Am nächsten Morgen war Rowenia wieder früh auf den Beinen, ihr Mann schlief noch tief und fest. Sie wollte ihn nicht wecken, deckte ihn besser zu und hinterließ ihm eine Nachricht neben der Wasserschale auf dem Tisch, dass sie mit den Nomadinen zur Jagd gegangen war und wahrscheinlich erst zum Mittag zurück sein würde.
Sie war ein wenig aufgeregt und einiges heiterer, als sonst. Den Bogen hatte sie dabei und für alle Fälle auch ihre Armbrust. Eine der Frauen reichte ihr noch einen vollen Köcher, den sie dankend entgegen nahm und sie schwangen sich in die Sättel und ritten los.

Die Frauen des Stammes stellten sich als sehr gute Jägerinen heraus. Sie konnten Spuren unerwartet genau lesen und waren mit Pfeil und Bogen so sicher, dass Rowenia sich ziemlich untalentiert vorkam, auch mit der Armbrust. Aber die Frauen zeigten Geduld und auch die in ihrem Alter, die einiges geschickter waren als sie, halfen eher geduldig, als dass sie sich über sie beklagten oder sie als Bürde ansahen. Sie freuten sich sogar darüber ihr etwas beibringen zu können.
Als sie zurück kamen, war es bereits Mittag und die junge Countess half beim Häuten und Ausnehmen der Tiere, bevor sie ein Bad geniessen durfte.
Zuerst fühlte sie sich etwas ausgestellt, draussen im Zuber hinter dem Zelt, auch wenn das Gras und der hohe Sichtschutz sogar einem Reiter im Sattel die Sicht versperrten. Aber nach einigen Minuten im angenehm kühlen Nass entspannte sie sich, wusch ihr Haar und schrubbte sich gründlich ab, bevor sie sich ankleidete, das noch feuchte Haar in ein Tuch band und zum Zelt ging, das sie sich mit Numair teilte.
Ihre Jagdtracht hatte sie gegen ein luftiges Kleid getauscht, dass der Reiterstamm ihr geschenkt hatte und war froh darum, denn der Tag war äußerst heiss und die Sonne schien erbarmungslos auf das Land hinab.
Den Earl fand sie noch schlafend vor und musste schmunzeln, als sie sah, wie er in die Decke verheddert auf den Fellen lag.
Leise, um ihn nicht zu wecken, suchte sie ihren Kamm hervor und löste die Knöpfe aus jeder einzelnen Strähne, bevor sie sich daran machte sich einige Zöpfe zu flechten, um ihre Mähne zu bändigen.
Nach getaner Arbeit, bat man sie zum Essen, welches in wenigen Minuten fertig sein würde und sie setzte sich neben ihren Ehemann, um ihn mit einer Fasanenfeder zu wecken, die sie ihm über das Gesicht tanzen liess.

Er.öffnete ein rot geädertes Auge und blickte sie an, bevor er sich stöhnend zur Seite drehte. ''Bei den Göttern, Weib! Lass deinen sterbenden Mann in ruhe.'', jammerte er.

Sie lachte leise. "Es ist Mittag", meinte sie. "Das Essen ist bald fertig... Komm, starker Krieger, du hast nen Hünen besiegt, da wird dir nicht etwas Ziegenmilch das Leben nehmen." Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Schläfe und drückte seine Schulter. "Aber wenn du schlafen willst, dann schlaf, ich bring dir später was."

''Ich jammere nur. Hör einfach nicht auf mich.'', brummte er. ''Aber glaub mir, du würdest es auch nicut geniessen dieses Zeug zu trinken.'' Taumelnd kam er auf die Füsse u d spülte sich den Mund aus. Bevor er sich anzog und Rowenia nach draussen folgte. ''War die sonne schon immer so hell?'', meinte er brummmig als er ihr über die Wiese nachlief.

Sie schmunzelte. "Mittags schon, glaube ich zu mindest, Mylord", antwortete sie und er sah sie grimmig an, was sie nur mit einem bezaubern Lächeln erwiderte.
Sie setzten sich zu den Leuten, die in einem Kreis um eine Feuerstelle sassen und man reichte ihnen je eine Schüssel und etwas Fladenbrot.
Der Stammesführer sah nicht viel frischer aus, als Numair und Rowenia fragte sich, wie viel sie bloß getrunken hatten und wieso. Sie sprach die Frage aber nicht aus.

''Ich frage mich wer diese Tradition bloss gegründet hat, das man das Zeug bei den Verhandlungen trinken muss.'' Numair schaute auf das Essen in dem Teller vor ihm und begann dann zu essen. Irgendwann würde es schon besser werden.

"Ist alte Tradition", meinte ein junger Mann, der Sohn des Stammesführers. "Zeigt Wille von Mann."
Rowenia ass schweigend und lauschte hie und da interessiert. Sie musste sich eingestehen, dass die Hasen und der Vogel, die sie gefangen hatten vorzüglich als Braten mit Knolleneintopf schmeckten. Oder vielleicht hatte sie auch einfach nur Hunger.

''Nun ich hoffe ich konnte meinen Willen ausreichend unter Beweis stellen. Euer Vater scheint jedenfalls genauso unter den Nachwirkungen zu leiden wie ich.'', meinte er mit einem kleinen Grinsen.

"Vater starken Willen, schwachen Magen", grinste der Junge breit und fing sich einen Klaps gegen den Hinterkopf vom Vater ein.