"Oh doch!", meinte Zetela und ass seelenruhig weiter.
"Aber Mamiii", flehte Azali verzweifelt. "Bitte, ich hab versprochen..."
"Du hast einen halben Tag Schule und den anderen halben Tag frei", meinte Zetela streng. "Aber da du deine Freizeit offenbar lieber heute morgen hattest, wirst du mir jetzt helfen, so ist das!"
"Aber... aber..." Azali war nahe daran in Tränen auszubrechen. "Ich hab Arkish versprochen..."
"Ist mir egal!", sagte Zetela.
"Mami, es tut mir leid!", winselte Azali. "Ich war doch nur wegen ihm nicht in der Schule, und... bitte!" Sie schluchzte fast.
Zetela wusste nicht recht, ob sie jetzt die Stirn runzeln sollte, oder ein bisschen Verständnis zeigen. "Was ist denn mit Arkish?"
Azali verstummte und starrte einen Moment lang auf die Tischplatte vor sich. Dann sagte sie leise: "Sie... sein Paps... naja... sein Paps ist tot und ich wollte nicht, dass er alleine um ihn heulen muss, weil..." Ihre Stimme wurde zu einem Murmeln.
Zetela stand auf, trat zu ihr und nahm sie in die Arme. "Sag das doch gleich, Kleines", meinte sie entschuldigend, während sie sich zu ihr auf die Bank setzte.
Azali murmelte etwas unverständliches und lehnte sich an sie.
"Tut mir leid, dass ich dich so angefahren hab", meinte Zetela. "Wo ist dein Freund denn jetzt?"
"Unten am Hafen", antwortete Azali. "Ich hab ihm versprochen, dass ich nach dem Essen wieder zurück komm und..."
"Ist ok", meinte Zetela und strich ihr über den Kopf. "Sag ihm, wenn er mag und einen ruhigen Ort braucht, kann er auch herkommen."
Azali nickte, dann fragte sie kleinlaut: "Dann kann ich wieder gehen?"
Zetela nickte. "Unter einer Bedingung: du bist wieder da, wenn es dunkel ist. Klar?"
Azali nickte und sprang auf.
"Und noch was!", meinte Zetela, wieder im strengen Tonfall. "Dass eines klar ist: falls ich herausbekommen sollte, dass du dir das nur ausgedacht hast, um hier wegzukommen, dann kannst du was erleben, das du dir nichtmal vorstellen kannst. Haben wir uns verstanden?"
"Ich habs mir nicht ausgedacht!", sagte Azali entrüstet, schon an der Türe. "Du kannst jeden Fragen. Jeder weiss es. Die haben seinen Paps auf der Hauptstrasse abgeknallt, vor allen Leuten!"
Zetela dämmerte etwas. "Arkish... ist der Sohn von Shinken Varashez?"
"Jaah?", meinte Azali mit einer Mischung zwischen "Das-ist-doch-klar" und "Wieso-fragst-du-das-so-komisch?"-Tonfall.
Zetela tauschte einen Blick mit Niv aus.

Zetela wägte ab. Dann fuhr sie ihrer Tochter durchs Haar. "Wenn es dunkel ist, bist du zurück, versprochen? sonst komm ich dich suchen, und dann setzts was."
"Versprochen!", antwortete Azali.
Und weg war sie.
Zetela drehte sich zu Niv um. "Ich wusste gar nicht, dass der Bastard Kinder hat."

"Steckt seine Cousine auch mit in dem Geschäft drin?", fragte Zetela. "Oder wieso hat sie ihn abgeknallt?"

"Sie muss ziemlich mumm haben, ihn einfach so abzuknallen", meinte Zetela, während sie aufstand um nach der Marmelade zu sehen. "Ich glaube in ihrem Alter hätte ich mich nicht getraut, auf meinenCCousin zu zielen und einfach abzudrücken."