aus Ravi und stand seit jeher im Dienste der Magier. Wegen ihrem Vater.
Es war recht unterhaltsam im eigenen Kopf mit den beiden Dämonen reden zu können, mit denen es wirklich nie langweilig wurde.
Da war Neshatar, der vernünftig, ruhig, besonnen, loyal und sarkastisch war.
Dann Shagan, der eine Mischung aus verrückt, lustig, durchgeknallt und zielstrebig war.
Und sie. Sie passte charakterlich wenig zu den meisten Magiern und hatte zu vielen auch keinen Kontakt. Ihr Vater hatte sie als zu lieb für schwarze Magie bezeichnet und sie vor seinem Tod schützen wollen. Aber die Magier hatten sie gekriegt, zu denen er gehört hatte. Nun arbeitete sie für diese und bekam dafür etwas anderes.
Sie war noch jung und hatte wenig Kampferfahrung, aber sie trainierte ihre Fähigkeiten fleißig und würde vielleicht ihre Kindheit noch damit retten können. Daran dachte sie immer, aber der Zeitpunkt war noch nicht gekommen.
"Lange kann es nichtmehr dauern", sagte Shagan. "Aber wir werden zusammenarbeiten müssen!"

Zarkun erspähte tief unten eine näherkommende Gestalt, die rannte. Sie war noch weit entfernt, aber rannte immer weiter. Na, wenn das nicht Livaleth, die kleine Botin war. Was wollte sie von ihm?
War Táront etwa schon gefunden worden?
Er würde sie hier oben erwarten.

"In Ordnung. Neshatar und ich haben gelernt, wie wir im Körper anderer Lebewesen kämpfen können, auch wenn wir das noch nie bei Menschen angewandt haben.
Du könntest dich für uns bewegen, Neshatar könnte durch dich seine Luftmagie benutzen, die ihm erhalten ist und ich könnte etwas Feuermagie dazu streuen!", sagte Shagan.
"Ja, aber Zarkun ist extrem stark, er beherrscht alle Elemente und hat einen speziellen Körper", gab Neshatar zu bedenken. "Wenn er uns besiegt, ist es für uns ein für allemal aus."
"Außerdem", sagte Livaleth, "ist er sehr wichtig für die Magier, sie werden das niemals dulden. Vor allem nicht, weil es nur wegen eurer alten Feindschaft ist!"
"Ich will aber seinen Körper und keinen anderen!", quengelte Shagan. Er stellte es sich auf eine finstere Art lustig vor in Zarkuns Körper wiederzukehren als Rächer.
Livaleth antwortete: "Ist ja eure Sache, ihr kriegt den Ärger, ich transportier euch ja nur und helfe euch. Erklär du es dem Magierrat."
Sie näherten sich bereits dem Felsen, auf dem Zarkun stand.
Die Magier ließen Shagan und Neshatar zwar viel Freiraum, sie brauchten sie noch, aber würden sie das mit Zarkun dulden? Ihrem besten Spion und Auftragskiller, einem mächtigen Magier in ihrer Streitmacht?

"Was gibt's, Liva?" empfang sie Zarkun mit wie meistens emotionslosem Gesicht."
Er fragte sich, was zur Hölle sie hier tat.

"Jetzt müssen wir lügen", stellte Neshatar fest.
"Es geht um deinen Auftrag hier. Es ist etwas zwischengefallen, was ihn wohl verändern wird!", entgegnete Livaleth.
"Und das wäre?", fragte Zarkun zurück.
"Jetzt", sagte Shagan.
Er und Neshatar hielten sich bereit, jeder von ihnen hatte sich mit einer von Livaleths Händen verbunden. Livaleth erlaubte es ihnen, diese zu kontrollieren, während sie den Rest ihres Körpers bewegte.
Es konnte losgehn.

Aus der einen Hand kam eine starke Druckwelle, aus der anderen Dämonenfeuer, zusammen ergab das eine brennend heiße Feuerwand, die mit starker Wucht Zarkun traf.
Oder hätte treffen sollen. Er konnte sich gerade noch nach hinten fallen lassen, sodass nur ein Teil der Luftwand ihn traf, aber den Rest ließ sein magischer Schutz über ihn hinweggleiten. Schlau, es bedarf nicht so viel Kraft die Luft aerodynamisch abzulenken.
Aber Zarkun hatte nicht genug Zeit mehr zu tun. Eine schnelle Serie unsichtbarer Luftmesser flog auf ihn zu, während um ihn herum ein brennender Kreis entstand.
Neshatar hatte diesen Kreis gebildet und Shagan hatte ihn angezündet. Perfekte Teamarbeit.
Doch Zarkun beschwor vor sich eine Wand aus nasser Erde und die Luft richtete nichts aus.
Verdammt, niemand konnte so schnell Elemente steigen lassen. Zarkun war außergewöhnlich stark.
Der Überraschungsangriff war misslungen.

Zarkun war verwirrt, aber das ließ ihn nicht langsamer reagieren. Zu viele Kämpfe hatte er schon erlebt.
Woher konnte Livaleth diese Magie anwenden und wieso kämpfte sie gegen ihn? Dumme Kanalratte, er würde sie schnell erledigt haben.
Er hatte sehr viel Kraft für die Abwehr eben verbraucht, aber dennoch schaffte er es einen Erdball aufsteigen zu lassen, ihn zu verhärten und erhitzen zu lassen.
Und das alles mit seiner simplen, aber starken Elementenmagie. Erde um den Ball zu formen, Wasser um ihn zu verdichten, Luft um ihn zu verhärten und Feuer um ihn zu erhitzen.
Dann schleuderte er ihn gegen Livaleth. Das ganze hatte nur zwei Sekunden gedauert.

"Neshatar, bau eine Luftmauer!"
Dieser konnte gerade noch schnell genug eine Luftmauer aufbauen, die die Geschwindigkeit der Kugel drastisch reduzierte. Livaleth sprang zur Seite, doch der Erdball traf sie noch an der Hüfte und schlug sie zu Boden. Sie schrie.
"Verdammt!", fluchte Shagan und beschwor eine Feuerschlange, die aus Livaleths Hand kroch.
Jetzt wollte er mal sehen, ob Zarkun die Feuerbeschwörungen seiner Heimat noch kannte.

Die Feuerschlange flog auf Zarkun zu, aber dieser lachte plötzlich! Sie verdampfte in einer Wasserwand, die vor ihm aufragte.
Normales Wasser konnte sie nicht löschen, das war magisches Wasser. Na, super!

Zarkun musste lachen. Ihm war klar geworden, wer da gegen ihn kämpfte. Er kannte die grundlegende und fortgeschrittene Feuermagie der Feuerdämonen. Nur die höchsten Künste der alten Magier hatte er nicht gelernt.
Shagan hingegen konnte außer den Grundlagen die er erlernt hatte nur ein paar Tricks, mehr nicht. Er war kein Magier...jedenfalls früher nicht und mittlerweile war er mit Sicherheit auch nicht mehr als ein Laie, der etwas Magie beigebracht bekommen hatte. Aber nur magische Tricks und Angriffe, nicht die Magie selbst. So konnte er gegen ihn nichts ausrichten.
"Und jetzt", rief er, "werdet ihr mein Erdgrab kennenlernen.
Er hoffte nur, dass außer Neshatar, Shagan und Livaleth niemand von den Magiern mitkämpte.

Das sah gar nicht gut aus! Livaleth hatte eine üble Prellung an der Hüfte und konnte nichtmehr so gut springen und Shagans Magie brachte nichts. Physisch konnte er nicht angreifen und seine Spezialaisrüstung hatte er nicht dabei, da er keinen Körper hatte.
Jetzt konnte nur noch Neshatar etwas unternehmen. Er formte hunderte kleiner Luftstacheln in der Luft vor ihm, während Zarkun noch sprach.
Jetzt musste er sich konzentrieren!

Die Erde hob sich bereits um Neshatar, als er die Luftstacheln losschickte. Er wandte seine ganze Konzentration auf um sie verschieden zu steuern.
Den größten Teil schickte er gerade auf Zarkun los, er konnte nicht alle steuern, aber einige schickte er links, rechts und oben an ihm vorbei.
Wie erwartet blockierte Zarkun mit einer Erdmauer die Luftstacheln, doch einige konnten an ihr vorbeifliegen.
Dann ließ Neshatar sie von hinten und von den Seiten gegen Zarkun fliegen.
Gleichzeitig bildete er eine stabile defensive Luftkugel um Livaleth, die nach oben eine Säule besaß, die in den Himmel ragte, damit sie genug Luft bekamen, wenn sich das Erdgrab schloss.

Mit letzter Anstrengung wehte er die Luftstacheln weg. Auch er konnte Luft manipulieren, wenn auch bei weitem nicht so stark wie Neshatar, dem diese Kunst angeboren war.
Doch plötzlich kamen auch von oben welche auf ihn herabgeschossen, während einige, die er weggeweht hatten Kurven beschrieben und auf ihn zurücklenken.
Er sprang zur Seite und ließ vor sich einen Schild aus Schlamm entstehen, den er explodieren ließ. Immer, wenn dieser Schlamm einen Luftstachel trafen, würde er ihn einschließen und verhärten.
Durch diese Explosion flog er nach hinten weg.
Dann spürte er Schmerzen in seinem Rücken.

Er hatte es geschafft. Die letzten drei seiner weit über hundert Luftstacheln hatte er insgeheim weit hinter Zarkun hergelenkt, sodass sie nicht dessen Aufmerksamkeit erlangten.
Diese hatten ihn schließlich im Rücken getroffen. Er hatte sie extra schwach gemacht, damit Zarkun sie nicht so leicht erkennen konnte. Sie waren unsichtbar, besaßen aber eine leichte magische Aura. Diese hatte er nie ganz wegbekommen.

Er stürzte zu Boden und schnappte nach Luft. Er schien nicht ernsthaft verletzt worden zu sein, aber er war getroffen und die Wunden schmerzten.

Neshatar ließ das Erdgrab explodieren. Die Erdbrocken flogen weg, angetrieben vom Druck der Luftexplosion. Dann fiel Neshatars Geist in Ohnmacht.

"Okay, jetzt sind nur noch wir zwei da, kannst du noch kämpfen?", fragte Shagan.
"Vergiss es", antwortete Livaleth, "ich hab nur einen langen Dolch, mehr nicht und Zarkun ist ein erstklassiger Kampfmagier."
"Der aber von Erdbrocken begraben sein dürfte."
Die letzten Erdklumpen fielen zu Boden, während Livaleth dorthin sprang, wo Zarkun noch eben gestanden hatte.

Er hatte kurz die Augen vor Schmerz geschlossen und dann die Luftstacheln aufgelöst, als er die Explosion hörte. Als er die Augen öffnete, war es bereits zu spät. Er hechtete zur Seite, aber ihn trafen trotzdem einige. Er konnte viele noch magisch abwehren, aber ein großer traf ihn am Kopf.
Er schrie auf vor Schmerz und stürzte, war aber noch bei Bewusstsein. Dann regneten viele kleinere Brocken auf ihn herab.
Er schaffte es gerade noch eine Erdwand über sich zu erheben, dann brach er zusammen. Er spürte nur Schmerzen und sah nur Schwärze, war aber nicht ohnmächtig.