#3541

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 04.01.2017 21:59
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Veray träumte unruhig. Halb war ihm bewusst, dass es ein Traum war. Er war hier schonmal gewesen. Eine Grotte, geformt wie eine Arena. Rote Felsspitzen. Eine Gestalt aus Dunkelheit, wabernder, schwarzer Rauch und eine Klinge. Die Gefahr, die er spürte und die ihn dazu bringen wollte, davon zu laufen, ging von ihr aus, von den wirbelnden Schatten, die sich ständig bewegten, und den Schwung der Waffe verhüllten, als sie langsam über die Felsen schritt, auf ihn zu, nein, auf das hinter ihm. Silberne Schuppen. Schwingen. Der Boden bebte unter der Macht des Drachen, aber die Dritte Macht war schneller. Und als sie sich berührten färbte sich silber schwarz...
Er spürte die Krallen um seinen Kehle noch bevor er ganz wach war. Reflexartig riss er die Augen auf und starrte in zwei silberne mit einem Ausdruck darin, der nichts dämonisches mehr an sich hatte. Ran kniete über ihm, eine Hand um seinen Hals gelehnt, die andere ausgeholt zum Schlag, ihre Finger zu schwarzen Kristallen geworden. Ein Teil von ihm wollte sich befreien und wegrollen, aber er begriff rechtzeitig, dass er sich damit die Kehle aufgerissen hätte. Er schluckte leer. "R... Ran?"
Sie schien ihn überhaupt nicht zu erkennen. Dann flackerte ihr Blick plötzlich und das Silber zerfloss zu Nachtblau, als sie zurückkehrte. Sie schien zu realisieren, was sie im Begriff war zu tun und ihre Finger glitten von seinem Hals, als sie zurückwich. "Entschuldige, ich wollte nicht..."
Er holte Luft und versuchte zu verarbeiten, dass seine eigene Frau ihn gerade fast umgebracht hätte. Langsam setzte er sich auf. Sie war bis ans andere Ende des Bettes gerutscht und hatte sich halb von ihm abgewandt, ihre schmale Gestalt zitternd im Morgenlicht. "Ran?", fragte er leise.
"Es tut mir leid", flüsterte sie.
Sie hatte die Arme um ihre Knie geschlungen. Er wusste, dass ihr etwas zu schaffen machte, schon seit Tanue. Das eben, das war nicht sie gewesen. Irgendetwas erlangte Macht über sie, zerfrass sie, löste sie innerlich auf. "Ran, was ist los?"
Sie gab keine Antwort, drehte sich nicht zu ihm um.
Er seufzte, befreite sich aus den Laken und rutschte zu ihr, legte vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter. "Bitte... sag es mir. Ich will dir helfen. Aber ich kann nicht, wenn ich nicht weiss..."
"Du kannst mir nicht helfen." Sie machte sich abrupt von ihm los und stand auf.
Er blickte ihr verzweifelt hinterher. Ihm lag so vieles auf der Zunge, Vorwürfe, die Frage, ob es ihr egal war, ihn umzubringen, ob er ihr so wenig wert war, was sie denn von ihm erwarte. Aber jetzt einen Streit vom Zaun zu brechen würde alles nur schlimmer machen, und so schluckte er alles hinunter und versuchte seine Stimme ruhig bleiben zu lassen. "Lass es mich wenigstens versuchen, Ran."
Sie gab keine Antwort.

Ro war bereits wach, sass draussen am Bach und warf Steine ins Wasser, bis der Hunger sie hinein trieb. Sie fand Alastar, aber er hatte nicht viel von dem Brot übrig gelassen, also machte sie sich auf die Suche nach der Küche, um selbst etwas aufzutreiben. Als sie wenig später mit einer Schüssel Breit im Esszimmer sass und Veray hereinkam, wobei er einen ziemlich verpennten Eindruck machte, grinste sie spöttisch. "Also, nach mir können wir aufbrechen, wie siehts bei dir aus?"
Er warf ihr einen eisigen Blick zu und lief in Richtung Küche, ohne zu antworten, was sie kichern liess.
Eine Stunde später war die Reisegesellschaft bereit. Lesir sass bereits in seinem Sattel, ebenso wie Ran samt Kind und Veray wechselte einige Worte mit Nardaki betreffend des Reiseproviants, als jemand mit einem weiteren Pferd am Zügel aus dem Stall auf sie zukam. Ro erkannte die Insekten-Tante aus der Nacht, auch wenn sie nun zum Reiten geeignetere Kleidung trug. Auch Nardaki und Veray blickten auf und keiner von beiden wirkte erfreut, sie zu sehen.
"Du hast vor, uns zu begleiten, Silah?", sprach Nardaki sie an.
Silah lächelte schmal. "Es schadet nie, Verwandten einen Besuch abzustatten. Besonders jetzt, wo der Clan endlich einen Erben hat."
Sie sah Ro an und Nardaki folgte ihrem Blick mit unverholener Abneigung. Ro wandte sich ab, verdrehte die Augen und schwang sich in ihren Sattel. Die konnten ihr alle gestohlen bleiben. Es wurde Zeit, dass sie aufbrachen, bevor sie aus purer Langeweile jemandem eine Nase einschlug.


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#3542

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 17.01.2017 16:52
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Sie waren seit einigen Stunden unterwegs, als Veray sein Pferd neben ihres lenkte und sie ansprach. "Ich würde mich gerne mit dir unterhalten, Ro. Unter vier Augen, wenn es geht."
Sie erhob keine Einsprüche, sondern liess sich zurückfallen, bis sie ein gutes Stück hinter dem Rest der kleinen Clan-Karawane ritten. Eigentlich hatte sie sowieso noch ein Hühnchen mit Veray zu rupfen. "Schiess los."
Er seufzte und fuhr sich über das Gesicht. "Hör mal Ro, ich weiss, du hast kein Bedürfnis danach, mir irgendetwas von dem zu erzählen, was du im letzten Jahr angestellt hast, und das ist dein gutes Recht. Aber ich weiss, dass du im Osten warst und..."
"Woher?", unterbrach sie ihn schroff.
Er zögerte einen Moment lang mit der Antwort, gab sie dann aber doch: "Vakra hat seine Spione auf dich angesetzt."
Ihr wurde kalt. "Was weiss er?"
Veray verzog das Gesicht. "Ich weiss es nicht. Das letzte, was er mir erzählt hat, war, dass du dich den Verteidigern von Kor angeschlossen hattest. Das ist jetzt ein halbes Jahr her. Und es ist nur, was er mir erzählt hat. Von allem, was neuer ist..." Er brach ab und rang einige Momente mit sich selbst, dann meinte er, für seine Verhältnisse ziemlich heftig. "Er erzählt mir immer nur, was er für nötig hält, und ich habe keine Ahnung, wie viel er mir verschweigt. Er hat mir einen Brief geschickt, dass ich dich suchen soll, aber kaum erwähnt, warum, geschweige denn irgendetwas anderes! Dass unser Volk kurz vor einem Krieg steht, erfahre ich von Nardaki. Ich war ein halbes Jahr weg, ich weiss nichts davon, was im Osten vor sich geht! Ich will nicht auf ihn als einzige Informationsquelle angewiesen sein!"
Ro musterte ihn. Er schien ziemlich schlechte Laune zu haben.
Er rieg sich über die Nasenwurzel. "Ich will wenigstens eine grobe Ahnung von der Materie haben, bevor ich ihm gegenübertrete, und er mich mit genau den Informationen füttert, die mich dazu bringen, zu tun oder denken, was er will. Wenn du mir nicht erzählen willst, was du persönlich getan hast, meinetwegen. Aber sag mir wenigstens, wie sich die Situation im Osten entwickelt hat."
"Wie wäre es mit einem Deal?", fragte Ro nüchtern. "Ich schätze, du hast mir auch einiges zu erzählen."
Veray seufzte. "Meinetwegen. Was willst du wissen?"
"Was du getrieben hast im letzten Jahr."
"Und was genau? Ich weiss überhaupt nicht, wo ich sonst beginnen soll."
Ro verzog spöttisch den Mund. "Wie wäre es mit dem Clankrieg mit Sardak?"


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#3543

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 18.01.2017 19:22
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Veray wirkte einen Moment lang überrascht, aber dann fasste er die Ereignisse grob zusammen. Die Kriegserklärung. Das Exempel, welches Vakra in der Arena statuiert hatte, und wie die Ermordung Desomas Verdezia mit in den Krieg hinein gezogen hatte. Die Kämpfe in den Häusern in Drez. Vakras Plan, die Kinder Sardaks zu entführen. "Lesir hat den Angriff angeführt, und er war erfolgreich", schloss er. "Das zwang Sardak, sich zu ergeben."
"Und jetzt ist alles Friede, Freude, Eierkuchen, oder was?", fragte Ro sarkastisch.
"Natürlich nicht", meinte Veray mit einem schmalen Lächeln. "Aber sie werden es so schnell wohl nicht mehr wagen, sich mit uns anzulegen."
Ro nickte. "Und weiter."
"Was weiter?"
"Wo wart ihr das letzte halbe Jahr?" Sie musterte ihn spöttisch. "Und erzähl mir nicht, in den Flitterwochen, das kauf ich dir nicht ab. Du verlässt Drez nicht ohne einen Grund."
Veray konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "In den Barbarenlanden", antwortete er. "Und der Grund lag nicht bei mir, sondern bei Ran. Bekannte von ihr, von früher, hatten sie um Hilfe gebeten. Deshalb reisten wir dort hin. Lesir hat uns begleitet, weil er sich in der Gegend besser auskennt als sie oder ich."
Das klang sinnvoll. Aber sehr vage. "Wie wurde er verwundet?"
"Es ist... einiges etwas ausser Kontrolle geraten da unten", seufzte Veray. "Wir sind zwischen die Fronten eines zu ehrgeizigen... Fürsten, oder wie man das nennt, und seiner Feinde geraten. Lesir wurde dabei verletzt, und er hat ziemliches Glück, dass er noch lebt."
"Warum hat Ran ihn nicht einfach geheilt?"
Veray schwieg einen Moment.
"Ich weiss es nicht", gestand er dann und irgendetwas klang in diesen Worten mit, das Ro nicht deuten konnte. Nun, im Endeffekt war es ihr auch egal. "Sonst irgendwas wichtiges?"
Veray schien nachzudenken und zuckte dann mit den Schultern. "Es ist eine Menge geschehen im letzten Jahr. Aber ich könnte dir nicht sagen, was davon in deinen Augen wichtig wäre." Er dachte abermals nach, bevor er leicht abfällig meinte: "Ah, Rombra ist zurückgekehrt. Aber er steht nicht mehr unter dem Einfluss dieses Schwarzmagiers. Du brauchst ihn also nicht umzubringen, wenn er dir über den Weg läuft."
Ro brauchte einen Moment, um den Namen Rombra zuordnen zu können, und er rief ihr eine Reihe von Ereignissen ins Gedächtnis, die sie beinahe vergessen hatte. Es schien so lange her. Veray hatte recht, es war viel geschehen seither. Aber sie war kein Funken weniger Wahnsinnig als damals. "Also, was willst du wissen?", fragte sie knapp.
"Wie bist du überhaupt mit der Ostarmee aneinander geraten? Ich dachte, du bist aufgebrochen, um die Inshandra zu jagen."
Ro blinzelte irritiert. "Wieso die Inshandra?"
"Weil sie vermutlich für das verantwortlich waren, was deinem Vater zustiess, für den Tod seines Kindes und seiner Frau. Immerhin hast du ihr Zeichen in den Ruinen gefunden. Und du hast dich mit Nagareth beschäftigt..."
"Hat dir das auch Vakra erzählt?", fragte sie genervt.
"Nein, aber ich habe ein Hirn im Kopf", antwortete Veray trocken. "Ich weiss, welche Bücher du gelesen hast. Ausserdem hast du es mir gegenüber selbst erwähnt."
Ro runzelte die Stirn und verfluchte ihr Gedächtnis. Manchmal fragte sie sich, ob sie einfach zu oft einen Schlag auf den Kopf abbekam, oder warum sie solche Dinge immer wieder vergass. Naja, eigentlich war das mit dem Schlag auf dem Kopf naheliegend.
"Darüber hinaus haben diese Leute, wer auch immer sie waren, versucht Ran zu entführen, um dich und Growndrill aufzuhalten, und bei Naja ist es ihnen gelungen, so viel ich weiss", fuhr Veray fort.
"Stimmt", murmelte Ro und erinnerte sich. Sie fragte sich spontan, warum Veray sie eignetlich irgendetwas fragte, wenn er eh besser bescheid darüber wusste als sie.
"Von dem her würde es mich interessieren, was bei dieser Suche herausgekommen ist, denn möglicherweise ist dieser Mann, der sich für Nagareth ausgibt, eine Gefahr für uns alle", sagte Veray leise und eindringlich. "Ich denke, du weisst warum."
Ro sah ihn an. "Er ist tot", sagte sie und spürte, dass sich dabei ein leichtes Lächeln über ihre Lippen zog.
Veray wirkte einen Moment lang, als wollte er nachhaken, schluckte die Information dann aber einfach. "Gut. Dann brauche ich mir wenigstens darum keine Sorgen mehr zu machen. Weiter im Text. Wie bist du an die Armee geraten."
Ro schnaubte. "Was soll die Frage? Ich bin Söldner."
"Ihr habt euch von den Zwergen anheuern lassen?"
Ro nickte.
"Wart ihr noch dort, als Kor selbst angegriffen wurde?"
Abermals nickte Ro. "Aber wir haben uns danach aus dem Staub gemacht."
Veray musterte sie. "Das war das letzte, von dem ich gehört habe", antwortete Veray ehrlich. "Dass Kor belagert wurde und fiel."
Ro nickte abermals und dachte nach. Suchte heraus, was sie erzählen sollte. Und was nicht. Schliesslich sagte sie nüchtern: "Kor fiel in die Hände der Armee aus dem Osten. Sie festigten dort ihre Macht und dehnten sie gegen Süden aus, eroberten das Ufer des Langen Sees und dann Ravi, noch bevor der Winter begann. Danach wollten sie sich gen Norden wenden, aber dort formierte sich Widerstand. Kennst du Brimmen?"
Veray nickte. "Ich bin einmal dort vorbeigekommen, bei meiner Severjakza. Ein etwas grösseres Dorf, direkt am Seeufer."
"Jetzt ist es die Hauptstadt eines Königreiches", meinte Ro knapp.
Veray hob die Augenbrauen. "Da habe ich in der Tat einiges verpasst."


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#3544

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 18.01.2017 23:21
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Die Leute da wollten sich nicht einfach erobern lassen. Also hat ein Händler namens Delkar begonnen, eine Söldnerarmee aufzustellen." Sie verschwieg mal, dass sie ihn dazu angestiftet hatte.
"Du hast dich anwerben lassen?", hakte Veray prompt nach.
"Könnte man so sagen", meinte Ro. "Wir bekamen Unterstützung von den Druiden im Immen und es gelang uns, die erste Streitmacht, die die Ostleute schickten, vernichtend zu schlagen. Danach verbündeten wir uns mit den übriggebliebenen Zwergen um Vorknas." Ein Schauer von Hass lief ihre Wirbelsäule entlang, als sie den Namen aussprach, und einen Moment lang stockte sie.
Sie wollte nicht von Kor erzählen. Überhaupt nicht. Schliesslich öffnete sie den Mund wieder und lieferte einen nüchternen Schlachtenbericht ab: "An Mitwinter griffen wir mit vereinten Kräften Kor an, um es wieder einzunehmen, Delkar von Norden her und die Zwerge aus dem Berginneren. Es gelang uns, in die Stadt vorzudringen, aber nicht, sie einzunehmen. Kor wurde dabei schwer beschädigt und beide Seiten erlitten hohe Verluste, wobei Brimmen am glimpflichsten davon kam. Von den Zwergen starben die meisten, auch Vorknas wurde getötet. Delkar löste das Bündnis auf und bot stattdessen Kor einen Waffenstillstand an. Soweit ich weiss, nahmen die Ostleute ihn an. Delkar wurde von der Bevölkerung und der Armee Brimmens zum König gekrönt. Punkt."
Veray wirkte beeindruckt. "Bemerkenswerter Aufstieg in so kurzer Zeit. Ich habe gehört, der Osten verfügt über starke Magier?"
"Naja steht auf ihrer Seite", meinte Ro.
Veray nickte, als hätte er das schon gewusst, obwohl er nicht gehört haben konnte, wie sie mit Ran darüber gesprochen hatte. Vermutlich hatte sie es ihm erzählt. Immerhin waren sie verheiratet. Wobei... wieso wusste er dann nicht allgemein mehr darüber? Earon war doch auch dort gewesen, und der gehörte doch zu Ran's Assassinen...

Im Verlauf der nächsten Tage führte ihr Weg sie dem Fluss entlang immer höher in die Berge. Obwohl es mittlerweile Anfang April war, war die Luft noch kühl und auf den Gipfeln in der Ferne lag Schnee. Ro konnte ihn riechen, die Kälte, den Wind, den schweren Geruch der Tannen an den Hängen, Wildwasser und Blüten. Es war fremd, denn die Zeit über, die sie bisher in Drez verbracht hatte, hatte stets Schnee gelegen oder er war kurz davor gewesen zu fallen, und doch vertraut, als hätte sie es schon immer gekannt. Der Wind von den Bergen. Er machte sie hibbelig, dass sie es kaum aushielt, im Sattel zu sitzen, und die gedrückte, schweigsame Stimmung der Reisegesellschaft machte es nur schlimmer.
Am dritten Tag erklommen sie den ganzen Vormittag über eine steile Geländestufe und überquerten dann bei einer Brücke den Fluss, der hier in einer tiefen Schlucht dahinrauschte, um ihm auf der anderen Seite zu folgen, auf einem relativ schmalen Band zwischen dem Abgrund auf der einen und dem felsigen Hang auf der anderen Seite. Schliesslich hielt Ro es nichtmehr aus und rutschte aus dem Sattel. Im Laufen band sie ihr Pferd an Verays Sattel fest, und bevor er protestieren konnte, sagte sie: "Bei dem Ochsentempo dreh ich durch. Ich hol euch vor Drez wieder ein."
Er kniff misstrauisch die Augen zusammen und sie grinste schief. "Versprochen."
Dann wandte sie sich zu Alastar um. "Kommst du mit?", fragte sie breit grinsend und nickte den Abhang hinauf. "Ich zeig dir die Berge."


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#3545

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 20.01.2017 20:41
von Armelion | 4.811 Beiträge

Er nickte mit einem breiten Grinsen und rutschte ebenfalls aus dem Sattel. Die Zügel band er an Lesirs Sattelknauf, bevor er noch seine Schleuder und einen Beutel voll mit kleinen Bleigeschossen aus den Satteltaschen nahm. Wenn möglich wollte er ein Schneehuhn erbeuten. Er hatte Lust auf frisches Fleisch und Schneehühner schmeckten super, wenn sie gebraten waren.

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#3546

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 20.01.2017 21:27
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Veray blickte Ro hinterher, die lachend den Abhang hinaufrannte, über das Geröll strauchelte, sich abfing, und ohne Rücksicht auf Verluste weiterlief, und er seufzte, bevor sein Blick zum Rest der Reisegesellschaft glitt.
Lesir sah aus, als hätte er sich gerade zu gern ebenso abgesetzt. Dreqi hatte die Stirn gerunzelt und schien über irgendetwas zu brüten, Silah schwieg mit einem unheimlichen, leicht säuerlichen Lächeln auf den Lippen und was Ran betraf... Seit sie ihn beinahe im Schlaf umgebracht hätte, hatte sie kaum noch ein Wort mit ihm gewechselt, wo es nicht nötig war. Es tat weh. Ein Teil von ihm wollte sie packen, an den Schultern schütteln und anschreien, was verdammt nochmal eigentlich los war. Was er falsch gemacht hatte. Jemand wie Lesir hätte es getan. Aber er war nicht jemand wie Lesir. Mit jedem Tag, an dem sie Drez näher kamen und den er mit den anderen Clanmitgliedern verbrachte, wurde es ihm wieder bewusster.

Ro war ausser Atem, als sie sich über die obersten Felsen des Abhangs hinauf zog, trotzdem lief sie weiter, über die Wiese dahinter und in den Wald, bis der Boden erneut anstieg. Sie hörte Alastars Schritte direkt hinter sich und ihr eigenes Keuchen, spürte die kalte Luft im Gesicht und lachte, ohne innezuhalten. Weiter. Weiter hinauf, über die Wipfel der Bäume, über die Wiesen, hinauf zu den Felsen, zu den Gipfeln, zum Schnee.
Sie überquerten einen Hügelkamm und schlitterten einen Abhang hinunter in ein schmales Tal. Die gegenüberliegende Seite war wurde zur Kletterpartie bis hinauf auf einen Grat, der sich von einem der grossen Bergrücken hin zu einem kleinen Vorgipfel spannte. Ro reichte Alastar die Hand und er zog sich daran den letzten Meter hinauf, bevor sie innhielten und sich umsahen.
Zu beiden Seiten fiel das Gelände steil ab und man sah weit über die Schluchten und Täler, Kämme und Geröllhalden ringsumher. Die Berge hier waren nicht so hoch und so gewaltig wie die des Ostgebirges, aber ungleich schroffer, zerklüfteter, wie die Zähne eines gewaltigen Drachen, die in den Himmel ragten, scharfkantig, roh, wild. Ein kalter Wind fegte über den Grat, zerrte an ihren Kleidern und trieb zerrissene Wolkenfetzen über den Himmel. Wie in Trance setzte Ro sich in Bewegung, schritt den Grat entlang, bis zu einem Punkt, an dem er in die Tiefe fiel. Dort, an der äussersten Kante, blieb sie stehen und schloss die Augen. Spürst du den Wind? Das ist Freiheit.
Sie spürte ihn, roch ihn, schmeckte ihn auf der Zunge. Den Geruch der Berge, den Geruch von Frühling. Langsam öffnete sie die Augen wieder und blickte über das felsige Land, das sich unter ihnen ausbreitete, und was sie sah, stiess eine Seite in ihr an, einen schwingenden Ton, der lauter und lauter wurde.
"Es ist seltsam, weisst du", flüsterte sie, an Alastar gewandt, der neben sie getreten war, ohne ihn anzusehen. "Ich wurde an einem Fluss geboren, in einer Gegend, in der es nicht einmal richtige Hügel gab. Aber das hier. Das fühlt sich an wie Heimat."
Sie holte Luft und brüllte aus voller Kehle. Die Berge schlugen ihr Echo zurück.

(Ich sollte nicht soviele Anspielungen auf andere Geschichten machen)


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#3547

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 29.01.2017 16:57
von Armelion | 4.811 Beiträge

Er nickte nur, für den Moment fehlten ihm die Worte um seine Gefühle zu beschreiben. In Kasz hatten sie ihn gehasst. Ein verabscheungswürdiges Halbblut war er gewesen. Seine Mutter schwach, dass sie sich mit einem niederen Schatten eingelassen hatte. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass er auch hier keine Heimat finden würde, doch dass störte ihn nicht. Solange Ro glücklich war, war er es auch. Sein Blick glitt zu ihr rüber und er grinste, als er das ungefälschte Glück in ihrem Gesicht sah. Mit einem Seufzer liess er sich auf der Kante der Klippe nieder und betrachtete die Landschaft. Der scharfe Kante des Steins schien durch seine Kleidung schneiden zu wollen. Als ob die Natur selbst sie hier raushaben wollte. Mit den Fingern fuhr er über die raue Oberfläche. Dies war gutes Land. Es brauchte Stärke um hier zu überleben. Kein Wunder hatten die Dämonen sich hier niedergelassen.
"Davon hast du mir noch nie erzählt.", sagte er nach einer Weile, als sie sich neben ihm niedergelassen hatte. Der Wind zerrte an Alastars Beinen, als ob er ihn von der Klippe runterzerren wollte, doch Alastar genoss das Gefühl. "Wo wurdest du denn geboren?"

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#3548

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 29.01.2017 17:27
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Am Malven", antwortete Ro. "In einem Bauernkaff. Ich hab es verlassen, sobald meine Mutter begraben war."
Sie legte die Arme um ihre Knie und blickte in die Ferne, wo über den schneebedeckten Gipfeln die Punkte zweier Drachen kreisten. Kein ungewöhnlicher Anblick, schliesslich trugen die Drachenberge ihren Namen nicht von ungefähr.


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#3549

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 29.01.2017 20:03
von Armelion | 4.811 Beiträge

"Leben die Schatten eigentlich in Frieden mit den Drachen?", fragte Alastar. "Oder jagt ihr sie genau wie die Zwerge?"

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#3550

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 29.01.2017 20:43
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Ro schüttelte den Kopf. "Sie leben beide hier, ohne einander zu stören. Meistens auf jeden Fall." Sie versuchte, sich an Verays Geschichtslektionen zu erinnern. "Es heisst, die Dämonen hätten die Drachen in einem Krieg vor langer, langer Zeit gegen die anderen Völker beschützt. Deshalb lassen sie uns als einzige hier leben. Und sie haben uns die Runen gegeben und uns gelehrt, ihre Macht zu nutzen." Sie dachte nach, und Verays Worte vermischten sich in ihrer Erinnerung mit den Träumen, die so merkwürdig real gewesen waren. "Ausserdem haben wir eine Art Bündnis mit einigen der Drachen. Man nennt sie Dagnaz'Ûr, die Blutschuppen, weil sie dunkel sind wie getrocknetes Blut. Und vielleicht... noch wegen ein paar anderen Dingen." Sie blinzelte und schüttelte verwirrt den Kopf. "Kennst du das, wenn du nicht mehr weisst, was wirklich passiert ist, und was du geträumt hast? Oder wenn du das Gefühl hast, dich an etwas zu erinnern, was du niemals gesehen haben kannst?"


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