Sie nickte. Das kannte sie. "Früher hast du mehr geträumt?"

Ro lachte auf, bevor sie meinte: "Nur, wenn sie Idioten sind. Bei solchen Waffen kommt es darauf an, ob der, der sie führt, stark genug ist und fähig, sie richtig einzusetzen. Würdig, könnte man sagen. Und wenn das jemand ist, dann du. Immerhin hast du überlebt, und der ganze Rest nicht. Und dabei hat ihnen auch ihr reines Blut den Arsch nicht gerettet."

Sie wandte sich ihm zu und küsste ihn auf die Lippen. Vorsichtig, leicht, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Dann schlang sie die Arme um ihn und drückte ihn an sich. "Ich bin auch froh", meinte sie lächelnd, das Kinn auf seiner Schulter. "Und verdammt, selbst wenn es Zufall war, ich bezweifle, dass viele von deinem Clan die Dinger auch nur annähernd so im Griff gehabt hätte wie du."
Sie schloss die Augen und sog den Geruch der Berge in sich auf, vermischt mit Alastars. "Weisst du, das alles ist völliger Mist. Wo ich aufgewachsen bin, hätten sie mich gelyncht, hätten sie gewusst, dass ich halb Dämon bin. Und hier machen sie ein riesen Drama wegen der Hälfte Mensch. Also was soll jetzt besser sein? Das ist doch bescheuert. Es ist nicht wirklich besser, irgendwas zu sein oder was anderes. Die glauben das nur, weil... keine Ahnung wieso. Weil sie Idioten sind, nehm ich an. Halbblut hin oder her, ich trau nicht vielen zu, dass sie mir den Rücken freihalten können, aber dir schon."

Sie nickte und sprang auf.
Die Jagd war erfolgreich. Respektive, Alastar war erfolgreich, sie beschränkte sich darauf, zuzusehen und keinen Lärm zu veranstalten, der die Hühner verjagt hätte. Sie assen trotzdem erst das bisschen trockener Vorräte, das Ro noch in ihrem Seesack trug, und legten noch eine gute Strecke in Richtung Osten zurück, bevor sie schliesslich bei einer Felsaushöhlung ihr Lager aufschlugen und Feuer machten. Ro liebte den Weg über die Berge, hoch über den Tälern, wo der Horizont weit und zackendurchsetzt war, die Luft kalt und der Boden nicht mehr als kurzes Gras und Stein. Es fühlte sich an wie Freiheit.
Brennmaterial zu finden gestaltete sich etwas schwieriger, aber die paar verkrüppelten Stauden, die sie gefunden hatten, fingen schliesslich Feuer und Ro schnitt eines der ausgenommenen Hühner in Streifen, um es zu braten.

(Die Beschreibung von Veray ist zu gut )

"Dem See entlang, denk ich", meinte Ro. "Sie brauchen sicher noch ein paar Tage bis Drez, so wenig Strecke, wie sie am Tag machen. Ich schätze, wenn wir hier dem Bergkamm entlang etwa zwei Tage nach Osten laufen, ungefähr, und dann in Richtung Norden biegen, dürften wir die Strasse da wieder erreichen, bevor sie dort sind."