Jahr 306

Lange sitzt Runa-Eyla auf ihrem Lieblingsbaum, etwas abseits der Stadt Ladril, und sieht auf den See. Er schimmert silbern und erinnert sie an ihre Kindheit in der Wildnis. Sie ist gerne hier draußen, denn in der Stadt fühlt sie sich nicht wohl.
Plötzlich spürt sie Earens Anwesenheit, da die beiden sher eng miteinander verbunden sind, nachdem Earen ihr das Leben gerettet hatte. Sie springt vom Baum herunter und sieht den wunderschönen Hengst aus ihren dunklen, brauen Augen an. Er ist ihr ein und alles. Sie hat kaum Freunde und keine Familie, nur Earen. Zusammen mit ihm geht sie zurück in Richtung der glänzenden Stadt.

Er sog den Duft des Windes ein. Ganz klar...da war das Pferd. Und jetzt konnte er zwischen den Blättern des ausladenden Busches hindurch auch den weißen Hengst erkennen, der Richtung stadt ging. Doch nicht allein...diese Elfe war natürlich bei ihm, wie fast immer.
Er gab ein missmutiges Knurren von sich, aber andererseits sollte das kein Problem darstellen. Die Zeit war noch nicht gekommen. Vorerst musste er nur beobachten und abwarten.
Auch wenn er lieber in seiner Heimat verweilen würde, war es dennoch besser als bei ihm zu sein...
Ihn fröstelte es. Er kroch langsam rückwärts aus seinem schützenden Versteck hervor und wanderte gemächlich zurück zu seinem kleinen Lager etwas abseits der Stadt. Dabei bewunderte er das Farbspiel von Licht und Schatten, dass in der Abenddämmerung die Landschaft belebte.

Ladril brennt im Abendlicht. Überall spiegelt sich das rote Licht der untergehenden Sonne. Es ist eine wunderschöne Stadt, dachte Runa-Eyla. Sie geht zu ihrem Haus, von dort aus sieht sie den blutroten See. Wieso fühlt sie sich in dieser Stadt nicht heimisch? Jeder in ihrer Familie Familie hatte in dieser Stadt sein ganzes Leben verbracht. Sie ist erst seit ein paar Tagen in Ladril. Seit dem "Vorfall" hatte sie nicht mehr gesprochen, mit niemandem.

Das Lagerfeuer knisterte und er genoss den Duft des Rauches. Langsam bemerkte er auch wie dumm es war dass er zu faul gewesen war um zu jagen. Von diesen beiden Fröschen würde er nie satt werden...
Er dachte zurück an seine Jugend im Dorf. An die angenehme Hitze der Sonne, den Sand...und später den Krieg. Alles hatte sich verändert, er wusste nicht wo seine Freunde von früher nun waren...Nostalgie erfüllte ihn, aber nicht so stark wiefrüher. Auch sein Zorn und seine Entschlossenheit waren weniger geworden...er wusste nicht ob er die Organisation hassen oder mögen sollte. Warum saß er jetzt überhaupt hier? Warum kümmerte er sich nicht um sein eigenes Leben?

Sie schlief nicht. Wie jede Nacht. Sie konnte nicht schlafen, seit sie hier war. Ladril war eine wunderschöne Stadt, doch sie beunruhigte sie. Sie drehte sich in ihrem Bett herum und sah zum Fenster raus. Dunkelheit. Lange starrte sie den Nachthimmel an, dann stand sie auf. Sie ging ans Fenster und sah auf den See, der nun die Sterne und den Mond spiegelte. Sie mochte den See. Sie drehte sich herum und sah auf ihr Bett. Sie würde heute keinen Schlaf finden, dass wusste sie. Sie ging hinaus. Ihre nackten Füße spürten die kalten Steine. Ein unbeschreibliches Gefühl von neuem Leben kam in ihr auf. Sie stand lange einfach so im Mondlicht, dann kam Earen. Seite an Seite gingen sie durch die dunkle, leere Stadt. Earen führte sie, sie wusste nicht wohin. Irgendwann schlief sie ein.

Er wusste nicht warum, doch er fand keinen Schlaf.
War es die Kälte? Seine aufgewühlten Gedanken? Er sah auf...das Feuer war heruntergebrannt...es wäre das beste einfach so lange liegen zu bleiben bis er einschlief, doch er konnte nicht. Er musste einfach aufstehen und Richtung Ladril laufen!
Keiner würde sein Lager finden, da war er sich sicher, also konnte er ruhig alles dort lassen. Durch die Dunkelheit ging er, sah den Zauber der Nacht, doch es war keine dieser schönen Nächte wie er sie kannte. Die Bäume ließen alles bedrohlich aussehen...diese Art der Dunkelheit mochte er nicht. Immer weiter lief er bis das Tor der Stadt zu sehen war. Was tat er hier überhaupt?!

Ein leises Rascheln lies sie aufwachen. Ihre scharfen Ohren lauschten in die Dunkelheit. Es Raschelte wieder. Sehr leise. Earen lag nebem ihr. Er atmete leise, dass beruhigte sie. Auch er lauschte. Sie wollte sich nicht umsehen, sie wollte nicht wissen wo sie war. Es war so schön. Sie lauschten weiter in den schwarzen Wald.

Er schob das Blätterwerk beiseite...ohne Zweifel, da lag sie neben dem Pferd. Doch er sah in der Dunkelheit dass sie wach waren...er konnte so etwas erkennen. Er würde am besten warten bis sie wieder einschliefen. Vielleicht konnte er sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen...aber das würde er nicht wollen. Er war in einer Zwickmühle...einer Zwickmühle seines eigenen Ichs...er würde zuerst abwarten...so leise er konnte zog er sich etwas zurück, den vermutlich ausgezeichneten Gehörsinn der Elfen verfluchend...da fiel ihm ein...er musste zuerst zurück zum Lager, seine Werkzeuge waren noch dort...verdammt!
Was sollte er machen? Den Auftrag musste er ausführen, wollte er nicht sterben...aber er würde keine Ruhe finden wenn er einfach alles nach Plan laufen ließe.

Edit: ü

Das Rascheln wurde leise, hörte aber nciht ganz auf. Von ihrer Neugier getrieben setzte Runa sich auf. Sie sah zum Himmel, zu den Sternen. Die kühle Nacht gab ihr ein Gefühl von Freiheit und Leben. Sie war im Wald nicht sehr weit weg von der Stadt. Earen lauschte immer noch in den Wald, er war vollkommen reglos. Es war stockfinster, doch ihre guten Augen sahen jedes Detail. Sie sah nicht in richtung des Raschelns, war aber auf alles gefasst.