Die Westküste Dreitans, vom Nordwestlichen Hügeland bis zu den Sümpfen im Süden, ist eine schroffe, felsige Küste, durchsetzt von tiefen Buchten und Fjorden und vorgelagerten Inseln. Ein Kapitän, der ihr entlangsegelt, muss gute Karten haben und eine grosse Portion Mut. Er muss wissen, welche Städte er meiden muss, auf welche Inseln er niemals einen Fuss setzen darf, und welche Leuchtfeuer wirklich am richtigen Ort sind. Denn es gibt viele kleine Dörfer in versteckten Buchten an dieser Küste, und nicht wenige von ihnen leben von der Piraterie. Und was die offenen Weiten des Weissgischtmeeres betrifft, so sind die Piraten möglicherweise das kleinere Übel...

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Ende Juli 308, Mündung des Tsar
Der Schwarze Klabauter und seine Crew
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Meleth stand in der Takelage, als die Sonne aufging.
Sie hatte sich freiwillig für die Nachtwache gemeldet, obwohl sie nicht eingeteilt worden wäre und sie hatten immer mehr Segel setzen können, als der Ostwind aufgefrischt hatte, bis sie schnell über das schwarze Wasser dahinglitten. Irgendwann in der Nacht hatten leichte Wellen eingesetzt, eine weiche, flache Dünung. Der trockene Wind von den Ebenen hatte die Wolken zerrissen und nun war der Himmel sternenklar, während von Osten her das Morgenblau hinein kroch.
Meleth stand in der Takelage und vor ihr lag das Meer. Weit und dunkel und unfassbar blau breitete es sich vor ihr aus, während sie die letzten Felswände des Fjords passierten, wie ein Nadelöhr vor der Weite einer Kathedrale. Dann waren sie hindurch und zielten durch das Wasser hinaus ins Nichts, in diesen Ort, in dem der Horizont eine Linie war und der Boden eine sanft wogende Fläche aus tiefem blau, das seine Nuance mit jedem Augenblick zu verändern schien.
Das Gefühl war unglaublich. Meleth stand einfach nur da und starrte, spürte nicht mehr ihre Hand, die das Seil der Wante umklammerte, spürte nur noch den Wind in ihren Haaren und schmeckte das Salz in der Luft. Hinter ihr ging die Sonne auf und ihr Licht übergoss das Meer wie Gold.

"Viele Jahre", antwortete er. "Ich fuhr das erste Mal zur See, als ich noch ein kleiner Junge war. Sie hat mich nicht wieder losgelassen." Er dachte nach. "Fünfundzwanzig Jahre. Vielleicht dreissig. Ich weiss es nicht mehr so genau."

Er nickte. "Es gibt Instrumente, ihn zu messen. Auf offener See misst man auch die Geschwindigkeit des Schiffes. Aber nichts ist so sicher wie eine Küste, die man kennt."

"Wenn der Wind hält wie jetzt, sind wir noch vor dem Abend in Port Asari", antwortete Ismir. Er drehte langsam das Steuer, um den Kurs in Richtung Süden zu ändern.

"Port Asari ist eine kleine Handelsstadt", sagte Ismir. "Etwas kleiner als Lessa. Die Piraten legen gerne dort an, weil es in einer ruhigen Bucht liegt und sehr tolerant ist gegenüber allen Arten von Seefahrern. Wie lange wir dort bleiben, hängt vom Captain ab. Respektive davon, ob er dort findet, was er sucht."