#11

RE: Kor (Zwergenstadt am langen See)

in Dreitan - das Spiel 24.03.2012 13:28
von Arsór | 287 Beiträge

Es war vollkommen still.
Arsór versuchte, so leise zu möglich zu atmen und sich nicht zu regen.
Seltsam, warum gingen die Zwerge vor der Tür nicht weiter? Oder warum kamen sie nicht hinein? Waren sie schon vorbeigelaufen?
Die Stille hielt an. 5 Minuten. 10 Minuten.
Arsórs Begleiter näherte sich der Tür und lauschte. Es gab kein Schlüsselloch, durch das man hätte hindurchspähen konnte, und die Tür war zu gut in die Öffnung der Wand eingepasst, als dass man durch den Türschlitz hätte schauen können. Er ging wieder von der Tür weg und schlich leise durch den Raum. Mit einer Geste bedeutete er Arsór, dass er ihm folgen solle. Er ging durch das Zimmer zu einem Bücherregal.
Bis jetzt hatte Arsór gar nicht auf das Zimmer geachtet. Es sah aus, als wäre es ein Wohnraum für einen ranghöheren Zwerg. Ein Bett stand in einer Ecke und mehrere Bücherregale waren an der Wand.
Der Zwerg, der Arsór vor seiner Hinrichtung bewahrt hatte, nahm nun vorsichtig ein Buch aus dem Regal und drückte die Wand, die dahinter zum Vorschein kam, nach hinten. Unter verräterisch lautem Quietschen gab die Wand ein Stück nach. Arsór hörte eine Kette rasseln und dann einen dumpfen Aufschlag, und eine Tür, die exakt wie ein Teil des Bücherregals ausgesehen hatte, ging ein kleines Stück auf.
Arsór ergriff sie und öffnete sie weiter. Woher kannte der Zwerg diesen Gang? Und warum waren sie ausgerechnet hier hineingetrieben worden? Konnte das Zufall sein?

Arsórs Begleiter nahm seine doppelschneidige Axt, die er sich auf den Rücken geschnallt hatte, und löste einen Riegel am Griff.
Die Waffe teilte sich in der Mitte entzwei, sodass er jetzt zwei Äxte mit je einer Schneide in der Hand hatte.
Er gab eine davon Arsór, und gerade als sie durch die Tür in einen dahinterliegenden Gang mit einer Wendeltreppe nach unten gehen wollte, zerbarst die Tür mitsamt der Wand um sie herum hinter ihnen in einer Explosion.

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#12

RE: Kor (Zwergenstadt am langen See)

in Dreitan - das Spiel 03.04.2012 18:56
von Arsór | 287 Beiträge

Es geschah zu schnell als das Arsór es begreifen konnte.
Mindestens ein Dutzend bewaffneter Zwerge rannten durch das Loch in der Wand auf sie zu. Arsór hob die Hälfte der Axt, die der andere Zwerg ihm gerade gegeben hatte und wollte sich gerade in einen aussichtslosen Kampf stürzen, als ihn ein heftiger Schlag vor der Brust traf und nach hinten in den Gang hinter dem Bücherregal geschlagen wurde. Arsór bekam eine Kette in das Gesicht als er sich drehend in den Gang stürzte.
Erst nach einer halben Sekunde hatte er begriffen dass das gar kein Gang war, in den er hineingefallen war. Es war ein Schacht, der senkrecht nach unten führte.
Arsór fiel immer schneller, er griff nach der Kette, ließ sie aber fast sofort wieder los. Bei der Geschwindigkeit brannte sie in der Hand. Aus purer Verzweiflung griff er wieder zu. Es knackte, und die Knochen der einen Hand brachen.
Arsór schrie auf und versuchte, sich irgendwie mit den Füßen an der Kette festzuhalten, während seine unverletzte Hand die andere umschloss. Seine Füße verharkten sich kurz in der Kette, sodass er mit dem Kopf voran fiel, dann lösten sie sich mit einem schmerzhaften Ruck wieder.
Arsór griff mit der unverletzten Hand nach der Kette. Panik kam in ihm hoch. Sie war nicht mehr da!
Ein Ast schlug Arsór ins Gesicht. Er hatte keine Zeit, darüber Nachzudenken, warum hier unten ein Ast wuchs, denn der nächste um einiges stabilere Ast war unter ihm. Er knallte schmerzhaft auf ihn und schlug sich einen Zahn aus. Aber der Ast hatte den Fall verlangsamt. Ein weiterer, nicht so stabiler Ast. Dann der harte Steinboden.

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#13

RE: Kor (Zwergenstadt am langen See)

in Dreitan - das Spiel 04.04.2012 12:09
von Arsór | 287 Beiträge

Arsór öffnete leicht die Augen.
Etwas verwirrt starrte er nach oben, versuchte, seine Gedanken zu orden und sich zu erinnern, wie er hier hergekommen war. Was war gerade geschehen?
Hatte er nicht gerade am Lagerfeuer gesessen und...nein, das war schon länger her. Die Hinrichtung...die Flucht...
Schlagartig setzte Arsór sich auf. Im wurde schlecht und der Schmerz in seiner Brust machte ihn fast wieder bewusstlos.
Er ließ sich vorsichtig wieder auf den Boden hinab. War das der Boden? Es fühlte sich weich an...fast wie eine Matte. War er auf eine Matte gefallen? Das erschien im doch recht unrealistisch. Aber wenn das nicht geschehen war, dann musste ihn jemand auf die Matte getragen haben.
Überhaupt musste sich jemand um ihn gekümmert haben. Wie hätte er sonst diesen Fall überleben können?Die Äste hatten seinen Fall zwar ein wenig abgebremst, aber trotzdem war der Aufprall so hart, dass er an dessen Folgen trotzdem höchstwahrscheinlich kurze Zeit später gestorben.
Vorsichtig drehte Arsór seinen Kopf. Er sah verschwommene braun- und grautöne, nichts klares. Nur langsam kehrte sein Blick zurück und er sah, dass links neben ihm ein Tisch vor einer Höhlenwand stand. Auf dem Tisch war ein kleines Gefäß mit den Blättern einer Pflanze, welche in einer Lösung schwammen. Daneben lagen ein roter Edelstein, eine kleine Kanne mit Wasser, eine Zange und ein Brot. Erst nach einigen Sekunden erkannte Arsór, dass noch ein weiterer Gegenstand auf dem Tisch lag: eine kleine Metallplatte, in die winzige Buchstaben eingeprägt waren. Arsór hatte kaum Zeit, sich zu fragen, da trat auch schon eine Person in sein Blickfeld.
Er blickte an ihr hoch und erkannte den Zwerg, der ihn vor der Hinrichtung bewahrt hatte.

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#14

RE: Kor (Zwergenstadt am langen See)

in Dreitan - das Spiel 04.04.2012 12:32
von Arsór | 287 Beiträge

Der Zwerg ging um seine Matte, die auf einem längeren Steinblock lag, herum auf Arsórs andere Seite. Dort nahm er vorsichtig den Arm von Arsór, dessen Hand wahrscheinlich mehrfach gebrochen war.
Arsór wollte den Arm aus seinen Griff entwinden, doch zu seinem Entsetzen konnte er ihn nicht bewegen! Er konnte nicht einmal spüren, dass er da war.
Hätte er ihn nicht gesehen, hätte er gedacht, dass er abgetrennt gewesen wäre.
Der Zwerg nahm Arsórs Hand, die fast ganz normal aussah. Nur drei der Finger waren ziemlich unnatürlich nach links gebogen.
Jetzt sah er Arsór an und schlagartig wurde im schwarz vor Augen.
Er war nicht bewusstlos, er konnte genau hören, was vor sich ging, doch es war, als wären seine Augen geschlossen. Er kämpfte dagegen an und versuchte, sie zu öffnen, doch sie waren offen, und er sah trotzdem nichts. Einen schrecklichen Moment lang dachte er, er wäre blind, aber dann sah er wieder alles. Seine Hand schimmerte ein wenig bläulich, doch sie sah wieder vollkommen normal aus. Der Zwerg war nicht zu sehen.

Arsór stemmte sich ein wenig hoch und merkte erfreut, dass seine Hand kaum mehr schmerzte. Nur ein kleines unangenehmes Pulsieren in seinem Handgelenk war noch zu spüren.
Er setzte sich auf die Bettkante. Nichts geschah, auch in seiner Brust waren die Schmerzen verschwunden.
Arsór stand auf und ging zu dem Tisch neben seiner Matte.
Von der Flüssigkeit mit den Blättern lies er die Finger, aber er wollte sich den Edelstein genauer anschauen. Als er ihn berührte, traf ihn ein heftiger elektrischer Schlag in den Fingern und er ließ ihn schnell wieder los. Dann wollte er sich das Metallplättchen anschauen, aber es war verschwunden.
"Trink ruhig einen Schluck, aber wir können hier nicht länger bleiben. Es gibt auch andere Wege an diesen Ort, und die Soldaten werden ihn schnell gefunden haben. Bis sie hier sind, müssen wir fort sein."
Der Zwerg hatte weiter hinten in dem Raum gestanden. Erst jetzt kam Arsór dazu, ihn genauer zu betrachten. An vielen Stellen standen Tische mit verschiedenen Gerätschaften darauf herum. Es gab einen Tisch, der voll mit den Gefäßen mit der Pflanze war, die, wie Arsór auch bemerkte, weiter hinten im Raum im Licht einer blauen Flamme gedieh. Auf einem anderen Tisch stand eine kompliziert aussehendes Gerät, an dem ziemlich viel einer roten Substanz klebte, die verdächtig nach Blut aussah. Vor dem Gerät lagen in einer Schale einige Knochen. Ein wenig weiter rechts stand ein Tisch, der - zu Arsórs Freude - voll mit den roten Edelsteinen belegt war.
"Wenn es noch andere Wege gab, warum haben wir dann nicht sie genommen, anstatt diesen Schacht hinunterzufallen?", fragte Arsór mürrisch.
"Wir hatten keine Zeit. Außerdem konnten uns die Soldaten dort nicht verfolgen."
"Es wäre auch fast nicht mehr nötig gewesen, dass sie uns verfolgt hätten. Wenn ich tot gewesen wäre..."
"Nun, ich bin auch den Schacht runtergekommen, und bin ich verletzt? Jetzt komm, wir haben wenig Zeit!"

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#15

RE: Kor (Zwergenstadt am langen See)

in Dreitan - das Spiel 04.04.2012 12:50
von Arsór | 287 Beiträge

Die beiden Zwerge rannten einen der vielen Gänge entlang, die aus dem rätselhaften Raum führten. Der Gang stieg langsam aber beständig an, und sah immer vollkommen gleich aus. Die selben glatten, aus Stein gehauenen Wände, der selbe glatte Boden.
"Sie müssten den Raum der Heilung mittlerweile erreicht haben. Ich hoffe, sie halten sich lange genug mit der Zerstörung des Raumes auf, bevor sie uns folgen", brach Arsórs Begleiter nach einer Weile das Schweigen.
Arsór dachte ein wenig sehnsüchtig an den Haufen von Kristallen, der mittlerweile sicher schon bedenklich kleiner geworden war.
"Warum wollen sie den Raum zerstören?", fragte er.
"Oh, sie wollen ihn schon lange zerstören. Aber bisher wussten sie nie, wo er ist."
"Und warum wissen sie es jetzt? Warum konnten sie uns dann folgen, wenn sie nicht wussten, wo er ist."
"Das liegt an uns beiden, genauer, an dem Blut, dass durch unsere Adern fließt."
"Was soll das heißen? Sind wir verwandt? Und warum können sie unser Blut aufspüren?"
Der Zwerg lachte. "Ich bezweifle stark, dass wir verwandt sind, und selbst wenn wir es über viele Ecken sind: Daran liegt es nicht. Nein, es hat einen anderen Grund, aber ich darf ihn dir nicht sagen."
Arsór wurde wütend. "Warum denn nicht? Ich meine, es betrifft mich doch, oder?"
"Du selbst hast mir gesagt, dass ich es dir nicht erzählen soll."
"Was? Nein, hab ich nicht!"
Der Zwerg seufzte. "Nicht wichtig. Vergiss es einfach. Und sag jetzt nichts mehr", fügte er hinzu, als Arsór den Mund aufmachen wollte. "Wir müssen uns beeilen und können unseren Atem nicht mit sinnlosem Geschätz vergäuden."

Eine weite Strecke hinter ihnen, im Raum der Heilung, hob ein schwarz gekleideter Zwerg einen Metallstab in seinen Händen und deutete auf den Tunnel. Schwarzer Rauch quoll aus der Spitze des Stabes, immer mehr Rauch. Er verdichtete sich, bis er vage die Gestalt eines geflügelten Menschen annahm, dessen Kopf einen scharfen Schnabel hatte. Er war schwer zu erkennen, denn er bestand nur aus Rauch, der umherwaberte.
Doch der schwarze Zwerg hielt den Metallstab immer noch in die Höhe. Immer mehr Rauch kam aus der Spitze und verdunkelte den Raum. Dann standen fünf der Gestalten vor dem Zwerg.
Der Zwerg sprach etwas, doch niemand der Soldaten, die sich aus Angst entfernt hatten, verstand etwas. Es klang wie Brausen des Windes und wie das Zischen der Luft. Die Wesen breiteten ihre Flügel aus und dann, viel schneller als jeder Mensch, viel schneller als jedes Pferd rauschten sie in den Tunnel.

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#16

RE: Kor (Zwergenstadt am langen See)

in Dreitan - das Spiel 04.04.2012 14:49
von Arsór | 287 Beiträge

Es kam Arsór wahrscheinlich nur so vor, aber es schien, als ob der hell erleuchtete Gang immer dunkler wurde.
Überhaupt fiel ihm auf, dass keine Fackeln da waren.
Die Luft wurde dicker und Arsór hustete. Er kam nun aus dem Rythmus, weil er diese Luft schlecht atmen konnte.
Dann hörte er ein leises Brausen.
Es wurde immer lauter und lauter.
Arsór drehte sich um. Nichts. Woher kam es?
Dann sah er es.
Zuerst war es nur ein kleiner schwarzer Punkt, doch er wurde rasch größer.
"Was ist das?" schrie Arsór seinem Begleiter zu. Das Brausen verschluckte die Worte fast vollkommen.
Der andere Zwerg rief etwas, doch Arsór konnte es über das Brausen nicht verstehen.
Die schwarze Kugel kam immer näher, und Arsór konnte sie jetzt genauer erkennen.
Sie bestand vollkommen aus Rauch, und die Kugel zog einen Teil des Rauches wie einen Schwanz wegen der Geschwindigkeit hinter sich her. Arsór konnte jetzt erkennen, dass der vollkommen schwarze Rauch rotierte, dann war er heran.
Doch kurz bevor der Rauch Arsórs Begleiter erreicht hatte, prallte er gegen etwas festes und durchsichtiges. Arsór konnte nichts mehr dahinter erkennen, denn der Rauch hatte sich nun über die ganze Breite des Ganges ausgebreitet und an allen Stellen schlängelten sich schwarze Rauchfähnchen herum, die versuchten, irgendwie an dieser Stelle, die angefangen hatte, bläulich zu schimmern vorbeizukommen.
"Komm!", schrie der andere Zwerg Arsór zu und sie stürmten wieder los, weg von dem Rauch.
"Hör mir zu, dieser Gang wird nie ein Ende haben wenn es nicht dein verzweifelster Wunsch ist, hinauszukommen!"
Arsór schaute ihn verwirrt an. "Aber warum..."
"Das ist Magie, Arsór! Jetzt wünsch dir fest, dass der Gang aufhört! Lange kann ich dieses Wesen dort hinten nicht aufhalten!"
Arsór blickte sich um. Feine Risse aus tiefster, wabernder Schwärze hatten sich in dem blauen Licht aufgetan.
Er rannte noch schneller und versuchte sich zu konzentrieren. Wir müssen hier raus... wir müssen hier raus...
Arsór blickte wieder hoch. Er meinte, eine kleine, verzierte Tür ein wenig entfernt zu sehen, doch noch während er daraufstarrte, verschwand sie. Warum taten sie das erst jetzt und nicht schon vorher?
"Konzentier dich, Arsór! Ich kann das nicht alleine machen!"

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#17

RE: Kor (Zwergenstadt am langen See)

in Dreitan - das Spiel 04.04.2012 15:10
von Arsór | 287 Beiträge

Wieder dachte er angestrengt. Wir müssen hier raus! Schnell, bevor diese Wesen uns kriegen!
Dann ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen von hinten und die darauffolgende Druckwelle riss Arsór von den Füßen.
Er stand so schnell wie möglich auf, stolperte und verlor wegen einem neuen Windstoß wieder den Boden unter den Füßen.
Jetzt drehte er sich um.
Die blaue Wand war verschwunden. Schwarzer Rauch schlängelte sich im Gang auf ihn zu. Er meinte, dass ein oder andere mal eine schemenhafte Gestalt im Raum zu sehen, doch er war sich nicht sicher. Dann fingen die Schattenwesen an, sich im Kreis um eine Stelle zu drehen. Mit Schrecken erkannte Arsór, dass dort sein Begleiter stand.
Wieder flammte blaues Licht auf und eine Gasse bildete sich im Strudel. Der Zwerg stürzte hinaus und rannte auf Arsór zu.
"Flieh von diesem Ort! Du kannst diese Wesen nicht vernichten. Los, renn! Warte eine Stunde auf mich, länger nicht!"
Und dann wurde er nach hinten gerissen in schwarzen Rauch und Arsór konnte ihn nicht mehr erkennen.
Wie erstarrt schaute er auf die Stelle, in der er verschwunden war. Dann löste sich eine der Gestalten aus dem Wirbel schwarzen Rauchs. Jetzt konnte es Arsór genau erkennnen: Eine Menschengestalt, mit Flügeln und einem Adlerkopf und bewaffnet mit einem Speer und einem Krummsäbel.
Langsam trat er auf ihn zu. Arsór kroch rückwärts, Angst durchströmte seinen Körper wie Gift, das ihn lähmte.
Er rutschte auf das Wesen zu, obwohl er verzweifelt versuchte, in die andere Richtung zu krabbeln.
Arsór hätte schwören können, dass das Wesen lächelte. Es hob einen Speer, trat auf ihn zu und rammte ihn in sein linkes Bein.
Der Schmerz traf ihn wie ein Faustschlag ins Gesicht. Von der Wunde aus schien sich ein Gefühl auszubreiten, als wäre sein Bein aus Eis. Er gab seine letzten verzweifelten Anstrengungen auf, zu fliehen und flehte nur, dass der Schmerz aufhören solle.
Wieder hob das Geschöpf den Speer, doch kurz bevor er zuschlagen konnte, hörte Arsór ein Bröseln und Knirschen hinter sich und schaute, genau wie das Wesen, hin.
Direkt vor ihm, wenige Zentimeter vor seinem Kopf, stand die Tür. Sie war offen.
Verzweifelt griff Arsór, der auf dem Rücken lag, nach dem Türrahmen und zog sich mit plötzlich neuerweckter Kraft daran in Richtung des Raumes dahinter.
Das Wesen erstarrte und gab ein zorniges Fauchen von sich, doch es schien sich immer weiter zu entfernen. Die Tür entfernt sich!, wurde Arsór plötzlich klar. Der Boden vor der Schwelle raste dahin. Schon war das Wesen nurnoch eine kleine schwarze Gestalt. Doch dann warf es den Speer nach ihm, der trotz der großen und immer größeren werdenden Entfernung nur einen Wimpernschlag brauchte. Gleichzeitig flog es selbst auf ihn zu, schneller, als sich die Tür entfernen konnte.
Alles schien wie in Zeitlupe abzulaufen.
Arsór drehte sich auf die Seite und wich dem Speer aus, dann stand er benommen trotz des Beines auf. Als er durch die geöffnete Tür sah, war das Wesen nur noch zehn Meter entfernt und näherte sich beständig, den Krummsäbel mit beiden Händen haltend.
Arsór stand auf der Türschwelle. Er trat zurück und schob langsam die schwere Tür zu. Alles schien unendlich langsam vor sich zu gehen, die Tür, die wie in Zeitlupe langsam zuging, das Wesen das kaum einen Meter davor auf sie zuraste und mit seiner langfingrigen Hand sie noch erreichen wollte.
Dann fiel sie ins Schloss und der Lärm, der vorher alles durchdrungen hatte, wich nun einer dröhnenden, unnatürlichen Stille.

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#18

RE: Kor (Zwergenstadt am langen See)

in Dreitan - das Spiel 04.04.2012 19:26
von Arsór | 287 Beiträge

Arsór lag keuchend auf dem Boden vor der Tür.
Sein Bein schmerzte fürchterlich, und noch immer dachte er, dass jeden Augenblick die Tür aufgehen und eines dieser Wesen hineinfliegen konnte.
Als er sich wieder aufsetzte, um sein Bein näher zu begutachten, bemerkte er etwas in seiner einen Hosentasche.
Er griff hinein und fand in einem kleinen Glasfläschchen einige Blätter sowie etwas der Substanz, die er schon im Raum der Heilung gesehen hatte. Arsór träufelte etwas davon auf die Wunde, und ein scharfer Schmerz durchzuckte das Bein, danach allerdings hörte es auf zu schmerzen.
Vorsichtig stand er auf und schaute sich im Raum um. Es war ein recht kleiner, runder Raum, der zwei Türen hatte: Die eine, durch die er gekommen war und eine auf der anderen Seite des Raumes.
Etwas schwarzes lag daneben. Arsór ging hin und hob es auf. Es war der Speer, den das Wesen in den Raum geworfen hatte.
Mehr Zeit vergeudete Arsór allerdings nicht in dem Raum, aus Furcht, die Tür könne aufgehen und das Wesen könne hineinkommen. Er stürmte die Treppe auf der anderen Seite hinter der zweiten Tür hoch, die in einer festen Wand aus Stein endete. Als Arsór sie abtasten wollte, merkte er, dass es nur eine Ilision war und er einfach hindurchgehen konnte, ohne von der Wand irgendetwas zu spüren.
Kurze Zeit sah er gar nichts, aber dann kam er auf der anderen Seite hinaus. Er stand im Tal zwischen zwei Hügeln und war gerade aus der Felswand des einen getreten. Als Arsór versuchte, die Hand zurück in den Gang zu stecken, traf sie nur auf nackten Fels. Zurück konnte er nicht.
Arsór hatte keine Ahnung wo er war, schätze aber anhand der Entfernung, die er zurückgelegt hatte, dass er ganz in der Nähe von Kor sein müsste. Er ging ein kleines Stück, bis er in dem hügeligen Land auf eine kleine Höhle stieß, die vorne von Büschen bedeckt war. Sie ging nur wenige Meter ins Erdreich hinein, doch es reichte, um sich ein mehr oder weniger gemütliches Nachtlager aufzuschlagen, indem er den Boden mit einigen Ästen mit Blättern bedeckte.
Dann setzte Arsór sich hin. Er war nicht weit entfernt von der Stelle, wo er aus dem Fels erschienen war, und würde jeden sehen, der dort erscheinen würde. Den Blick starr auf die Stelle gerichtet wartete Arsór. Und er wartete. Eine Stunde. Noch eine Stunde. Und noch eine Stunde.
Sein Begleiter würde nicht mehr auftauchen.

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#19

RE: Kor (Zwergenstadt am langen See)

in Dreitan - das Spiel 06.05.2013 13:24
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Ein Stück nordwestlich von Kor, Anfang Januar 308

Schwer atmend stemmte sich Ran aus dem Wasser. Sie waren tatsächlich den ganzen Tag durchgeschwommen. Growndrill sass am Ufer, so als wäre er nie und nimmer einen ganzen Tag durchgeschwommen und blickte hinaus auf das Wasser. Ran hustete und raffte sich auf. Ihre Energiereserven waren beinahe vollkommen aufgebraucht und sie zitterte, nicht vor Kälte, sondern Erschöpfung. Die Kälte konnte sie schon nicht mehr spüren.
Drewngard sass vor ihr. Er reichte ihr wortlos die Hand und half ihr zu ihm herüber zu robben. Sie lehnte sich zitternd an ihn. Er war warm, wärmer als ein Nagzwa sein konnte und seine Kleidung war schon trocken, auch wenn er nur Augenblicke nach ihr aus dem Wasser gekommen war.
"Ich muss dir etwas über die Silber- und Nachtschwingen erzählen", sagte Growndrill plötzlich, erhob sich und richtete seine Hand auf sie. "Wati", sagte er und hob die Hand. Das Wasser auf ihrer Kleidung folgte der Bewegung seiner Hand und Finger und er schleuderte es zurück in den See. Ran war jetzt trocken, doch sie zitterte trotzdem. Ihr Vater setzte sich dicht neben sie, so dass sie auch seine Wärme spürte. Teils war sie ihm dankbar dafür, aber andererseits auch leicht verärgert, denn er war ja derjenige, der auf die Schnapsidee mit dem Schwimmen gekommen war.
"Was?", fragte sie schwächer, als gewollt, da er nicht weiterredete. "Hier", er reichte ihr eine kleine Glasampulle in der sich eine rotschwarze Flüssigkeit befand, die wie eine Wolke im Gefäss herumwirbelte, "Du bist ein Halbdrache, also sollte es die gleiche Wirkung haben, wie bei uns", sagte er und deutete ihr es zu trinken. Sie traute ihm nicht ganz. "Was ist das?", fragte sie sekptisch und drückte die Ampulle in der Hand, so als wäre sie nicht sicher, ob sie sie wegwerfen, oder doch den Inhalt trinken sollte. "Blut", sagte er knapp. "Das hat etwas mit der Natur der Silber- und Nachtschwingen zu tun.
Wenn wir das Blut eines magischen Wesens zu uns nehmen, nehmen wir auch die Magie auf, die in dem Blut geblieben ist... Silberschwingen vertragen eher Elementarmagie. Also Magie die aus den Elementen gewonnen wird. Es ist ein kleienr Unterschied zu anderen Formen der Magie... Aber die Schwarz- oder auch Nachtschwingen genannt, sie konsumieren Schwarze Magie. Die Magie, die zersetzt, schwares Feuer und ähnliches. Diese Art der Magie würde normalerweise einer Silberschwinge schaden, aber nicht, wenn die Silberschwinge schwarze Magie selber gebraucht", erklärte er. Ran sah ihn verwirrt an. Was wollte er und wieso erzählte er ihr das? Und vorallem, wieso jetzt? "Du bist eine Mischling einer Blutelfe und einer Silberschwinge, dir sollte das Blut in der Ampulle nicht schaden. Es wird dir wieder Kraft geben", sagte er dann. Er sah ihr zu, wie sie den Deckel herauszog und das Blut mit verzogenem Gesicht in einem Schluck hinabwürgte. Es schien ihr nicht zu schmecken. "Du musst folgendes Wissen, wenn du diesen Schüler jagen willst..."


some men just want to see the world burn

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#20

RE: Kor (Zwergenstadt am langen See)

in Dreitan - das Spiel 17.05.2013 11:22
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Auf einem Stein sitzend und in die Richtung blickend, in der sie Kor vermutete, dachte Ran über das nach, was Growndrill ihr gesagt hatte. Wenn es stimmte, dann würde ihr Vorhaben sich als schwieriger entpuppen, als bisher angenommen. "Was machst du?", fragte Drewngards Stimme hinter ihr. "Ausschau nach Zwergen halten", antwortete sie knapp. "Wieso? Wir sind jetzt Nagzwa, sie werden uns nicht angreifen", meinte der Drache und folgte ihrem Blick, die Arme hinter dem Rücken verkreuzt. "Ja, aber sehr eigenartige Nagzwa... Ich sehe für viele Zwerge aus wie eine Elfe, ihr wie... keine Ahnung, wahrscheinlich auch Elfen... Zwerge mögen weder Elfen, noch Drachen. Und ich bin strenggenommen beides", antwortete sie, ohne sich umzudrehen. Ein bitteres Grinsen lag auf ihrem Gesicht. "Was ist mit Aion?", fragte der Drache unerwartet. "Ich habe einen Splitter von vielen", murmelte sie und sah ihn zum ersten Mal an. Sein graues, mattes Haar wehte im Wind und seine grauen Augen wirkten sanft und beruhigend. Unergründlich wie der graue Frühlingshimmel. "Denkst du wirklich, dass dein Schüler einige der Splitter hat?" Ran nickte. "Wenn er sie nicht hätte, dann würde er nicht viel über Schwarze Magie wissen." - "Aion war ein Schwarzmagier?", fragte Drewngard erstaunt. Er hatte mit einigem gerechnet, aber nicht damit. Ran schüttelte den Kopf. "Nein er selber war kein Magier. Er hätte einer sein können, aber er wollte es nicht... Er hat Schwarzmagier studiert und schlussendlich hatte er einiges herausgefunden. Altes Wissen, dass nur noch in seinen Erinnerungen und sehr alten Schriften vorhanden ist", sagte sie und zog die Knie an. "Wenn uns Zwerge begegnen; bring sie bitte nicht um, ja?" Drewngard knurrte zustimmend und wandte sich ab.

(weiter im Östlichen Gebirge)


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