"Nun..." Die Frau räusperte sich. "Wir dienen einer Göttin der Fruchbarkeit... und... fragt jemand anderen, in der Küche können sie euch das sicher besser erklären."
Sie war hochrot angelaufen, was einen interessanten Kontrast zu ihrer hellen Ordenskleidung bot.

"Nein, da könnt ihr beruhigt sein", meinte sie halb lachend. "Heute haben sie genügend andere... Möglichkeiten ihre Aufmerksamkeit zu verschenken."

Alysia beteiligte sich nicht an der Veranstaltung, die sie hier "Fest der Fruchtbarkeit" nannten - sie hätte andere Begriffe dafür benutzt. Erstens passte sie ideologisch nicht in den Rahmen, weil sie ja schon schwanger war und zweitens mochte sie das schlicht nicht tun, und es herrschte kein Zwang dazu, unter den Novizinnen, Nonnen und Priesterinnen fanden sich genügend Freiwillige. So verzweifelt war sie nicht. Früher gewesen, ja, aber im Moment kam sie gut ohne zurecht.
Also sass sie in ihrer Zelle und betete - oder zumindest tat sie so - hatte jedoch aus blosser Neugierde die Türe lediglich angelehnt. Deshalb hörte sie, wie die Portierin mit jemandem sprach, dessen Stimme sie erkannte, als sie im Stockwerk unter ihr in Richtung Küche gingen.
Sie stand auf, trat zur Türe und sah sich vorsichtig draussen auf dem Flur um, um niemandem in die Arme zu laufen, dem sie nicht in die Arme laufen wollte - die Männer hatten zwar die klaren Anweisungen in den für das Fest bestimmten Bereichen des Klosters zu bleiben, aber manchmal verirrte sich einer - und schlich dann die Treppe hinunter, um ihn auf dem Rückweg abzupassen.
Als die Portierin, die ihn begleitete, sie warten sah, seufzte sie. "Scheint Ihr kommt doch nicht ganz unbehelligt davon."

Sie nickte grüssend und lächelte amüsiert, weil sie ihm genau ansah, was er dachte. "Keine Sorge, ich bin nicht deswegen hier. Ich würde mich nur gerne wieder einmal mit jemandem unterhalten, der keine Gehirnwäsche hinter sich hat."

Sie führte ihn in den kleinen, von hohen Mauern umgebenen Kräutergarten. Der Wandelgarten stand als Bereich für das Fest zur Verfügung, aber dieser Teil gehörte zum nicht öffentlichen Teil des Klosters, in den er als Liferant jedoch Zutritt hatte.
"Nun, ich meine damit all dieses keusche, emanzipierte Getue und gleichzeitige heimliche Vergötterung des männlichen Geschlechts", antwortete sie. "Ihr könnt mir glauben, die letzten Tage waren eine Katastrophe."