RE: Irian Shada und die Grüne See
in Dreitan - das Spiel 27.09.2015 23:01von Ro Raven •

Man brachte sie durch viele Korridore und Türen in einen Seitentrakt des Harems und quartierte Reina in einem Zimmer mit zwei anderen Frauen ein, während Ismir bei den Dienern einquartiert wurde. Der Sultan schien sich nicht sonderlich für sein neues Geschenk zu interessieren, denn er wünschte sie nicht zu sehen, weder an diesem Abend noch den folgenden. Reina stellte fest, dass sie sich innerhalb des Harems frei bewegen konnte, und auch zu gewissen Bereichen ausserhalb Zugang hatte, aber ihr entging nicht, dass sie immer beobachtet wurde. Was ihre Aufgabe nicht unbedingt vereinfachte.
Ariak und Saki segelten nach Süden. Eine Weile lang folgte ihnen eines der leichten Schiffe aus Salaïwars Flotte, um sie aus den Gewässern der Stadt zu eskortieren, aber nach einer Stunde drehte es ab und hielt westwärts, während das Piratenschiff weiter südlich hielt. Die Sturmsänger erwartete sie bereits. Saki fuhr längs auf, man vertäute die Schiffe und der Klabauter kam herüber, worauf man sich zur Besprechung in die Kapitänskajüte zurückzog. Saki berichtete, was der Sultan gasagt hatte und der Klabauter nickte langsam. Dann sah er Ariak an. "Hast du die Strömungen aufgezeichnet?"
Ariak zog die Karte hervor, die er skizziert hatte, und erklärte sie mit knappen Worten. Der Klabauter betrachtete und steckte sie ein.
"Was jetzt?", fragte Saki.
"Wir geben Reina etwas Zeit ihr Spiel zu spielen", antwortete der Klabauter. Und ich spiele solange meins. Er breitete seinerseits die Karte der Bucht der Sterne auf dem Tisch aus. "Wir ihr wisst, liegt hier die Kriegsflotte von Irian. Gemäss meinen Informationen habe sie beträchtlich aufgerüstet, seit ich das letzte Mal mit ihnen zu tun hatte, was heisst, dass wir keine Chance gegen sie haben. Der Notfallplan ist, weg zu sein, bevor der Alarm sie erreicht, aber ich würde es vorziehen, sie wären erst gar nicht da, wenn wir angreifen." Er zog eine zweite Karte hervor. "Mir ist zu Ohren gekommen, dass Salaïwar in den letzten Jahren beträchtliche Probleme hatte mit einer Gruppe Küstenpiraten in dieser Gegend." Er deutete auf den südlichen Teil des Inselschweifs, der sich von der Bucht der Sterne her der Küste entlang zog. "Sie verstehen sich anscheinend nicht als Verbrecher, sondern als aufständische Fischer und ein bisschen Religion ist wohl auch noch dabei, wie auch immer. Auf jeden Fall sind sie dem Sultan ein Dorn im Augen und ein Grund. Ich schlage vor, wir provozieren ihn ein bisschen, diesen Dorn endlich zu ziehen." Er blickte in die Runde und deutete dann auf die Karte. "Im Moment befindet sich ein wichtiger Gesandter Salaïwars auf dem Rückweg von Ruachat. Ich weiss nicht, was seine Mission war, aber sie düfte wichtig gewesen sein. Wir werden sein Schiff abfangen. Ich brauche den Mann. Ansonsten keine Überlebenden."
Ariak runzelte die Stirn.
"Ich nehme an, er ist nicht alleine unterwegs?", fragte Saki.
"Nein", antwortete der Klabauter. "Und ich gebe zu, dass ich nicht weiss, wie stark seine Truppe ist." Er grinste breit. "Aber Ranista und Wezkon werden zu uns stossen vor dem Angriff. Ihr segelt nach Süden und wartet hier auf sie. Ich komme in etwa zwei Tagen ebenfalls." Er deutete auf einen Punkt auf der Karte.
"Was ist, wenn der Gesandte vorher dort ist?", fragte Saki mit verschränkten Armen.
Der Klabauter zog eine Flasche aus der Manteltasche und stellte sie vor Ariak auf den Tisch. "Wind. Ein gewisser Draht zur Magie macht ihn einfacher lenkbar, habe ich zumindest gehört. Brich ihnen die Masten."
Ariak nahm die Flasche an sich und warf ihm einen Blick zu, als hätte er ihn am liebsten erwürgt, allerdings nicht, bevor er nicht aus ihm herausgebracht hatte, woher er diese eingefangenen Zauber immer hatte.
"Werden sie keine Nachricht nach Salaïwar schicken, wenn sie angegriffen werden?"
"Ich hab euch eine neue Flagge mitgebracht. Setzt die, wenn ihr angreift. Dann wird die Nachricht eine Falsche sein."
Weder Ariak noch Saki wirkten begeistert, aber nickten.
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RE: Irian Shada und die Grüne See
in Dreitan - das Spiel 03.10.2015 01:35von Ro Raven •

Am Abend legte der Klabauter in einem kleinen Dorf an der Küste an, drei Stunden südlich von Salaïwar. Sie nahmen frisches Wasser an Bord und der Klabauter rief Meleth und Josh zu sich. Er drückte ersterer eine schnell skizzierte Karte des Wegs nach Salaïwar und einen Beutel Geld in die Hand, und schickte sie dann beide von Bord. "Ihr beide müsst nach Salaïwar, inkognito etwas für mich besorgen. Meleth, du weisst, was und wo."
Sie nickte knapp. "Aye."
"Wenn ihr fertig seid, geht ihr diesem Weg hier entlang bis zur Bucht, wo die anderen Schiffe warten. Verstanden?"
Meleth nickte erneut. Josh tat es ihr mit einem unsicheren Blick gleich.
"Dann los!", meinte der Captain, und sie machten sich auf den Weg.
Eine Stunde später legten sie ab. Alek stand eine ganze Weile lang an der Reling und blickte stirnrunzelnd zurück, aber schliesslich nahm er seinen Mut zusammen und stieg hinauf aufs Achterdeck, wo der Captain am Steuer stand und eine Orange ass. "Captain?"
Der Klabauter wandte sich um und sah ihn nur an, mit einer Augenbraue gehoben.
"Ähm... Ich...", begann Alek, holte Luft und meinte: "Ich mache mir Sorgen um Meleth und Josh. Sie kennen sich nicht aus hier. Und sie sind noch Kinder..."
Der Captain biss in die Orange. "Meinst du, das sei mir nicht aufgefallen?"
Alek runzelte die Stirn. "Aber warum schickt Ihr sie dann...?"
"Alek, im Ernst." Er sah ihn an. "Du weisst wohin wir fahren. Die Kleinen können nichtmal kämpfen."
"Oh", meinte Alek, als es ihm dämmerte. "Das heisst Ihr habt sie von Bord geschickt..."
"...weil sie in Salaïwar sicherer sind", antwortete der Klabauter. Er nahm einen weiteren Biss von der Orange und passte den Kurs an. "Und nicht im Weg stehen."
Josh war mittlerweile zum selben Resultat gekommen mit seinen Überlegungen.
"Er will uns nur aus dem Weg haben, oder?", murmelte er, während sie auf der Uferstrasse in Richtung Norden trotteten. So nahe an der Stadt Salaïwar war die Küste gesäumt von kleinen Fischerdörfern, so dass kaum ein Stück des Weges bis Salaïwar nicht durch Siedlung führte.
Meleth zuckte nur mit den Schultern.
Josh kickte einen Stein auf dem Weg weg. "Das ist fies. So blöd sind wir auch wieder nicht. Und du bist zwar nur ein Mädchen, aber..."
Sie verpasste ihm einen Schlag gegen den Hinterkopf. "Klappe halten."
Er rieb sich über die Stelle. "Ist doch wahr. Ich kann auf mich selber aufpassen, ich brauch niemand der mich wegschickt, sobald es gefährlich wird."
"Er hat uns nicht weggeschickt, um uns nicht dabei zu haben", antwortete Meleth leise. "Er ist angewiesen auf unseren Auftrag."
"Ahja, und woher willst du das wissen?", fragte Josh skeptisch.
"Weil ich weiss, warum wir wirklich hier sind. Und wenn du aufhörst zu maulen, dann erklär ich es dir."
Anderthalb Tage später, etwa 250 Kilometer südlich von Salaïwar
Das Schiff des Gesandten war noch nicht aufgetaucht. Die vier Piratenschiffe lagen ruhig zwischen den sandigen Inseln des Archipels, und warteten, während die Captains abwechselnd den Horizont absuchten mit ihren Fernrohren. Wezkon war es, der es am späten Nachmittag als erstes entdeckte. "Da! Ich schätze das sind sie!"
Der Klabauter warf selbst einen Blick durch das Fernrohr. Zwei Flaggschiffe, begleitet von je einem Schnellsegler, allesamt hochseetauglich. Die Flagge Salaïwars. Er nickte. "Macht euch bereit!"
Sie lichteten Anker und der Klabauter stieg hinauf ans Steuer, das zwischenzeitlich Marres übernommen hatte. "Jungs, wie gesagt, keine Gefangenen, ausser diesem verdammten Gesandten! Also macht sie fertig! Ariak!"
Der Magier, der am Steuer seines eigenen Schiffes stand, blickte fragend herüber, während von der anderen Seite Ranistas durchgeknallt vorfreudiges Lachen über das Wasser schallte.
"Wenn es sein muss, benutz Magie!"
Ariak verzog das Gesicht und tippte sich gegen die Stirn. "Bist du völlig übergeschnappt?!"
"Ja!", lachte der Klabauter. "Wusstest du das nicht?"
"Wir sind viel zu weit draussen!"
Der Klabauter grinste. "Ich denke diesmal haben wir vor Leviathan's Kindern nichts zu befürchten!"
Ariak kniff die Augen zusammen. "Denkst du es, oder weisst du es?!"
"Ich weiss es nicht", rief der Klabauter zurück. "Aber ich bin mir verdammt sicher! Segel setzen!!"
Eryvthis wird sie zurückhalten. Ihr liegt zu viel daran, dass wir nicht scheitern.
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RE: Irian Shada und die Grüne See
in Dreitan - das Spiel 08.10.2015 15:17von Ro Raven •

Die Schiffe versuchten zu entkommen, als sie die Piraten sahen, und die Flagge, die sie gehisst hatten. Aber die schweren Flaggschiffe waren viel zu langsam. Also blieb ihnen nichts anderes, als sich zum Kampf zu stellen. Saki rammte das erste Schiff. Ranista enterte einen der Schnellsegler. Die Begleitsoldaten Salaïwars verteidigten sich, so gut sie konnten...
Blut färbte das Wasser rot. Die Trümmer eines Schiffes trieben schwelend auf der Oberfläche. Der Klabauter lief über das Deck des zweiten, den Säbel in der einen Hand. Seine andere streifte die geborstene Reling. Er sah das Wrack des zweiten Schnellseglers, der von seinen eigenen Segeln unter Wasser gezogen wurde. Als sie versucht hatten, sich abzusetzen, hatte Ariak den Wind freigelassen. Er duckte sich unter einem Stich durch und erstach den Soldaten. Rotes Wasser und Brandgeruch in der Luft. Er erinnerte sich. An Schiffe, die zerbarsten. An lange, knochige Finger und Rücken voller Zacken. An die Schreie. An den brennenden Durst der Rache...
Sie steissen den Gesandten vor ihm auf die Knie. Zu seiner Überraschung war es eine Frau. Sie sah ihn hasserfüllt an. Er grinste. Dann drehte er sich um. "Bringt sie in unseren Lagerraum. Und zündet das Schiff an."
Zwei Stunden später waren sie auf hoher See. Die Frau sass auf einem Hocker, vor ihr hatten sie ein leeres Fass aufgestellt, auf dem ein Bogen Papier lag. Sie war nicht mehr gefesselt, aber Saki hielt ihr eine Klinge an die Kehle. Sie hatte viele Male gefragt, was man mit ihr vorhabe, aber keine Antwort erhalten. Nun trat der Klabauter zu ihr hin und stellte Feder und Tintenfass neben das Papier. "Ihr werdet einen Brief schreiben", sagte er auf Salaïwar. "Den ich Euch Wort für Wort diktiere. Ihr werdet ihn mit Eurem Namen unterzeichnen."
Sie musterte ihn mit schmalen Lippen. Der Kajal um ihre Augen war verschmiert und ein Bluterguss zeichnete ihre Wange, aber sie bewahrte ihre Haltung. "Was für ein Brief?"
"Ein Brief an seine Hoheit, den Sultan persönlich", antwortete er und richtete sich wieder auf. "Beginnt mit der Anrede."
Sie nahm zögerlich und misstrauisch den Federkiel und begann zu schreiben. Er sah ihr dabei zu. Ihre Handschrift war geschwungen, aber sauber und gut leserlich, selbst für jemanden, der die Schrift Salaïwars nicht sonderlich gut beherrschte. Er wartete, bis sie absetzte und ihn ansah, dann begann er zu diktieren. Zwei Sätze lang schrieb sie wortlos mit, aber als er zur Schilderung des Angriffes kam, brach sie ab und starrte ihn an. "Ihr seid keine Voirí!"
"Nein", antwortete er lächelnd. "Also weiter: ...fand ein Angriff auf unsere Kolonne statt, durch vier Schiffe der Voirí. Sie zerschlugen..."
"Was wollt ihr damit bezwecken?"
Sein Lächeln wurde breiter und kühler. "Das braucht Euch nicht zu interessieren. Ich mache den Text. Ihr schreibt."
Sie legte die Feder weg. "Ich weigere mich!"
Er sah, wie Saki sich anspannte und warf ihr einen warnenden Blick zu, dann stützte er sich auf das Fass und beugte sich vor, bis sein Gesicht nur noch wenige Handbreit von dem der Gefangenen entfernt war. "Ich schätze, ihr seid nicht in der Position, Euch zu weigern."
Ihre Nasenflügel bebten, als sie die Luft einsog und die Lippen zusammenkniff. "Wenn Eure Absicht ist, meinem Land und Sultan Schaden zuzufügen, dann wähle ich lieber den Tod, wie es meinem Eid gebührt."
Er lächelte böse. "Es gibt schlimmere Schicksale als den Tod, Mächen. Sieh dich um. Du bist auf einem Schiff, umgeben von lauter Männern. Und sie sind nicht die wählerischsten." Er bemerkte, wie ihr Blick zur Seite flackerte, wo Saki stand. "Oh, bau deine Hoffnung nicht auf sie, sie ist schlimmer als der Rest von uns zusammen. Also..." Er sah ihr in die Augen, bis sie ihn wieder ansah. "Du hast die Wahl. Du schreibst das jetzt, oder ich sorge dafür, dass du wieder gefesselt wirst, und überlasse dich dann der Mannschaft. Der ganzen Mannschaft. Wieder und wieder. So lange, bis du es schreibst. Haben wir uns verstanden?"
Ihre Lippen waren nur noch eine Linie. Sie antwortete nichts, aber als er zurücktrat, nahm sie die Feder und schrieb.
Als der Brief unterzeichnet war, nahm er ihn entgegen, las ihn zur Kontrolle, rollte ihn und band ihn ans Bein einer Taube, die er zwei Tage zuvor gekauft hatte. "Fesselt sie wieder", befahl er.
Saki begleitete ihn, als er nach oben ging, um den Vogel fliegen zu lassen. "Wir nehmen Kurs in Richtung Norden", antwortete er. "Bis die Flotte Salaïwars hier ist, sind wir am Wasserpalast."
Saki, die es aufgegeben hatte, all die Ungewissheiten im Plan des Klabauters zu bemängeln, nickte und kehrte zurück auf Ariak's Schiff, bevor sie sich trennten und wieder Segel setzten.
Der Klabauter wandte sich an seine Mannschaft: "Ach ja, Jungs, falls irgendeiner von euch Interesse hat an der werten Dame da unten: macht was ihr wollt, ich brauch sie nicht mehr."
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RE: Irian Shada und die Grüne See
in Dreitan - das Spiel 23.10.2015 01:04von Ro Raven •

Reina fluchte innerlich. Jetzt war auch der zweite Krabbler verschwunden. Er hätte bereits vor Stunden zurück unter ihrem Kissen sein sollen, um dort auf sie zu warten, und war noch immer nicht aufgetaucht. Vermutlich musste sie ihn abschreiben.
Den ersten hatte sie bereits am ersten Tag verloren. Sie hatte ihn, nachdem es ihr endlich gelungen war, sich mit den Wesen zu verbinden und ihnen Aufträge zu erteilen, die sie auch befolgten, auf einen kleinen Rundgang durch den Harem und die Gänge unmittelbar darum herum geschickt, auf der Suche nach verschlossenen Türen, versteckten Korridoren und Gucklöchern, um zu wissen, von wo her sie gesehen werden konnte, aber er war nicht davon zurückgekehrt. Sie hatte gefluchte und war mit dem zweiten vorsichtiger Vorgegangen, ihn immer nur schrittweise weiter vorrücken lassen und fast nur nachts, aber nun war er auch weg. Und der Klabauter hatte ihr natürlich nur zwei geben müssen. Sie fragte sich, wo die anderen wohl herumschwirrten, sie hatte keinen davon gesehen. Und warum ihre nicht zurückkehrten. Sie hoffte, dass es nur an einem Konfigurationsfehler der Dinger lag. Denn wenn irgendjemand sie entdeckt und eingefangen hatte, hatte sie vermutlich bald ein grösseres Problem.
Sie schob das Kissen wieder zurecht, wie darum bemüht, dass es schön auf dem Bett lag und drehte sich um nur um festzustellen, dass ihre Zimmergenossin sie beobachtete. Sie war eine Frau von einem der südlicheren Verbündeten Salaïwars, mit relativ dunkler Haut, vollen Lippen und von Belladonna geweiteten Pupillen und lächelte, als sie Reinas Blick bemerkte. Reina zwang sich zu einem Lächeln zurück zu der dummen, dauerbedrogten Schnepfe.
Ihr Plan, sich zum Liebling des Sultans hochzuarbeiten, machte kaum Fortschritte. Der Harem bestand aus sicher zweihundert Frauen aus allen Teilen der westlichen Welt, so dass es schon schwer fiel darin aufzufallen, und dass sie mit den allermeisten nur via Ismir kommunizieren konnte, machte ihre Beziehungsarbeit mühsam und schwerfällig. Aber das Hauptproblem war, dass sie den Sultan überhaupt nicht zu Gesicht bekam. Offenbar besuchte er den Harem so gut wie nie, sondern wenn ihm nach einer seiner Frauen stand, liess er sie sich bringen. Sie hatte versucht sich mit einer seiner Favoritinnen gut zu stellen, damit sie sie vielleicht "vermittelte", aber vermutlich war es, wenn sie nicht heute oder morgen noch einen relevanten Fortschritt erzielte, sinnvoller, sich auf die Wachmannschaft zu konzentrieren. Einer oder zwei hatten da durchaus interessiert gewirkt...
Sie stand auf und strich ihre Haare zurück, die sie auf Ismirs Rat hin offen und gelockt trug, aber als sie gerade zur Tür treten wollte, um ihn suchen zu gehen - er hatte gesagt, er wäre ihre Kleider waschen - klopfte es an die Türe und nach einer Sekunde öffnete sie sich und ein Mann in der edlen Kleidung der höheren Kämmerer trat ein. Er war offenbar ein Eunuch, denn seine Stimme klang absurd hoch, als er etwas sagte in der Sprache Salaïwars. "Ihr möchtet euch gerne hübsch machen", übersetzte der hagere, etwas blasse Mann an seiner Seite in normaler Tonhöhe. "Der Sultan möchte euch empfangen."
Noch bevor er geendet hatte und Reina eine Gelegenheit gegeben zu reagieren, kamen zwei Dienerinnen herein und fingen sofort an, Reina zu inspizieren. Eine fragte etwas und der Übersetzer leitete die Frage weiter. "Sie möchten wissen, ob ihr heute bereits gebadet habt."
"Ja", antwortete Reina etwas überrumpelt, fing sich aber schnell wieder und hielt bereitwillig still, als die Dienerinnen ihr halfen das Kleid anzuziehen, das sie beim Empfang getragen hatte, ihre Haare kämmten und hochsteckten, sie schminkten, parfümierten und schmückten. Damit hatte sie jetzt nicht gerechnet. Nun, vielleicht war der Herr neugierig geworden auf das exotische Früchtchen, dass ihm der Pirat vorgesetzt hatte... Sie spürte den glasigen Blick der anderen Frau, die immer noch unverändert auf ihrem Bett sass und rief sich ins Gedächtnis, was es zu tun galt: das Interesse des Sultans wecken und sein Vertrauen gewinnen. Dann konnte sie weiter entscheiden, was sie damit machen wollte.
Als eine der Dienerinnen ihr die Lippen mit Bienenwachs rot färben wollte, schob sie ihre Hand weg, denn es stand ihr nicht. Das Mädchen warf einen unsicheren Blick in Richtung des Kämmerers, aber er sagte nichts, und so legte sie das Wachs zur Seite und fuhr mit dem Rest fort. Schliesslich traten die beiden zurück. Der Kämmerer inspizierte Reina und bedeutete ihr dann aufzustehen. Erst da wurde ihr bewusst, dass Ismir noch nicht zurück war. "Mein Übersetzer ist noch nicht hier", sagte sie schnell. "Können wir auf ihn warten?"
"Das ist nicht notwendig, ihr werdet ihn nicht brauchen", war die Antwort, die sie von dem blassen Mann erhielt, und nach einer kurzen Pause: "So es nötig sein sollte, werde ich für euch übersetzen."
Das war alles andere, als sie sich erhofft hatte, aber man gab ihr keine Gelegenheit zu protestieren, sondern führte sie hinaus, durch den Harem und durch eine normalerweise verschlossene Tür in einen schmalen Korridor.
Sie hatten einen Tisch am Strand der Bucht aufgebaut und der Klabauter darauf die Karte ausgebreitet. Mittlerweile waren alle Captains ausser diejenigen, die bereits am Überfall auf die Gesandte beteiligt gewesen waren, am Treffpunkt eingetroffen und hatten sich nun zum Kriegsrat versammelt.
"Wie ich bereits angetönt habe ist unsere grösste Bedrohung beim Angriff die Flotte von Salaïwar hier", sagte der Klabauter und deutete auf den Kriegshafen. "Gute Neuigkeiten: dieses Problem hat sich erledigt. Die Flotte ist gestern ausgelaufen, in Richtung Süden, offenbar um irgendwelche Rebellen zu eliminieren."
"Können wir uns sicher sein, dass sie nicht bald wieder zurückkehren und uns möglicherweise in den Rücken fallen?", fragte Walgard.
Der Klabauter sah ihn an. "Nein, können wir nicht. Aber wenn meine Quellen richtig sind, werden sie dorthin, wo sie wollen, zumindest einige Tage fahren. Und bevor es zu spät ist, werden wir ihnen keinen Grund geben, frühzeitig zurückzukehren."
"Aber es kann immer ein anderer Umstand eintreffen, der sie zum Umkehr bewegt, ein diplomatischer Zwischenfall oder etwas in der Art", gab Walgard zu bedenken.
Der Klabauter nickte. "Das stimmt natürlich. Ariak beobachtet die Route im Moment, und während dem Angriff wird mindestens eines unserer Schiffe weiter draussen Wache halten, um uns notfalls zu warnen."
Walgard gab sich zufrieden.
Der Klabauter kehrte zurück zur Karte. "Wie gesagt, der grösste Teil der Flotte ist weg, aber einige Schiffe sind zurückgeblieben. Namentlich die direkte Bewachung des Wasserpalasts, die Boote der Küstenwache, zwei Galleonen und ein halbes Dutzend Schnellschiffe."
Einige in der Runde verzogen die Gesichter.
"Die Küstenwache braucht uns nicht zu interessieren, und die Galleonen sind sehr schwerfällig in der Bucht", relativierte er. "Ausserdem werden sie lange brauchen, um sie zu bemannen. Mit den Schnellschiffen dürften wir fertig werden, aber der Angriff sollte zügig erfolgen. Deshalb werden wir alle gleichzeitig angreifen, aber von verschiedenen Seiten. Der Angriff findet übermorgen früh statt, bei Sonnenaufgang. Ihr..." Er deutete auf Walgard und Moners Captains, "kommt mit und greift von Süden her an. Der Rest von hier. Ich hoffe ihr werdet alle da sein." Er sah sie der Reihe nach an und grinste. "Denn wer nicht da ist, wird weder etwas von der Beute abkriegen, noch vom Ruhm."
Er rollte die Karte zusammen, als einer der Captains fragte: "Ist eigentlich Saki jetzt in den Wasserpalast gefahren, um mit dem Alten zu verhandeln?"
"Ah, ja", sagte er lächelnd. "Hab ich ganz vergessen. Leider zeigt er kein grosses Interesse daran, mit mir zu verhandeln. Aber sie konnte die Krabbler absetzen, das heisst wir werden wissen, wo wir die Schatzkammer suchen müssen, sobald wir im Palast sind."
"Aber Saki ist wohlauf?", fragte einer von Moners Captains besorgt.
Der Klabauter nickte. "Sie ist auf Ariaks Schiff und wird beim Angriff dabei sein. Sind noch Fragen?"
Niemand hatte welche.
"Also dann. Übermorgen früh, wenn die Sonne aufgeht in Sichtweite von Salaïwar."
Der Sultan erwartete Reina in einem luxuriös ausgestatteten Zimmer. Der weisse Marmorboden war auf Hochglanz poliert und die Wände verspiegelt, so dass sie das Lampenlicht mannigfach und vielfarbig zurückwarfen und das merkwürdige, diffuse Gefühl hervorriefen, man befinde sich in einer bunten Unterwasserwelt voller Lichtreflexe. Ein Teil des Raumes war mit Teppichen ausgelegt auf einem breiten Diwan zwischen Kissen wartete der Sultan. Er trug nicht minder teure und glänzende Gewänder als bei ihrem Empfang in der Audienzhalle, vor ihm stand ein Tischchen mit Früchten, Gebäck und Karaffen. Reina begutachtete das goldene Geschirr und rechnete sich im Kopf aus, was ein einzelnes dieser Dinger an Materialwert hatte, aber ihr entgingen nicht die Diener und Wachen, die an den Wänden standen, in respektvollem Abstand vom Sultan, aber nahe genug, um Notfalls schnell eingreifen zu können, zumal einige von ihnen Speere trugen, und an den Ausgängen waren noch mehr. Der Sultan war wohl niemals alleine. Ob wie Wachen wohl auch zusahen, wenn...
Der Sultan bedeutete ihr, sich ihm gegenüber auf einen gepolsterten Hocker zu setzen und sie folgte dem Befehl mit ihrem gewinnendsten Lächeln und wohlbedachter Bewegung, während die Vogelscheuche von Übersetzer neben dem Sultan Aufstellung nahm. Der Herrscher musterte sie eine ganze Weile lang schweigend, bis ihr mehr als nur eine freche Bemerkung auf der Zunge lag, aber dem Protokoll gemäss, das ihr Ismir eingetrichtert hatte, hielt sie den Mund. Schliesslich winkte der Sultan einen der Diener heran, zwei Kelche mit Wein aus der Karaffe zu füllen. Er nahm beide in die Hand und sah Reina an, bevor er etwas sagte.
"Ihre Eminenz fragt, wie Euch euer Quartier gefällt", tradierte der Übersetzer mit emotionsloser Stimme die singenden Worte des Sultans. Gott, dieser Mann war vielleicht ein Stockfisch.
"Es ist ausserordentlich bequem und angenehm", liess Reina antworten. "Und ungewohnt friedlich."
Der Sultan lächelte und reichte ihr einen der Becher. Als sie danach Griff schnellte seine zweite Hand vor, schneller als sie ihm zugetraut hätte, und packte sie am Handgelenk, so dass sie vor Schreck beinahe den Wein verschüttet hätte. Er drehte ihren Arm um, warf einen Blick auf ihr Handgelenk und lächelte, bevor er sie wieder losliess, so sanft, dass es sie schauderte.
Er lehnte sich zurück und via den Übersetzer fragte er: "Was bringt eine Diebin dazu, sich als Verhandlungspfand zur Verfügung zu stellen?"
Sie schluckte einmal trocken und antwortete: "Ich bin Saki's Tochter. Ich folge den Wünschen meiner Mutter. Besonders wenn ihre Erfüllung so viele Annehmlichkeiten mit sich bringt." Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln.
Er erwiderte es. "Eine Menge Annehmlichkeiten, in der Tat. Und eine Menge hübsche Dinge..." Er betrachtete den Kelch in seiner Hand, "die man einstecken und verschwinden lassen kann."
"Wozu stehlen, wenn man es für den Rest seines Lebens betrachten kann?", gab Reina zurück.
"Vielleicht, weil man nicht beabsichtigt, den Rest seines Lebens hier zu verbringen", sagte er und in seine Stimme schlich sich ein härterer Unterton.
"Ich denke, das liegt in Eurer Entscheidung."
"Das denke ich auch", murmelte er. "Was habt ihr euch nur dabei gedacht?"
Es fühlte sich an, als wäre die Temperatur im Raum ein Stück gesunken, aber Reina sagte sich, dass sie nicht zu viel interpretieren durfte. "Dass es wünschenswertere und weniger risikoreichere Schicksale gibt als das einer Diebin."
Er ging gar nicht darauf ein. "Dachtet ihr wirklich, der Wasserpalast steht seit Jahrhunderten, weil er so leicht einzunehmen wäre?"
"W...was meint ihr damit?"
"Dein geschätzter Klabauter wird eine böse Überraschung erleben, wenn er tatsächlich hier auftaucht. Man versucht nicht ungestraft, mich zu hintergehen und meinen Palast zu infiltrieren. Die Flotte Salaïwars mag nicht hier sein, aber wenn er dachte, sie wäre das einzige, was einige Piratenschiffe davon abhält, meine Schatzkammer zu räumen, ist er ein Narr. Moner wusste wenigstens, wie man Geschäfte macht. Dachte er, er könne sich tatsächlich als potentieller Bündnispartner hier einschleichen und dann mit der Informationen einiger unzuverlässiger magischer Tiere und einem hübschen Gesicht als Rettungsanker wieder entkommen?"
Reina zwang sich zu lächeln. Woher wusste er das alles, verdammt? Die Krabbler...?
"Wie naiv bist du, Diebin?"
In dem Moment realisierte sie, dass sie schon seit geraumer Zeit die Stimme des Dolmetschers nicht mehr gehört hatte. Es war der Sultan direkt gewesen, der gesprochen hatte. Aber er hatte nicht einmal den Mund geöffnet. Ein Gedanke machte sich in ihrem Kopf Platz, als sie begriff, was das bedeutete. Oh scheisse...
Der Sultan winkte und bevor sie sich dazu entschliessen konnte, ob sie versuchen sollte, sich herauszureden sie sei gezwungen worden, oder besser sofort rennen, zeigten ein halbes Dutzend Armbrustbolzen auf ihr Herz. Oh scheisse, scheisse, scheisse.
"So töricht", sagte der Sultan, und nun begriff sie, dass seine Stimme lediglich in ihrem Kopf klang, dann Befahl er den Wachen, sie zu fesseln, ein Befehl, dem sie sofort nachkamen und gegen den sie sich nicht wehren konnte, unbewaffnet, wie sie war, zumindest nicht, wenn sie nicht perforiert enden wollte. Sie banden ihr die Arme auf dem Rücken zusammen und einer Drückte ihr eine Schwertspitze zwischen die Rippen. "So", meinte der Sultan. "Dann sehen wir doch mal, ob dein Captain tatsächlich den Mut und die Dummheit hat, hier aufzutauchen, um sich sein Vögelchen wiederzuholen. Falls nicht... nun, dann wirst du eine seeehr lange Zeit im Kerker auf ihn warten."
Er winkte erneut und die Soldaten packten sie und zerrten sie aus dem Raum.
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RE: Irian Shada und die Grüne See
in Dreitan - das Spiel 05.01.2016 03:42von Ro Raven •

Sie waren erst einige Stunden auf See, als der Klabauter die Schiffe zusammen- und ihre Captains zu sich aufs Deck rief. Er wartete mit verschränkten Armen, bis sich alle versammelt hatten, und beugte sich dann über den Kartentisch. "Gut. Und jetzt werde ich euch sagen, was wir wirklich tun."
Amüsiert fing er die irritierten Blicke auf. Walgard runzelte die Stirn. "Du hast sie angelogen." Es war keine Frage sondern eine Feststellung.
"Ja", antwortete er ungerührt und auf einige hochgezogenen Augenbrauen hin hob er seine eigenen. "Was habt ihr erwartet von einem Piraten? Das ich ehrlich bin zu diesen Idioten? Ich würde wetten einer von ihnen versucht uns zu verraten."
"Und von uns erwartest du das nicht?", fragte Walgard und lächelte trocken.
Der Klabauter sah ihn von unten her an und liess dann den Blick zu den anderen weitergleiten. "Von euch erwarte ich, dass ihr schlau genug seid, gar nicht erst zu versuchen, mich an den Sultan zu verraten."
"Und warum?", fragte Ranista, an den Türrahmen gelehnt, während er mit einem Messer an seinen Fingernägeln herumstocherte. Er war kurz nachdem sie die Bucht verlassen hatten, zu ihnen gestossen.
"Ihr habt keine Belohnung von ihm zu erwarten", antwortete der Klabauter. "Keiner von euch ist mächtig genug, um ein lohnender Bündnispartner für ihn zu sein. Er würde euch genauso hängen wie mich."
"Aber du kannst dich nicht darauf verlassen, dass wir uns nicht beim kleinsten Anzeichen von Gefahr aus dem Staub machen?"
Der Klabauter grinste amüsiert. "Ich erwarte, dass ihr genau das tut." Er beugte sich wieder über die Karte. "Also, wollt ihr jetzt hören, was wir tun werden, oder nicht?"
Reina fluchte und schlug mit den Fäusten gegen die Gitterstäbe. Sie hatten sie hinunter in den Kerker geschleppt und in irgendeine Zelle geworfen, und seither sass sie hier, mit nichts zur Gesellschaft als einem verlausten Haufen Stroh, Wänden, über die Wasser herab rann - sie wusste nicht genau, wie tief unten sie war, aber es waren viele treppen gewesen, also mit Sicherheit unter Meeresniveau - einer Ratte und dem Gefangenen der Nachbarzelle, der seit zwei Stunden versuchte sie in seiner Sprache anzubaggern und näher ans Gitter zu locken, damit er sie begrapschen konnte.
Genervt liess sie die Stirn an die Metallstäbe sinken. Wachen waren nirgends zu sehen und auch sonst niemand, dem man irgendetwas hätte abschwatzen können, womit sich die Zelltüre öffnen liess. Sie fragte sich, ob der Sultan wirklich vor hatte, sie hier unten vergammeln zu lassen. Vor allem fragte sie sich, ob der Klabauter es vorhatte. Ob er tatsächlich auftauchen würde und falls ja, ob er sie befreien würde, oder sie einfach hier hängen lassen, sobald er hatte, was er wollte. Ob er überhaupt eine Chance hatte. Grundsätzlich war es teilweise ihre Schuld, wenn sein Plan scheiterte - falls er überhaupt jemals etwas gehabt hatte, was man Plan nennen konnte - weil sie in ihrer Mission versagt hatte. Aber irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass er es gewusst hatte. Dass der Sultan Gedanken las und man ihn nicht täuschen konnte. Dass er sie einfach ans Messer geliefert hatte. Wenn sie darüber nachdachte... eigentlich war sie verdammt sicher, dass er genau das getan hatte. Verdammtes Arschloch! Wenn sie jemals hier rauskam...
Ein Rasseln ertönte und eine Türe am Ende des von einer flackernden Öllampe spärlich erhellten Korridors wurde eine Türe geöffnet, durch die ein stiernackiger, kahlköpfiger Wächter hereinkam. Hinter ihm ging ein Mädchen in weiten, schlichten Kleidern und mit einem Schleier vor dem Gesicht, das einen Korb und zwei Krüge trug, aber Reina beachtete sie nicht sonderlich, denn ihr Blick blieb am Schlüsselbund am Gürtel des Wächters hängen. Wenn sie da heran kam...
Der Wächter hielt vor der Türe ihres Mitgefangenen an und blaffte ihn an, die Finger fest um die Peitsche in seiner Hand geschlossen, worauf der eilig zurückwich. Das Mädchen kniete sich nieder, nahm einen Teller aus dem Korb und füllte ihn schnell mit etwas, was nach Suppe aussah, bevor sie ihn zusammen mit dem einen Krug zwischen den Gitterstäben hindurchschob. Dann kamen sie zu Reina's Zelle. Reina musterte den Wächter. Er war wirklich ein hässlicher Kerl. Nichtsdestotrotz lehnte sie sich lasziv an die Gitterstäbe. Sie trug noch immer das Kleid vom Empfang und obwohl es vom schleimigen Dreck des Zellenbodens etwas schmutzig geworden war, wusste sie, dass sie gut aussah darin. Sie reckte ihre Brüste ins richtige Licht, lächelte und schenkte dem Wächter einen schmachtenden Blick. Er ignorierte ihn und blaffte sie an wie zuvor den Mann. Sie sah ihn von unten her fragend an, und streckte eine Hand durch die Stäbe, um sie lockend nach ihm auszustrecken, zuckte aber sofort zurück, als er mit der Peitsche nach ihr schnalzte. Mist.
Als er wieder gegangen war, setzte sie sich missmutig mit Teller und Krug an die hintere Wand und ass, wobei versuchte sie die Rufe des Typen neben ihr auszublenden, bevor sie ihm noch das Handgelenk brach, und sich eine bessere Idee einfallen zu lassen, wie sie hier rauskam.
If you're going through hell, keep going.

RE: Irian Shada und die Grüne See
in Dreitan - das Spiel 21.02.2016 01:51von Ro Raven •

Ismir hatte wesentlich weniger Zeit, sich dazu etwas zu überlegen. Ihm stand das Wasser bis zum Hals. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Sie hatten sich auf ihn gestürzt, als er damit beschäftigt gewesen war, Reina's Kleider zu schrubben und mit den Waschweibern zu schäckern. Ohne zu zögern hatte er ihnen den Wäschekorb angeworfen und war losgerannt, während sie sich aus Unterwäsche und langer Seide zu befreien versuchten, aber der Palast war ein Labyrinth, in dem sich die Wachen wesentlich besser auskannten als er. Von überall waren die Tritte ihrer schweren Stiefel und das Klirren ihrer Waffen zu hören gewesen und mehr als einmal war er um eine Ecke geschlittert, nur um in eine Reihe Speere zu blicken und sofort rechtsumkehrt zu machen, bis er endlich ein Fenster erblickt hatte. Mit einem Ruck hatte er einen Vorhang heruntergerissen, um seinen Oberkörper gewickelt und sich dann aus vollem Lauf durch das filigrane Geflecht aus Bambus und Glas geworfen, dass die Splitter in alle Richtungen flogen.
Er war tatsächlich im Wasser gelandet. Allerdings nicht draussen im offenen Meer, wie er es sich erhofft hatte, sondern im inneren Hafen, umgeben von Mauern, und abgeriegelt durch ein schweres Fallgatter. Das bis zum Grund reichte, wie er zu seinem Leidwesen hatte feststellen müssen.
Sie hatten ihn aus dem Wasser gefischt, gründlich verprügelt und ihm dabei mindestens zwei Zähne rausgebrochen und ihn dann mit Händen und Füssen an die schweren Ringe der Piratenmauer gekettet, an der Aussenseite des Wasserpalastes, gegen Nordwesten hin, wo jedes Schiff aus Salaïwar vorbeifuhr. Das war irgendwann am Nachmittag gewesen, als das Wasser noch sank. Mittlerweile war es bereits seit zwei Stunden dunkel und die Flut rollte herein, unaufhaltsam, und mit einem Tidenhub von gut dreieinhalb Metern. Die höheren Wellen schlugen bereits über seinen Kopf und er japste in den Tälern dazwischen nach Luft und zerrte an seinen Fesseln, bis seine Gelenke wund waren, dabei fehlte noch ein voller Meter bis zur Flutlinie. Er fragte sich, wie lange er die Luft anhalten konnte. Eine Weile, bestimmt - aber nicht mehrere Stunden. Er würde ertrinken hier, unter Wasser gezerrt, von Stahl und Stein, verraten und im Stich gelassen von seinem Captain und seinem Maat. Fluchend brüllte er gegen die Panik an, schrie sie zusammen, nannte sie Hurensöhne, bis erneut eine Welle heranrollte und ihn unter sich begrub. Hustend und keuchend tauchte er daraus auf, als das Wasser sich zurückzog und ihn bis zum Schlüsselbein freigab, spuckte und würgte Salzwasser und beinahe hätte er das Platschen überhört.
Es ging beinahe unter im Schwappen der Wellen gegen die Grundmauern des Palastes, und er war sich nicht sicher, ob es überhaupt da gewesen war. Vermutlich ohnehin nur Unrat, den jemand aus einem Fenster gekippt hatte. Er holte Luft zu einer erneuten Schimpftirade, als er eine Berührung an seinem Handgelenk spürte und aufschrie. Augenblicklich presste jemand eine Hand auf seinen Mund. "Shht! Oder meinetwegen schrei weiter, dann denken sie die Haie haben dich geholt. Aber halt still."
Er konnte nichts erkennen im Dunkeln von der schmächtigen Gestalt, die neben ihm im Wasser trieb und sich an den Fesseln zu schaffen machte, aber er erkannte die Stimme. "Hast echt Schwein, dass die nicht schon hier sind", murmelte sie. "Deine Handgelenke bluten."
Es klickte und die Fessel sprang auf, in dem Moment, als wieder eine Welle heranrollte. Ismir hielt die Luft an und zog den starren Arm an seinen Körper. Das nächste Tal reichte kaum zum Luft holen, aber er sah, dass die Gestalt sich zu seinem anderen Arm treiben liess. "Die Füsse!", japste er. "Zuerst die Füsse!"
Die Person nickte, holte Luft und tauchte ab. Er spürte schmale, flinke Finger an seinen Unterschenkeln, während er erneut die Luft anhielt, dann war sein rechtes Bein frei. Sein Retter tauchte auf, schnappte nach Luft und schwamm wieder hinunter, löste den zweiten Ring. Isirk zog sich am noch festgeketteten Arm hoch und kam keuchend an die Oberfläche. Ein Kopf kam neben ihm hoch, tauchte aber gleich wieder ab. Als er erneut auftauchte, packte Ismir ihn. "Lass uns verschwinden!"
Der Junge schüttelte den Kopf. "Wenn die Fesseln offen sind, wissen sie dass du befreit wurdest." Dann war er wieder weg.
Es dauerte eine Weile, bis er prustend zurückkehrte. Er befreite Ismir und schloss dann die Handfesseln sorgfältig wieder, bevor er sich von der Wand abstiess und ihn am Arm mit sich zog.
Nachdem sie am Gefängniswärter gescheitert war, versuchte sie es bei dem Mädchen. Es war eine lange Zeit vergangen seitdem sie das letzte Mal etwas zu Essen gebracht hatten und Reina war in der Zwischenzeit mehrmals eingenickt, aber als das Licht wieder in den Korridor flackerte, schoss sie auf. Erneut waren es der hässliche Wächter und eine junge Dienerin, vielleicht dieselbe, vielleicht auch nicht, so sicher war sie nicht mit dem Schleier. Wobei, nein, sie schien ihr etwas grösser und auch etwas weiblicher als die vom Vortag. Wieder brachte der Wächter Reina mit der Peitsche dazu, zurückzuweichen, und sie liess die Dienerin die Suppe und den Krug Wasser hinstellen, dann sagte sie eines der wenigen Worte, die sie in der Sprache Salaïwars von Ismir gelernt hatte: "Danke."
Der Kopf des Mädchens zuckte einen Moment lang hoch, als wollte sie sie ansehen, aber dann stand sie auf und trat zurück, und das Licht verschwand wieder.
Diesmal dauerte es weniger lange, bis sie wieder kamen. Scheinbar bekam sie drei Mahlzeiten am Tag - offenbar hatte der Sultan sie nicht vor, verhungern zu lassen. Wie liebenswürdig. Erneut bedankte sie sich bei dem Mädchen, aber diesmal reagierte sich nicht darauf.
Am Abend dann wich Reina weniger weit zurück. Dem Wächter schien es nicht aufzufallen, er wirkte gelangweilt und gähnte betont, während er sich mit der Hand, in der er die Peitsche hielt, am Arsch kratzte. Reina ergriff die Gelegenheit und rutschte noch etwas näher. "Ich danke dir", versuchte sie es diesmal in der Sprache Dreitans, in der Hoffnung, die Frau würde zumindest einige Brocken verstehen. "Wie heisst du?"
Die Dienerin blickte auf und antwortete nichts, also deutete Reina auf sich. "Reina." Dann auf das Mädchen. "Du?"
Anstatt einer Antwort hob die Frau die Hand zur Kehle, als wollte sie sich erwürgen, bevor sie eine abweisende Handgeste machte, und das ganze wiederholte, dann stand sie auf, nahm ihren Korb und ging wieder, Reina zurücklassend. Die schnappte ihr Essen und kehrte zurück an die Hintere Wand, ihren Nebeninsassen wie immer ignorierend. Das Mädchen war also stumm. Vielleicht hatte man ihr als Strafe für irgendetwas die Zunge herausgeschnitten, oder damit sie nicht tratschen konnte. Aber ansonsten schien sie nicht so abweisend wie der Wächter. Vielleicht liesse sich ein Weg finden mit ihr zu kommunizieren.
Die Sturmsänger näherte sich Salaïwar in der Dunkelheit der Nacht. Wolken jagten über den Himmel und hielten den Mond versteckt, getrieben vom Wind, der die weissen Segel spannte. Weit entfernt waren die Lichter der Stadt auszumachen, näher davor die der vorgelagerten Inseln und einiger Schiffe. Still segelten sie dahin, schwenkten in eine Richtung, einige Striche weiter südlich, einige westlich, passierten die Inseln dann schallte das Klirren einer zerbrechenden Flasche über das Deck und milchige Flüssigkeit tropfte ins Wasser. Erneute Stille, nördlicher Kurs, ein weiteres Klirren. Dann die dunkle Stimme des Captains: "Zündet die Laternen an!"
Innerhalb weniger Minuten wurde das Schiff zu einem Lichtpunkt auf dem Stillen Wasser, der auf die Stadt zuhielt, vor deren Silhouette sich mehr und mehr eine weitere Lichterinsel abzeichnete: der Wasserpalast. Sie steuerten darauf zu und der Captain zog eine letzte Flasche aus seiner Manteltasche, entkorkte sie mit den Zähnen und trank einen Schluck, seufzte tief und warf sie über Bord. Rufe wurden laut, als man ihre Flagge erblickte und schliesslich zog man das grosse Fallgatter hoch. Lautlos glitt die Sturmsänger hinein, und das Gitter senkte sich hinter ihr, wie die Zähne eines gierigen Mauls.
Draussen über dem Meer begann Nebel aufzusteigen...
If you're going through hell, keep going.

RE: Irian Shada und die Grüne See
in Dreitan - das Spiel 28.04.2016 23:49von Ro Raven •

Reina hing gelangweilt an den Gitterstäben. Ohne Wärter oder andere Gefangene, die gelegentlich ein Spektakel veranstalteten, war in einem Kerker zu sitzen furchtbar Öde. Nichteinmal Ratten hatten sich blicken lassen, und ihr Nachbar war auch endlich still geworden in den Stunden seit dem Abendessen und hatte sich auf dem Boden seiner Zelle zusammengerollt, um zu schlafen. Sie blies eine Strähne aus dem Gesicht und blickte hinunter auf das Türschloss. Sie hatte es bereits eingehend inspiziert, aber ohne Hilfsmittel konnte sie es nicht knacken und leider waren die Wachen klug genug gewesen, ihr die Haarspangen abzunehmen.
Wider besseren Wissens versuchte sie ihren kleinen Finger in die Öffnung zu stecken, um damit vielleicht irgendetwas zu bewirken, und hätte ihn beinahe nicht mehr herausgebracht, als unvermittelt die Türe aufging. Schnell zog sie die Hände zurück und lehnte sich mit der Stirn an die Stäbe. Es waren wieder das Mädchen mit dem Schleier und der fette, hässliche Wachmann. Das Mädchen trug zwei Wasserkrüge bei sich, stellte einen hinter das Gitter des anderen Gefangenen und das zweite zu Reina, nachdem sie zurückgewichen war. Als sie sich umdrehte, glitt ihre Hand wie zufällig über die Hüfte des Wächters, der ihr schon die ganze Zeit auf den Hintern gestarrt hatte. Die Geste entging weder Reina noch dem Kotzbrocken. Schamlos grinsend streckte er eine seiner schwieligen Hände aus und grabschte damit nach den Brüsten der Dienerin und zerrte an ihrem Kleid, sie ging darauf ein, trat dicht an ihn heran und stiess ihm von unten her einen Dolch in den Schritt.
Der Klabauter schritt den Korridor entlang. Sein Mantel schlug auseinander und sein Hemd blitzte als blütenweisse Reflektion in den Helmen der Soldaten. Sie säumten die Wände, in regelmässigen Abständen, starr wie Statuen bis auf ihre Augen, die den Piraten folgten, die auf die grosse, goldbeschlagene Flügeltüre am Ende des Ganges zuschritten. Er hatte eine Handvoll Männer ausgesucht, einige, die schon lange unter ihm segelten, andere neu in Vanalur angeworben, der Rest war zurückgeblieben auf den Schiff. Er pokerte hoch, wie Ariak gesagt hatte. Aber anders hatte er niemals gelebt.
Gelassen schritt er voran, scheinbar ohne sich von den Reichtümern zu beiden Seiten beeindrucken zu lassen, an denen die Augen seiner Männer klebten, als liefe ihnen das Wasser im Mund zusammen beim Anblick, hielt erst an, als er vor den Torflügeln stand. Die anderen schlossen zu ihm auf. Links von ihm Mirko, dahinter Ezeni, Saki's Sohn, auf der rechten Seite der Mann aus Vanalur, den Reina als Mörder betitelt hatte. Der Kerl war ohne Umschweife verrückt, aber er gehörte zur berechenbareren Sorte, denn er hatte ein Ziel, einen Lebenstraum, und der Klabauter hatte ihm Angeboten, ihm bei dessen Erfüllung zu helfen. Es wird eine Ablenkung geben. Du konzentrierst dich nur auf ihn. Wir kümmern uns um die Wachen. Was genau der Mann tun würde, wie er vorgehen wollte, wusste der Klabauter nicht. Aber genau darum ging es auch.
Die Türflügel öffneten sich und man liess sie hinaustreten in eine offene Säulenhalle, zu beiden Seiten umrahmt von einem geometrischen Garten mit Wasserspielen und niedrigen Blumenhecken. Ein warmes, gelbes Licht erhellte das rote Dach der Arkade und spiegelte sich in polierten Bodenmustern, obwohl nirgends Fackeln oder Lampen zu erkennen waren, verlor sich aber rasch jenseits der Stufen, die sie zu beiden Seiten begrenzten.
Die Stiefel des Klabauters klackten auf dem Marmor, als er die Halle durchmass und auf den Thron am anderen Ende zuging. Die Teppiche, die davor lagen, sprachen von einem grossen, farbenfrohen Hofstaat, aber nun war die geschrumpfte Anzahl der Leute, die sich dort befanden, eher soldatisch geprägt, durchbrochen von den langen Roben einiger Berater und möglicherweise Magier. Der einzige, der funkelte wie ein edelsteinbesetzter Regenbogen, war der Sultan selbst auf seinen Kissen, der den Piraten mit undeutbarer Miene entgegenblickte. Der Klabauter zählte die Schritte und schätzte die Distanz ab. Vier Meter hatte sie gesagt. Vier Meter. Ihm blieb nicht viel übrig, als auf diese Information zu vertrauen. Und darauf, dass die Ablenkung eintrat, und seine Zeitplanung aufging. Er lächelte und blieb fünf Meter vor dem Thron stehen, bevor er sich in der Art Salaïwars verneigte und den Sultan begrüsste.
"Er ist da!"
Josh kam keuchend in den Lüftungsraum gerannt und stolperte beinahe über die Füsse des toten Sklaven am Boden fing sich aber wieder. "Los, zünd es an!"
Ohne lange zu zögern nahm Ismir die Fackel aus der Wandhalterung und hielt sie an den Haufen aus Lappen und getrocknetem Dung, den sie neben der offenen Klappe in der Wand aufgetürmt hatten. Es wollte nicht sofort Feuer fangen, aber Josh zog kurzerhand seinen Flachmann hervor und kippte ihn darüber aus mit dem Resultat, dass erst eine Stichflamme hochschnellte, die ihnen beiden fast die Haare versengte, und die Dungfladen Feuer fingen. Ismir trat zurück und wackelte mit der Zunge an einem seiner immer noch viel zu lockeren Schneidezähne, während die Flammen sich in die Lappen frassen und dicker Qualm aufzusteigen begann.
Innert Kürze war der ganze Raum voll davon und sie husteten beide. "Verdammter Mist", rief Ismir aus. "Es zieht in die falsche Richtung!"
Josh sah sich hektisch um, um irgendetwas zu finden, womit man den Rauch in die richtige Richtung wedeln konnte, aber seine tränenden Augen fanden nichts.
"Los hilf mir!" Ismir hatten einen der Balken am grossen Drehkreuz gepackt und stemmte sich dagegen. Der Mechanismus wurde normalerweise von mehreren Sklaven betrieben und war mit einem Schaufelrad verbunden, das an heissen Sommertagen kühle Luft aus einem durch das Meer gefluteten Kellergewölbe durch einen Kanal hinaufsog in die edleren Räume des Palastes und des Harems, wo sie durch Schlitze in den Wänden ausströmte und den wichtigen Männern und Frauen das Leben erleichterte. Zur Zeit war es nicht in Betrieb, aber sie hatten den Kanal geöffnet, um ihn mit ein bisschen Rauch zu füllen. Nur dass das nicht ganz so funktionierte wie geplant.
Josh warf sich gegen einen der Streben und stemmte die Füsse in den Boden. Der Rauch brannte in seinen Augen und in seinem Rachen, hustend versuchte er sich den Kragen seines Hemdes vor den Mund zu ziehen, aber es half nichts. Und das dumme Rad machte keinen Wank, egal wie sehr sie drückten.
Ismir krümmte sich vor Husten. "Scheisse. Wir müssen hier raus!"
Josh schüttelte verbissen den Kopf. "Gleich!", keuchte er und drückte weiter gegen den Hebel, dann sah er den Bolzen. Er steckte von oben im Rad und blockierte es. Hastig riss er ihn hinaus, und der Mechanismus gab so plötzlich nach, dass er hinfiel. Schnell rappelte er sich wieder auf und sie drehten, die Ärmel vors Gesicht gepresst. Tatsächlich lichtete sich der Rauch und stieg auf in den Kanal.
"Ihr seid also der Mann, der Moners Platz unter den Piraten eingenommen hat." Die Stimme des Sultans war nicht unangenehm, aber erstaunlich unbeeindruckend für einen Mann seiner Position, strahlte weder Macht noch Autorität aus.
Der Klabauter lächelte. "So ist es. Und wie ihr wisst, bin ich in dieser Funktion hier, um euch anzubieten, den Vertrag, den ihr mit ihm hattet, fortzuführen."
"Bisher habt ihr euch keinen Namen damit gemacht, es besonders gut zu halten mit staatlichen Institutionen."
Das Grinsen des Klabauters wurde breiter. "Ihr meint die Angelegenheit mit Zunraha. Ihr müsst verstehen, ich war jung*. Aber irgendwann lässt jeder die wilden Jahre hinter sich und sucht nach etwas Konstanz. Ich bin bereits vor geraumer Weile zum Schluss gekommen, dass es an der Zeit ist, zu einer etwas gemächlicheren, zuverlässigeren Weise der Piraterie überzugehen, als ich sie damals betrieben habe."
Der Sultan musterte ihn unverwandt. Ich hoffe, es sind wirklich nur vier Meter. Der Gedanke schlich sich in seinen Kopf, ohne dass er es wollte. Er erwiderte den Blick des Mannes ungerührt. Er kann deine Gedanken lesen, hatte sie gesagt. Sehr präzise. Aber seine Reichweite ist klein.
"Ihr kennt den Wortlaut des Vertrages?"
Der Klabauter nickte. "Mich interessiert, worauf ich einwillige."
"Selbstverständlich", antwortete der Sultan. "Ich habe es mir allerdings vorbehalten, einige... Verbesserungen einzufügen." Er wies auf die Seite seines Podiums, wo sich ein Schreiber erhob, ein Textdokument in den Händen. "Nehmt euch Zeit, sie durchzulesen, so viel ihr wollt."
Es war eine Falle, das war absolut klar. Der Sultan musste wissen, worauf das hier hinauslaufen sollte, es in Saki's Gedanken gesehen haben, als sie hier war, und vermutlich auch in Reinas. Er wollte ihn näher locken, um die Details zu erfahren.
Zu dumm, dass ich eine Menge davon selbst nicht weiss, dachte der Klabauter und wollte vortreten, als er den Rauch sah. Ein feiner Schwaden, der sich eine Handbreits über dem Marmor ausbreitete, an verschiedenen Stellen gleichzeitig. Er blieb stehen und sah den Sultan an. "Das werde ich gerne. Ach ja, wie hat euch mein Geschenk gefallen?"
"Sehr ausgefallen", antwortete der Sultan kurz angebunden.
Der Klabauter überlegte hektisch, wie er noch weiter Zeit schinden konnte. Dann war plötzlich alles voller Rauch.
Der Qualm schien aus dem Nichts aufgetaucht und etliche der Soldaten fingen an zu husten. Eine Bewegung im Augenwinkel liess den Klabauter zur Seite treten und er sah, wie der Mörder zwischen zwei Soldaten hindurchsprang und entlang der Säulen auf den Thron zurannte. Sie bemerkten ihn bald, aber er lief schnell, und hätte der Klabauter sein Wort, ihm den Rücken freizuhalten, gehalten, hätte er sein Ziel vielleicht tatsächlich erreicht. Allerdings war das von Anfang an anders herum geplant gewesen. Er lief los, duckte sich unter zwei Speerstössen hinweg, sprintete über die Plattform in Richtung Rand und hechtete von den Stufen her ins nächste Blumenbeet.
*und brauchte das Geld (xD)
If you're going through hell, keep going.

RE: Irian Shada und die Grüne See
in Dreitan - das Spiel 01.05.2016 20:59von Ro Raven •

Der Wachmann schrie nicht allzu lange, denn sobald er zuboden gegangen war, trat die Dienerin hinter ihn, packte ihn an der Stirn, wobei sie ihm die Fingernägel in die Augen drückte und stiess den Dolch in seine Kehle. Das Gebrüll ging in blutigem Gurgeln unter.
Einen Moment lang war Reina perplex, dann warf sich ihr Verstand wieder in Bewegung. Damit hatte sie nicht gerechnet, aber es war alles andere als schlecht. Sie stürzte ans Gitter und streckte die Hand aus. "Hey! Gib mir die Schlüssel!"
Ohne einen Hinweis darauf zu geben, ob sie sie gehört hatte, wartete das Mädchen, bis der Mann aufhörte zu zucken und beugte sich dann über ihm, um ihm die Schlüssel vom Gürtel zu reissen. Reina wedelte mit den Händen. "Hey, lass mich raus! Bitte!"
Die Kleine drehte sich zu ihr um, ignorierte ihre ausgestreckten Arme, steckte mit Wucht den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. "Was dachtest du, wozu ich sonst hier bin?"
Reina starrte sie einen Moment lang mit offenem Mund an und wäre beinahe nach vorne gestolpert, als Meleth die Zellentüre aufzog und sich den Schleier aus dem Gesicht streifte. Sie blickte an sich hinunter. "Ach scheisse." Die weiten, luftigen Tücher, die ihre Kleidung darstellten, waren mit roten Blutflecken übersäht. "Los, weg hier!"
Reina folgte ihr. "Ist der Captain hier?"
"Ich hoffs."
"Was ist mit dem da?" Reina deutete auf den Typen in der Zelle neben ihr, der merkwürdigerweise immer noch schlief.
Meleth drehte sich um. "Was soll mir dem sein?"
"Er könnte Alarm schlagen, wenn er aufwacht."
Meleth warf einen Blick auf den Mann, der am Boden lag. "Der wacht nicht mehr auf."
Reina musterte ihn. Die Ruhe war ihr von Anfang an komisch vorgekommen.
Der Klabauter duckte sich hinter eine Hecke, als zwei Armbrustbolzen vorbeizischten, und rannte dann weiter. Der Garten war nicht allzu gross, auf der anderen Seite lag ein schmaler, dunkler Säulengang. Er setzte über das Geländer hinweg, das ihn von der Grünfläche trennte und drückte sich mit dem Rücken gegen eine Säule. Zwei Herzschläge später schnellte Ezeni von der anderen Seite her in die Deckung, den gezogenen Säbel in der Hand. "Verd...!"
Der Klabauter signalisierte ihm ungehalten den Mund zu halten und lugte vorsichtig um die Säule. Auf der Plattform war immer noch dicker Qualm und allgemeines Chaos, aber die Soldaten schienen allmählich zu begreifen, dass der Mordversuch am Sultan zu aussichtslos gewesen war, um das eigenltiche Ziel zu sein. "Los!"
Er stiess sich von der Säule ab und lief in Richtung einer offenen Türe am Ende des Säulengangs, schlitterte hindurch und aufs Geratewohl nach rechts durch einen Durchgang. Unvermittelt sah er sich einem Wachmann gegenüber, der ihn mindestens so erschrocken anstarrte, und überlegte einen Augenblick lang, ihm eine reinzupfeffern, entschied sich aber aufgrund des metallenen Nasenschutzes am Helm dagegen und duckte sich stattdessen zur Seite weg. Wie erwartete, war Ezeni direkt hinter ihm und sein Säbel fand den Kehlkopf des Soldaten. Er packte den Mann, bevor er mit allzu lautem Schepper zu Boden ging und liess ihn auf den Teppich gleiten.
Ezeni schwenkte seinen Säbel um das Blut davon loszuwerden und sah sich hektisch um. "Verdammt, wir brauchen einen Weg hier raus!"
"Nein", antwortete der Klabauter, und lief weiter. "Wir brauchen eine Treppe."
"Eine Treppe?!"
Sie schlitterten um eine weitere Ecke und der Klabauter schob sich den nach vorne gerutschten Dreispitz aus der Stirn. "Da!"
Die Treppe hinunterstolpern landeten sie in einem breiteren, aber schmuckloseren Korridor. "Habt ihr irgendeinen Plan, wo wir..."
"Noch nicht!", antwortete der Klabauter, packte Ezeni am Kragen und riss ihn hinter einen Vorhang, kurz bevor ein Trupp Soldaten vorbeirannte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. "Hör zu", zischte er ihm ins Ohr. "Es sieht vielleicht nicht so aus, aber alles läuft nach Plan. Also lauf mir nach und halt mir den Rücken frei!"
Ezeni nickte stumm und sie liefen weiter, Soldaten und anderen Leuten ausweichend. An einer Ecke hielt der Klabauter inne und hielt Ezeni zurück, um herumzuspähen. "Halt Ausschau nach einer Toilette!"
"Nach einer Toilette?!?"
"Ja, hier muss irgendwo eine sein."
Ezenis Gesichtsausdruck war anzusehen, dass er davon ausging, dass sien Captain den Verstand verloren hatte, aber nach kurzem Suchen fanden sie die Türe zum Abort und zwängten sich hinein, der Klabauter schloss die Tür hinter ihnen und begann hektisch über den Steinernen Toilettensitz und die angrenzenden Wände zu tasten. "Na bitte!"
Er schloss die Faust um den glatten, runden Kiesel, der ihm in die Finger gekrabbelt war und schloss die Augen. Augenblicklich durchfuhr ihn ein Strohm von Bildern, Daten, Orten, der sich innerhalb weniger Herzschläge ordnete und sortierte zu einer Karte. Er öffnete die Augen wieder und warf den Krabbler Ezeni zu, der ihn instinktiv auffing. "Sieh es dir an!"
Ezeni warf ihm einen zweifelnden Blick zu, aber dann glitt er plötzlich in die Ferne, bevor er nach Luft schnappte und zurückkehrte. "Wohin?"
If you're going through hell, keep going.

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