Nachdem Drewngard sich von Alysia verabschiedet hatte, war er in den Wald gegangen, den Speer bereit, doch er wusste nicht was er jagen sollte. Eigentlich war er satt.
Unruhig wanderte er durch den Wald und Nebel, welcher wieder aufgezogen war, nachdem der Wind sich wieder gelegt hatte. Er dachte an seine Geschwister, sah hoch zum Himmel und stiess einen schrillen Pfiff, verstärkt durch den Ruf seines Geistes aus.
Kurz darauf erschien eine noch junge Silberschwinge, gerade mal so gross, dass sie ihn tragen konnte. Der junge Drache liess sich übermütig zwischen die lichten Bäume fallen, manövrierte zwischen der Stämmen hindurch, Drewngard folgte ihm, packte ihn am Nackenzacken und schwang sich hinter den Hals des Drachen, welcher daraufhin sofort an Höhe gewann, beinahe gegen einen Baum flog - Drewngard konnte ihn im letzten Moment zur Seite reissen - und dann in den Wolken verschwand.

Drewngard weiter in östliches Gebirge S.118

Einige Tage später

Leise flog die silberne Flugechse über dem Kloster, schraubte sich in die Tiefe hinab und schwebte der Wand des Gebäudes entlang, in dem sich die Schlafzimmer der Priesterinen und Novizinen befanden. Als er auf Höhe von Alysias Fenster war, drehte der Drache dem Gebäude den Rücken zu, von dem sich Drewngard abstiess und am Fensterrahmen auffing.
Er zog sich hoch stellte sich in den Rahmen und lauschte sowohl nach innen als nach aussen. Es herrschte Ruhe, also hatte man sie nicht wirklich bemerkt. Alysias Fenster stand offen und er konnte ihren ruhigen Atem hören. Behände schwang er sich in den Raum und betrachtete die schlafende Frau im Mondlicht. Ihr Haar lag wie ein Mees aus roter Glut um ihr Gesicht, die Decke liess nur die sanften Formen erahnen, die ihre Silhouette bildeten. Drewngard wartete, dass sie ihn, eine dunkle Gestalt, die wie ein Schatten im Mondlicht dastand, bemerkte und rührte sich nicht, um sie nicht zu erschrecken - auch wenn sie, sobald sie aufwachte, mit Sicherheit erschrecken würde.

Drewngard lächelte schmal, verkniff sich ein Lachen ob ihres gewählten Tonfalles. "Ich bin hier, um euch zu warnen. Verzeiht, ich wollte euch nicht wecken", antwortete er und neigte entschuldigend den Kopf vor ihr.

Zögernd trat er näher, lauschte kurz konzentriert, damit er auch sicher war, dass niemand Alysia vorhin gehört hatte und setzte sich dann auf das Fussende ihres Bettes. "Eine Armee ist aus dem Land jenseits der östlichen Grenze unterwegs. Sie werden relativ bald, das östliche Gebirge überquert haben... Ich weiss nicht was sie in Dreitan zu finden glauben, aber Ravi wird nicht sicher sein...", erklärte er. "Ich will euch das Angebot machen, euch weiter in den Westen zu bringen."

"Ich konnte sie nicht zählen... Aber ich kann sie euch zeigen", antwortete er ihr die Hand hinhaltend.

Sobald ihre Finger in seiner Hand lagen strömte die Erinnerung. Sie umfloss die Marketenderin, wuchs und umhüllte sie, bis die Frau mit den flammenden Haar eine Heerschar aus glänzenden Rüstungen, stampfenden Schritten und Hufen, riesigen Katapulten, die von Elefanten gezogen wurden, Karren und lauten Rufen erblickte.
Trommeln donnerten dumpf durch den Lärm, den tausende Kehlen verursachten, Staub wirbelten sie auf und von wo sie gekommen waren, war das Gras der Steppe flachgetreten.
Einen breiten Weg der Zerstörung hatten sie hinter sich hergezogen und rasteten nun in mehreren Gruppen in einer Stadt, so gross wie die Großstädte Dreitans - wenn nicht grösser - aus Zelten.
In dem Moment, in dem Rufe, gefolgt von dem Schnalzen einer grossen Sehne und dem Knarren eines Katapultarmes ertönten, brach die Erinnerung ab und der Drache liess dir Hand der Frau los.