#1

RE: Ufer des Loney, Stadt Loney

in Dreitan - das Spiel 02.09.2012 00:43
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Frühjahr 240

Loney war eine wundervolle Stadt. Ganz aus hellem Marmor und Sandstein gefertigt und voller Alleen, nur aus Obstbäumen bestehend. Es hiess Loney sei die älteste aller Städte in Dreitan. Eine Stadt, wie es keine zweite auf der Welt gab. Und es war sein und ihr Geburtsort. Er ging durch die Strassen, über den weiten Marktplatz, an dem Holzstände standen und Händler und Bauern buntes Gemüse und Waren aller Welt feil boten. Er roch die betörenden Düfte des Gewürzstandes und fühlte den frischen Windhauch, welcher weisse, rösliche und zartgelbe Blütenblätte vor sich trug. Hier und da wurde das Hell des Marmors und Sandsteins durch das oxidierte Kupfer der Dächer und grün der vielen Wiesen, sowie die bunten Farben der Blumen aller Welt durchbrochen. Er verliess den Markt und ging hinaus aus der Stadt, durch den grossen, geöffneten Torbogen, unter dem halb hochgezogenen Fallgitter hindurch, auf die Strasse, die schnurgerade durch die Acker- und Teefelder der Stadt führte. Was wenige wussten, war, dass Loney - neben Lovit - die Hauptstadt der Assassinen war, welche als Priester in dem wunderschön gefertigtem Dom im Zentrum lebten. Er atmete die frische Luft ein und ging weiter. Wie viele Jahrtausende war es her, seitdem er das letzte Mal hier gewesen war? Zwei? Drei? Es spielte keine Rolle, denn es hatte sich kaum etwas verändert.
Sein Weg führte ihn zu der Hütte des alten Magiers, eines Elfen, den er gut kannte. Er war einer seiner Schüler und auch wenn er nur einen Bruchteil der Jahre gelebt hatte, die sein Meister lebte, so sah er alt und zerbrechlich aus, als würde ihn der Tod bald holen.
Der Meister klopfte leicht und froh an der Tür. Sein Schüler hatte etwas für ihn, das er seit Jahrtausenden suchte, noch aus der Zeit in der er sterblich gewesen war. Der Schüler öffnete ihm und liess ihn in die Holzhütte hinein. Sie bestand nur aus einem Raum, in dem überall, auf den Böden, den Wänden, dem Tisch, Schrank, Bett und sogar der Kochstelle magische Zirkel, Sprüche und Runen mit Kohle gezeichnet waren, oder eingeritzt worden waren. Bücher, Papiere, Pergamente und Rollen, lagen überall verstreut und eine Ecke mit Werkzeug und Gemischen eines Alchimisten deuteten von einem fleissigen Magier.
Im Zentrum des Schuppens lag es, das was er gesucht hatte und wofür er nach Loney zurückgekehrt war.


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#2

RE: Ufer des Loney, Stadt Loney

in Dreitan - das Spiel 02.09.2012 00:51
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Sanft glitten seine Finger über den Bernstein. Ein riesiger Brocken. Aber er interessierte ihn nicht. Viel mehr interessierte ihn, was im Bernstein eingeschlossen war. Er fuhr zärtlich über die Oberfläche des Steins und betrachtete die Schönheit, die ihm das Objekt darbot. Im warmen orangebraun des Steins war sie eingeschlossen, so als würde sie unendlich lange in die Tiefe eines Sees sinken, so friedlich, als würde sie schlafen. Ihre Kleider und ihr Haar umwallten sie, aus den sehr langen und weiten Ärmeln sahen einige ihrer Finger hervor und ihre Arme und Beine waren angehoben, als fiele sie. Ihre Augen waren geschlossen, genauso wie ihr Mund und dennoch wirkte sie nicht tot. Sie war es auch nicht, aber wenn er sie aus dem Stein befreien wollte, musste er ihr einen neuen Körper besorgen, einen der nicht eingeschlossen war und einen, der in diese Zeit passte. Irgendwann, das wusste er, würde ihr alter Körper mit ihrem neuen verschmelzen. Irgendwann, würde sie wieder die sein, die sie einst war. Sie würde leben und er könnte sie dabei beobachten, denn tief im Inneren wusste er, dass sie ihm noch nicht verziehen hatte.
Er liess ihre Erinnerungen und nahm nur ihre Seele mit. Er kannte eine Frau, welche ihm den Wunsch erfüllen würde und welche ebenfalls wollte, dass sie wieder zum Leben erwachte. Ihr erstes Kind, wäre dann ihre Wiedergeburt, er lächelte, als er sich wieder zurück in sein Reich machte.
Den Schüler hatte er angewiesen, den Bernstein nach Loney, in den Dom zu bringen, wo er ihn in einer der Grüfte aufstellen sollte. Sie war früher für eine Göttin gehalten worden, eine Göttin, die sowohl gefürchtet, als auch geliebt wurde, eine Göttin, an die sich nur noch die Assassinen und Magier erinnerten...


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#3

RE: Ufer des Loney, Stadt Loney

in Dreitan - das Spiel 02.09.2012 21:20
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Sie trugen die Sänfte mit dem Sarg in die Stadt. Es hatte einige Tage gedauert, bis sie den Bernstein so tarnen konnten, dass er aussah wie ein normal grosser Sarg auf einer Sänfte. Das einzige, was sie nicht verbergen konnten, war das Gewicht. Sie trugen es zu sechst und dennoch war er schwer. Sie mussten das aber vor den Bewohnern verbergen. Der alte Magier hatte sie hergerufen und ihnen vom Auftrag seines Meisters erzählt. Aber wieso wollte er dass sie im Dom bestattet wurde? Und das im Bernstein, wo es doch genauso gut ohne den Stein gegangen wäre. Man hätte sie herausschneiden können und verbrennen. Das wäre viel einfacher gegangen. Obwohl dann niemand mehr dieses engelsgleiche Gesicht hätte sehen können. Aber was noch erstaunlicher war, war diese Kette, die sie um den Hals trug. Eine Kette aus Platin mit einem Anhänger in Form eines Drachen, der sich um eine Träne windet. Aber nicht die Form des Anhängers war eigenartig, sondern das Material. Es handelte sich um zwei sehr seltene Kristalle, die man nur in Nähe von Vulkanen, oder in Meteoriten fand. Wieso hatte diese Frau einen Solchen Anhänger in ihrem Besitz und wie ist sie in dem Bernstein gelandet? Es beschäftigte die Assassinen, aber sie gaben es auf, auf eine Antwort zu hoffen. Darum halfen sie jetzt dem Magier sie in den Dom zu bringen. Sie hatten ihr Vorhaben als die Beerdigung einer Prinzessin getarnt. Immerhin stammt eines der Königshäuser aus Loney und dass eine ihrer Nachkommen hier bestattet werden wollte, wäre nichts Aussergewöhnliches.
Sie gingen durch die Stadt, deren Bewohner alle in Trauergewändern die Strasse zum Dom säumten und von den Dächern Blüten schwarzer und weisser Rosen herabsegeln liessen. Es war ein windstiller Tag. Die Assassinen waren unruhig. Es war zu still. Sie hatten keine Ahnung wer die Frau im Bernstein wirklich war und von wo sie kam. Sie wussten nur, dass sie vor Urzeiten gelebt haben musste, denn die Kleidung entstammt einer alten Zeit. Bei ihrem Anblick wurden sie an ein Lied erinnert, ein sehr altes Lied der Elfen und Dämonen. Irgendwo begann eine Harfe die Melodie dieses Liedes zu spielen und eine Geige setzte ein. Ein Kinderchor begann mit engelsgleichen Stimmen zu singen.
Auf einer Lichtung so weit, so weit. So weit, dass das Licht dort nicht scheint. Wo die Finsternis herrscht und die Ruhe, wo der Herrscher des Lebens still weilt. Dort weint, dort weint die gute, die schöne Herrin von Flut und Leid, die Herrin der See und des Todes, die Herrin von Schnee und des Himmels. Und trauert um den Herrscher der Nacht und des Lebens, den Herrscher der Finsternis und Erde, den Herrscher Narumdrongwer, sie die Herrscherin Akkayakumaneyla. So kommet ihr Wesen von Licht und Dunkel, sammelt euch im Wald des Seins. So kommet ihr Wesen von Himmel und Erde, von Wasser und Eis, von Feuer und Stein. So kommet und tanzet, erwachet ihn aus seinem tiefen, tiefen Schlaf. Der Seele gebet ihre Ruh. Der Seele Narumdrongwers, des Herrschers von Erde und Freud. So singet der Herrscherin Akkayakumaneyla. Singet ihr ein fröhlich Lied, dass ihre schwarzen Tränen vergehn und das Licht wieder zurück find't. Oh sehet, oh sehet, die Herrin freuts, die Herrin des Todes sie lacht. Oh sehet, oh sehet die müden Seelen vom Körper sie befreit. Die Herrin der See und des Sturmes, sie tanzet nun mit uns. Der Herrscher des Lebens, er aufstehet. Er steht, denn das Leben bleibt ewig. Die Götter des Seins und Vergehens, sie nehmen und geben das Leben, sie geben und nehmen das Licht, doch die Seelen, die Seelen verändern können sie nicht. So ewig bleibt nun die Seele im ewigen Kreis gefangen, die Seele der Götter, der Wesen sie tanzet auf ewig zusammen. So gehe der Körper, so bleibe die Seele. So träume das Sein im Leben, so wandre es von Körper zu Körper und bleibe in dieser Welt. Oh wehe, oh wehe dem, der es wagt den Kreislauf zu Unterbrechen. Ihn auf ewig zum Halte zu zwingen. So möge diesen Sünder, die Rache der Götter wiederfahren. Die Rache von Leben und Tod, die Rache der Herrscher, die Rache Akkayas und Narums. So singet und tanzet und brechet das Gesetz des Kreises nicht. So lebet und gehet mit Freud und Träne hinfort. Hinfort bis ihr wiederkehret und der Kreis sich dann wieder schliesst.
Der Bernstein stand nun aufgestellt an einer Wand im tiefsten Raum des Doms. Zwei Stockwerke unter der Erde. Den Raum versiegelten die Assassinen, so dass nur der Herrscher Loneys, der Hohepriester Loneys, der alte Magier und er ihn betreten konnten. Was sie aber nicht ahnten, war dass genau nach einem Jahr der Bernstein einen grossen Riss bekam und nach jedem weiteren Jahr einen neuen. Der Stein brach aber nicht, noch nicht, er würde erst sieben Jahrzehnte später zerbrechen, doch bis dahin würde sie kommen.


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#4

RE: Ufer des Loney, Stadt Loney

in Dreitan - das Spiel 09.09.2012 20:40
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Neujahr 307

Er schleifte sich durch den grossen Kirchensaal, bis hin zum Altar, wo er kurz stehen blieb um zu verschnaufen. Sein Meister machte es ihm auch nicht gerade leicht. Zwar war er zur Hälfte ein Elf, aber zur anderen war er ein Mensch. Das hiess aber nicht, dass er ewig leben konnte, wie sein Meister. Es war ihm immer noch ein Rätsel wie er es geschafft hatte, so lange der Zeit zu trotzen.
Ächzend ging er weiter und kam zur grossen halbkreisförmigen Wand, welche nur aus einem grossen Mosaikfenster bestand. Er sah sich die Abbildungen genauer an. Sie erzählten die Geschichte der Götter. Es war ein Bauwerk, welches den Kirchen im Osten sehr ähnlich sah, wo die Menschen nur einen Gott und seinen gekreuzigten Sohn verehrten. Aber hier wurde einer anderen Religion gehuldigt. Einer Religion, die sehr alt und fast vergessen war. Nur im Süden Dreitans kannte man sie noch. Er seufzte und wandte sich von den Götterdarstellungen ab.
Im Boden, unter dem Teppich war eine Falltür versteckt, welche direkt in den unteren Raum führte. Hier war er, der Körper seines Meisters.
Der alte Magier war einer der Wenigen, welche hier Zutritt hatten, andere konnten die Barriere nicht durchqueren. Er seufzte, als er vor dem in Bernstein geschlossenen Körper stand. Der Stein lag da, wie ein durchsichtiger Sarkophag. In ihm ruhte Narumdrongwer. Er sah den Elfen so ähnlich und doch war er nicht direkt ein Elf. Er hatte das Geheimnis des Lebens entdeckt, das wusste der Magier, darum hatten die Wesen aus Licht dazu verurteilt als Gott das Leben zu hüten, doch das gelang ihm nicht immer, er war nicht so wie die Göttin Akkayakumaneyla. Er war nicht von ruhiger Natur gewesen, sondern eher verspielt, meist erinnerte er an ein zu gross geratenes Kind. Der Magier erinnerte sich daran, wie er sein Schüler wurde und lächelte selig. Es war ihm eine grosse Ehre gewesen unter ihm zu lernen. Nie hatte er wissen wollen, was seinen Meister so lange am Leben hielt und nie wäre er auch nur auf die Idee gekommen, ebenfalls die Ewigkeit anzustreben. Er fand es beruhigend zu wissen, dass der Tod einen immer als Freund erwartete.
Er seufzte und legte seine Hand über die verschränkten Hände seines Meisters. "Nun Narum, wie gefällt es euch zu schlafen? Hat sie immer noch eure Seele? Ich hoffe sie kommt bald, denn mit mir stirbt euer Geheimnis. Aber wie ich euch kenne habt ihr sichergestellt, dass sie auch ohne mich den Weg heim findet. Immerhin habt ihr sie wieder zu den Lebenden geholt", sagte er und betrachtete die Schwertlilie, welche sein Herr in Händen hielt und das Lächeln auf den Lippen des Meisters. Als er das letzte Mal zu ihm kam, hatte er ihn gebeten einen Golem herzustellen, welcher einem Körper aus Fleisch und Blut so ähnlich sah, dass nicht einmal Akkaya ihn als falsch erkennen konnte. Das war seine Spezialität, Golem. Er hatte alle Art von Golem in seinem langen Leben hergestellt, schon damals, bevor er unter die Fittiche Narums kam.
Er lächelte wieder und ging ein Stockwerk tiefer. Hiervon wusste niemand. Nicht einmal die Assassinen, welche sie hergebracht hatten. Akkayakumaneyla schlief hier unten, oder besser gesagt ihr Körper. Er hatte vor einigen Jahrzehnten den Stein hinlegen müssen, da er ansonsten zerbrochen wäre. Grosse Splitter über den Beinen der Göttin und die Ecken fehlten. Immer mehr zerbarst der Stein und immer weniger von ihm umgab sie. Der Magier hatte Angst, dass ihr Körper bald an die Oberfläche kommen würde, was nicht gut war, denn dann würde er anfangen zu verrotten. Das musste er verhindern, bis ihre Seele, oder eine andere Seele herkam um dem Körper Leben einzuhauchen.
Sein Meister hatte ein Kind geschaffen, davon hatte er gehört. Dafür hatte er das Geheimnis des Lebens verwendet und hatte ihr einen Körper geschaffen, welcher dem ihren glich, nur dass er nicht vollkommen war. Er hatte ihren Körper gespalten, ihm einen Teil genommen, die Hälfte um genau zu sein, bevor er in Bernstein eingeschlossen wurde. Er hatte nicht gewusst was er tat und wieso, hatte es seinem Schüler zumindest nicht gesagt. Nur dass er damals einen furchtbaren Streit mit ihr hatte und sie am Schluss den Tod traf, aber nicht wirklich starb. Er betrachtete den Körper. Es schien nichts zu fehlen, aber der Meister hatte gesagt, dass er jede zweite Zelle entfernt hatte um daraus einen neuen Körper zu schaffen. Doch wie konnte dieser dann leben, wie konnte das Kind leben, wenn es nur die Hälfte seiner Zellen hatte? Der Meister hatte darauf geantwortet, dass es eine begrenzte Lebensdauer hatte, eine Dauer von sieben Jahrzehnten und wenn sie dann nicht hier auftauchte würde der Bernstein zersplittern und sie würde sterben. Sowohl ihr alter, als auch ihr neuer Körper würden zerfallen. Und jetzt umgab sie nur noch eine dünne Schicht des schützenden Steins. So wie er es einschätzte würde sie nur noch vier Jahre zu leben haben.
Ein weiterer Splitter fiel ab und irgendwo, weiter nördlich in Dreitan, hustete ihr neues Ich Blut und fragte sich, ob es krank sei und bald sterben würde, währendem es in einem Buch über das Geheimnis des Lebens las, welches Narum ihr hinterlassen hatte.


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#5

RE: Ufer des Loney, Stadt Loney

in Dreitan - das Spiel 15.09.2012 05:15
von Randreyah | 11.751 Beiträge

März (?) des Jahres 307

Ein weiterer Splitter fiel von dem Stein ab. Was sollte er tun? Der Stein splitterte und die Schicht, die den Körper umgab wurde immer dünner, wobei sie nie, egal wie der Bernstein brach, einen Teil des Körpers freilegte. Stets passten sich die Risse der Form und Lage des Körpers an. Ein bewundernswertes Stück Magie, dachte er und sammelte ächzend die Steinsplitter ein. Jetzt lag sie nur noch unter einer zentimeter-dünnen Schicht des Steins und auf einem Bröckeligen Teil. Der Magier entschloss sich, sie wieder aufrecht hinzustellen und eine Art Bett herzuschaffen, wenn der Teil des Steins auf ihrer Rückseite ebenfalls brach. Und wenn man vom Teufel sprach! Krachend gab der Stein nach und der Magier rief drei seiner Bediensteten, welche ebenfalls Zutritt hatten, was ihn anfangs erstaunt hatte, er sich aber damit abfand. "Richtet sie auf", sagte er mit brüchiger Stimme. "Yuri, geh und hol einige Kissen, wenn man dich fragt wofür, hast du keinen blassen Schimmer." Der Junge nickte und rannte weg. Er würde sich beeilen müssen.
Kurze Zeit später lag die Schönheit im Stein auf weichen Kissen. Jetzt durfte sie aber nicht bröckeln, denn wenn sie frei lag, bedeutete es, dass die Mühe seines Herrn um sonst gewesen war. Ach Narum, dachte der alte Magier, wieso musstest du auch von uns geh'n.
Er bedankte sich bei seinen Gehilfen und sie gingen wieder nach draussen. Einen von ihnen schickte er auf das Dach des Doms. Oben zu den wundervollen Säulen und Gängen, die das Gebäude wie einen Ort aus einem Märchenland aussehen liessen. Er selber ging hinauf. Bald würde sie kommen, das ahnte er und bald würde er sie sehen dürfen. Ob sie wohl genauso aussah? An ihre Vergangenheit würde sie sich nicht erinnern, auch wenn sie sich auf den Kopf stellte, denn Narum hatte gelogen. Er hatte nicht dafür gesorgt, dass sie sich sofort an alles erinnerte. Nein, er hatte einen Teil ihrer Erinnerungen den Drachen gegeben, einen Karim und einen hatte er in den anderen Bernstein geschlossen. Was mit dem letzten Teil ihrer Erinnerungen war, wusste er nicht. Er bezweifelte, dass auch Narum etwas über ihn wusste, immerhin hatte sein Meister auch nicht gewusst, wo die Herrin gewesen war.
Wenn der Alte so darüber nachdachte, war das etwas seltsam, denn immerhin war es Narum, der sie in den Stein geschlossen hatte. Oder vielleicht doch nicht? Er überlegte. Narum hatte ihm von der grossen Schlacht erzählt. Damals kämpften alle Völker gegeneinander, wobei die Menschen verschont wurden, da sie zu schwach gewesen waren. Er erinnerte sich, dass Narum ihm erzählt hatte, sie zuletzt auf dem Schlachtfeld gesehen zu haben. In dem Moment, in dem er sie in den Stein geschlossen hatte, hatte sie angeblich den Herrn der Finsternis - ein Wesen, welches ihm Narum nicht genauer geschildert hatte - getötet. Dafür hätte sie aber ihr Leben als Preis gezahlt und weil Narum verhindern wollte, das sie tatsächlich starb, schloss er sie in den Stein. Aber bei genauerem Betrachten, schien es nur ein winziger Teil der Wahrheit zu sein. Er seufzte und wandte sich wider seinen Aufgaben zu. Er musste noch seine Hütte aufräumen und die Tochter des Stadtherrn Magie lehren. Wobei das etwas schwierig werden könnte.


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#6

RE: Ufer des Loney, Stadt Loney

in Dreitan - das Spiel 30.09.2012 23:44
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Ende Mai des Jahres 307

Ran atmete tief durch. Earon hatte nicht gemerkt, wieso sie so schnell schon hier waren und sie war ihm dafür dankbar, denn sie hatten Hilfe gehabt. Hilfe, die Ran nicht gewollt hatte. Sie waren zwei Tage weiter flussabwärts geritten, bis sie zu einem Dorf kamen, den die Händler als Lagerort nutzten und der Nazrev noch tiefer und breiter wurde. Sie hatte einen der Händler, einen alten, fetten Goblin bezahlt, dass er sie auf seinem Handelsschiff mitnimmt. Er hatte es natürlich getan. Zu ihrer Überraschung fragte, er sie, ob sie sich nicht kannten, doch er stellte fest, dass dies nicht der Fall sein konnte. Auf der reise, auf dem orientalisch wirkenden Segelboot verstauten sie ihr Gepäck und die Pferde unter Deck. Maeva verbrachte den Grossteil der Reise im Krähennest und Earon stand die ganze Zeit über schweigend an der Reling und beobachtete das Wasser. Was er aber nicht bemerkt hatte, war der Wasserdrache, welcher unter dem Schiff schwamm und es antrieb. Der Händler war zuerst überrascht, wegen der guten Strömung und liess daraufhin bald die orangen Seegel einholen.
Sie reisten den Rest des Monats mit den Händlern mit und der Drache verschnellerte ihre Reise stets. Den Rest des Weges ritten sie.
Als sie zum Loney gekommen waren, passierten sie mehrere Fischerdörfer, die am grossen, breiten Strom standen und vom reichen Fischfang profitierten. In einer der vielen Nächte, passierten sie ein Fest, währendem man den Wassergeistern, den Nymphen huldigte und ihnen Opfergaben bereitete. Sie wurden angehalten und von den gastfreundlichen Einheimischen aufgefordert mitzumachen.
Maeva bereitete es am meisten Freude, denn sie kannte diese Rituale. Schnell wurden sie in die roten,orangen, blauen und gelben Festgewänder eingekleidet und an das Freudenfeuer (edit: kennt jmd eine bessere übersetzung für "bonfire"?) gesetzt. Mit Federn geschmückt tanzten die Einheimischen darum herum und Trommeln, Rasseln, Glocken und Flöten füllten die Nacht mit ihren bunt gemischten Melodien. Langsam erloschen die Flammen und die Bewohner übergaben unzählige, brennende Scheite ins Wasser, auf welchen Blumen und Süssigkeiten lagen dem Fluss. Wie ein Meer aus Licht spiegelten sich die Opfergaben auf dem ruhigen Wasser und die Bewohner erklärten, dass bald die Nymphen kommen würden. Die Geister des Wassers fürchteten und liebten das Feuer zu gleich, denn einer Sage nach verliebte sich der Gott des Wassers in die Tochter des Sonnengottes.
Am nächsten Morgen brachen sie wieder auf und einige Tage später erreichten sie die Tore der Stadt Loney. Sie standen am anderen Flussufer, von wo aus man die freie Sicht auf den Palast und die Kirche hatte, denn am Fluss endete die Stadtmauer.
Loney ähnelte in gewissen Aspekten Lovit. Es war ebenfalls aus hellem Stein erbaut, jedoch mit mehr Pomp und mehr Grün. Alleen säumten die unzähligen Strassen, an allen Plätzen standen Brunnen und natürlich die Kirche und der Palast. Hunderte Türme, die von Gottheiten und Helden aus abenteuerlichen Mythen gekrönt waren zierten die Dächer der Bauten und unzählige Bögen und Gäge, Säulen und Räume liessen es aussehen, wie ein eigenes Dorf. Die Häuser rundum waren weniger verziert, wirkten aber durch ihre Grösse und Länge elegant und majestätisch. Loney war eine der prächtigsten und schönsten Städte Dreitans und eine der grössten, neben Gevira und Nurmen.
Ein alter Mann brachte sie mit der Fähre in die Stadt hinein. Er kannte Maeva und war überrascht, dass die Prinzessin hergebracht wurde. Ihr Vater war nicht der Kronprinz, aber dessen jüngster Bruder. Alle Prinzen lebten mit ihren Familien im Palast und es würde nicht leicht werden dort Zutritt zu bekommen.
Ran ritt durch die Strassen der Stadt. Den Haflinger hatten sie verkauft und von dem Geld neue Kleidung gekauft. Sie trugen die Kleider der Händler aus dem südlichen, angrenzenden Land. Vor ihr sass Maeva und die Zügel ihres Pferdes hielt Earon. Sie reisten als eine Familie, denn so würden sie nicht auffallen. Ran seufzte und befestigte ihr Tuch wieder vor dem Gesicht. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie die Kleidung richtig an hatte, denn diese bestand grösstenteils aus bunten Wickelgewändern und einem Schleier. Das gleiche galt auch für Earons und Maevas Kleider, nur trug Earon keinen komplizierten Schleier, sondern eine noch kompliziertere Kopfbedeckung, welche weder Tuch, noch Turban war. Ihr Haar fühlte sich schwer an, denn viele Perlen und Kettchen wurden in ihren Zopf geflochten. Sie konzentrierte sich wieder auf den Weg, prägte sich jeden Stein, jedes Schlupfloch und jede Gasse ein, an der sie vorbeiritten und machte sich so eine Karte im Kopf. Sie suchten sich ein Wirtshaus, in dem sie ein Zimmer mieteten und richteten sich dort ein. Sie waren jetzt nahe am reichen Zentrum und nahe dem Tempel, der zu einer Kirche umgebaut wurde. Diese Nacht würden sie aber nicht schlafen, sondern sich die Stadt nochmals ansehen, sobald die braven Bürger die Lichter gelöscht und ihren Tag beendet hatten. Dann würde die Zeit des Schwarzmarktes und der Assassinen anbrechen. Und wo Schwarzmarkt und Assassinen waren, da waren Diebe, Banditen, Betrüger und andere Gesetzlose nicht fern. Darum würden sie Maeva im Zimmer einschliessen und dieses versiegeln. Bevor sie aber loslegten assen sie und befragten den Wirt, der ihnen auch nicht mehr sagen konnte, als sie bereits wussten. Um Mitternacht war es dann so weit. Zwei in Schwarz vermummte Gestalten schwangen sich aus dem Fenster auf die vom Mond erleuchtete Strasse und verschmolzen mit dem Schatten der Häuser. Immer wieder wurden sie kurz vom Licht des Mondes erfasst, währendem sie sich ihren Weg zu den Grenzen der Stadt machten, wo der Untergrund regierte, welcher finsterer war, als die Nacht.


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#7

RE: Ufer des Loney, Stadt Loney

in Dreitan - das Spiel 02.10.2012 02:46
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Der Untergrund war nicht schwer zu finden. Heute schienen die Banditen ein Fest zu feiern. Irgend ein Politiker schien im Krieg gefallen zu sein und einer der ihren nahm dessen Platz ein. Was genau passiert war interessierte die beiden nicht. Sie wurden schnell bemerkt, was sie nicht verwunderte, denn ein Drittel der Anwesenden waren Assassinen, zwar nicht hochrangige, aber dennoch. Ran liess Earon vor. Sie wurde eh nicht ernst genommen und hier würde ihr niemand abkaufen, dass sie der Westliche Drache war. Sie zupfte an ihrem Tuch herum, welches ihr Gesicht verbarg und stellte sich mit nach hinten verkreuzten Armen neben Earon. Niemand merkte, wie sie dabei eines ihrer Feenmesser zog. Mit funkelndem Blick beobachtete sie das Geschehen gespannt. Die Assassinen und Leibwächter der Schwarzmarkthändler zogen ihre Waffen etwas aus den Scheiden und sahen sie drohend und misstrauisch an. "Ich wette mit dir um einen Kuss, dass ich sie dazu bringen kann? Mich für den Westlichen Drachen zu halten", klang Earons Stimme in ihren Gedanken. Halb wiederwillig stimmte sie zu. "Meine Herren, meine Herren!", rief Earon beschwichtigend, zog sich das Tuch aus dem Gesicht und hob schlichtend die Arme. "Ich bitte euch! Ich komme auf Wunsch des Südlichen Drachen. Wenn ihr also so nett wärt und eure Waffen wegstecken würdet. So behandelt man keinen Gast." Ein grimmig wirkender, vermummter Mann mit giftgrünen Augen musterte sie. "Dein Schwert Bursche!", knurrte er und Earon warf es einen Schritt vor seine Füsse. "Deins auch", knurrte der Mann und nickte in Reylas Richtung. Sie war für einen Moment wie erstarrt. Wie um Himmelswillen sollte sie mit dem Feenmesser in der Hand ihr Schwert ziehen? "Wer ist sie überhaupt?", warf ein jüngerer Assassine ein. Erleichtert atmete sie aus. Earon lachte und ging auf sie zu. Er zog sie näher heran und schnallte ihren Gürtel auf, den er dann samt Schwert zu seinem hinüber warf. "Meine Dienerin, was sonst?", meinte er grinsend. Der ältere Assassine lachte. "Eine nette Konkubine habt ihr da", sagte er und Ran spürte die gierigen Blicke der Männer. Earons Arm lag aber fest um ihre Hüfte, so dass sie sich nicht frei bewegen konnte. Also spielte sie mit und lehnte sich an ihn. "Da habt ihr wohl Recht", antwortete der Walddämon. "Ich habe sie auf dem Weg von Azura bis hier her einem Sklavenhändler abgekauft", erzählte er weiter und fügte mit einem breiteren Grinsen hinzu: "Sie ist aber nicht nur nett, sondern auch sehr geschickt und gehorsam." Die Männer rund um schienen ebenfalls zu Grinsen, denn ihre Augen verzogen sich. "Ihr seid also der Gast?", fragte der alte Assassine und Earon nickte. "Gut, dann folgt mir", antwortete der erste wieder und drängte sich nach hinten, Eron zum Folgen winkend. Missmutig folgte er ihm und zog Ran mit. "Die lasst ihr dort", meinte der jüngere Assassine, bevor Ran sich bücken konnte um ihre Schwerter aufzuheben. Earon lachte teuflisch. "Ohne meine Waffen und meine Geliebte komme ich nicht und ihr könnt dem Südlichen Drachen erklären, wieso ihr mich vertrieben habt", meinte Candor provozierend und der Alte funkelte den Jungen daraufhin an. Dieser verschwand grummelnd in den Schatten und Ran hob die Schwerter auf. Sie hing Earon seins um die Hüfte und schnallte sich ihres erneut um, wobei er das Feenmesser unbemerkt an sich nahm und sie dann dem Assassinen fogten. Im Rücken konnte sie die Blicke der Bewohner der Schatten Loneys fühlen und ein Schauder lief ihr den Rücken entlang.


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#8

RE: Ufer des Loney, Stadt Loney

in Dreitan - das Spiel 02.10.2012 11:50
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Ran gähnte herzhaft und hielt sich die Hand vor den Mund. Sie lag auf einigen sehr weichen und bequemen Kissen. Vor ihr sass der nicht sehr erfreute, gefesselte Earon und ihnen gegenüber ein weisshaariger Zwerg. Eine Augenklappe verdeckte die Keilförmige Narbe über seinem rechte Auge. Zehn Assassinen in hellen Uniformen und Tüchern vor den Gesichter sassen in den Schatten hinter dem Zwergen. "Ich hätte nicht gedacht, dass ihr mir so wenig traut und euren Laufburschen vorschickt, Prinzessin", sagte der Zwerg und lehnte sich verräterisch vor.
Ran fand das was vor einigen Minuten passiert war sehr amüsant. Sobald sie dem Clanführer gefolgt waren, landeten sie in einem Hinterhof und dann einem versteckten Herrenhaus. Im Haus erwartete sie der Südliche Drache, der Herr Zwerg, und empfing sie mit offenen Armen. Doch als Earon sich als der Westliche Drache vorstellen wollte, liess der Uwerg erbost seine Gefolgsleute auf ihn zustürmen und ihn fesseln. Sowohl Earon, als auch Reyla waren überrumpelt, als die Assassinen mit Hand- und Fussschellen und einem langen Tau angerannt kamen. Einige Augenblicke später war Earon gefesselt und Ran hielt einem der Assassinen lachend ei Messer an die Kehle. Sie war aus Reflex nach vorne gestürmt und hatte ihr Lachen nicht mehr zurückhalten können, als sie Earons überraschtes Gesicht und das Grinsen des Zwergs gesehen hatte. Bald darauf kam ein menschlicher Riese, der sich den zappelnden Earon auf die Schulter hievte, gekommen und hatte den Walddämon ihnen hinterher getragen. Und jetzt sassen sie hier, im Beratungszimmer des Südlichen Drachen. Eine Dienerin brachte ihnen Tee, Ran prüfte, ob er vergiftet war und dachte kurz an Kitsune, der noch bei Maeva war und den Tee also doch nicht testen konnte. Sie rieselte also unbemerkt ei Pulver hinein. Dieses regierte farblich auf jede Art von Gift, doch jetzt blieb die Verfärbung aus. Ryla nahm einen Schluck.
"Ich traue euch, euren Männern aber nicht", antwortete sie grinsend und deutete mit dem Kinn zu Earon. Der Zwerg lachte schallend. "Ich sehe schon, ihr seid wie euer Lehrmeister!", rief er aus und wurde wieder ernst. Streng schickte er seine Bediensteten weg, welche sich kurz verneigten und Earon - wie einem wilden Tier - die Fesseln abnahmen. "Er kann hier bleiben", meinte Ran und musterte die Teeblätter in ihrer Tasse genauer. "Was wolltet Ihr mit mir so dringendes besprechen? Es kommt selten vor, dass drei Eilbriefe Azura erreichen und das von euch persönlich", ihr Ton war neutral und ihre Augen funkelten, als sie den Zwergen fixierten, welcher gerade selber einen Schluck trank. "Nun", begann er und läutete einem Dienstmädchen, das die ganze Teekanne brachte, Earon ebenfalls einschenkte, den Raum verliess und schalldicht absperrte. "Es herrscht krieg zwischen den alten Adelshäusern. Unglücklicherweise ist das Haus, dem wir Treue geschworen haben, gegen dem hier in Loney und gegen Gevira", machte der Zwerg weiter und trank weiter seinen Tee. "Ich verstehe", sagte Ran und leerte ihre Tasse.
Sie setzte sich auf und zog Earon am Kragen nach hinten. "Was sollen wir dann, Eurer Meinung nach tun?", fragte Ran den Zwergen. Dieser zögerte. "Wir werden Loney nicht den Rücken kehren. Es ist für uns, wie für Euch Azura. Aber der Herr der Nachtzinne zwingt uns gegen Gevira und somit gegen Euch in den Krieg zu ziehen... Aber ihr habt Euch bis jetzt nicht auf dem Schlachtfeld gezeigt. Woran liegt das? Wollt Ihr neutral bleiben und euren Schwur brechen, oder werdet Ihr zu einem späteren Zeitpunkt den vernichtenden Schlag gegen die Nachtzinne führen?", das blaue Auge des Zwergen glühte gefährlich auf. Ran schüttelte den Kopf. "Gevira hat uns nicht gerufen. Wir werden uns jedoch dem Krieg anschliessen, sobald ich hier gefunden habe, was ich brauche. Ich hoffe, dass sich unsere Männer auf dem Schlachtfeld aus dem Weg gehen, so wie es der Packt zwischen West und Süd verlangt", erklärte sie. Der Zwerg nickte.
Nachdenklich zupfte er an seinem Bart. "Unsere Männer tragen das goldene Wappen und Eure das blaue. Es wird nicht schwer sich auf dem Feld zu erkennen und man wird sich aus dem Weg gehen.. Doch sagt mir, wie werdet Ihr kämpfen? Gerüchten zu Folge hattet Ihr eure Gegner verschont, bis auf die Ziele, die Ihr jagtet" - "Meine Männer und ich werden nicht unnötig leben nehmen. Wir werden die Soldaten der Nachtzinne kampfunfähig machen, aber sie verschonen.." - "Ihr macht sie zu Krüppeln also", warf der Zwerg provokativ ein.
Ran schnaubte grinsend. "Auch ein verkrüppelter Mann ist ein Vater, Ehemann und Arbeiter", konterte sie. "Nun denn, ich nehme an, Ihr werdet euch von der Nachtzinne abwenden, sobald der jetzige Herrscher sein Leben ausgehaucht hat", sagte sie, währendem sie sich erhob. Der Zwerg nickte und stand ebenfalls auf. "Dann lebt wohl und bis sich unsere Wege kreuzen", sagte er und streckte den Arm aus. Ran packte ihn. "Möge der Bund zwischen West und Süd halten und beiden Seiten zum Vorteil dienen", antwortete sie und mit einem Druck bestätigten sie den Packt.
Die Prinzessin der Klingen entfernte sich, gefolgt von dem missmutigen Earon. Bevor die Tür von den Assassinen geöffnet wurde, verneigte sie sich vor dem Südlichen Drachen, der den Abschiedsgruss erwiderte und die beiden des Westens traten in die noch dunkle Nacht hinaus. Vorbei an den Gestalten der Nacht und den Schatten der Häuser entlang suchten sie sich ihren Weg zurück zum Wirtshaus. Sie stiegen wieder durch das Fenster ein und stellten erleichtert fest, dass Maeva und Kitsune friedlich schliefen.
"Ist doch gut gelaufen", murrte Earon auf der Feensprache. "Also, wo bleibt mein Kuss?" Ran schüttelte leise lachend den Kopf. "Welcher Kuss? Du wurdest gefesselt, schon vergessen?" Er grinste. "Aber der Clanführer hhatte mich für den Westlichen Drachen gehalten", antwortete er. Als sie sich umdrehte, stand er ihr gefährlich nahe. Sie musste sich am Bettende abstützen, um nicht hintenüber hinzufallen. "Das gilt nicht", flüsterte sie verärgert und versuchte seinem fixierenden Blick auszuweichen. Beinahe verlor sie sich in seinen wunderschönen tiefgrünen Augen. "Du bist wundersch...", begann er, aber sie verdeckte ihm den Mund mit der Hand, stiess sich und ihn vom Bett und fuhr herum, Maeva war aufgewacht. Ran atmete erleichtert aus, als sie merkte, dass das Mädchen immer noch verschlafen sich die Augen rieb. "Wo wart ihr so lange?", fragte sie misstrauisch und müde. "Draussen", antwortete Ran schnell. Zu schnell. "Ehm wir haben Hinweise gesucht, wie wir in den Palast kommen", fügte sie hinzu und Maeva legte sich kopfnickend wieder hin. "Ihr seid zu laut. Holt euch ein Zimmer", murmelte sie, bevor sie wieder einschlief.


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#9

RE: Ufer des Loney, Stadt Loney

in Dreitan - das Spiel 02.10.2012 16:28
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Ran trottete durch die Strassen Loneys. Sie hatte keine Probleme sich dem Äusseren der Oberschicht anzupassen und ging durch die Strassen, nach Stoffen, Parfum und Schmuck suchend. Maeva begleitete sie und der jüngere Sohn des Wirtes, ein Bursche von fünfzehn Jahren, folgte ihnen als Diener. Ran hatte ihm zwei Goldmünzen versprochen, wenn er sie zum Einkaufen begleitete und so liefen sie schon seit Vormittag durch die Stadt und besuchten die Schneider, Goldschmiede und Drogisten des reicheren Viertels. Wobei in Loney der Übergang von arm zu reich fliessend verlief und die Bürger einander achteten, egal wie wohlhabend sie waren. Immer wieder konnte man sehen, wie die Diener reicher Familien Essen und Kleider den ärmeren und Armen brachten.
Ran hatte den ganzen Tag über einen Bogen um die Kirche und den Palast gemacht, aber jetzt steuerte sie direkt darauf zu. Sie führte Maeva an der Hand zum Nebeneingang des Palastes, der für die Bürger gedacht war. Ei Pergament stand auf der geschlossenen Tür aufgehängt mit den Zeiten, wann Gesuche für Audienzen gestellt werden sollten. Mit einem prüfenden Blick stellte Ran den Stand der Sonne fest und dass sie jetzt ihren Antrag stellen konnten. Also klopfte sie und wartete, doch nichts geschah. Nach einer Weile klopfte sie erneut und wieder passierte nichts. Genervt trommelte sie einige Male mit dem Türklopfer auf das Holz und gab es dann fluchend wieder auf. Maeva sah sie verwirrt an und Ran zog sie zum Burschen, der mit ihren Sachen wartete. Sie gab ihm eine Goldmünze. "Geh zurück zum Wirtshaus, wir gehen noch in die Kirche. Ich gebe dir die zweite Münze, wenn wir zurück sind", sagte sie ihm und der Junge nickte strahlend. Eifrig machte er sich auf den Weg. Ran sah sich um und entdeckte einige wachsame Assassinenaugen, die sie vom Dach des Palastes gut getarnt beobachteten. Sie drehte sich um und zerrte Maeva über die Strasse. Die Kirche war geöffnet und sie betraten das sakrale Gebäude demütig und schweigend.
Ran begab sich zu den vordersten Reihen der Gebetssbänke und setzte sich dort hin. Bald darauf kam ein gedrungener alter Mann, wahrscheinlich ein Elf und setzte sich zu ihnen. "Werte Herrin", begann er, "Die vorderste Reihe ist für die Adelshäuser, Hohepriester und angehörige der Erbauerfamilie reserviert. Ich bitte Eu...", er stockte und seine Augen weiteten sich vor erstaunen, als sie ihren Schleier löste und die Tücher vom Gesicht streifte. "Ihr seid... Ihr seid sie", flüsterte er atemlos und blickte sich um. "Verzeiht, dürfte ich euren Namen erfahren?", fragte er hektisch und lächelte. Ran lächelte zurück. "Man nennt mich die Prinzessin der Klingen, Hohelriesterin Randreyah und Reyla die..." - "Assassine, den Westlichen Drachen!", unterbrach er erfreut. Ran nickte still lachend. "Und Ihr seid?", fragte sie höflich zurück. "Oh verzeiht! Wie unhöflich von mir! Mein Name ist Newayer. Ich war Narums Schüler. Es ist mir eine so grosse Ehre euch endlich kennen zu lernen, Herrin!", flüsterte er überglücklich und ergriff ihre Hand. "Bitte Herrin, geduldet euch noch etwas. Ich werde euch heute Abend in aller Ruh alles erklären! Aber bitte wartet, bis die Leute aus der Kirche verschwunden sind!", sagte der Alte und erhob sich. So schnell er aufgetaucht war, so schnell war er auch wieder verschwunden. Ran öffnete die Hand, die er ihr gedrückt hatte. Eine Schwertlilienblüte lag in ihrer Handfläche und sie verbrannte sie unbemerkt. Der alte Mann war tatsächlich Narums Schüler, denn die Schwertlilie war Narums Blume, die Pflanze, die Narum stets als Erkennungszeichen zwischen seinen Schülern nutzte. Sie seufzte und verliess die Kirche mit Maeva wieder, die ungeduldig und unschlüssig folgte hunderte Fragen brannten ihr auf der Zunge.
I Wirtshaus beantwortete Ran ihr alle und sie nähten Maeva neue Kleider. Spät am Abend kam Earon zurück und u terhielt sich kurz mit Ran, dann gingen die beiden zusammen in die Stadt und Maeva blieb mit Kitsune zurück.


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#10

RE: Ufer des Loney, Stadt Loney

in Dreitan - das Spiel 02.10.2012 20:12
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Währendem Ran mit Maeva in der Stadt unterwegs war, schlich Earon über die Dächer. Er suchte in der Höhe die Wege der Wachen. Jede Wache musste sich nur mit einem Teil der Stadt befassen und die meisten gingen nicht bis in den letzten ihnen zugeschriebenen Winkel. Es musste also einige Stellen geben, an denen sich zwei Personen ungesehen zum Palast, in den Palast und aus dem Palast schleichen konnten. Er schlich flink über die Dächer und kletterte die Fassaden hoch, wobei er darauf achtete nicht von den Assassinen bemerkt zu werden. Immer wenn er eine Wache sah, beobachtete er sie für eine Weile und zeichnete deren Route in der Karte ein. Den ganzen Tag kletterte er hin und her, bis es ihm zu blöd wurde und er sich ein Fernrohr kaufte. Mit dem kletterte er hoch auf die Kirche und versteckte sich zwischen den Säulen. Von hier aus war er in der Lage sämtliche Stadtteile zu überblicken. Er stutzte. Ran hämmerte gerade ungeduldig an die Tür des Palastes und warf dann einer der Wachen am gegenüberliegendem Dach einen tödlichen Blick zu, bevor sie den Wirtsjungen wegschickte und in die Kirche ging. Kurz darauf kam sie raus und er wollte ihr folgen, aber er wurde entdeckt und fälschlicherweise für einen Dieb gehalten. Das hatte ihm noch gefehlt. Er liess sich in den Concaven des Gebäudes runterrutschen und in sprang auf den Boden.
Ohne nachzudenken rannte er ans andere Stadtende. Die Wachen kamen näher, brüllten ihm nach. Er eilte weiter in eine dichte Menschengruppe. Unsanft drängte er sich durch, stiess ein oder zwei Gemüsekarren um und verschwand in den Gassen.
Endlich hatte er die Wachen in einem schmuddligem Seitengässlein abgehängt. Schwer atmend fuhr er sich über den Dreitagebart und dachte nach. Wie sollte er wieder zurück finden?
Nach mehreren Stunden kam er schliesslich zum Wirtshaus unterwegs war er bei einem Barbier gewesen und hatte seinen Bart abrasieren lassen und sein Haar hatte der geschickte Rasiermessermann ebenfalls gut gestutzt. Er erzählte Reyla von den Wegen die er gefunden hatte, aber sie wollte zuerst zur Kirche. Unterwegs quälte er sie noch mit einigen Fragen zu einem anderen Thema, das ihn beschäftigte, aber sie schien einfach nicht nachgeben zu wollen. Wieso musste sie so stur sein? Er führte sie durch die Stadt und lotste sie geschickt und geräuschlos an den Wachen vorbei, bis sie in der Kirche standen. Einige Bettler und Gläubige sassen und lagen auf den Bänken.


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