Amien begegnete dem Blick des Heerführers ohne mit der Wimper zu zucken. "Ich bedaure, aber dieser Forderung kann ich nicht stattgeben."
Für einen Moment war er versucht, es einfach dabei zu belassen, aber schliesslich entschloss er sich doch zu einer Erklärung: "Wir Elfen sind ein Volk, das Geheimnisse wahrt, die weit älter sind als euer Imperium, und die auch solche bleiben sollen. Mit Verlaub: wir haben eingewilligt, euch Abgaben zu leisten und einen Teil unseres Wissens zur Verfügung zu stellen - nicht den Inhalt unserer Gedanken."

"Ich kam alleine, aber die Späher, die wir postiert hatten, können bestätigen, dass sie mich informiert haben und ich darauf aufgebrochen bin. Soweit mir ist, habt ihr sogar einen von ihnen gefangen genommen. Ausserdem sollten eure Soldaten bestätigen können, dass ich auf dem Weg zu eurem Lager war, als sie mich aufgegriffen haben, anstatt zu versuchen davon wegzukommen."

Sie brachten Lor in ein anderes Zelt zur Wahrheitslesung. Eran kam mit und man wies ihn an, sich bereit zu halten, falls nach Lors Untersuchung Fragen ihn betreffend offen waren. Lor musste sich zusammenreissen nicht jedesmal loszulachen, wenn er ihn ansah. Er sah so bescheuert aus mit dem fast kahlen Kopf und halbverbrannten Schnauzbart.
Man hiess ihn auf einem Stuhl Platz zu nehmen und ein Magier setzte sich ihm gegenüber. Lor war etwas nervös. Er mochte den Gedanken nicht, dass jemand in seinem Kopf herumstöberte. Besonders, weil er sich nicht wirklich sicher war, was sie dort finden würden. Das Gefühl, das ihn dazu gebracht hatte aus dem Zelt zu rennen und Eran dabei mitzuschleifen - er konnte es nicht begründen. Er wusste nur, dass er ihm besser Folge leistete und dass er dadurch schon einige Male am Tod vorbeigeschrammt war.
Der Magier befahl ihm die Augen zu schliessen und legte beide Hände an seine Schläfen. Im ersten Moment darauf spürte Lor nichs, aber dann tauchte plötzlich eine Erinnerung in seinem Kopf auf, ohne dass er daran gedacht hätte, irgendetwas vom gestrigen Abendessen. Der Magier zog andere Bilder hervor und instinktiv sträubte sich alles in Lor, ihn weiter machen zu lassen, denn er erinnerte sich nicht nur daran, was passiert war, sondern auch, was er dabei gedacht hatte, und das ging den Kerl nichts an. Dann verschwammen die Bilder und aus dem Dunst trat das einer Frau. Sie war rothaarig und nackt...
"Raus aus meinen Träumen!", fauchte Lor und jagte das Bild mit einer Ladung Zwergenpulver und einer Flammenwalze weg. Er riss die Augen auf und der Magier zuckte zurück, als hätte er sich die Finger verbrannt. Missbilligend kniff er die Lippen zusammen. "Lasst mich fortfahren!"
"Dann beschränkt euch auf das, was euch etwas angeht", knurrte Lor.

Amien atmete innerlich auf. "Könnte ich kurz einige Worte mit euch wechseln, Laas'kan?"

Sie durchsuchten Erans Gedanken nicht, weil er durch Lor's Erinnerungen klar entlastet war. Zusammen verliessen sie das Zelt und schlenderten einen Moment lang los, bevor sie stehen blieben, weil ihnen klar wurde, dass sie nicht wussten, wohin sie sollten, weil ihr Zelt ja in Flammen aufgegangen war. Einen Moment lang traten sie ratlos auf der Stelle. "Lass mal sehen, ob von unseren Sachen noch was übrig ist", meinte Eran dann. "Wenn sie uns ranlassen."
Lor nickte.