Die Dunkelheit um ihn herum lichtete sich und er tauchte auf einem einsamen Strand auf. Keuchend fiel er auf die Knie und spuckte einen mundvoll Blut aus. Der Zauber hatte ihm viel abverlangt. Er war völlig erschöpft. Er schaute hoch und sah die stolzen Mauern der Festung Nachtzinne über die Klippen aufragen. Die Festung war an der Mündung des Sed'n erbaut worden. Sie hatte eine dreifache Ringmauer. Jede der Mauer und die Zitadelle in der Mitte der Stadt waren aus schwarzem Basalt gefertigt. Daher kam auch der Name der Festung. Die innerste Mauer war die höchste, damit die Bogenschützen ein leichtes Ziel haben würden, falls eine der äusseren Mauern fallen würden. Die Strassen waren in einem strengen System gebaut, und stiegen in Richtung der Zitadelle in der Mitte der Stadt leicht an. Auch dies diente einem strategischem Zweck.
Die Häuser im inneren der Stadt waren alle aus Stein erbaut, wenn auch nicht aus dem Basalt. Die Gebäude, die sich um die Stadtmauern drängten bestanden meist aus Holz und beherbergten den Grossteil der Stadtbewohner. Die meisten waren schlichtweg zu arm um sich ein Haus im inneren der Festung leisten zu können.
Armelion blickte wieder zurück zum Strand. Müde ergriff er seine Sachen und schleppte sich weg vom Meer. Sobald er die grünen Wiesen jenseits des Strandes erreicht hatte liess er sich einfach fallen und schlief sofort ein.

Anfang März Jahr 307
Als er wieder erwachte war die Sonne am untergehen. Langsam richtete er sich auf und schaute sich wieder um. Er hatte es tatsächlich geschafft. Er war zur Nachtzinne gereist und das in weniger als die Dauer eines Herzschlages. Er schulterte sein Gepäch und machte sich auf den Weg in Richtung der Stadt.
Auf einmal hörte er das charakteristische Geräusch von Hufschlag und drehte den Kopf in Richtung des Geräusches. Über einen kleinen Hügel kam eine kleine Patrouille von fünf Mann auf ihn zugeritten.
Er hielt an und wartete geduldig bis sie ihn erreichten. Ihr Anführer war ein kurzer, magerer Mann, der nun den Speer auf ihn richtete. "Wer seid ihr und was wollt ihr hier?", verlangte er zu wissen.
"Mein Name ist Armelion. Ich habe Fürst Alvian zwanzig Jahre lang gedient und will ihm auch weiterhin dienen.", erwiderte er.
Der Mann zögerte kurz und schaute zu seinen Kameraden rüber. "Seid ihr der Elf, der vor zwei Jahren seinen Abschied genommen hat?"
"Ja." Armelion zog sich den Helm vom Kopf. "Als ich ging hatte ich den Titel eines Legaten inne."
"Unter wem habt ihr gedient?"
"Alvias, Alvians ältester Sohn. Ich habe ihm bei einem Scharmützel nahe des Grünsees mal das Leben gerettet."
Der Anführer schaute erneut zu seinen Männern und einer von ihnen nickte. "Gut." Der Mann seufzte erleichtert. "Deine Geschichte stimmt. Wir bringen dich zu Fürst Alvian. Nur er oder seine Söhne sind berechtigt einen höheren Offizier wieder in die Armee aufzunehmen. Folgt mir bitte." Er wandte sich an einen der Soldaten. "Gib ihm dein Pferd!"
Armelion musste ein Schmunzeln unterdrücken. Sobald er seinen Dienstgrad erwähnt hatte war der Mann höflicher geworden. Er wollte es sich mit ihm offenbar nicht verderben, falls er wiederaufgenommen werden würde. Er stieg auf und warf dem wütend dreinsehenden Soldaten eine Silbermünze zu. "Danke. Ich weiss es zu schätzen.", grinste er und gab dem Pferd die Sporen. Das Gesicht des Mannes hellte sich ein wenig auf, als er die Münze betrachtete und er steckte sie in einen Beutel an seinem Gürtel.
"Los Männer!", bellte der Anführer und sie ritten ihm hinterher.

Anfang März Jahr 307
Armelion schaute sich ausgiebig im Thronsaal um. Er war schon lange nicht mehr hiergewesen. Die steinerne Decke der Halle wurde von mächtigen Säulen getragen, die mit aufwändigen Verzierungen geschmückt worden waren. Fürst Alvian und sein zweiter Sohn sassen auf einem leicht erhöhten Podest am anderen Ende der Halle. Ihre Leibgarde standen bewegungslos im Raum verteilt. Sie wirkten wie Statuen, doch die Waffen in ihren Händen waren von tödlicher Schärfe.
Der Elf klemmte sich den Helm unter den Arm und ging gemessenen Schrittes auf sie zu. Als er sie erreichte sank er auf ein Knie runter und beugte respektvoll den Kopf.
"Armelion! Wie es mich freut dich zu sehen und wie ich sehe warst du bei deinem kleinen Unternehmen erfolgreich.", sagte er und deutete auf die Drachenrüstung.
"Ich habe den Drachen getötet, mein Fürst, aber nun bin ich mir nicht sicher ob ich den richtigen für den Mord an meiner Familie bestraft habe. Wie auch immer, dass ist nicht von belang. Ich wollte euch bitten, ob ich euch meine Dienste als Soldat wieder anbieten kann."
"Ist bewilligt!" Er klatschte in die Hände und stand auf. Sofort tauchte ein Bediensteter auf und wartete auf einen Befehl. "Bringt die nötigen Dokumente um dem Kommandanten die nötigen Mittel zu verschaffen."
"Mein Herr?", erkundigte sich Armelion unsicher.
"Du hast richtig gehört. Du bist der neue Kommandant des 1. Regiments von Alvias Truppe. Seine Truppen haben schwere Verluste in der Schlacht am Grünsee erlitten. Du wirst die neuen Rekruten fertig ausbilden.", befahl er und winkte dem Schreiber zu, der mittlerweile aufgetaucht war. "Veranlasst alles, was nötig ist."
"Ja, Herr." Der Schreiber verbeugte sich und hastete aus dem Raum.
Armelion versuchte noch ein letztes Mal etwas einzuwenden. "Aber... denkt ihr, dass die Männer mich akzeptieren werden?"
"Ja. Näheres über meine Befehle wird dir Alvias selbst mitteilen. Er hat sein Lager zehn kilometer östlich von hier aufgeschlagen. Reis dort hin und führe deine Befehle aus Kommandant."
"In Ordnung mein Fürst." Armelion neigte noch einmal den Kopf in Richtung von Alvian und ging verliess anschliessend den Thronsaal. Im schwirrte der Kopf. Er hatte niemals damit gerechnet gleich zum Kommandant befördert zu werden. Er hatte zwar zwanzig Jahre für ihn gekämpft aber trotzdem, es ging ihm etwas zu schnell. Er schüttelte den Kopf und setzte sich auf eine steinerne Bank ausserhalb der Halle. Er winkte einem Pagen, damit der ihm etwas zu essen brachte und wartete anschliessend geduldig darauf, dass der Schreiber mit den Dokumenten kam.

Er kam erst mit der Abenddämmerung im Lager an. Doch auch dort fand er keine Ruhe. Er wurde von einem Boten empfangen, der ihm den Befehl überbrachte umgehend in Alvias Zelt zu erscheinen. Müde streckte er seinen Rücken und machte sich dann auf dem Weg. Das Zelt des Generals stand in der Mitte des Lagers. Es erinnerte den Elfen mehr an ein kleines Haus als an ein Zelt.
Eine der Wachen meldete ihn an und dann wurdete er reingelassen. Alvias sass hinter einem breiten Holztisch und schaute zu ihm hoch. Ein müdes Lächeln erschien auf seinem Gesicht und er deutete ihm Platz zu nehmen.
"Nimm dir ruhig was zu essen, wenn du Hunger hast.", sagte er und richtete dann seinen Blick auf das Pergament vor ihm. Nach einigen Minuten legte er dann auf die Seite, "Entschuldige, aber ich musste das noch durchgehen. Die Händler wollen uns die Lebensmittel zu einem überhöhten Preis verkaufen, aber mir ist es gelungen mit einigen von ihnen einen Vertrag einzugehen. Sie erhalten für drei Jahre das Recht unsere Armee mit allen nötigen Mitteln zu beliefern und im Gegenzug, kaufe ich alles zu einem vorher festgelegtem Preis. Aber genug davon, du wirst in nächster Zeit genug damit zu tun haben. Ich nehme an du hast einige Fragen an mich, also rück raus damit?"
Armelion war ein wenig erstaunt über den vertrauten Ton mit dem Alvias mit ihm sprach, aber er schüttelte den Gedanken schnell ab. Sie waren unter den Jahren in der Armee so etwas wie Freunde geworden. Soweit es das natürlich möglich war für einen einfachen Soldaten und General.
"Ja, es stimmt ich habe einige Fragen. Warum habt ihr mich zum Kommandanten befördert? Ich war nur zwei Jahre lang vor meinem Abschied Legat."
"Der erste Grund ist wohl die Rüstung, die du trägst. Sie zeigt deine Stärke und wird ein starkes Symbol für die Männer sein, die unter dir dienen werden. Ausserdem hast du ungeschoren einen Drachen getötet, was auch ein Zeichen von Stärke ist.", fuhr er fort. Armelion lachte auf.
"Ich bin nicht ungeschoren davongekommen General Alvias. Ich zweifle jeden Tag ob meine Tat gerechtfertigt war oder nicht, und ob ich überhaupt den Richtigen erwischt habe. Ich wurde dem Grossdrachen vorgeführt und er sprach ein Urteil über mich aus. Noch weiss ich nicht ob dass was er getan hatte ein Segen oder ein Fluch ist, aber ich denke ich werde es schon bald herausfinden."
Alvias starrte ihn mit grossen Augen an, "Du hast den Grossdrachen getroffen? Wie sah er aus?"
"Wie eine grosse Silberschwinge.", erwiderte Armelion, "Aber das ist egal. Ich bin wieder hier und das ist es was zählt. Also was sind die weiteren Gründe für meine Beförderung?"
"Na gut. Ich merke das du nicht darüber reden willst.", seufzte Alvias entäuscht, "Also dann. Dein Vorgänger, der gleichzeitig auch dein ehemaliger Vorgesetzter war, sagte mir, dass du einige Neuartige Pläne zur Kriegsführung hast. Die wollen ich und mein Vater ausprobieren. Vielleicht können wir dann endlich diesen verfluchten Soldaten aus Gevira endgültig das Genick brechen."
"Nun ja." Armleion rieb sich den Kopf. "Ich hätte einige Ideen, aber ich habe keine Ahnung ob sie wirklich funktionieren."
"Das sollen wir hier auch ausprobieren. Also raus damit!", dann fügte er verschmitzt grinsend hinzu, "Das ist ein Befehl Kommandant!"
"Wie ihr wünscht. Ich schreib euch auf was ich brauchen werde. Kann ich...?", fragte er und deutete auf die Schreibutensilien auf dem Tisch. Alvias machte eine einladende Handbewegung. Armelion fühlte auf einmal fast eine kindliche Begeisterung, dass er endlich seine neuen Strategien ausprobieren durfte. Als Legat hatte er hauptsächlich Befehle ausführen müssen und ihm war nur wenig Freiraum gelassen worden.
"Na dann... Wie ihr wisst wird heute der Krieg mit Schwertern, Äxten, Streitkolben, Bögen, Armbrüste und Speeren geführt. Kavallerie gibt es natürlich auch, aber darauf will ich nicht heraus. Speere sind effektiv gegen sie, aber sie sind nicht gut im Kampf gegen einen gut gepanzerten Schwertkämpfer. Aber was wäre wenn man die Waffe so umgestalten würde." Er machte eine schnelle Skizze. Alvias starrte ihn für einige auf die Zeichnung und schüttelte dann den Kopf.
"Das wird nicht funktionieren.", sagte er und wirkte enttäuscht. "Viel zu lang. Die Soldaten würden sich Gegenseitig im Weg stehen."
"Lass es mich ausprobieren. Falls es nicht funktioniert, kannst du mir den Preis für das Material vom Sold abziehen.", erwiderte Armelion. "Aber es kommt noch mehr. Ihr habt doch eine Quelle von Steinöl in der Nähe der Nachtzinne? Die einzige, die wirklich grosse Mengen von dem schwarzen Zeugs bringt und eures ist auch von bester Qualität.", fuhr er fort und schaute Alvias erwartungsvoll an.
"Ja?"
"Ihr destilliert es ja um Lampenöle herzustellen und allerlei andere Sachen. Ihr braucht es auch um die Achsen der Versorgungswägen zu schmieren. Aber ich will damit etwas anderes machen. Ich hätte gerne zehn grosse Fässer destilliertes Steinöl und alles soll bitte geheim bleiben. Es muss oberste Priorität haben. Niemand darf davon erfahren."
"Also gut. Ich werde alles nötige veranlassen.", murrte Alvias. "Nur sag mir endlich was du vorhast."
"Das hier.", erwiderte Armelion und schrib einige Zeilen auf das Pergament. Der General las die Zeilen sorgfältig durch, dann nickte er und hielt das Pergament in die Flamme einer Kerze, die auf dem Tisch stand. Als alles zu Asche geworden war, streute er diese auf den Boden und verteilte sie mit dem Stiefel.
"Das Armelion... ist eine brilliante Idee."
(ich wäre den anderen Autoren sehr verbunden, wenn keiner der anderen Charaktere davon erfährt. Jedenfalls noch nicht. Zuerst soll alles in einer Schlacht ausprobiert werden.)

Mitte März Jahr 307
"Haltet die Piken gerade! Wie wollt ihr einen Feind aufhalten wenn die verdammten Spitzen gegen den Boden zeigen, ihr verfluchten Bastarde! Gerade habe ich gesagt!", brüllte Ormud und hieb die flache Seite seiner Hellebarde auf den behelmten Schädel eines unglücklichen Soldaten. Armelion betrachtete den stämmigen Legaten zufrieden. Er war eine gute Wahl gewesen. Die Männer respektierten ihn und er konnte mit seiner Stimme ohne Probleme den schlimmsten Lärm übertönen. Der Soldat korrigierte seinen Griff um die 7 Meter lange Pike und hielt sie nun parallel zum Boden.
"Wenn ihr so weitermacht, werden ihr nicht einmal die erste Minute der Schlacht überleben! Ich will eine gestaffelte Formation sehen ihr Hurensöhne! Eine Gestaffelte! Nicht den Scheiss den ihr hier veranstaltet! Ich will vier Reihen von Speerspitzen sehen! Vier! Geht das nicht in eure verdammten Schädel!"
Armelion schaute den Männern zu wie sie die Aufstellung wieder und wieder übten, während einige andere Soldaten am Rande des Exerzierplatzes standen und ihnen ermunternde Worte zugrölten.
Sie hatten noch einen weiten Weg vor sich, aber falls sie die Formation beherrschen würden, würden sie das Schlachtfeld dominieren. Jedenfalls hoffte er das. Ihm blieben noch zwei Monate Zeit, dann würde er einen Übungskampf gegen Alvias abhalten müssen. Falls die Männer bis dahin seine Taktik nicht begriffen und umgesetzt hatten, würde Alvias ihn in den Boden stampfen und er würde höchstwahrscheinlich seinen neuerworbenen Titel verlieren.
Immerhin hatten die Truppen, die die Tonkrüge mit dem destilliertem Steinöl werfen sollten, Fortschritte gemacht. Natürlich hatten sie mit Wasser geübt. Er wollte ja nicht das sich jemand verletzte. Den Ernstfall würden sie schon auch noch üben, aber das würde später kommen.
Armelion hatte noch Pläne, wie er die Pikenformation verstärken könnte, aber das würde später dazukommen. Erst einmal mussten die Soldaten lernen die Grundlagen zu beherrschen.
Ormud kam zu ihm rüber und überliess das Kommando wieder den Offizieren. Der Legat war ein Riese von einem Mann. Er überragte Armelion um mindestens eine Haupteslänge. In seine feuerroten Haare hatte er unzählige Zöpfe geflochten, jeder Zopf stünde für eine erschlagenen Gegner, hatte er behauptet. "Diese Schwachköpfe werden es nie lernen.", murrte er und schaute dann zu seinem Kommandanten herunter.
"Es dauert eben seine Zeit.", erwiderte Armelion schlicht und schaute interessiert weiter den Übungen zu. Ormud knurrte etwas unverständliches. "Du wirst schon sehen.", fügte der Elf hinzu, "Heute ist erst der siebte Tag an dem sie üben. In zwei Monaten werden sie es perfekt beherrschen."
"Und falls nicht wird uns Alvias eine Abreibung verpassen, die wir nie vergessen werden."
"Sei nicht so griesgrämig Ormud. Er wird schwere Verluste erleiden durch unsere Feuerwerfer erleiden. Leider können wir unsere Streitwagen nicht einsetzen. Die Verletzungsgefahr ist zu hoch."
"Trotzdem. Niemand ausser einem vollkommen Verrückten würde auf die Idee kommen eine kleine Balliste auf die Ladefläche eines Streitwagens festzuschrauben.", lachte er.
"Nicht ich habe die Waffe erfunden. Das war Sayl getan. Ich hatte lediglich eine Idee wo man sie gut einsetzen könnte." Er musste grinsen, wenn die Erinnerungen wieder hochkamen. Er war erstaunt und fasziniert von der Waffe gewesen die Sayl ihm und Alvias vorgestellt hatte. Sie war ähnlich aufgebaut wie eine Balliste, nur die Schleuderkraft der Stahlbögen war durch die Verdrehung zweier Sehnenbündel enorm verstärkt worden. Er hatte mehrere von diesen Geräten in Auftrag gegeben, nur hatten sie klein genug sein müssen um auf die Ladefläche eines Streitwagens zu passen. Im Endeffekt hatten sie sich auf einen Kompromiss einigen müssen. Die Ladefläche der Streitwagen waren vergrössert worden und die Balliste oder Skorpion, wie Sayl seine Waffe liebevoll nannte, plus die Bedienungsmannschaft hatte draufgepasst. Allerdings mussten nun vier Pferde den Wagen ziehen und nicht mehr nur zwei.
"Das ist schon war.", schränkte Ormud ein, "Aber es war trotzdem eine verdammt gute Idee. Wir werden den Schleimsäcken aus Gevira ordentlich einheizen."

Mitte April Jahr 307
"Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du die Streitwagen wieder in die Armee eingeführt hast.", knurrte Alvias. "Das sind Relikte aus der alten Zeit. Niemand kämpft mehr mit diesen Dingern. Ein einziger Bogenschütze reicht um ein Dutzend von diesen Dingern lahmzulegen, bevor sie den Feind überhaupt erreicht haben. Und überhaupt, sie werden ein logistischer Alptraum werden. Die Männer werden dich dafür hassen, dass du sie zwingst diese Dinger mitzuschleppen."
"Wir werden so oder so der Hauptstrasse nach losmarschieren. Auf gutem Gelände werden sie uns gute Dienste leisten. Seh es..... als Berittene Artillerie. Sie wird vor der Infanterie aufgestellt werden und bevor der Feind sie angreifen kann, werden sie hinter unsere Linien gebracht."
"HA! Das ist das lächerlichste was ich je gehört habe.", schnaubte der General und schaute zu wie einer der Schützen mit der Balliste auf eine Strohpuppe feuerte. Die Stahlspitze des Geschosses durschlug das Ziel mit Leichtigkeit und bohrte sich anschliessend tief in den Erdwall hinter den Zielen.
"Ich habe alle Räder mir Runen verstärkt. Sie werden nicht so leicht zerbrechen. Und die Ballisten, die auf ihnen festgenagelt wurden, sind zwar kleiner als eine normale Balliste, trotzdem haben sie die grössere Reichweite als jeder Langbogen. Es stimmt zwar schon, dass sie immer noch verflucht schwer sind, aber ich bin mir sicher, dass sie dem Feind schwere Verluste zufügen werden.", widerspach Armelion. "Diese Waffe durschlägt jede Rüstung."
"Du verschleuderst haufenweise Geld. Ich hoffe nur, dass sich deine neue Taktik bewährt." Avlias wandte sich von ihm ab und schaute den Pikenträgern zu. Ihre Formation war viel sicherer geworden und sie bewegten sich auch besser. Bei den Übungskämpfen konnten sie die anstürmenden Gegner schon viel länger aufhalten. Jetzt dauerte es schon mehrere Minuten bevor die Linie zusammenbrach. Vorher hatte es nur Sekunden gebraucht.

Mai Jahr 307
"Erinnert euch an das was ihr gelernt habt, Männer! Wir müssen standhalten, oder ansonsten werden wir die Lachnummer, der ganzen Armee sein!"
"Du wirst die Lachnummer der Armee sein.", warf Ormud ein. "Wir werden die armen Trottel sein, die deine Befehle haben ausführen müssen."
"Danke, das wollte ich hören.", knurrte Armelion und richtete dann schnell seine Konzentration auf die Männer vor ihm. Dies war der Tag der Entscheidung. Sie würden den Übungskampf abhalten. Er hatte seine Männer in einer langen Reihe aufgestellt, die nur sieben Mann tief war. Er hatte im gesamten 800 Pikeniere. Der Rest der Infanterie war gleichmässig hinter den Pikenträgern verteilt, damit sie, falls die Linie einbrechen würde, rasch zur Hilfe eilen konnten. Sie alle waren mit hölzernen Übungswaffen bewaffnet. Die Holzschwerter waren aber ausgehölt worden und hatten einen Kern aus solidem Blei. Auf diese Weise würden die Männer mehr Kraft unter den Übungen aufbauen, und falls sie dann schlussendlich mit den richtigen Schwertern kämpfen würden, würden sie ihnen federleicht vorkommen.
Er blickte hoch und schaute Alvias Männern entgegen. In den vorderesten Reihe hatte der General Schildträger positioniert. Dahinter kam die schwere Infanterie, die mit Schwertern, Keulen oder Äxten bewaffnet waren. Alvias hob die Hand und gab damit das Signal für einen Sturmangriff, genau wie Armelion gehofft hatte. Jetzt würde es sich entscheiden. Mit einem gewaltigen Brüllen stürmten die Soldaten auf sie zu.
"Haltet zusammen!", schrie der Elf und hob sein Schwert über den Kopf. Er sass hinter den Linien auf einem Pferd und blickte nervös den Gegnern entgegen. Im nächsten Moment krachten die Schildträger gegen die erste Reihe von Pikenspitzen. Die erste Reihe begann hektisch auf die Gegner einzustechen, bewegten sich aber keinen Milimeter, vor oder zurück. Viele der Schildträger gingen zu Boden, doch ein paar schafften es vorbei. Als sie auf di zweite Reihe von hölzernen Spitzen trafen, geriet ihr Angriff ins Stocken. Die letzten Schildträger gingen unter lauten Flüchen zu Boden, als die gepolsterten Spitzen der Piken ihre Deckung durchbrachen und sie trafen.
"FEUERWERFER!"
Die hundert Feuerwerfer eilten sofort nach vorne. Für die Übung würden sie nur mit Schlamm gefüllte Säcke werfen. Sie wollten keine Verletzungen riskieren, indem sie echte Tonkrüge warfen. Alvias hatte seinen Männern eingeschärft, dass jeder der mit Schlamm besudelt worden war sich sofort aus dem Kampf zurückziehen musste. Die Soldaten hatten gemurrt, aber hatten sich schlussendlich gefügt. Die Feuerwerfer holten aus und warfen die mit Schlamm gefüllten Beutel in hohem Bogen über die Köpfe ihrer Verbündeten direkt in die Reihen ihrer Gegner. Ein ganzer Chor von den übelsten Flüchen erhob sich.
"VORWÄRTS!", brüllte Ormud und trieb die Männer an. Die Soldaten, die schon von ihrem anfänglichen Erfolg beflügelt waren, rückten geordnet vor und stachen ihre Gegner reihenweise nieder.
Auf einmal ertönte ein durchdringendes Hornsignal und die Kämpfe wurden augenblicklich eingestellt. Alvias ritt nach vorne und zog sich den Helm vom Kopf.
"Ich bin beeindruckt Kommandant, das war eine wirklich gute Vorstellung."
"Danke, General."
"Ich hoffe nur ihr könnt diese Vorstellung von heute in einer richtigen Schlacht wiederholen."
"Wann immer ihr es wünscht.", erwiderte Armelion. Alvias schüttelte den Kopf und ritt zurück ins Lager. Der Elf wandte sich an seine Männer. "Das war hervorragende Arbeit Männer. Falls ihr gleich gut weitermacht wird sich niemand getrauen euch in den Weg zu stellen. Wir werden der Schrecken unserer Feinde sein!"
Die Pikeniere johlten und schrien den abziehenden Soldaten aus Alvia's Kompanie Beleidigungen hinterher, bis sie Ormud zur Ruhe gemahnte. "Heute, gibt es die dreifache Ration Bier für alle!"
Diese Ankündigung wurde mit noch frenetischerem Jubel quittiert. Ormud grinste breit und lehnte sich zum Elfen rüber. "Sie lieben dich Kommandant, auf jeden fall bis sie erfahren, dass du sie zwingen wirst die Streitwagen mit in die Schlacht zu nehmen.", schränkte er lachend ein, sass ab und ging rüber zu den Soldaten.

Armelion sass zufrieden in seinem Zelt als jemand plötzlich die Zeltplane zurückschlug und zu ihm trat. Eine Elfe trat ein. Er sprang von seinem Sitzplatz hoch und schaute sie für einige Sekunden erstaunt an. "Caelria?", fragte er erstaunt, "Was tust du denn hier?" Sie war es gewesen, die ihm das Jagen beigebracht hatte und das Bogenschiessen. Unter den Tieflandelfen, war sie berühmt für ihre Treffsicherheit. Schon als Kind hatte sie eine unheimliche Begabung für die Kunst des Bogenschiessens gezeigt und schon mit zwanzig Jahren war sie eine der Besten Bogenschützen des ganzen Waldes gewesen. Jetzt mit ihren 73 Jahren hatte sie immer noch den Platz der besten Schützin inne. Man sagte sie könne auf einer Entfernung von hundert Metern einer Mücke das Auge wegschiessen, was natürlich blanke Übertreibung war. Sie hatten sich seit Jahren nicht mehr gesehen. Caelria hatte ihm geholfen zu den Menschensiedlungen zu gelangen.
Anstatt eine Antwort zu geben, betrachtete sie ihn für einige Sekunden von Kopf bis Fuss. "Wie ich sehe hast du Rache genommen.", sagte sie schlussendlich.
Armelion rieb sich den Kopf. "Ja... aber... was tust du hier. Du hast doch gesagt, dass du die Menschen nicht magst."
"Tu ich auch nicht, sie sind laut und zerstören die Natur. Dies ist kein Ort für eine Jägerin. Trotzdem... ich bin vom Rat auserkoren worden eine Truppe von hundert Bogenschützen zur Unterstützung der Nachtzinne anzuführen. Alvias hat uns dir überstellt, da er dachte, dass wir jemand von unseresgleichen eher gehorchen würden."
"Nun ich denke ich habe kein Recht euch Befehle zu erteilen."
"Da hast du ganz Recht Junge. Aber...", fuhr sie versöhnlicher fort, "Ich weiss du bist nicht dumm. Du hast grossen Überlebenswillen gezeigt und das achte ich. Ich werde mir deine Vorschläge anhören."
Armelion war vor Scham und Zorn errötet, dass sie ihn so offensichtlich als ihrer nicht gleichwertig ansah. Er stiess schnaubend die Luft aus und setzte sich dann auf sein Bett. "Also was willst du eigentlich hier? Willst du mich beleidigen oder nur alte Bekanntschaften wieder auffrischen?"
Sie lachte. Es war ein heller Laut und erinnerte ihn ein wenig an das Zwitschern von einem Vogel. "Ich bin nicht hier um dich zu beleidigen, mein junger Freund. Ich will nur sehen wie es dir geht und ob du noch immer so vom Hass zerfressen bist."
"Und?", hakte der jüngere Elf nach, als sie nicht weiterfuhr.
"Du hasst sie immer noch, aber du hast angefangen nachzudenken. Aber ich muss sagen, ich fühle einen gewissen Stolz auf dich. Du hast wohl das gefährlichste Raubtier von ganz Dreitan erlegt, aber du hast es aus den falschen Gründen getan.", schränkte sie ein, "Trotzdem, mir wurde erzählt dass du für deine Taten gebüsst hast und ich hoffe dass du herausfinden wirst, wer hinter dem Tod deiner Familie steckt. Deine Eltern waren gute Freunde von mir."
"Ich weiss und auf ihr Drängen hast du mich als Schüler angenommen, aber ich muss dich leider enttäuschen. Für einen Tieflandelfen bin ich immer noch ein mieserabler Bogenschütze.", lachte er.
Caelria lächelte, "Es freut mich dass du mit Freuden an unsere gemeinsame Zeit zurückdenken kannst. Aber wie auch immer, ich habe erfahren dass du nach jemandem suchst der dir eine Tätowierung in den Arm stechen soll. Es ist an der Zeit, dass du sie erhälst und als vollwertiges Mitglied in den Bund der Jäger eintrittst. Aber du hättest schon ein Mitglied des Bundes um Erlaubnis fragen sollen." Sie sah ihn streng an.
"Es ging nicht darum ein Mitglied des Bundes zu sein, Caelria. Es geht darum." Er holte das schwarze Buch hervor und blätterte bis zu der Seite mit den Tätowierungen. Er drehte das Buch um und zeigte ihr die Bilder. Sie nahm es entgegen und öffnete verblüfft die Augen.
"Sie sind verschwunden! Leg deine Hand auf die Seite."
Ohne zu zögern gehorchte Armelion, sobald seine Finger die Seite wieder berührten tauchten die Bilder auf. Caelria betrachtete sie genau und schüttelte dann den Kopf. "Das wird schwierig werden. Es ist nicht nur ein Tier, dies ist eine Rune mein junger Freund. Ich weiss nicht was sie bedeutet, aber sie ist mächtig. Bist du dir sicher, dass ich dir sie eintätowieren soll?"
"Ja!", erwiderte er bestimmt.
"Gut, aber du musst dir immer noch ein Tier aussuchen, dass ich dir unter die Haut stechen soll, ansonsten wirst du kein Mietglied des Jägerbundes sein."
Der Elf überlegte für einige Augenblicke, dann schaute er hoch. "Ein Drache. Am linken Unterarm."
Caelria seufzte. Ihr ehemaliger Schüler schien sich nicht wirklich viel aus den alten Traditionen zu machen. "Na gut. Wie du wünschst. Ich hole nur schnell meine Sachen, danach können wir anfangen." Sie stand auf und schlug die Zeltplane zurück.
"Warte kurz! Du musst nur die Tinte für den Drachen mitnehmen, für die andere Tätowierung habe ich das richtige."
Caelria warf ihm einen skeptischen Blick zu. "Gut, für dieses Mal tu ich das für dich."
"Danke." Caelria ging ohne ein weiteres Wort aus dem Zelt. Sobald sie fort war, holte Armelion eine flache Zinnschüssel hervor und das Säckchen mit der Asche.
"Na dann, mal los." Er schloss die Augen und öffnete das Säckchen. Langsam liess er die Asche aus dem Beutel in die Schüssel rieseln. Er vertraute darauf, dass er merken würde wann es genug war. Jetzt! Er zog es wieder zurück und schloss es wieder. Etwa ein drittel der Asche des Drachenherzens lag jetzt in der Schüssel. Armelion zog ein Messer und öffnete mit einem raschen Schnitt die Venen in seinem rechten Arm. Das Blut floss in einem steten Strom in die Schüssel und er vermischte es mit der Asche. Die Mischung war pechschwarz. Von nun an musste er auf Caelria vertrauen. Kurze Zeit später kam sie auch in das Zelt. In der rechten Hand hielt sie eine dünne Nadel und in der linken einen kleinen Tonkrug.
"Bist du bereit." Caelria warf einen kurzen Blick auf die Schale und Armelion nickte.
"Das ist das was du für die grosse Tätowierung brauchen musst."
Dieses Mal nickte die Jägerin. Ohne ein weiteres Wort tauchte sie die Nadel in die schwarze Flüssigkeit und setzte den ersten Stich in seine Handfläche. Das schwarze Buch lag geöffnet auf Armelions Knien und seine linke Hand ruhte auf den Seiten, damit die Bilder blieben. Der nächste Stich wurde gesetzt und er atmete tief durch. Dies würde eine lange Nacht werden.
(genaueres über den Bund der Jäger werde ich später schreiben)

Armelion sog scharf die Luft ein. Diese scharze Flüssigkeit brannte wie Feuer unter der Haut. "Hört auf zu jammern Kommandant.", beschied ihn Caelria schnippisch und stach die Nadel wieder in seine Haut. Er keuchte und verzog das Gesicht. Sein ganzer rechter Arm brannte als habe man ihm die Haut abgezogen.
Caelria kratzte den letzten Rest der Flüssigkeit zusammed und setzte den letzten Stich. "Fertig. Hat auch lange genug gedauert." Sie wusch sich die Hände in einer nebenstehenden Zinnschüssel und stand auf. "Die Haut wird etas wund sein. Aber nun ist die grosse Tätowierung und der kleine Drache fertig. Nun bist du ein offizielles Mitglied des Jägerbundes Armelion, mit all seinen Pflichten vergiss das nicht!"
"Keine Sorge. Das vergesse ich nicht Caelria." Er drehte sich auf die Seite und holte tief Luft. Den rechten Arm hielt er am besten still. Langsam setzte er sich auf und betastete mit der linken Hand vorsichtig die rechte Schulter. Als er die Stelle mit der Tätowierung streifte sog er scharf die Luft ein. Er zog die Hand zurück und starrte auf die Fingerspitzen. Blut klebte daran. Fluched stand er auf und griff nach einem Weinschlauch. Er brauchte was zu trinken.
Drei Becher später sass er zufrieden auf dem Bett und betrachtete die kleine Drachentätowierung auf seinem linken Unterarm. Ein Mitglied des Jägerbundes. Nie hatte er sich das Träumen lassen. Sie waren für die Sicherheit im Tiefland-Wald verantwortlich. Sie unterstandem nur dem Rat. Im falle eines Angriffs wären sie das Rückgrat der Verteidigung des Waldes. Sie waren sozusagen die Armee der Elfen. Jeder von ihnen besass sein eigenes Wappentier. Seine Treue galt von jetzt an zwei Reichen. Er seufzte und legte sich hin. Es war ein langer Tag gewesen. In einer Woche würden sie losziehen und dann würde er sehen ob sich die Männer auch in einer richtigen Schlacht bewähren konnten. Falls nicht... dann war er schon so gut wie tot, aber was nützte es sich darüber Sorgen zu machen. Das Beste wäre er würde jetzt eine Runde schlafen. Aber vorher würde er noch ein bisschen weiter im Buch blättern.
Er hob es hoch und fluchte als ein blutiger Fingerabdruck auf dem Einband zurückblieb. Kopfschütteln schlug er das Buch auf und blätterte bis zur Seite mit den Tätowierungen. Er hielt den Atem an und blätterte mit der rechten Hand um. Die Fingerspitzen seiner rechten Hand brannten noch immer. Verflucht! Wann würde das nachlassen? Langsam tauchten schwache Buchstaben auf den Seiten auf.
Seine Augen weiteten sich und er schluckte. "Das ist mal was neues.", murmelte er und überliess sich ganz der Magie des Buches.

Er tauchte auf einem Dach nahe dem Marktplatz auf. Er hatte den Zauber schon einmal in der Öffentlichkeit angewendet und wollte das nicht noch einmal tun. Die überflüssige Energie versiegelte er in seinem Arm. Er ging vorsichtig über die Dachziegel, beide Arme hielt er ausgestreckt um die Balance zu halten. Als er zum Rand kam, schaute er runter ob jemand auf der Strasse war, doch niemand war zu sehen. Zufrieden sprang er runter und federte seine Landung mit einem kleinen Zauber ab. Anschliessend machte er sich auf den Weg Richtung Palast.
Einige Minuten später stand er im Thronsaal vor Alvian. Avlias Frau, Avis, stand neben ihm. Ihre Augen waren noch gerötet vom Weinen und ihr kleiner Sohn stand unsicher an ihrer Seite. Er schien nicht ganz begriffen zu haben was seinem Vater passiert war. Soweit Armelion wusste war der Junge erst 6 Jahre alt.
"Gut, dass ihr gekommen seid, Kommandant. Wir haben einige Dinge zu besprechen." Er brach ab und warf einen Blick zu seinem Enkel rüber. "Du wirst die militärische Erziehung von Biarn übernehmen sobald er zwölf geworden ist."
Armelion war überrascht und ein wenig verärgert. Ihn wegen einer solchen Kleinigkeit zur Nachtzinne zu rufen war unnötig und gefährlich. Er wurde an der Front gebraucht.
"Aber das war nicht alles. Die Assassinen werden bald ankommen um uns im Krieg zu unterstützen. Ich werde dir ein Dokument übergeben, das dich ermächtigen wird ihnen Befehle zu erteilen. Des Weiteren wirst du an einer militärischen Sitzung teilnehmen, die gleich Stattfinden wird und ich ernenne dich vorübergehend zum Stellvertretenden General von den westlichen Truppen."
Armelion senkte den Kopf. "Danke für euer Vertrauen mein Fürst."
Alvian machte eine unwirsche Handbewegung als ob er die Dankesbezeugung beiseite wischen wollte. "Wie gesagt es ist nur vorübergehen.", dann wandte er sich an Avis, "Du hast ein paar Minuten Zeit.", knurrte er und stand auf. Sie nickte und trat auf Armelion zu.
"Wie... ich meine... ist es schnell gegangen?", fragte sie mit heiserer Stimme.
"Ja, Herrin. Er starb mutig. Ich konnte leider alles sehen. Es tut mir leid dass ich ihn nicht retten konnte.", erwiderte er tonlos. Armelion hatte nicht erwartet, dass er der Witwe von Alvias Trost spenden musste.
"Danke!", murmelte sie, "Das bedeutet mir sehr viel. Ich... er liegt auf dem Friedhof begraben. Seite an Seite mit seinem Bruder." Sie wandte sich ab und nahm den kleinen Jungen an die Hand. "Komm Biarn.", ermahnte sie in sanft und verschwand in Richtung der Gemächer der Fürsten. Der Elf schüttelte den Kopf. Er war nicht für solche Situationen geeignet.
"Kommt jetzt General. Die Sitzung beginnt gleich.", befahl Alvian unwirsch. Er hatte die ganze Szene beobachtet und bedeutete Armelion mit einer ungeduldigen Geste zu kommen. Der Fürst führte den Elfen in einen Raum, der sich an der Seite des Thronsaales befand. Noch vier weitere Männer waren anwesend. Auf einem Tisch lag eine grosse Karte ausgebreitet, die die Umgebung von Gevira und der Nachtzinne im Detail zeigte.
Alvian trat an das Kopfende des Tisches und betrachtete anschliessend aufmerksam die Karte. "Bericht Einar!", verlangte er und setzte sich auf einen Stuhl.
Einar, ein älterer General, trat nach vorne und schaute in die Runde. "Die Situation sieht folgendermassen aus meine Herren. Im gesamten haben wir 24'000 Soldaten. 10'000 davon lagern in diesem Moment an diesem Punkt." Er zeigte mit dem Finger auf den Punkt wo die Soldaten von Armelion ihr Lager aufgeschlagen hatten. "Armelions Sieg hat uns einen guten Vorteil verschafft und die Moral der Soldaten von Gevira für den Moment gebrochen. Unsere Spione berichteten mir, dass sich der Feind weit zurückgezogen hat. Fast bis zum Ende des Grünsees. Unsere Soldaten kontrollieren also einen grossen Teil des westlichen Ufers des Sees und damit auch das Gebiet welches sich bis zu Küste hinzieht. Das Land dort ist verhältnismässig flach und der Feind kann sich von dort nur schwer unbemerkt nähern. Die Befestigungen, die Kommandant... Verzeihung Stellvertretender General Armelion dort auf Befehl des Fürsten errichten lässt, ermöglichen uns den weiteren Vormarsch und einen sicheren Rückzugsort, im Falle das wir von einer überlegenen Streitmacht angegriffen werden." Einar sah in die Runde. Die anderen drei Generäle hatten die Gesichter verzogen. Auf einen Wink von Alvian hin fuhr Einar fort, "An der Ostküste des Sees gestaltet es sich aber weitaus schwieriger voranzukommen. Der Feind kontrolliert die Wälder und versteckte Bogenschützen erschweren uns das Vorankommen erheblich. General Cadarn hat sie vorübergehend zurücktreiben können, aber er musste sich wieder zurückziehen, als der Feind Verstärkung erhielt. Nun hat er am Nordende des Waldes in der Nähe des Sees ein Fort errichten lassen und geht von dort aus vor. Mein Vorschlag wäre, den Feind im Wald zu ignorieren. Den Berichten der Tieflandelfen zufolge beläuft sich ihre Zahl auf knapp 1000 Mann. Die Meisten davon sind Bogenschützen. Wir sollten den See im Westen umgehen und den Bogenschützen im Wald den Versorgungsweg abschneiden. Auf diesem Weg zwingen wir sie in eine offene Feldschlacht wo sie keine Chance haben gegen uns zu bestehen. Und sind wir erst einmal an der Südspitze des Grünsees angekommen ist es nur noch eine Frage der Zeit bis wir Gevira einnehmen.", schloss er seinen Bericht. Alvian nickte zustimmend und blickte anschliessend in die Runde.
Armelion unterdrückte ein Gähnen. Er hatte genug von dem ganzen theoretischen Quatsch. Er bezweifelte, dass es ihnen in kurzer Zeit möglich sein würde bis ans Südende des Sees vorzudringen. Geschweige denn davon die ganzen eroberten Gebiete vernünftig zu sichern. Der Versorgungsweg würde ausserdem viel zu lang werden und zu anfällig für Angriffe. Er blickte zu den anderen Generälen rüber. Zwei von ihnen schienen seine Bedenken zu teilen, denn sie runzelten die Stirn. Schliesslich stand einer von ihnen auf und brachte seine Zweifel gegenüber dem Plan vor. Armelion nahm ein paar Schritte zurück und lehnte sich an die Wand. Am Ende würden sie sich auf einen Kompromiss einigen, egal was er sagen würde. Alvian wollte das sie weiter vorrückten und das war es was zählte.
So war es auch. Nach einer Stunde hin und her von Argumenten, stand Alvian auf und brachte sie mit einer Geste zum Schweigen. "Ihr habt mir einige äusserst wertvolle Vorschläge gegeben. Wir werden am Ostufer eine Blockade errichten bestehend aus mehreren kleinen Burgen. Unsere besten Pioniere sollen sich darum kümmern ausserdem schicke ich Steinmetze hoch, damit sie sich die Gegend ansehen. Vielleicht finden sie einen vernünftigen Steinbruch. Ausserdem sollen ihnen noch einige Magier beim Bau helfen. Am Westufer werden wir weiterhin die Befestigungen ausbauen und regelmässig mit kleinen Truppenverbänden vorstossen um die Stärke des Feindes herauszufinden. Wegtreten!"
"Zu Befehl!" Armelion salutierte und drehte sich um zu gehen.
"Wartet noch einen Moment Armelion.", sagte Alvian und schickte dann die anderen raus.
"Was wünscht ihr?"
Der Fürst rang einen Moment mit sich, doch dann trat er auf ihn zu. "Ich möchte mich bei euch entschuldigen mein Verhalten nach der Schlacht war ungebührlich. Mich hat die Trauer übermannt."
Die Entschuldigung klang hölzern und irgendwie konnte Armelion fühlen, dass der Fürst nicht meinte was er sagte. Die Augen des Fürsten hatten einen Ausdruck der ihm gar nicht gefiel. Dennoch wusste er was er antworten musste, "Meine Treue zu euch war und ist nie erschüttert worden mein Fürst."
"Gut.... gut. Dann könnt ihr nun gehen."
"Danke." Er verbeugte sich steif und ging dann schnell aus dem Raum. Der Elf atmete einmal tief ein und blickte dann zurück. Alvian schaute ihn nicht mehr an. Er hatte sich über den Tisch gebeugt und murmelte etwas vor sich hin. Doch auf einmal blickte er hoch, als ob er Armelions Blick gespürt hatte.
"Ist noch etwas?"
"Nein, Herr." Er wandte sich hastig ab und lief aus dem Thronsaal. Es war an der Zeit zurückzureisen. Er war schon lange genug hier gewesen. Er ging in die Stadt und bog in eine schmale verlassene Gasse ein. Dort holte er ein Aschekorn hervor und schluckte es. Sekunden später stiegen die Schatten um ihn auf und er verschwand.

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