Reina liess ihn los, verstrubbelte Jos das Haar und beugte sich zum Jungem hinab. "Zeig mir wo genau."

Reina ging hinüber, drehte einen der Köpfe, wie einen reifen Apfel, um ihn genau zu betrachten und schnutt dann sech voller Begeisterung ab und liess sie zu den anderen Sachen im Sack verschwinden. Fasziniert sah sie sich noch einmal um, dann deutete sie den anderen weiter zu gehen.

Reina sah Meleth mit einem Blick an, den die anderen nur vom Captain kannten, wenn er Meuterer vor sich hatte.
Die Tür ging auf und ein zuerst besorgt wirkendes und dann sehr verwirrtes Dienstmädchen stand im Türrahmen.
"Schnapp sie!", befahl Reina leise und Ismir hatte das Mädchen im nächsten Moment gefangen und ihr die Hand auf den Mund gepresst. "Schnell weg. Über Dach!", befahl Reina den anderen, "Ismir: mitnehmen!"

Reina zog ein Taschentuch hervor und knebelte das Mädchen. "Über die Schulter, auf die Dächer und warte auf mich bei Kuola", meinte sie und drückte dem Seemann einen Kuss auf die Wange. "Viel Glück. Mirko, Josh, Meleth mit Ismir. Los!"
Sie winkte sie zur Eile. Sie selber machte sich auf die Suche nach Marres und Alek.

Reina scheuchte gerade Marres aus dem Fenster und drückte ihm den Sack in die Hand. "Das Zeug darf nicht nass werden. Alek und die anderen sollen richtung Wasser flüchten und im Notfall in Sicherheit schwimmen, sag das Alek, dann geh in die andere Richtung und versteck dich. Wir treffen uns bei Kuola. Wezkon ist da und jetzt schnell!"
Damit schloss sie das Fenster vor seiner Nase und liess einen Kerzenständer umkippen, dass er scheppernd zu Boden ging. Die Schritte kamen auf sie zu, die Tür wurde aufgerissen, Reina hatte den zweiten Kerzenhalter in Händen und schwang das Ding den Hauseigentümern entgegen, wie einen brennenden Stab, dessen Feuer jedoch ziemlich schnell erlosch, das Wachs aber durch das Zimmer und einem Sandläufer quer übers Gesicht spritzte.
Zischend fasste der Mann sich ins Gesicht, um das heisse Wax wegzuwischen.
Der Frau hinter ihm drückte Reina im Vorbeirennen den Kerzenständer in die Hände und stiess sie damit zur Seite, dass diese stolpernd zu Boden ging.
Nur dank ihrer Reflexe wich sie im letzten Moment einem vorbeipeitschenden etwas aus. Stolpernd wandte sie sich um, nur um fest zu stellen, dass die Frau einen langen, echsenartigen Schwanz hatte.
Heiser lachend vor Freude über das Desaster und der heiteren Aufregung eilte sie die Treppe hinab.
Eine weitere Frau vertrat ihr den Weg, zwei sichelförmige Klingen in Händen, die sich an ihre Unterarme schmiegten. Da der Boden aus poliertem Holz bestand, liess sich Reina fallen und rutschte unter der Frau hindurch. Deren Schweif mit schwarfer, gepanzerter Spitze rauschte auf Reinas Hals hinab, doch diese rechnete damit, packte den Schwanz, zog daran und die Frau kippte um. Auf Reina drauf, was dieser die Luft aus den Lungen presste. Zu ihrem Glück bohrten sich die Sichelklingen in das Holz des Bodens und mit einem Tritt gegen das Kinn der Frau, befreite sie sich unter deren Gewicht.
Sich aufrappelnd, eilte Reina zur Tür, riss diese auf und rannte auf die Strasse hinaus. Die beiden anderen holten auf und die Halbschattin fast auf einer Brücke ein, doch diese schwang sich aufs Geländer und stiess sich ins Wasser. Die beiden Sandläufer konnten ihr nur noch wütend hinterher fauchen und versuchen sie im Dunkel der Nacht und des Wassers auszumachen - was ihnen nicht gelang, denn Reina war eine schnelle Schwimmerin und brauchte nicht aufzutauchen, bis sie ausser Sichtweite der beiden war.