"Knepo ist seit fast einem Monat nicht mehr mit von der Partie, falls dir das nicht aufgefallen ist", antwortete er. "Und ich hab wenig Lust, mit den Nixen zu verhandeln, um ein paar Stücke von ihm zu bekommen."

"Ich bezweifle, dass es da sehr friedlich ist", grinste der Klabauter. "Und was... na bitte, geht doch!", meinte er, als das Freibeuterschiff endlich seine Segel so setzte, dass es ein bisschen bessere Fahrt machte.
"Übernimm eine Weile das Steuer", meinte er. "In Zukunft kannst sowieso du tagsüber steuern, ich mache die Nächte."

"Ich mag den Mond", antwortete er und liess sie stehen, um über das Deck zu schlendern.
Als er Meleth und Simarian erreichte, blieb er einen Augenblick lang stehen, um ihre Arbeit zu begutachten. Er wollte eben weiter gehen, als jemand rief: "Captain!"
Er blickte auf und sah, dass das Freibeuterschiff wirklich aufgeholte hatte und von Backbord her auf sie zuhielt. "Was haben die Idioten denn jetzt...", murmelte er noch, dann sah er, dass sich eines der anderen Piratenschiffe von Steuerbord her näherte. "Cap...", wollte Meleth leise sagen, aber bevor sie das Wort beenden konnte, hatte er sich selbst umgewandt.
Auf dem Deck standen Kopo und fast die Hälfte der Mannschaft, mit gezogenen Waffen. Der schwarze Blick des Klabauters wurde eiskalt. "Was soll das werden, Kopo?"
"Wir sind es satt, zu fahren ohne zu wissen, wo wir landen und ob nicht im Rachen des nächsten Seemonsters", antwortete Kopo und spuckte aus. "Du warst zu lange Captain. Jetzt übernehmen wir."
Es war totenstill. Der Klabauter zog seelenruhig und langsam seinen Säbel. "Meuterei", stellte er fest.
"Ganz richtig", antwortete Kopo und spuckte erneut. "Ergib dich, Alter, du hast sowie keine Chance."
Der Blick des Klabauters flackerte kurz zu den beiden Schiffen, die auf sie zukamen. Ihm war klar, dass sie ihm nicht zu Hilfe eilten. Er fixierte Kopo. "Ich kann Meuterer nicht ausstehen", hörte Meleth ihn flüstern, dann brüllte er: "Fresst euer Blut!", und stürzte sich auf Kopo.

Die Meuterer erholten sich blitzartig vom ersten Schock und stürzten sich geschlossen auf den Klabauter, der zurückweichen musste. Meleth sprang auf und taumelte rückwärts, um nicht zwischen die Fronten zu geraten, aber zu Reina hinüber zu gelangen, die ihr zuwinkte, war ein Ding der Unmöglichkeit. Ismir stürzte sich in den Kampf und fiel den Meuterern in den Rücken, dann hatte das Freibeuterschiff sie erreicht, aber anstatt sie zu rammen, lief es längs auf, die Piraten enterten und das Deck der Sturmsänger versank in Chaos.
Simarian kam nicht einmal dazu, eine Waffe zu ziehen oder sich für eine Seite zu entscheiden, als er auch schon eine Klinge in den Eingeweiden hatte und japsend und Blut hustend zusammensackte. Meleth zog ihr Langes Messer und stolperte rückwärts, aus der Bahn eines Piraten, der auf den Klabauter zustürmte. Sie sah, wie der Captain zwei Messer gleichzeitig parierte und einem der Kämpfer in den Bauch trat und ihm die Brust aufschlitzte, dann sah sie, wie der Typ, der eben an ihr vorübergelaufen war, eine kleine Armbrust hob und zielte. Mit einem Schrei auf den Lippen holte sie aus, fasste den Messergriff mit beiden Händen und zog durch.
Die Wucht des Schlages liess sie taumeln und der Aufprall ihre Handgelenke schmerzen. Entgeistert starrte sie auf den Rücken des Mannes, aus dessen Hals Blut spritzte, als er in sich zusammensackte. Sie blickte auf und sah, dass der Klabauter sich zu ihr umgedreht hatte. Einen Augenblick lang erwiderte er ihren Blick, dann schnellte er weiter. Im nächsten Moment wurde Meleth an der Schulter zur Seite gestossen. "Pass auf!", brüllte Alek und parierte einen Angriff. Auch Marres war plötzlich da. Meleth griff ihr Messer fester und versuchte sich auf die Gegner zu konzentrieren und nicht zu denken, als sie flankiert wurde. Das Blut pochte in ihren Ohren.

Als der Kampf schliesslich vorüber war, blutete der Klabauter aus mehreren Wunden, aber er lebte. Das Deck dafür war bedeckt mit Gefallenen, aus seiner eigenen Mannschaft und denen der Schiffe, die ihn angegriffen hatten. Zu den zweien war ein drittes gestossen, hatte sich dann später wieder zurückziehen wollen, als sich der Kampf mehr und mehr wendete, aber Ranista hatte es abgefangen und kurzerhand und mit Freude versenkt. Nur noch einige Trümmer trieben davon jetzt auf den Wellen und einige Piraten hatten sich schwimmend zu den anderen Schiffen gerettet - ins Verderben, denn der Klabauter forderte ihre Auslieferung.
Er stand auf dem Deck und liess diejenigen Fesseln, die den Kampf überlebt hatten, und an den Mast binden. Sein weisses Hemd war blutgetränkt, Blut bedeckte seine Hände und klebte in seinem Gesicht und in seinen schwarzen Augen stand kalter, bösartiger Zorn. Ihr werdet nicht einfach sterben, sagte dieser Blick. Ihr werdet leiden.
Meleth stand an die Reling gelehnt und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Sie hatte sich übergeben, als es endlich vorbei gewesen war, und die ganze Anspannung mit einem Mal von ihr abfiel. Alek hatte den Arm um sie gelegt und sie schloss die Augen und versuchte den Gestank von Blut, der überall um sie herum war, zu ignorieren. Schliesslich öffnete sie sie wieder und ihr Blick suchte Simarian, der gleich am Anfang getroffen worden war. Sie entdeckte ihn neben der unvollendeten Arbeit, die er begonnen hatte, aber er war bereits tot.