#21

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 31.07.2012 16:57
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Ro schlenderte durch das Tor des grossen Gebäudes und liess ihren Blick über die Stadt schweifen, die sich unter ihr ausbreitete. Nun bei Tage waren viele Leute unterwegs, aber immer noch war es erstaunlich ruhig. Als würde jeder sich Mühe geben, nicht zu laut zu sein. die meisten Leute trugen recht gewöhnliche Kleidung, einige waren etwas ausgefallener, aber es schien keine Uniform zu geben. Die Leute, an denen sie vorüberkam, beachteten sie zum Teil nicht, zum Teil nickten sie ihr aber zu, was sie einigermassen verwirrte, weil sie nicht wusste, ob sie darauf etwas antworten sollte.
Auf den Bach stiess sie durch Zufall. Sie folgte ihm auf einem gepflasterten Weg den Hang hinunter. Nach wenigen Schritten führte er durch einen goldverzierten Torbogen, dahinter lagen kleine Felder und Gemüsegärten. Sie folgte dem Bach, der schneebedeckten Beeten und etwas Wintergemüse hindurchschlängelte und von dem immer wieder Bewässerungskanäle abzweigten, über die kleine Holzbrücken führten. An einer Stelle bildete er einen tiefen Teich, an dem eine kleine Wassermühle stand.
Nach einer Weile trat sie durch einen weiteren Torbogen, der in eine Hecke eingelassen war. Dahinter lag ein grosser, teilweise gepflasterter Platz mit steinernen Bänken an den Rändern. Er war leer bis auf eine alte Frau, die den offenbar in der Nacht gefallenen Schnee zusammenfegte. Der Fluss floss auf der südlichen Platzseite entlang, wo ein steinernes Becken ihn einfasste. Also der zweite Teich.
Als sie sich dem dritten Torbogen näherte, hörte sie vertraute Geräusche: Das Klirren von Waffen, die aufeinandertrafen und der dumpfe Aufprall von Pfeilen und Bolzen, die sich in Zielscheiben bohrten. Sie trat hindurch und fand sich auf einem Platz mit festgetretener Erde wieder, der sich kaum von den Trainingsplätzen unterschied, auf denen sie gelernt hatte, mit dem Säbel umzugehen. Sie stützte sich mit den Unterarmen auf die Umzäunung eines der Kampfplätze, auf dem zwei Männer mit Holzschwertern aufeinander eindroschen. Sehnsüchtig sah sie ihnen eine Weile zu, aber sie erinnerte sich an Ran's Warnung wegen ihrem Bein und ging schliesslich weiter.
Beim vierten Teich sassen einige Leute, spielten auf merkwürdigen Instrumenten und sangen dazu in einer Sprache, die sie nicht verstand. Die Musik gefiel ihr überhaupt nicht, die Laute waren viel zu lang gezogen, als wären die Leute kurz davor, loszuheulen. Musik war doch etwas fröhliches. Sie war stark versucht, laut ein Soldatenlied zu grölen und musste grinsen als sie sich vorstellte, wie diese geblideten Leute wohl auf den Text reagieren würden, liess es aber bleiben. Man musste sich ja nicht schon am ersten Tag Ärger wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses einhandeln.
Im fünften Bereich standen einige kleine Gebäude, und einige Leute gingen umher, sonst war nichts.
Das Gebiet nach dem sechsten Torbogen war recht klein im Verhältnis zu den anderen, nur eine kleine Wiese mit einigen kahlen Büschen und ein runder Teich. Um den Teich sassen Leute und sangen. Es klang anders als das Lied der Leute vom vierten Teich, aber es gefiel ihr auch nicht sehr. Sie versuchte es sich etwas schneller und mit Trommelbegleitung vorzustellen und kam zum Schluss, dass es dann gar nicht so schlecht gewesen wäre.
Ran war eine der singenden Gestalten und sah aus, als wolle sie alles andere als gestört werden, also suchte Ro einen schneefreien Fleck und setzte sich auf ihren Mantel, um zu warten.


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#22

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 31.07.2012 17:32
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Ihre Energie kam nur sehr langsam zurück. Sie spürte wie sie von Aussen in sie hineinströmte. Wie ein Schwamm sog sie die Energie des Wassers, der Luft und der Wärme der Sonne auf. Dabei spürte sie die Energien der Priester um sie herum. Wie helle, fliessende Nebelschwaden verschmolzen sie mit der Umgebung und sammelten ebenfalls neue Energie. Plötzlich kam eine weitere Energiequelle dazu. Sie blieb in der Nähe stehen. War es vielleicht Ro? Ran wurde neugierig. Wie fühlte sich wohl Ro's Energie an? Sie konzentrierte sich auf den Neuankömmling und beobachtete den Energiefluss. Verwirrt und düster, dachte sie. Die Energiewolke schien sich gegen die Umwelt zu wehren, nicht mit ihr zu verschmelzen, sondern sich zu isolieren. In der Wolke selber herrschten mehrere Wirbelstürme. Sie schien mit sich selber nicht im klaren zu sein. Sie hatte genug gesehen.
Ran öffnete die Augen und hörte auf zu singen. Die Priester verstummten ebenfalls und wachten aus ihrer Trance auf. Sie bedankte sich bei ihnen und verabschiedete sich. Witziger Weise waren wirklich alles Elfe, die mit ihr in der Runde gesessen waren. Einer von ihnen stimmte wieder den Gesang an, während Ran vom Stein stieg, ihre müden Gliedmassen streckte und zu Ro rüberging. "Gut geschlafen?", fragte sie gut gelaunt. Sie sah sich eine ihrer Strähnen an. Sie war dunkel, aber immer noch weit von der tiefblauen Schwärze entfernt die ihr Haar sonst hatte. "Wenn du willst, kann sich einer der Ärzte dein Bein ansehen und es vollständig heilen, dann kannst du es wieder voll belasten. Ach und ist der Trainingsplatz schon besetzt?" Sie war gut gelaunt, was sie von Ro nicht gerade sagen konnte. Entweder war sie von Natur aus ein Pessimist, oder aber sie hatte schlecht geschlafen.


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#23

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 31.07.2012 18:07
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Frühsommer 266

Ran sass auf der Dachspitze des Haupttempels und fühlte sich wie am Ende der Welt. Wenn man genug Anlauf nahm und sprang, konnte man über die Befestigungsmauer springen und dahinter ging eine Klippe einige hundert Meter senkrecht nach unten. Man konnte sie aber nicht sehen, da die Wolken bis nahe der Überdachung der Mauer schwebten. Sie flossen wie ein weisses, bauschiges Meer um den Berg. Rans braune Haar flatterte im Wind, als sie losrannte. Sie rannte dem Dach entlang und sprang. Sie schaffte es. und jetzt viel sie durch eine dicke Wolkendecke. Ein unbeschreibliches Gefühl. Sie wusste, dass er in der Nähe war, sie konnte seine Präsenz spüren. Und da war er ein Schatten, der neben ihr herunterstürzte. "Jetzt", rief sie und der Drache tauchte knapp unter sie. Er würde sie auffangen. Ran spreizte Arme und beine und setzte sanft auf dem Nacken des Drachen auf. "Danke Drewngard", sagte sie und klammerte sich an ihm fest. Der Drache stiess sich wortlos mit einigen kräftigen Flügelschlägen in die Höhe, bis er über den Wolken schwebte. So glitten sie dahin.
Es war früher Morgen gewesen, als sie gesprungen war und jetzt ging die Sonne unter. Sie flogen immer noch knapp über der Wolkendecke. Dem Sonnenuntergang entgegen. Ein atemberaubendes Farbenschauspiel breitete sich vor ihnen aus. Und plötzlich brach die Wolkendecke unter ihnen auf. Die Oberfläche des Weissgischtmeeres glitzerte und funkelte golden in den Strahlen der untergehenden Sonne. Sie waren weit draussen, das Land war nicht mehr erkennbar und unter ihnen grüssten die Wale. Drewngard setzte zum Sturzflug an, bremste kurz über der Wasseroberfläche und drehte ab, in Richtung Festland. Sie flogen wieder höher, aber jetzt knapp unter der Wolkendecke. Städte, Täler, Wiesen und Berge glitten unter ihnen dahin. Plötzlich wurden die Wolken schwarz und die Luft knisterte. "Halt dich fest", sagte Drewngard und tauchte in die Gewitterwolken ein. Um sie herum wirbelten die Wolken und kleine Blitze zuckten und brüllten mit donnernden Stimmen. Wundervoll, dachte Ran. "Versuche sie einzufangen", sagte der Drache und übernahm sanft die Kontrolle über ihren Körper. Er liess sie in fliessenden Bewegungen die Blitze einfangen und umleiten, ihre Energie absorbieren und neutralisieren. Dann brachen sie wieder durch die Wolkendecke und flogen Heim. Der graue Drache liess sie vor dem Haupttor absteigen. "Merk dir was du heute gelernt hast, Reyla", grummelte der Drache. Er liess sich umarmen und flog davon. Er wusste, dass sie Growndrils Nachfahrin war, aber das war nicht der Grund wieso er sie mochte, es war ihre Art, ihr Wesen, dass ihn an sie band. Sie war kein Drache, kein richtiger, aber er liebte sie, wie eine Schwester.
Reyla, Mond, dachte Ran, als sie das Tor passierte und in den Siebten Garten ging. Das war der Name den die Drachen ihr gegeben hatten.


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#24

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 31.07.2012 22:38
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Winter des Jahres 306

"Das wäre gut", sagte Ro. Dann konnte sie endlich wieder tun, was sie wollte, sei es nun sich einfach normal bewegen, ohne befürchten zu müssen, dass ihr Bein plötzlich brach, oder sei es einfach weg zu gehen.
Sie stand auf. "Einige sind am kämpfen, aber es hat noch Platz. Oder zumindest hatte es das noch, als ich vorher vorbei kam."


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#25

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 31.07.2012 23:01
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Es juckte Ran in den Fingern. Sie könnte jetzt die Zwillingsschwerter ausprobieren, aber vorher musste sie Ro zu einem Arzt bringen. "Gut, dann lass uns wieder zum Haupttempel gehen. Im ersten Stock befindet sich zuhinterst ein Spital", antwortete sie und streckte sich wieder etwas. Ihr ganzer Körper fühlte sich taub an vom Meditieren. Sie gingen durch den Garten zum Tempel und es war tatsächlich noch nicht viel los auf dem Trainingsplatz. Irgendwie freute sie sich. Wer würde wohl diesmal ihr Gegner sein?
Sie erreichten das Spital schnell. Es bestand aus einer Halle, die als Warte- und Empfangsraum diente und drei Räumen, von denen einer als Operationsraum diente. Die Zimmer und Räume der Patienten waren auf dem gesamten ersten Stockwerk verteilt. Da es nicht gerade viele gab, die totkrank, oder gerade operiert wurden, war fast der gesammte erste Stock wie ausgestorben. Nur in der Spitalhalle hörte man Stimmen und klappern von metallischen Gegenständen. Die Nonnen und Priesterinnen sortierten wohl das alte Besteck aus.
Als sie die Halle betraten schien ihnen gliessendes Licht entgegen. Alle Wände, als auch Decken und Böden bestanden aus weissem poliertem Stein. Ein grosser, ebenso weisser Empfangsschalter stand vor einer hohen Fensterwand. Davor waren Bänke und Tische, aus weissem Marmor aufgestellt, auf denen mehrere Nonnen in weissen Kitteln Skalpelle, Zangen und Klemmen sortierten, polierten und auf Haufen ordneten. Eine Priesterin sass hinter dem Empfangstisch und schrieb einen Bericht auf Pergament auf. Als sie Ran und Ro nähertreten sah blickte sie erfreut auf. "Ah Herrin, seid herzlich willkommen", sagte sie. "Ich wusste nicht, dass euch Milia so schnell erreicht hatte. Karunu Akira wird gerade im ersten Raum behandelt." Die Priesterin lächelte sie freundlich an. Und fragte sie dann besorgt: "Wollt ihr euch setzen, Herrin? Ihr seht so blass aus." Tatsächlich war Ran alle Farbe aus dem Gesicht gewichen. Akira war hier? Und vor allem er wurde gerade behandelt? "Milia, was sollte sie mir sagen?", fragte sie schliesslich zittrig. Der Priesterin schien ein Licht aufgegangen zu sein. "Oh verzeiht Herrin, wir wollten euch nicht stören. Heute morgen hatte Karunu Drewngard Karunu Akira hergebracht. Karunu Akira geht es nicht gut, seine Schmiede wurde überfallen und niedergebrannt und er wurde verletzt, aber sein Leben ist nicht in Gefahr." Rans Mund trocknete plötzlich aus. Akiras Schmiede wurde niedergebrannt? Wer brannte eine Schmiede nieder. "Karima Noelle", begann Ran. "Das ist unser Gast Karima Ro. Sie hatte ihr Bein gebrochen und ich habe es mit Magie wieder zusammengesetzt, aber es hält nicht mehr lange. Könnt ihr es ihr heilen?" - "Natürlich, Herrin... Wenn ihr auf den Arzt von Karunu Akira warten wollt, könnt ihr hier Platz nehmen", die Priesterin winkte einer der Nonnen zu, welche ins erste Behandlungszimmer verschwand. Den Operationsraum, dachte Ran. "Bitte folgt mir", sagte dann Priesterin Noelle jetzt zu Ro und ging in Richtung des zweiten Behandlungszimmers.


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#26

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 31.07.2012 23:34
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Ro folgte der Heilerin mit verwirrt gerunzelter Stirn. Seit wann hiess sie Karima? Oder was sollte all das Karima und Karunu-Zeug? Ein paar Wörter einflicken, als würde man nicht schon sonst genug sagen?
Und wer war dieser Karunu Akira? Ran schien ziemlich an ihm zu hängen, so entsetzt wie sie ausgesehen hatte, als man ihr gesagt hatte, dass ihm etwas passiert sei. Vielleicht ihr Mann? Hm, das ging sie eigentlich nichts an. Andererseits, diese Leute, einschliesslich Ran hatten wohl auch ziemlich in ihrer Vergangenheit geschnüffelt, also war es nur fair, dass sie auch etwas über sie erfuhr. Also wandte sie sich an die Heilerin. "Wer ist Karunu Akira?"
"Ein guter Bekannter von Karima Ran", antwortete sie, während sie die Tür des Raumes hinter sich zumachte. So, dachte Ro. Keine Plaudertasche. Schade.
Die Heilerin wies auf einen Stuhl. "Setzt euch, Karima Ro."
"Nur Ro", sagte Ro, während sie gehorchte. "Ich heisse nicht Karima."
Die Frau starrte sie so entgeistert an, als hätte sie verkündet, sie sei ein Zwerg.
Dann bekam sie sich offenbar wieder unter Kontrolle und erklärte in äusserst unverbindlichem Ton. "Karima ist lediglich eine Anrede."
Ro verkniff sich ein Grinsen. Sie hatte so etwas vermutet, aber sie hielt nicht sonderlich viel von solchen Anreden, ausser sie erfüllten einen Zweck, wie zum Beispiel eine Befehlshierarchie zu definieren, und deshalb hatte sie es einfach ausprobieren müssen.
"Könnt ihr mir beschreiben, wie es zu dem Bruch gekommen ist?", fragte die Heilerin, Noelle hiess sie, oder nicht?
"Ein Troll hat mir draufgehauen", sagte Ro. "War aber glaub ich kein normaler Troll, denn als er tot war ist er zu Stein geworden. Ausser das ist bei denen normal."
Ro begann beinahe zu lachen. Sie hatte nicht gewusst, dass Noelle noch entgeisterter dreinblicken konnte.


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#27

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 31.07.2012 23:50
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Ran blickte zuerst Noelle und Ro nach. Würde Noelle mit ihr zurechtkommen? Wahrscheinlich nicht. Unschlüssig lief sie hin und her, bis eine der Nonnen sie bat sich zu setzen. Sie hatte sich gesetzt und die ganze Zeit nervös mit ihren Haaren gespielt. Würde Akira wieder auf die Beine kommen? Was war passiert? Wie war es passiert? Wer hatte ihm das nur angetan? Würde er durchkommen? Die verdammten Schweine konnten was erleben, wenn sie sie in die Finger bekam! Und der Arzt, wenn er pfuschte würde sie ihn im hohen Bogen über die Klippe werfen! Plötzlich öffnete sich die Tür und ein hochgewachsener Schatten kam heraus. Er trug einen Mundschutz und sein Kittel war voller Blut. Ran musste sich im Zaun halten, um deshalb nicht auf ihn loszugehen. "Pard, wo ist Akira?", währendem sie fragte, stürmte sie schon auf den Chirurg los. "Karima Ran", begann er und hob beschwichtigend die Hände. "Karunu Akira geht es gut. Ausgezeichnet sogar, bitte beruhigen sie sich Herrin..." - "Wie kann es ihm ausgezeichnet gehen, wenn er operiert werden musste!?", fuhr sie den Arzt an und baute sich wütend vor ihm auf, was eigentlich witzig aussah, da sie mehr als einen Kopf kleiner war als er. Der Arzt seufzte. "Herrin, Karunu Akira geht es gut. Er hatte nur eine Schnittwunde am Rücken, das ist alles. Wir mussten sie nur nähen." Prad, der Arzt schien nicht gerade erfreut über ihr Auftreten. Ran sammelte sich. "Verzeiht, Karunu Prad", sagte sie dann genervt, "Habt Dank, ihr könnt ja nichts dafür... Könnt ihr bitte nach Karima Ro sehen?" Prad lächelte. "Natürlich. Ihr könnt jetzt eigentlich zu Karunu Aki...", bevor er seinen Satz beenden konnte, war sie schon davongeeilt und er konnte ihr nur nachsehen. Seufzend wechselte er den Kittel und zog den Mundschutz ab und ging zu seiner nächsten Patientin.


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#28

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 01.08.2012 00:22
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Noelle hatte sich gerade zum zweiten Mal einigermassen gefasst, als noch jemand den Raum betrat. Hoch, dünn, schwarze Haare, bleiches Gesicht, eindeutig ein Schatten, aber keiner, der sie an irgendwen erinnerte, den sie kannte. Mal abgesehen davon, dass alle Schatten sie irgendwie an ihren Vater erinnerten, einfach, weil er einer gewesen war.
"Ihr seid Ro?", fragte er und sie musste sich beherrschen um nicht eine Augenbraue zu heben. Jemand der sie normal ansprach. Stattdessen nickte sie.
Er musterte sie kurz, dann blieb sein Blick an ihrem Säbel hängen, er kniff die Augen zusammen und musterte sie noch einmal.
Dann trat er auf sie zu. "Streckt euer Bein aus, sodass es nicht belastet ist", sagte er. "Und gebt mir eure Hand."
Nun kniff sie die Augen zusammen. "Was?"
Einer seiner Mundwinkel zuckte, als versuchte er nicht zu lächeln. "Tut mir leid, aber das lässt sich nicht vermeiden, wenn ich euch heilen soll. Ich brauche Hautkontakt, um wirklich auf euren Körper zugreifen zu können."
Sie biss sich auf die Unterlippe, streckte die Hand aus und versuchte, nicht allzu sehr zusammen zu zucken, als er sie ergriff. Er schloss die Augen und schien sich zu konzentrieren. "Ran hat euch eine Art magische Schiene verpasst", sagte er. "Ich werde sie auflösen müssen, um es ganz zu heilen, was bedeutet, dass es für einige Zeit schmerzen wird."
Ro nickte und hoffte, dass es schnell ging, damit sie die Hand wieder loslassen konnte. Tatsächlich war der Schmerz fast so heftig wie in der Höhle und sie biss die Zähne zusammen, um keinen Ton von sich zu geben, aber dann liess er nach und verschwand schliesslich ganz.
"So", meinte der Arzt, während er die Augen wieder öffnete. "Wie neu."
Blitzschnell zog sie ihre Hand zurück, stand auf und wollte aus dem Raum flüchten, doch als sie die Hand auf die Türfalle legte, überkam sie etwas, was sie ewig nicht mehr gespürt hatte. Ein schlechtes Gewissen. Immerhin hatten die Leute ihr gerade ziemlich geholfen.
Sie drehte sich um, holte Luft und sagte: "Tut mir leid, ich... Danke."
Dem Ausdruck von Noelles Gesicht entnahm sie, dass diese ihr Verhalten ziemlich missbilligte, doch um den Mund des Dämonen zuckte nur wieder dieses Lächeln. "Gern geschehen. Keine Sorge, ich habe nicht erwartet, dass ihr euch gerne behandeln lasst."
Sie runzelte die Stirn. "Wieso?"
"Ihr seid die Tochter eures Vaters."
Sie erstarrte. "Ihr... ihr kanntet ihn?"
"Nein", antwortete der Dämon. "Nur seinen Ruf."


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#29

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 01.08.2012 00:41
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Mit Tränen in den Augen stand sie vor ihm. Wie konnte er so etwas sagen? Ihre Hand brannte immer noch, von der Ohrfeige, die sie ihm gegeben hatte. Gott siehst du schrecklich aus, es ist, doch nichts... Seih mal, wir sind jetzt im Partnerlook, hatte er ihr grinsend gesagt. Daraufhin war ihr auch der letzte Nerv gerissen. Sie sah ihn an. Er sass auf dem Bett, mit Hose und Verbänden um den Oberkörper und war vom Schmerz gezeichnet. Sein blondes Haar lag ihm verstrubbelt auf den Schultern und seine Augen waren gerötet. Er hielt sich die Wange, die immer noch rot war von der Ohrfeige. "Du Idiot!", rief Ran, so laut, dass es der gesamte Tempel hätte hören müssen. Sie stürzte ihm um den Hals und vergrub ihr Gesicht in seinem Nacken. "Tu' mir das ja nie wieder an", schluchzte sie, "Wie soll ich ohne meinen Schmied auskommen?" Er lachte leise und nahm sie in die Arme. "Du suchst dir einfach einen neuen", sagte er dann. Sie konnte sich sein Grinsen vorstellen. Sanft löste sie sich von seiner Umarmung und setzte sich neben ihn. "Was machst du jetzt?", fragte sie ihn dann. Er lächelte und wischte ihr eine Träne aus dem Gesicht. "Ich bleibe zuerst hier, Reyla", sagte er und zog seine Hand weg. "Ich habe deinen Sharaki übrigens repariert... Er ist bei deinem Vater... Ich habe dich vermisst, Kleines." Er küsste ihre Stirn. "Ich dich auch", flüsterte sie. "Du solltest dich jetzt hinlegen... Hast du schon ein Zimmer?", fragte sie ihn und stand auf. Er nickte und versuchte ebenfalls aufzustehen. Liess es aber sein. "Warte, ich helf' dir", sagte Ran und stützte ihn. Sie verliessen zusammen den Raum, als Ro ihnen über den Weg liefen.
Ran wischte sich über die Augen und fragte: "Ist dein Bein jetzt wieder gesund?" Sie versuchte zu lächeln. "Das ist übrigens Akira. Und das ist Ro."


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#30

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 01.08.2012 01:01
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Was... was ist sein Ruf?" Warum musste sie jetzt so zu stammeln beginnen?
Der Dämon sah sie prüfend an. "Er gilt als nicht sehr gesellschaftsfreundlich. Ein ewiger Rebell, der die Regeln bricht, nur weil sie Regeln sind. Ein Einzelgänger, ruppig, aufbrausend und unberechenbar. Er mag wohl die meisten Leute nicht. Aber aus dem, was du vorhin gesagt hast und an der Tatsache, dass du hier bist, obwohl du eigentlich zu jung bist, um auf Wanderschaft zu sein, schliesse ich, dass man eher "mochte" sagen muss."
Sie nickte und stürzte ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer.
Draussen lief sie prompt Ran in die Arme. Sie nickte wortlos, dann nickte sie nochmals, in Richtung Akira, der an Ran's Schulter hing. Eindeutig ein Elf.
Mühsam unterdrückte sie den unbändigen Wunsch, einfach an den beiden vorbei zu laufen und sich irgendwo eine einsame Ecke zu suchen, und versuchte sich zusammen zu reissen. "Es ist wieder heil", sagte sie, und sie hörte selbst, dass es etwas angestrengt klang. "Ihr seid... einigermassen in Ordnung?"
Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie damit mehr den verbundenen Akira meinte oder Ran, die ja vorher fast zusammengeklappt war. Oder ob sie die Frage nur stellte, um überhaupt etwas zu sagen.


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