Der Wirt las seine Worte und seine Miene hellte sich auf, als hätte er nur darauf gewartet, die Schimpftirade loszuwerden. "Randaliert hat er, sich geprügelt, meine Bienen geklaut und mir die Nase eingeschlagen, der vermaledeite Hundesohn."
"Moment, er hat was?", fragte Ro, die glaubte sich verhört zu haben.
"Mir die Nase eingeschlagen! Und vermutlich noch eine Menge mehr, hätte ich ihm nicht rechtzeitig einen Stuhl über den Kopf..."
"Neinein, das ist mir klar, ich meine das mit den Bienen", präzisierte Ro.
Der Wirt knurrte. "Er hatte dieses Mädchen dabei, keine Ahnung, wohin die gehört. Zweiffellos magiebegabt. Hat erst betrogen im Spiel und dann als Vakras dreimal verfluchter Sohn sich deswegen mit den anderen schlagen wollte, meine Bienen weg vom Stock und hier rein gelockt! In den Schanksaal! Sind überall auf dem unheimlichen Gör herumgekrabbelt, als wäre sie ein Stück Honig!"
Ro sah Lesir verdutzt an. Sie hatte keine Ahnung, von dem der Wirt da sprach, aber es klang merkwürdig.

"Nein", murrte der Wirt widerwillig. "Sie stand nur damit da und hat irgendetwas vor sich hingeredet und irgendwann sind sie wieder weggeflogen, dann hat einer von Serpeta sie rausgezogen, während Vakras Bengel auf mich los ist."

"Es war Vormittag", murrte der Wirt.
Ro hob ratlos die Schultern. "Keine Ahnung, wer das sein soll. Aber ich wusste von der Geisel, die mich gestern spontan versucht hat umzubringen, auch nicht wirklich etwas."

"Sie war überraschend nahe dran, mir eine blutige Nase zu hinterlassen", entgegnete Ro. "Nicht schlecht. Und vor allem saumässig wütend."
Sie erinnerte sich an den Blick des Mädchens. Den Ausdruck, der darin gestanden hatte, der danach schrie zu töten, koste es, was es wolle. Klar, das Gör war eine Dämonin, und sie war eine Sardak und Ro immerhin der Erbe ihres Erzfeindes, aber das war nicht nur mordlust gewesen, sondern blanker Hass. Merkwürdig. Vielleicht sollte sie sich doch einmal erzählen lassen, was hier eigentlich genau vorgefallen war im letzten Jahr.
Sie setzten sich an einen Tisch und Ro trank einige Schlucke, bevor sie mit gesenkter Stimme meinte: "Vakra hat mir gestern gesagt, wozu er mich wirklich hier braucht."
Sie machte eine kurze Pause, um zu warten, bis Alastar geschluckt hörte und ihr voll zuhörte, bevor sie leise genug, dass niemand sie belauschen konnte, fortfuhr: "Scheinbar ist wirklich etwas weggekommen. Vakra glaubt, es war Shagan." Sie sah Alastar an. "Er will, dass ich ihn suche. Oder den, der sich für ihn ausgibt."

"Nein", antwortete sie. "Ich weiss ja nichtmal ob er noch lebt. Was denkst du?"