#11

RE: Das Gebirge im Osten (Name?)

in Dreitan - das Spiel 08.11.2012 20:41
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Schritt donnerten auf die Erde. Der Stein bröckelte unter der Wucht, die auf ihn einwirkte, sobald die Zehen sich elegant an ihn schmiegten. Die Klippe fast hinuntergleitend sprang sie von Fels zu Fels und ihr knielanges Haar verbarg sie bei jeder Landung. Schneller als alles was kreuchte und fleuchte suchte sie sich flink ihren Weg. Tanzte den Berg hinab im Rhythmus seines Herzens. Es würde nicht lange dauern und sie würde an den Ausläufen ankommen. Auf dieser Seite, im Westen, dem Gebiet Dreitans, wuchs nichts.
Die Erde lag bloss, trocken und schwarz vor ihr. Als die Hügel kamen und die Gegend beherrschten, rutschte sie ihre grünen Buckel hinab und genoss den kühlen, moosigen Untergrund. In einigen Stunden würde sie den Langensee erreichen.
Mit einem Ruck sprang sie zur Seite, rollte ab und versteckte sich im nahen Gebüsch. Der Wald hier war nicht besonders gross und wild. Niedrige Buchen wuchsen hier und das Gebüsch war dornig und trocken. Sie hielt den Atem an. Unruhig suchten ihre Augen die Gegend ab. Da! Zehn Rotter in glänzenden Rüstungen kamen den Weg entlang. Mit erhobenem Haupt hielten sie vor ihr und sahen sich überlegen um.
"Habt ihr das gehört?", fragte der vorderste und ihr nächste Mann. "Meint ihr das Geräusch, von donnernden Stiefeln?", fragte ein jüngerer Mann hinter ihm. Mit nur einem Blick konnte sie seine Unsicherheit erkennen. Wobei sie nicht einmal hinsehen musste. Er zweifelte so sehr an sich, dass sie wei e Angst vor dem Scheitern beinahe riechen konnte. Ein bösartiges Lächeln umspielte ihre Lippen und sie kroch nach hinten.
Als sie weit genug vor ihnen war, kam sie aus dem Gebüsch und stellte sich vor sie. Die Männer sahen sie überrascht an. "Ei..eine Fee?", fragte einer ungläubig. "Wunderschön", stiess ein anderer atemlos aus. Der Vorderste zog sein Schwert. Klingend glitt die Waffe aus ihrem Heim. Sie schien nach Blut zu dürsten. "Nehmt euch in Acht... Das Ding da, ist keine Fee... DAS ist ein Monster. Ein Teufel, lasst euch nicht von ihrer Schönheit blenden, Männer!", knurrte der Vorderste. Er war also der Anführer. Die älteren Ritter zogen ebenfalls die Schwerter und ihre Pferde scheuten, als sie die heranschleichende Angst uhrer Reiter spürten. "Was wollt ihr?", fragte der Ritter und sah sie erhobenen Hauptes und erhobenen Schwertes an.
Nur ein böses Grinsen war die Antwort. Sie kam einige Schritte näher und Eis breitete sich von ihren Fussstpfen her aus. "Flieg kleiner Vogel, flieg weit und schnell, sonst kommt der Winrer und mit ihm der Tod", sagte sie und ihr Ton liess die Männer für einen Moment zu Salzsäulen erstarren, bevor sie mit erhobenem Schwert und Kampfgebrüll auf sie zu galoppierten. Wahnsinn. Der Wind wirbelte die Blätter im sie herum auf und ihr Haar wurde mitgerissen. Der anführende Reiter zielte mit seinem langen Schwert direkt auf ihr Herz, doch bevor er es bemerkte fror die Zeit ein und was er als nächstes sah, war der selbstbewusste Blick der Frau und der Degen, welcher sein splitterndes Schwert zur Seite lenkte. Göttin des Chaos, dachte er erstaunt. Die Splitter seines Schwertes flogen langsam an ihm vorbei und glitzerten im Licht der Abendsonne. Seine Augen weiteten sich, als er merkte, was als nächstes geschehen würde.


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#12

RE: Das Gebirge im Osten (Name?)

in Dreitan - das Spiel 10.11.2012 15:29
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Ungläubig kniete der stolze Ritter vor der Frau. Seine Augen waren vor erstaunen geweitet und seinen Mund klappte er einige Male auf und zu, denn ihm fehlten die Worte, das zu beschreiben, was gerade geschehen war. Seine Männer lagen bäuchlings im Staub; ihre Waffen zersplittert, ihre Rüstungen gebrochen. In den Händen hielten sie noch die Griffe ihrer Schwerter und schienen friedlich zu schlafen. Es sah so aus, als wären sie vor Erschöpfung zusammengebrochen. Der Hauptmann schluckte. Seine Rüstung lag, wie ein aufgebrochener Panzer neben ihm. Er schluckte und fasste den Griff seiner Waffe fester.
Was war geschehen? Diese Frau hatte sie mit Eis und Kälte vernichtend geschlagen, hatte die Zeit für einen Moment zähflüssig fliessen lassen. Dieser Moment war es auch in dem sie ihnen die Wahrheit zeigte. Sie hatte sie mit ihrem Geist umhüllt und sie an einen längst vergessenen Ort geführt. Einen Ort, an dem der Himmel scharlachrot glühte, das Gras blau und der Mond schwarz waren. Er klappte den Mund erneut auf. Sie hatte ihnen gezeigt, wer sie war, was sie war. Ein Geheimnis, welches sie zu finden aufgegeben hatten.
Eine Träne rann seine Wange hinunter. Endlich würde ihr Leben einen Sinn haben. Die Suche seiner Ahnen war vorbei.
Währendem seine Träne zur Erde reiste und sich, den Staub verscheuchend, in der Erde versteckte, spielte sich die Wahrheit wieder vor seinem Geistigen Auge ab. Es war die Wahrheit, daran gab es keinen Zweifel, denn die Klarheit ihrer Seele hatte sie umhüllt und sie konnten jeden einzelnen Gedanken, der von ihr kam leicht und weich fühlen, als wäre er ihr eigener.
Jetzt sass sie in einem Thron aus Eis vor ihnen. Stützte ihren Ellbogen an der Lehne ab und hielt ihren Kopf schräg an die Finger gelehnt. Sie beobachtete sie mit verkreuzten Beinen und ihr langes Haar lag ihr über der Schulter, in einen Zopf geflochten. Unsicher sah er zögernd zu seinen Männern. Reglos lagen sie da und der Wind spielte mit ihrem Haar und ihren Kleidern.
"Sie schlafen nur", sagte die Frau, deren Namen er nicht auszusprechen wagte. Er wollte etwas sagen, doch da stand sie schon auf und ging auf einen der Männer zu. Behutsam drehte sie ihn um und nahm seinen Kopf auf ihre Knie. Sie strich ihm sanft über die Stirn und die Wange, dann öffnete er verschlafen die Augen und wusste nicht, wo er war. So machte sie es mit den restlichen Rittern. Die Männer brauchten eine Weile, um sich zu erinnern wo sie waren, wieso sie da waren und wer überhaupt sie waren.
Wieder setzte sie sich auf ihren Thron und die Männer knieten sich vor sie hin.
"Ihr seid unsre wahre Herrin, euch gebührt unsre Treue, unser Leben, unser Schwert! Wir schwören euch zu folgen, wohin ihr uns auch führt, sei es auch der Tod!", sagte der Hauptmann und schlug sich mit dem Schwertgriff gegen die linke Brust. Die Männer wiederholten den Schwur und ihre Blicke waren von Entschlossenheit gestählert. "So sei es", sagte sie und schlug einen nach dem anderen erneut zum Ritter. Doch jetzt waren sie die ihren, nicht die Ritter des gefallenen Reiches. "Unser Ziel ist Lovit. Die Stadt der Wolken. In ihr, so heisst es, haust der besste Schmied, diesseits der grossen Berge. Er ist ein Meister seines Fachs und er wird euch ein neues Leben schmieden. Denn die Waffe und die Rüstung einees Ritters verkörpern sein Herz, seine Seele und seinen Körper. Ihr seid nun wiedergeboren und die Ritter des goldenen Feuerfalken. Erhebt euch und folgt mir!", sagte sie und erschuf ein Pferd aus Eis. Sie stieg auf und galoppierte voran. Die Ritter fingen ihre Pferde ein und folgten ihr. Sie würden ihr treu sein, noch mehr, als ihrem alten Herrn. Den sie hatte ihnen alles gezeigt und noch mehr, sie kannten ihren Geist und ihre Pläne, welche sie in die Tat umsetzen würden. Ihre Herrin hatte ihnen ihre Würde und ihr Leben zurückgegeben, als sie die Schwerter zerbrochen hatte, als ihr Eis das Wappen ihres einstigen Herrn splittern liess und sie in die Welt des scharlachroten Himmels und schwarzen Mondes tauchten.


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#13

RE: Das Gebirge im Osten (Name?)

in Dreitan - das Spiel 14.11.2012 00:03
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Letzter Tag des November

Der Wind wehte von der See ins Land hinein. Sicher das salzige Wasser war meilenweit entfernt, doch der Wind war stark und trug die Tropfen, die Tränen der See bis zu den hohen Bergen im Osten.
Ein Sturm brach ein, folgte dem Ruf, welcher am Morgen erklang und bis zum Abend anhalten würde. Der Ruf der Drachen. Nicht nur Salz lag in der Luft, sondern auch der Geruch der Welt. Rauch, Feuer, Gestank, Metall und Blut wehte der Wind heran; oder zumindest deren Geruch. Man konnte die Verdorbenheit des ausklingenden Krieges schmecken. Bitter, lag es auf der Zunge, bitter der rauchige Gestank nach Verwesung, Blut, Metall, Dreck und Tod aller Art.
Die Bäume knackten unter ihnen und ihre kahlgefegten Äste schienen sich rhythmisch vor den Bergen zu verneigen, sich um Gnade winselnd zu beugen und unter Folter des Sturmes zu ergeben. Die feurigen Blätter wirbelten in der Luft, bevor sie nass an den Felsen kleben blieben. Wie das Blut der Wälder sahen sie aus. Das Blut der geschlachteten Wälder.
"Growndrill", hallte der Name des Drachen durch den Raum. Leer wirkte die Welt. Wie eine dünne, brüchige Maske über der unendlichen, schwarzen Tiefe des Seins. "Wie lange noch?" Ran drehte sich um. Neue Narben zierten ihre Haut und erzählten Geschichten über ihr Leben in den letzten Monaten. Sie trug nicht viel, war gekleidet wie die Dämonen aus Srit, was ihre Gegner aus Begierde und Angst inne halten liess, denn keiner von ihnen hätte je die Gelegenheit gehabt jemanden solchen Aussehens zu Gesicht zu bekommen. Ihr Haar war pechschwarz mit dem Schimmer der Abendsonne und umwehte ihre Gestalt bis hin zu den Knien. Die Haut war hell und von einem silbernen Netz aus Narben überseht. Narben verschiedenster Formen und Grössen, Narben die wie aufgemalt wirkten. Ihre Augen waren schwarz, so schwarz wie die Nacht, dass man die Pupillen nicht sah und ihr Gesicht schmal und zierlich, so dass man sie im Osten die Bluteisfee nannte. Bluteisfee, sie grinste, in Dreitan glaubte man die Prinzessin der Klingen sei tot, darum gebrauchte sie diesen Titel nicht mehr, nein dieser gehörte jetzt Maeva. Akumaneyla nannten sie die Priester und Reyla die Drachen. Im Osten jetzt also Bluteisfee. Kein Wunder, wenn sie sich von einer skrupellosen Eisfee die Lehren der Magie unterrichten liess.
Sie seufzte. Was sollten sie jetzt tun? Den Ruf hielten die Drachen aufrecht. Tausende von ihnen schwebten flügelschlagend über dem Weissgischtmeer und trieben den Wind an. Sie peitschten ihn mit ihren Flügeln vorwärts, weiter ins Land hinein, wo er von den Bergen aufgehalten wurde. Der Ruf folgte dem Wind. Er war nicht mehr, als ein Gedanke, der jeden in den Osten zog. Ein Verlangen loszugehen und sich vom Wind tragen zu lassen, wie ein Herbstblatt.
Neugierig betrachtete Ran Candor. Er hatte sich nicht verändert. War immer noch ein hochgewachsener, breitschultriger Walddämon mit kurzem, schwarzgrünem Haar, Augen aus hellem Smaragd und einem längerem, kantigen Gesicht. Über seinem linken Auge prangte das Zeichen des Feuers, sein Zeichen. Am linken Oberarm das Zeichenn des Donners und Blitzes, am rechten Handgelenk des Wassers. Erde und Luft zierten sein Fussgelenk und seine Wade.
"Was ist?", fragte er plötzlich. Ran schüttelte den Kopf. Auch er hatte Narben, aber weitaus schlimmere als sie. Über dem dünnen, hellen Netz der Erinnerungen an leichte Schnitte, lagen teils wulstige, teils krater- und grabenähnliche Narben. Sie kannte Candor, er mochte diese Narben nicht, aber sie gehörten zu ihm. Die Walddämonen liessen nie Narben vollends verheilen. Wieder seufzte Ran, doch diesmal gnervt. Wieso musste er unbedingt darauf bestehen, nur eine Hose anzuziehen? Er war ja ein Walddämon, aber dennoch. Und warum hatte sie sich zu so wenig Kleidung überreden lassen?
Mürrisch und mit verschränkten Armen blickte sie zu Narum und ihrer Schwester hinüber. Naja war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Sie hätte genausogut ein Erdklon sein können. Doch einen Unterschied gab es. Ihre Haut. Sie war noch fast ganz und unversehrt. Nur einige Narben erinnerten an die Phönixkrallen, denen sie nicht auszuweichen gekonnt hatte.
"Wann sind sie da?", fragte Naja. "Sobald de Ruf verstummt", antwortete Narum und wandte sich um. "Ich bin in der Höhle und schlafe. Weckt mich bitte nicht auf", murmelte er verstimmt und gerschwand in den Schatten des Höhleneingangs hinter ihnen. Bald zwang er sich unter die Felle. Es war nicht kalt, doch bald würde der Wind Schnee und Eis mit sich bringen. Eis, welches die Haut wie tausende feine, kleine Messer zerfetzen würde.
Der Ruf erklang und zog auch sie mit. Der Wunsch nach Osten zu gehen, auch wenn man schon angekommen war. Weiter ostwärts, hallte es in ihren Gedanken. Ihre Reise hatte nicht geendet, vor einigen Tagen waren sie erst wieder in Dreitan angekommen und doch war die Zeit des Ausruhens für sie schon vorbei. Der Bürgerkrieg der Nachtzinne hatte auch die Völker östlich Lovits angesteckt und er wuchs und wuchs und bald wäre es soweit. Bald würde dieses Elend die Magier aus ihrem Versteck locken, wie ein Aas die Geier.

(Mit Magier, ist die 'böse' Magiersekte gemeint...)


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#14

RE: Das Gebirge im Osten (Name?)

in Dreitan - das Spiel 19.11.2012 20:52
von Randreyah | 11.751 Beiträge

8003 Jahre vor unserer Zeitrechnung

"Was soll ich jetzt tun, Vince?", Akkaya blickte über das Tal unter ihr. Es war ein heisser Sommer. Dürre herrschte und die Flüsse waren ausgetrocknet. Der einst so prächtige Wald unter ihnen war tot, vertrocknet und die Bäume rankten sich brüchig und nackt gen Himmel. "Werde stärker und dann komme wieder", meinte der Phönix und legte sich bequemer hin. Seine goldenen Flügel streckte er aus und brüllte aus voller Kehle hinunter. Die Menschen jagten sich wieder gegenseitig. Wenn die Dürre noch länger anhielt, dann würden sie sich alle selber zu Grunde richten.
Aber wussten sie nicht, dass es noch Wasser gab? Tief unter der Erde roch er das Nass, den kalten, feuchten Staub und das Gestein. Blitzartig schnellte er in die Tiefe und rammte mit seiner Kralle ein Loch in den trockenen Boden. Mit schnellen Zügen grub er ein immer grösser werdendes Loch, bis das Wasser durch den Schlamm sickerte. Es füllte bald das Loch und die Menschen sammelten sich. Sie sahen ungläubig den schmutzigen Drachen an, welcher ohne ein Wort wieder zurück auf den Berg flog. "Und dann?", fragte Akkaya erneut. "Dann werdet ihr sehen... Geht zurück in den Süden. Die Nymphen des Loney, können jede Hilfe gebrauchen, die sie bekommen können. Vergesst nicht, es ist wichtig, dass der Loney nicht austrocknet", antwortete er erneut mit schwerer Stimme und erhob sich in die Lüfte. Er verschwand zurück in sein Reich, zurück zu den Bergkronen der östlichen Grenzgerige. Sie seufzte und wartete, bis die Nachtkatzen kamen. In einem riesigen Schwarm rauschten sie über ihr hinweg. Ihre Schuppen brachen das Licht nicht und so blieben sie vor ihren Augen verborgen, doch machten sie mit ihrem Flügelschlag Lärm. Einer der wendigen Drachen landete neben ihr und sie schwang sich in den Sattel. Nur Sekunden später flogen sie in den Süden.
Immer noch fragte sich die Drachentochter, wieso Vincent den Menschen Wasser beschafft hatte.


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#15

RE: Das Gebirge im Osten (Name?)

in Dreitan - das Spiel 24.11.2012 02:18
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Erster Tag des 307ten Dezember unserer Zeitrechnung

Gelangweilt starrte Ran kopfüber das Lager im Höhlensystem an. Es waren noch lange nicht alle gekommen. Die Kämpfe im Westen dauerten noch an. Aber die Kriegsmittel, die Nahrung und kampffähigen Soldaten gingen schon zur Neige. Es sah sehr gut aus für die Ritter des Prinzen, welcher neben ihr schlief. Der Junge lag zusammengerollt auf Kissen, Tüchern und Fellen. Seine Mutter half gerade den Köchen das Essen zu verteilen. Ran seufzte und stupste Aries' Schnauzenspitze mit dem Zeh an. Der Drache öffnete blitzartig die Augen und sah sie reglos schnaufend an. Er schnaubte und schüttelte sicj, bevor er sich erhob und über sie stellte. Tief sah er ihr in die Augen und legte seine Schnauze in ihre Hände. Die schmalen Nüstern zitterten. Er wollte fliegen, wollte endlich hier raus. Ran ergriff die Haltebügel des Sattels und Aries stürzte sich mitsamt ihr in die Tiefe. Im letzten Moment schaffte sie es in den Sattel und schnell rauschten sie über den Köpfen der Leute davon, welche ihnen zum Abschied zuriefen und winkten. Ran erwiderte die Grüsse, währendem sie ihr zu langes Haar zu bändigen versuchte. Raschelnd brachen sie durch die Finsterniss der Höhlen und flogen in den morgentlichen Taunebel hinein. Ein erfrischendes Gefühl. Einige hundert Kilometer weiter westlich erblickten sie die Soldaten und Söldner der Nachtzinne, die immernoch dem Ruf folgten. Sobald die Sonne am Abend wieder ihre Reise ins Dunkel der Nacht fortsetzte, würden die Drachen den Ruf erneuern und erneut einen höllischen Wind übers Land jagen. Einen Wind, welcher Veränderungen brachte.
Doch jetzt musste sie ihre Gedanken fokussieren. Sie und Aries mussten die Luftabwehr für den bevorstehenden Kampf sein und ihre Geister mussten dafür verschmelzen.
Zuerst synchronisierten sie ihre Atmung, dann tasteten sie sich immer näher und näher, übten die kompliziertesten und halsbrecherischsten Manöver, bis sie sie im Schlaf konnten.
Egal was sie erwartete, sie waren gegen jeden nur erdenklichen Luftangriff gewappnet. Ran hoffte, dass Candor und Apollo ebenfalls bereit waren. Doch sie zweifelte nicht wirklich daran.
Hatte der Elf den Krieg wirklich so gut geführt, wie es die Gerüchte besagten? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, das ihre neuen Ritter mit neuen Rüstungen und Waffen ausgestattet waren und Bjarn beschützen würden. Sie seufzte. Schade, dass sie sie für den Prinzen einsetzen musste.


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#16

RE: Das Gebirge im Osten (Name?)

in Dreitan - das Spiel 03.12.2012 00:56
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Dritter Tag des Dezember

Es hatte schon längst begonnen zu schneien. Der Ruf hallte nur noch leise übers Land und doch kamen immer mehr. Es kamen die verschiedensten Wesen und Gestalten, sogar Tiere waren unter ihnen, Tiere die normalerweise zu gefährlich waren, als dass eine Begegnung mit ihnen gut ausgehen würde.
Sie seufzte und beobachtete das Lager in der Höhle. Wie immer war ihr Schlafplatz oben auf der höchsten Terrasse. Pyramidenförmig lagen sieben weitere unter ihnen und zu unterst das Zeltlager. In einigen kleineren Höhlen und Gängen hatten sie ihre Vorratskammern, Räucherräume, Bäder und Waffenkammern und Werkstätten. Ran seufzte und bemerkte Candor erst, als er sich neben sie hinsetzte. "Warst du im Westen?", fragte er und sah sie an. Sie starrte nur in seine grünen Augen, bevor sie nickte und sich wieder dem Treiben unter ihnen widmete. Die Assassinen regelten alles. Sie befolgten ihre, Candors, Narums und Najas Anweisungen und koordinierten alles.
"Was hattest du damals gedacht, als du von Aion gehört hattest?", fragte sie aus heiterem Himmel. Seine Augen weiteten sich und er folgte starr ihrem Blick, der zwar den Fledermäusen an der Decke galt, jedoch ins Leere ging. "Nicht viel", antwortete er mit trockenem Mund. "Gib es zu, diese Sache damals war dir stets ein Dorn im Auge", meinte sie und legte sich hin. "Vielleicht", knurrte er. "Es war nicht leicht dir zuzusehen, wie du das Leben geniessen konntest und wir aus den Schatten beobachten mussten." - "Es spielt keine Rolle mehr, was war. Aber ich sehe, dass dich das immer noch stört. Nur weiss ich nicht wieso", sie sah ihn an und er schüttelte den Kopf. "Die Blutlinie existiert immer noch. Sie kennen deine Geschichte und unsere. Somit auch unsere Schwächen. Aber es ist nicht nur das... Es gibt die Möglichkeit der 'Wiedergeburt' und wenn du seine Seele wiederfindest, fürchte ich, dass dich das aus dem Konzept wirft, Akkaya", fügte er scharf hinzu. "Würde es nicht", seufzte sie mit Nachdruck. "Ich will nur wissen, wie er damals starb", meinte sie kleinlaut. "Er starb keinen natürlichen Tod?" - "Nein... Es war entweder ein Unfall, Selbstmord oder Mord... Ich konnte es nicht in Erfahrung bringen... Aber jetzt könnte ich es." - "Wo warst du zu der Zeit?", er hob eine Augenbraue. Es war das erste Mal, dass er davon hörte. "Weit, weit weg. Ich weiss es nicht genau. Ich kann mich nur daran erinnern, dass unser Haus brannte, als ich zurückkam von einer langen Reise. Er war nicht drinnen... sondern lag im Garten... Zu dem Zeitpunkt hatte er noch gelebt... Aber ich... Ich konnte nichts mehr für ihn tun", erzählte sie starr und schloss die Augen für den Moment. "Es war nicht dein Fehler", entgegnete Candor forsch. "Es war mein Fehler, denn nur durch mich kam er ins Königshaus Loneys und nur durch mich wurden die Assassinen auf ihn aufmerksam. Damals waren nicht alle Clans unter meinen Kommando, wie du sicherlich weisst." - "Das spielt keine Rolle... Was ich dich noch fragen wollte... Kommst du mit runter? Narum hat heute gekocht." Ran nickte und schwang sich auf die Füsse.


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#17

RE: Das Gebirge im Osten (Name?)

in Dreitan - das Spiel 09.12.2012 23:48
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Es war ruhig um sie herum. Die Leute waren in den Höhlen versammelt und keine Spuren waren zu sehen. Der Schnee hatte alles zugedeckt und jede neue Spur die entstand, wurde vom flaumenweichen Schnee verschluckt. "Was suchst du hier?", fragte Candor und setzte sich mit einem dampfenden Becher neben sie. Seine schweren Schritte hatten ihn verwüstet. Den Schnee, die Reinheit und Ruhe. Wie eine grässliche Wunde zog sich seine Spur durch das Weiss.
Ran schnaubte. Eigentlich war sie selber ja auch nicht gerade besser zum Schnee. Sie hob eine weitere Flasche an die Lippen und stürzte, so gut es ging, den Inhalt in sich hinein. Heiss brannte der Schnaps in ihrer Kehle. "Gott", schnaubte sie, "Die Zwerge haben das beste Zeug." Sie kniff die Augen zusammen, schüttelte den Kopf und wischte sich mit dem Ärmel ihres Fellmantels den Mund ab. Candor warf einen abschätzigen Blick über die fünf leeren Flaschen neben ihr. "Du solltest draussen in der Kälte nicht so viel trinken", murrte er vorwurfsvoll. Ihre Wangen waren rot, genauso ihre Nase, die Lippen schon etwas blau und ihre Augen glasig. Zu glasig. Sie schüttelte nur den Kopf und gab ihm die Flasche. Er nahm ebenfalls einen grossen Schluck, wandte seinen Blick aber nicht von ihr. "Erinnerst du dich, an vor fünfzig, oder sechzig Jahren?", fragte sie mit nebligem Blick. Die Welt flimmerte vor ihren Augen und löste sich auf, bevor sie sich neu zusammenfügte. Erinnerungsfetzen verschwammen mit dem Grau des Himmels. Candor zog nur eine Augenbraue hoch. "An was genau, meinst du?" Sie schluckte und sah ihn an. Erst jetzt bemerkte sie die Kälte. Es war so verdammt kalt, wieso hatte sie es nicht gespürt? Wegen dem Alkohol? Ja, DAS konnte definitiv sein. Ohne es zu merken runzelte sie die Stirn. Sie zog den Mantel enger um sich. "An... an", ihre Zunge war geschwollen und taub. Hatte sie sich selber vergiftet? Von wem hatte sie das Zeug schon wieder? Angst durchfuhr sie. War sie etwas unvorsichtig gewesen und die schlimmsten Erwartungen erfüllten sich gerade? Sie schüttelte den Kopf und bereute es sofort. Die Welt wurde schwarz, so als hätte plötzlich jemand alle Kerzen ausgepustet und sie verlor den Boden unter den Füssen. Pustekuchen, die Zeit stand still, dann floss sie zäh weiter, so langsam dass sie sich schon langweilte. Ohne es kontrollieren zu können bewegte sich ihr Kopf in Richtung Erde. Sie spürte wie der Schnee sie anzog, fühlte wie er kalt und nass nach ihrem Haar griff, dann nach ihrem Kopf, ihren Schultern und dem Rücken. Ihre Augen schlossen sich und sie schrie dagegen an, doch als die Dunkelheit herrschte schlief sie ein um in einem Traum zu erwachen.

"Na toll", rief ihr kleines Ich im Dunkeln aus und liess die Arme verzweifelt fallen. Nur dort wo sie stand war Licht, rundum war es dunkel. Doch sie merkte schnell, dass sie sich selber beobachtete. War das ihr Alterego? Ihr wahres Ich schwebte über diesem verzweifelten, wie ein unsichtbarer Geist und beobachtete sie, was sie tat, dachte und fühlte. Wütend auf sich selber, weil sie sich nicht zeigte schnaubte sie und lief los. "Wach auf!", rief sie sich selber und ihrem Körper zu, doch gab es schnell auf. Sie setzte sich. "Na schön, dann träumen wir jetzt", schnaubte sie und schloss die Augen. Im Schneidersitz meditierte sie. Nach einigen Augenblicken verlor sie jedoch die Geduld. "Traum, komm, na komm, nakommnakommnakomm... KOMM SCHON!" sie biss sich auf die Lippen und konzentrierte sich, machte prüfend ein Auge auf und stand ruckartig auf. "Verdammt! Bin ich so besoffen, dass ich nicht einmal träumen...", ihr verschlug es den Atem, die Erde bebte und sprang nach oben, sie fiel hin und als sie die Augen öffnete sass sie auf dem Rücken eines Pferdes. "kann", endete sie den Satz.
In vollem Gallopp war sie an den schwarzen Pferderücken geschmiegt, roch das Eis und den Schnee um sich herum, hörte sich vor Freude jauchzen. Ohne Sattel, nur mit Zügeln und einem Tuch ritt sie mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch das gefrorene Wasser. Der Wind schnitt kalt gegen sie, sie fühlte das Herz des Pferdes und die Freiheit. Das schnellste Pferd das es je gab, trug sie auf seinem Rücken. Ein junger Candor galoppierte neben ihr her. Ebenfalls auf einem Rappen und hatte Mühe mitzuhalten. "Und wie findest du sie?", rief er ihr zu. "Was?", fragte sie verwirrt und begriff, dass er das Pferd meinte. "Ach so ... wundervoll!", rief sie zurück. Sie galoppierten zwischen den Drachenbergen. In diesen gemiedenen Tälern, wo nichts wuchs.
Die Erinnerung übermannte sie und irgendwo, tief in ihrem Inneren, genoss sie es, das Gefühl, all dies erneut erleben zu dürfen. Und wieder verlor sie den Boden unter sich. Ein lautes Wiehern und die Angst. Dann war es dunkel und etwas schnaubte in ihre Hand. Erneut öffnete sie die Augen. Das Pferd stand vor ihr und sie streichelte seinen Hals und gab ihm Zucker. Es war Nacht. Erschrocken drehte sie sich um und sah sich und Candor am Feuer sitzen. Verwirrt stand sie nur da, sah sich das bizarre Bild genauer an.
Sie lief auf sich und ihn zu und hockte sich vor beide hin. "Was soll das?", fragte sie, keiner von beiden konnte sie sehen, noch hören. Das Pferd aber schon, es folgte ihr und stupste sie an. Sie drehte sich um und hielt sich an den Zügeln fest. Langsam und darauf bedacht nichts anderes zu berühren, lehnte sie sich vor, die Finger nach ihrem Gesicht ausgestreckt, welches den Sternen zugewandt war. Ihr Atem ging schwer und Angst schlich sich erneut aus den Tiefen ihrer Seele an. War das wirklich sie? Was ging hier vor? Hatte sie mit ihrem neuen Leben ein anderes ausgelöscht? War sie sie, oder war 'Randreyah' eine andere Person, welche sie verschlungen hatte? In dem Moment, in dem Candor dieses Ich vor ihr an der Hand nahm und "Ich liebe dich" flüsterte, berührten ihre Finger ihr Gesicht. Ihre eigenen Augen blitzten auf und ihr Gesicht, zuvor so erstaunt Candor zugewandt, schnellte zu ihr herum und sah sie hasserfüllt an. So hasserfüllt, dass sie fürchtete ihr Herz würde stehen bleiben. Ihr eigener, kalter Silberblick liess ihr Knochenmark gefrieren."Was?", fragte das Ich schneidend. Jetzt waren sie also schon drei? Das Bild zersprang in tausend Scherben, wie ein Spiegel und die Scherben spiegelten diese hasserfüllten, silbernen Augen, bevor die Finsterniss alles verschlang; ihre beiden Ichs, das über ihr und das vor ihr, Candor, das Feuer, die Sterne, Berge und auch das Pferd, nur die Zügel blieben in ihrer Hand. Sie sah sich um.
Nichts, als weiche Finsternis. "Komm", hörte sie eine bekannte, eisige Stimme. "Komm wieder zurück." Sie schauderte, drehte sich um und sah ihren Vater aus der Schwärze auftauchen. Er schwebte, nein sie beide schwebten, in einer Luft, so dick wie Wasser. "Komm zurück zur Wirklichkeit", erfüllte seine Stimme ihr Bewusstsein. Sie streckte ihre Hand aus, um sie in die seine zu legen, doch sobald ihre Finger sie berührten entstand Eis. Eis, geboren aus dieser Berührung. Es breitete sich über Growndrills Arm und Körper aus, bis es sogar seine Augen und Haarspitzen verschlungen hatte. "Komm zu mir", sagte er, doch jetzt war er nicht er selbst, sondern die Eisfee. Welche sie mit einem teuflischen, überlegenen Grinsen ansah. Mit einem Ruck wurde sie zu ihr gerissen.

Ran öffnete schlagartig die Augen. Candor hatte sie an den Schultern gepackt und sie hoch. "Erinnerst du dich, an den Tag des Schwarzen Pferdes?", fragte sie und stemmte sich an seiner Schulter hoch. "Ich erinnere mich", brummte er und stützte sie zurück zum Höhleneingang. "Sag es erneut", forderte sie ihn abwesend auf. Er schien zu überlegen, doch sagte dann: "Ich liebe dich." Sie lachte leise. "Ich schulde dir noch eine Antwort nicht?", meinte sie spitzbübisch und grinste ihn breit an. Er seufzte. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie überhaupt wissen will... Du solltest jetzt schlafen, bevor du irgendetwas unpassendes sagst", meinte er nur und half ihr zu ihrem Schlafplatz. "Ich hole jemanden, der dir beim Umziehen hilft, Ran", sagte er und setzte sie auf die Kissen und Felle. "Nein", sagte sie verschwommen. "Wie bitte?" - "Die Antwort war 'Nein'. Ich war zu stolz um es zu sagen. Aber nein, ich bereute nichts. Damals, als ich meine Kräfte versiegelte, damals bereute ich nichts und heute... Heute ist es eine ganz andere Geschichte", meinte sie mit einem gebrochenen Lächeln und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht, sobald er sich neben sie setzte. "Ich bereue tausend Sachen", murmelte sie auf seinen fragenden Blick hin und fuhr dem Feuerzeichen über seinem Auge nach. "Aber zehntausend nicht." Er lächelte und nahm ihre Hand weg. "Leg dich schlafen. Morgen beginnt ein grosser Tag... Morgen ist schliesslich der zehnte Dezemberabend", sagte er leise und küsste ihre Stirn.
Sie verdrehte die Augen und kuschelte sich hin. Erst als er gegangen war, winkte sie eine Priesterin heran, die die Lage erkannt hatte und einen Eimer mitbrachte. Würgend übergab sich Ran. "Das wievielte Mal heute, Herrin?", fragte die Priesterin steif. "Fünfte", würgte sie hervor. Zittrig verlangte Reyla nach Wasser und die Frau reichte es ihr. "Ihr solltet nicht so viel trinken, Herrin...", stellte diese traurig fest und nahm den Wasserkrug zurück. "Ich weiss", meinte Ran und rollte sich auf die Felle. "Soll ich einen Heiler holen?" - "Nein... Bringt mir bitte Kitsune", antwortete sie und verdeckte mit dem Arm die Augen, das Licht der Lampen schmerzte. "Sofort", sagte die Priesterin, raffte ihre Röcke und verschwand zum jungen Prinzen. Nach einer Weile, fühlte Ran wie jemand leise und vorsichtig das Fuchshörnchen auf ihren Bauch setzte. Die Pfötchen wogen schwer auf ihrem Magen und sie musste sich zusammenreissen, sich nicht erneut zu übergeben. Das Tier trippelte hoch zu ihr und stiess ihren Arm mit der Schnauze weg. Als sie es ansah bellte es hell und Ran hörte einen vorwurfsvollen Ton heraus, den sie sich sicherlich nicht eingebildet hatte. "Ist ja gut, Kitsune... Kannst du mir jetzt helfen, oder nicht?", murmelte sie und kraulte ihn hinter seinem Ohr. Er knurrte nur ungeduldig und leckte ihre Fingerspitzen ab, bevor er sich neben ihrem Kopf zusammenrollte. "Danke, mein kleiner Freund", flüsterte sie dankbar, kurz bevor sie einschlief.


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#18

RE: Das Gebirge im Osten (Name?)

in Dreitan - das Spiel 04.01.2013 02:47
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Lange lag sie wach. Die letzte Nacht hatte ihre Sputen hinterlassen. Spuren, die sie lieber vergessen wollte. Irgendwo, tief in ihrem Inneren wusste Ran, dass Candor wusste, wieso sie es getan hatte. Je mehr sie trank, desto mehr erinnerte sie sich.
Aus irgendeinem unerklärlichen Grund war ihr Leben als Akkaya immer noch verschwommen, die Erinnerungen von einem weissen Nebel verhangen. Das Siegel, das sie noch auf sich trug, hatte nichts damit zu tun, dessen war sie sich sicher. Sie seufzte. Kitsune lag zusammengerollt auf ihrem Bauch unc schlief tief und fest. Wieso erinnerte sie sich nicht?
Da sie nichts besseres zu tun hatte schloss sie die Augen und tauchte tief in die Welt ihrer Gedanken. Was sie fand war ein leerer Raum. Was sie suchte war das Siegel, der Fluch. Flüche hatten so etwas an sich, das sie faszinierend und zugleich gefährlich machte. Sie hatten eine Persönlichkeit, waren Geister, erschaffen durch den Willen und die Gefühle eines Magiers, so zu sagen personifizierte Gefühle. Ihren Fluch hatte der Grossdrache geschaffen. Sie suchte ihn und fand ihn schliesslich. Er hatte die Gestalt eines weissen Drachen, welcher in tausend Windungen ihre Seele umspann. Sie zögerte und erkundete ihn. Eine Kette hatte er in den Klauen und um den Körper geschlungen. An dieser Kette waren all die Schwüre und Versprechen gebunden, die sie in ihrem Leben geben musste. Jedesmal, wenn sie eines davon nicht einhielt, oder brach, zerstörte der Fluch einen Teil ihrer Seele. Sie schauderte, als sich die leeren, goldenen Augen des Drachen ihr zu wandten. Sie schienen sie zu verschlingen. "Welchen habe ich gebrochen?", ihre Frage konnte sie kaum stellen und doch wusste der Fluch was sie fragen wollte, ohne dass sie es hätte aussprechen müssen. Er wusste was sie fühlte, noch bevor sich ihre Emotionen wirklich regten und er las ihre Gedanken wie die seinen. "Nur einen." - "Welchen?" - "Den, an den du dich nicht erinnern kannst." Die Antwort nützte ihr nicht viel. Doch sie nutzte die Gelegenheit und fragte den Fluch wieso sie sich nicht erinnern konnte, bevor er wieder in die Tiefen und Schatten ihres Verstandes verschwand. "Das erfährst du früh genug", hallte die Stimme in ihrem finstere Raum wieder. Sie schauderte und kam wieder zu sich. Ihr Rücken brannte. Entlang der Wirbelsäule war er mit unsichtbaren Flammen eingebrannt worden, der Fluch. Man nannte ihn Nare, der Fluch des Bundes.

Am Mittag zählte sie die Leute. Seitdem sie wussten, wieso sie hier waren, war die Gruppe geschrumpft, nicht viel, aber dennoch. Die anderen waren aber in der Nähe, den Rans Angebot war ihnen doch zu verlockend um es völlig auszuschlagen und der Weg war für die meisten zu weit, als dass sie ihn im Winter ein zweites Mal bewältigen würden.


some men just want to see the world burn

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#19

RE: Das Gebirge im Osten (Name?)

in Dreitan - das Spiel 06.01.2013 01:15
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Mitte November 307 (also nochmal ein bisschen zurück in der Zeit ), Festung Rhugrön

Er starrte auf das Papier in seiner Hand, las es zum etwa hundertsten Mal durch und versuchte daraus schlau zu werden. Es war ein Brief, gerichtet an ihn, unterschrieben mit Anonym. "Geschätzter Herr Kollege", stand da. "Ich denke, ich sollte mich bei Euch bedanken. Ihr habt mir ein nerviges Problem vom Hals geschafft. Ihr habt nicht zufällig auch Verwendung für einen aufsässigen Elfen? Mit freundlichen Grüssen, Anonym"
Der Brief war vor zwei Tagen angekommen, per Falke. Natürlich hatte er sofort versucht herauszufinden, woher er kam, doch die Erinnerungen des Falken waren nicht sehr ergiebig gewesen. Man hatte ihm offenbar lange eine Kappe aufgesetzt und schliesslich irgendwo mitten im Wald fliegen gelassen. Anhand der groben Reiseroute konnte er nur vermuten, dass er irgendwo aus den Bergen um den Tieflandwald gekommen war, darüber hinaus schien der Falke ein ungewöhnlich bescheuertes Tier zu sein und sich überhaupt nichts merken zu können. Aus Rache hatte er ihn gebraten und aufgegessen.
Die Erinnerungen des Falken waren natürlich nicht die einzige Spur gewesen. Er hatte auch dem Zauber nachgespürt, der den Vogel dazu gebracht hatte, hierher zu fliegen. Das Geflecht und der Geruch eines Zaubers sagten sehr viel aus über den, der ihn gesprochen hatte. Er war sich fast sicher, dass es der selbe war, der die Zeilen geschrieben hatte. Ein eher starker Magier, der sich wohl gelegentlich auch dem Okkultismus zuwandte. Und er war schon öfters in Kontakt gekommen mit dem, was sie heute schwarze Magie nannten.
Er schnaubte. Schwarze Magie. Was bedeutete das schon? Wer definierte, was schwarz war, und was nicht? Es gab keine halbwegs vernünftige Grenze, die man ziehen konnte. Früher, zu seinen Zeiten wäre niemand auch nur auf die Idee gekommen, eine solche Trennung zu machen. Magie war Magie. Und davon, was sie wirklich war, hatten diese Stümper ohnehin alle keine Ahnung!
Er hätte den Kerl zerquetschen können vor Wut darüber, dass er es wagte, ihn "Kollege" zu nennen, hätte er gewusst, wo er war. Alle diese "Magier", allesamt waren sie schwach und dumm. Die einfachsten Hürden und Barrieren hielten sie auf, als hätten sie kein Hirn um darüber nachzudenken, wie man sie umgehen konnte.
Aber wer auch immer dieser Anonyme war, offenbar hatte er ein Problem mit dem Küken gehabt. Er lächelte schmal. Das erfreute ihn auf mehrfache Weise. Erstens, weil der Typ offensichtlich nicht selber in der Lage gewesen war, sich ihrer einfach zu entledigen. Zweitens, weil zwischen seinen überheblich Zeilen eindeutige Angst lag. Er fragte sich, ob der Brief an sich nicht schon fast einer Bündnisanfrage gleich kam. Nun, er hatte nicht vor, sich mit dem Typen zu verbünden, er mochte ihn nicht, zu anmassend. Drittens, weil der Kerl offensichtlich keine Ahnung hatte, wer das Küken war, geschweige denn wer er, der Meister, wirklich war. Viertens weil er genau wusste, dass er viel mächtiger war als dieser Idiot. Fünftens und wichtigstens, weil er jetzt bestätigt hatte, dass kein anderer Magier ihm seine Beute wegschnappen können würde.
Er lächelte und murmelte: "Du bist einmal entkommen. Aber ich hab Zeit, weisst du. Ich hab ewig Zeit." Er warf einen Blick auf das Papier. "Aber zuerst finde ich etwas über dich heraus, kleiner Schwarzmagier."

(Ich dachte, der Typ ders geschrieben hat, könnte Alvian's Meister sein. Nagareth ist ziemlich überzeugt von sich selbst )


If you're going through hell, keep going.
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#20

RE: Das Gebirge im Osten (Name?)

in Dreitan - das Spiel 06.01.2013 03:29
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Ran schwang sich wieder auf die Füsse. Am Abend zuvor hatten sie beschlossen endlich mit Teil A ihres Plans zu beginnen: Die Versammelten auszubilden. Dem Ruf waren nur Magier und Wesen mit magischen Fähigkeiten gefolgt. Candor hatte sie sofort nach der Verkündung in Gruppen aufgeteilt. Somit war die Arbeit einfacher. Sie hatten als erste Gruppen die begabtesten und erfahrendsten Magier ausgesucht und diese Testeten gerade ihr Können.
Ihr Gegenüber war ein Mann, ein Elf um die drei Jahrhunderte alt, welcher sehr geschickt mit Wind umgehen konnte. Er nutzte die Energie der Luft, formte sie und benutzte sie meist zu heilerischen Zwecken. Ran atmete wieder ein. Es war nicht leicht ständig einzustecken. "Erneut, diesmal aber alles", bat sie den Mann. Der Elf schien zu zögern, doch er tat wie geheissen. Ein mächtiger Wall aus gepresster Luft schlug ihr entgegen. Der Wind trug Staub in sich, der sogar die Haut eines Zebrefanten zerschneiden konnte. Zu Rans Glück aber, konnte sie ihre Haut in Kristall verwandeln und den Kristall, falls nötig wieder zusammensetzen. Dieser Schalgabtausch verschaffte ihr ein Bild über die Fähigkeiten des Mannes und sie liess eine Assassine ihres Clans, die sie begleitet hatte, alles notieren.
Narum und Candor taten dasselbe und nach einer Weile, einigen Stunden um genau zu sein, war der Trainingsplan vorbereitet. Ein Parcours, den die Magier bewältigen mussten und einige Zauber. Dann sollten sie bei der Ausbildung der anderen Gruppen helfen.
"Ist jemand schon aufgefallen?", fragte Candor, als sie zu dritt in einem entfernteren Teil der Höhle sassen. Ran schüttelte den Kopf. "Können wir sicher sein, dass sie kommen?", Narum hatte diesen Unterton, den sowohl Ran, als auch Candor hassten. Aber sie wussten nicht wieso. "Natürlich werden sie kommen. Immerhin ist es doch eine hervorragende Gelegenheit für die", konterte sie spitz. Narum nickte nur. Eine Weile standen sie sich schweigend gegenüber. "Wann wird Naja hier sein?" - "Bald... Narum, ist dein Vater sicher, dass es klappt?" Der Elf nickte zur Antwort und fügte hinzu: "Es sollte zu mindest.. Er ist sich nicht sicher weil nur Aufzeichnungen bestehen... Die Phönixe haben diesen Zauber seit Generationen nicht angewendet... Wenn aber Naja hier ist, ist es besser, wenn ich mitgehe... Vincent ist immer noch gereizt, weil du ihm beinahe durchs Herz gestochen hättest." Diesmal nickte Ran. Da sie nichts mehr zu sagen hatten verabschiedete sich Narum. Wohin er ging, wussten sie nicht, denn er suchte sich seinen Weg tiefer in die Höhlen und keiner vin beiden wollte fragen wohin. "Und was machen wir?", gähnte Candor. Er streckte sich und warf ihr einen fragenden Blick zu. Abwesend fuhr sie dem Siegel in seinem Gesicht nach. "Wieso ausgerechnet Feuer?", fragte sie dann. Er schüttelte den Kopf, doch bevor er weiter antworten konnte, wurden sie von Elira, Elarions Tochter unterbrochen. Etwas war geschehen, was die beiden interessieren könnte, sate sie nur und eilte voraus.


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