Sie folgte ihm durch seine Vergangenheit und sagte nichts darauf, weder Urteil noch gemeinsame Erinnerung.

Sie zögerte erneut, doch dann zeigte sie ihm einige Erinnerungen. Wie sie durch die Welt gezogen war auf der Suche nach Abenteuer, vor dem Krieg. Die Länder des Ostens. Reiche, die aufgeblüht waren und wieder zugrunde gegangen. Der Wunsch nach Rache, den sie irgendwann aufgab. Den Schwarzen Berg, als er noch jung war. Die Jahrhunderte, die verstrichen in dunklen Mauern und Wäldern, fast unbemerkt vorübergingen, nur die Gesichter ihrer Anhänger änderten sich dann und wann. "Vermisst du es nicht manchmal?", fragte sie leise. "Deinen alten Körper?"

Sie sah ihm schweigend in die Augen. Dann zeigte sie es ihm. Wie sie ihn zerstört hatten. Wie sie zurückgekehrt war und es begriff. Zwischen ihren eigenen, verbrannten Rippen stehend. Sie lächelte bitter. "Ich werde nicht wieder fliegen."

Sie drückte ihn auf Armeslänge von sich. "Das kannst du nicht. Selbst wenn du es wolltest. Es steht nicht in deiner Macht."

Sie seufzte und liess sich wieder auf den Stein sinken. "Ich bin geflogen", sagte sie. Sie zeigte ihm die Wesen, die sie geschaffen hatten, um sie über den Himmel zu tragen, Wesen aus Stein und Eisen und Nachtschwarzer Magie. "Es ist nicht dasselbe. Einst war ich zornig. Einst wollte ich zurück nach Drakhard, um es brennen zu sehen. Aber nach all der Zeit..." Sie zögerte. "Irgendwann versickert alles. Irgendwann spielt alles keine Rolle mehr. Irgendwann bleibt nur der Wunsch, endlich nach Hause zurückzukehren." Sie blickte nach Westen. "Nur dass es kein Zuhause mehr ist. Ich habe eine neue Heimat, eine, die ich mir erschaffen habe, die vor meinen Augen geboren wurde. Aber..." Anstatt es ihm zu beschreiben, sandte sie ihm den Hauch eines Gefühls. Kalte, schwarze Korridore. Sie mochte die Stille, die Abgeschiedenheit. Aber in manchen Nächten irrte sie durch die Gänge. Auf der Suche nach etwas, was dort nicht zu finden war.