#61

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 23.09.2012 00:35
von Armelion | 4.811 Beiträge

Armelion kniete neben einem Feldbett auf dem ein kleines Elfenmädchen lag. Auf dem Weg hierher war sie auf einen rostigen Nagel getreten. Drei Tagesmärsche vor Lovit hatten sie ihr den Fuss abgenommen, aber es war schon zu spät gewesen. Die Entzündung verloren hatte sich schon tief im Körper der kleinen Elfe eingenisten. Ihr war nicht mehr zu helfen. Ein schwarz, bläulicher Strich verlief vom Stumpf ihres linken Beines bis hoch zu ihrem Herzen. Sie war die einzige Elfe im ganzen Flüchtlingsstrom und einer der Priester hatte ihn gebeten bei ihr zu bleiben bis es mit ihr zu Ende gegangen war. Einfach nur damit sie unter ihresgleichen war. Plötzlich schlug sie die Augen auf und starrte ihn an.
"Wie ist dein Name?", fragte er leise und strich ihr über die Haare.
"Idril.", wisperte sie mit brüchiger Stimme. Armelion stockte der Atem. Idril! war der Name seiner Schwester gewesen. Das Schicksal musste einen grausamen Scherz mit ihm treiben. Er stand auf und setzte sich vorsichtig auf die Bettkante.
"Wie alt bist du Idril?"
"Acht."
"Schon acht, dann bist du ja fast schon erwachsen.", erwiderte er und lächelte, während er ihre Hand in die Seine nahm. Sie glühte vor Fieber. Sie schenkte ihm ein schwaches Grinsen. "Einer der Priester wird gleich kommen und dir eine Medizin geben, du wirst sehen, dann geht es dir gleich wieder viel besser."
"Sicher?"
"Ganz sicher!", antwortete er und strich ihr über die Wange. Er schaute um sich in der Hoffnung das tatsächlich einer der Priester wieder in das Zelt kommen würde, aber es kam niemand. Sie hatten dem Mädchen etwas gegen die Schmerzen gegeben, damit sie, wenn sie nicht mehr gegen die Infektion ankämpfen konnte, einfach einschlafen würde. Idril hatte die Augen wieder geschlossen. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. Die Zeltklappe wurde zur Seite geschlagen und eine junge Frau schaute hinein.
"Wie geht es ihr?"
"Sie stirbt.", erwiderte er und wandte sich wieder dem Mädchen zu. "Sie hat zu viel Blut verloren, als sie ihr den Fuss abgenommen haben und sie haben es auch falsch gemacht. Der Knochen..." Er brach ab, als ihn eine Welle der Übelkeit erfasste. Er griff sich mit einer Hand an den Bauch und seine Finger streiften den Beutel mit der Asche. Vielleicht gab es noch eine Chance. Hastig schnürte er den Beutel auf und liess ein einzelnes Staubkorn herausschweben. "Vater, ich hoffe das Buch, das du mir gegeben hast, war nicht voll mit lügen.", knurrte er, dann leckte er den Finger ab und schluckte es. "Bleibt bitte hier, falls etwas schief geht." Armelion legte eine Hand auf die Stirn des Mädchens und eine auf ihre Brust. Plötzlich fühlte er ein Brennen in der Kehle als habe er glühende Glasscherben geschluckt. Alle seine Sinne erweiterten sich auf einmal schlagartig. Er keuchte vor Schmerz und setzte den Heilzauber ein. Er lenkte die Energie nicht, sonder liess sie ihren Weg im Körper der Elfe suchen. Er fühlte den Körper des Mädchens wie sein eigener, wie die Energie die Krankheit daraus verbannte und sich der entzündeten Wunde an ihrem Beinstumpf zuwendete, nachdem die Krankheit besiegt war.
So plötzlich wie das Gefühl gekommen war verschwand es auch wieder und sein Zauber erlosch. Er keuchte und schmeckte Blut auf der Zunge. Es war noch nicht vorbei. Die Elfe war immer noch Todkrank. Er griff wieder in den Beutel und holte diesmal zehn der Aschekörner heraus. Hastig schluckte er sie runter, bevor sich die Erschöpfung in ihm breitmachen konnte. Dann setzte er den Zauber wieder ein.

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#62

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 23.09.2012 00:54
von Armelion | 4.811 Beiträge

Die junge Priesterin starrte ihn mit offenem Mund an. Ein unstetes, rotes Licht umspielte die grässliche Wunde am Ende des linken Beines der kleinen Elfe. Es wirkte wie ein Nebel aus feinsten Bluttröpfchen. Sie schaute rüber zu dem Elfen und sog scharf die Luft ein. Seine Augen waren pechschwarz geworden. Was war das nur für eine Magie. Ein leises wiedernatürliches Knacken ertönte und sie blickte wieder zum Beinstumpf. Eine plötzliche Windböe fegte durch das Zelt und sie erschauerte. Sie hatte das plötzliche Gefühl, dass noch jemand in das Zelt gekommen war, oder besser gesagt etwas. Es war nicht greifbar. Eine Macht, die sie mit jeder Faser ihres Körpers spürte und die sich allen ihren Kentnissen entzog.
Aus dem entzündeten Stumpf schob sich langsam ein Knochen. Der Elf zitterte, ob vor Anstrengung oder Schmerz konnte sie nicht sagen. Ein dünner Faden Blut lief ihm vom Mundwinkel zum Kinn und tropfte dann auf seine Beine. Weitere Knochen wuchsen hervor, gefolgt von einem Geflecht aus Sehnen, Muskeln und Adern. Das rote Licht wurde dunkler, fester. Dann wurde es langsam heller, bis es schliesslich verschwand. Der Fuss war vollständig nachgewachsen. Der Elf stönte und fiel vom Bett. Keuchend versuchte er sich wieder aufzurichten, aber ein plötzlicher Krampf zwang in erneut zu Boden und er erbrach einen Schwall Blut. Dies riss die junge Priesterin abrupt aus ihrer Erstarrung. Sie brauchte Hilfe, eine Hohepriesterin musste dem Elfen helfen. Sie erblickte Randreyah, die auf dem Weg zu den Stallungen war und rannte zu ihr rüber.

(ich habe es so geschrieben, weil Armelion sich nachher an kaum etwas erinnern wird.)

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#63

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 23.09.2012 01:04
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Mit aufgerissenen Augen lag sie auf der Strohmatte und konnte nicht schlafen. Zu viele Seelen waren um sie herum und sie spürte jede einzelne Präsenz. "Kannst du auch nicht schlafen?", fragte sie Earon plötzlich. Sie schüttelte den Kopf. Sie hörte, wie er sich aufrichtete und dann die rennenden Schritte eines Priesters. Ausser Atem suchte er in jedem Zelt nach übrigen Decken, Matten und Kissen. Ran stand auf, sammelte ihren Schlafplatz ein und verliess das Zelt. "Ich helfe dir suchen", sagte sie. "Es macht mir wirklich keine Umstände", fügte sie hinzu, als sie die Mimik des Priesters deutete. Sie gingen von Zelt zu Zelt und schlussendlich hatten sie über zwanzig Matten dreissig Decken und fünf Kissen. Earon half ihnen tragen und verteilen.
Als sie fertig waren halfen Earon und Reyla den Ärzten und Heilern. Da sie beide für die Behandlung von Kriegsverletzungen und Verstümmelungen ausgebildet wurden, kannten sie die nötige Magie und konnten auch Amputationen und kleinere Operationen durchführen. Der Assassine machte sich gut als Heiler.
Plötzlich rannte eine Priesterin auf sie zu und zerrte Ran zu einem der Zelte. Sie stammelte irgendetwas vom Zusammenbrechen und Blut und nachwachsenden Gliedmassen, aber brachte keinen zusammenhängenden Satz raus.


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#64

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 23.09.2012 01:26
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Als sie beim Zelt ankamen, krümmte sich der Elf am Boden und spuckte eine Menge Blut. Eine leichte Spur Magie schwebte in der Luft und wirbelte sie umher. Ran kannte diese Art von Magie. Es war die Art Energie, die die Drachen benutzten. Sie sah zum Mädchen auf dem Bett und bemerkte, dass einer ihrer Füsse eine andere Hautfarbe hatte. Das war also was die Priesterin mit "nachwachsenden Gliedmassen" gemeint hatte.
Ran nahm einen Schluck Feenblut und schritt auf den Elf zu. Neben ihm lag ein Säckchen mit Ache. Sie war sich nicht sicher was es für Asche war, hatte aber eine Vermutung. "Kümmere dich um das Mädchen", sagte sie und ihre Stimme klang so kalt wie Eis. Earon spürte, dass sie wieder den Drachen in ihr geweckt hatte. Die Priesterin stürmte zu der Kleinen und untersuchte sie. Gleichzeitig kniete sich Ran neben den Elfen und versuchte ihn mit ein paar Worten zu beruhigen. Doch da es nichts nützte, machte sie ihn mit einigen geübten Griffen bewegungsunfähig. Sie hatte seinen Energiefluss unterbrochen. "Dass du so schnell sterben willst, hätte ich nicht gedacht, Elf", sagte sie kalt und legte einen Finger auf sein Herz und einen auf seine Stirn. Ihre langen Fingernägel erinnerten an Krallen und ihre Augen schienen wie der dunkle Sternenhimmel. Sie konzentrierte sich und schloss die Lieder. "Akkaye de Maera, Akkuma de Neyla", murmelte sie und liess neue Energie in seinen Körper fliessen. Diese reparierte die Schäden an seinen eigenen Energiebahnen, die durch den Gebrauch der Asche entstanden waren und die Schäden, die die so frei gewordene Energie anstellte. Nach einigen Augenblicken war es vorbei und der Elf verlor langsam das Bewusstsein.
Bevor er aber völlig wegtrat, sagt sie ihm noch etwas mit gefühlsloser Stimme: "Deinetwegen musste ich das Geheimnis des Lebens anwenden. Sei gewarnt, wenn du es benutzt, werde ich keine Wahl haben, als dich zu vernichten."
Sie erhob sich und wies die Priesterin an ihm einen Schlafplatz zu organisieren. Bevor sie das Zelt verliess, wischte sie sich das Blut von der Unterlippe und leckte sich die Fingerkuppe ab. Mit der Zunge fuhr sie über ihre scharfen Fangzähne. "Keine Angst, ich hab mir nur selber in die Lippe gebissen", sagte sie zu Earon, welcher ihr einen besorgten Blick zuwarf. Sie griff ihn am Kragen und zog ihn mit. "Wir haben eine lange Reise vor uns. Darum gehen wir jetzt schlafen", sagte sie und liess ihn erst wieder los, als sie einige Meter vom Zelt entfernt waren.
In ihrem Zelt angekommen, mussten sie sich den Schlafplatz und die Decke teilen. Was Ran komischerweise aber nicht zu stören schien. Rücken an Rücken lagen sie da und versuchten zu schlafen. Ran murrte. "So geht das nicht", sagte sie und zog sie Decke zu sich. "Dreh dich um, so brauchen wir weniger Platz." Er tat es und legte seinen Arm um ihre Taille. "Ich hasse es, wenn du dich in einen Drschen verwandelst", flüsterte er in ihr Haar. Sie sagte nichts, sondern sah nur verstört zur Zeltwand. "Ich weiss", flüsterte sie zurück. "Nur kann ich das jetzt nich nachempfinden."


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#65

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 23.09.2012 13:53
von Armelion | 4.811 Beiträge

Armelion erwachte mitten in der Nacht. Er fühlte ein starkes Brennen in der Kehle und setzte sich ruckartig auf. Was zur Hölle war passiert? Hatte er die Elfe heilen können? Er schaute um sich. Er lag in einem kleinen Zelt auf einer harten Pritsche, neben ihm stand ein weiteres Bett und darauf lag die kleine Elfe. Ihr Atem ging tief und gleichmässig. Sie trug immer noch die gleichen zerschliessenen Kleider. Instinktiv wanderte sein Blick runter zu ihren Füssen und ihm stockte der Atem. Sie hatte wieder zwei. Also war es doch kein Traum gewesen. Er hatte ihren Fuss nachwachsen lassen. Er setzte sich auf und schob vorsichtig ihr linkes Hosenbein hoch. Auch der schwarz-blaue Strich, der Blutvergiftung war weg. Die Haut ihres neuen Fusses war rosig und weich, wie die Haut einer frisch verheilten Wunde. Sie stand im krassen Gegensatz zu ihrem anderen vor Dreck starrenden Fuss.
Er hatte es geschafft, aber Moment mal. Er hatte Blut gespuckt und hatte gefühlt wie die Asche ihm ein Loch in die Kehle gebrannt hatte. Er versuchte krampfhaft sich zu erinnern und plötzlich tauchte Reyla's Gesicht auf, aber sie sah anders aus. Sie hatte Krallen an den Händen gehabt und ein Satz hatte sich ihm ins Gedächtnis gebrannt.
"Deinetwegen musste ich das Geheimnis des Lebens anwenden. Sei gewarnt, wenn du es benutzt, werde ich keine Wahl haben, als dich zu vernichten."
Was sie damit wohl gemeint hatte? Geheimnis des Lebens? So wie es aussah, war sie kein richtiger Dämon irgendetwas war mit ihr geschehen. Sie hatte ihn mehr an einen Drachen erinnert als an einen Dämon. Abes es war ihm grundsätzlich egal. Er hatte die kleine Elfe geheilt und das war alles was wichtig war. Als ob sie seine Gedanken gehört hatte drehte sie sich auf die Seite und schlug müde die Augen auf.
"Bist du wach?", nuschelte sie verschlafen. Sie setzte sich auf und rieb sich die Augen.
"Sieht so aus.", erwiderte er lächelnd und verzog das Gesicht. Sein Hals schmerzte wenn er redete. Er schaute auf den Beutel mit der Asche und erschauerte. Er hatte zuviel auf einmal benutzt. Es hätte ihn töten können. "Wie geht es dir Idriel?"
"Gut, aber Janis hat gesagt ich darf noch nicht rausgehen um zu spielen, da ich warten muss, bis mein Fuss wieder richtig gesund ist. Und sie hat auch gesagt ich soll mich um dich kümmern, da du auch ganz krank geworden bist. Herrin Reyla musste dich sogar heilen, hat sie gesagt. So wie du meinen Fuss geheilt hast, obwohl er schon weg war. Aber nachdem ich eine ganze Weile au die aufgepasst habe, wurde ich müde, dann hat Janis mir ein Bett gebracht und dann bin ich eingeschlafen und als ich aufgewacht bin, warst du auch wach.", plapperte sie drauflos. Offensichtlich war ihre Müdigkeit verflogen.
"Halt, halt!", Armelion hob lachend eine Hand um ihren Redefluss zu unterbrechen. "Als erstes habe ich eine Frage, wer ist Janis?"
"Die Priesterin, die dir geholfen hat.", erwiderte Idril prompt.
"Na, dann muss ich mich noch bei ihr bedanken. Und bei Reyla auch.", fügte er in Gedanken hinzu. Er stand auf und schaute aus dem Zelt hinaus. Es war noch tiefe Nacht. "Noch dunkel.", murmelte er. "Dann gehe ich morgen los. Ich habe schon genug Aufmerksamkeit auf mich gezogen."
Plötzlich fühlte er eine kleine Hand, die sich in die Seine schob und ihn festhielt. Er schaute runter und blickte in zwei grosse, tiefblaue Augen. "Kannst du nicht noch ein wenig hierbleiben?"
Armelion bückte sich und hob sie hoch. Vertrauensvoll schmiegte sie sich an ihn und schlang ihre Arme um seinen Hals. Er ging zurück zum Bett und sezte sich auf die Kante. "Nein, tut mir leid Idril. Ich muss noch ein paar Sachen erledigen, die sehr lange dauern werden."
"Warum?"
"Es sind gewisse Dinge in meinem Leben passiert, die ich noch bereinigen muss. Und du kannst zu deiner Familie zurück.", erwiderte er sanft.
"Nein, Mama und Papa sind weg."
Armelion schluckte. Er wusste genau was sie damit meinte. "Was hältst du dann davon hier zu bleiben? Du hast ja schon eine neue Freundin hier oder nicht? Janis wird sich bestimmt freuen, wenn du ihr Gesellschaft leistest."
"Vielleicht." Ihre Antwort klang wiederstrebend.
"Ich werde dich besuchen so oft ich kann."
"Gut." Sie gähnte. Ihre Erregung darüber, dass er wach war, war verflogen und nun machte sich ihr Bedürfnis nach Schlaf wieder bemerkbar.
"Ich denke das Beste ist, wir stecken dich zurück ins Bett.", grinste her und legte sie vorsichtig auf die Pritsche. Sie kuschelte sich unter der Wolldecke zurecht und schloss die Augen.
"Bist du morgen noch da?", murmelte sie.
"Ganz bestimmt. Ich werde mich von dir verabschieden keine Sorge."

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#66

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 23.09.2012 15:40
von Armelion | 4.811 Beiträge

Den Abschied von Idril war einfacher als erwartet. Sie hatte keine Szene gemacht, sondern ihn nur fest gedrückt und war dann willig zu Janis gegangen. Die Priesterin, die sich um das Mädchen gekümmert hatte, würde sie bei sich aufnehmen. Hier würde sie es gut haben. Er hatte sich früh am Morgen zwei Pferde gekauft. Auf Proviant hatte er verzichten müssen, da sie alles Essen für die Flüchtlinge brauchten. Er stieg hoch in den Sattel und schaute noch einmal um sich. Er hatte Reyla einen Brief hinterlassen um ihr seinen Dank auszudrücken. Er hatte sie nicht wecken wollen. Er schnalzte mit der Zunge und das Pferd trabte los. Die Reise zur Nachtzinne würde ihn einige Monate kosten, aber er musste wieder zurück. Er würde den Krieg mit Gevira weiterführen und so bald dieser beendet war, würde er nach Lovit zurückkehren um Idril zu besuchen. Aber bis dahin würden noch viele Monate wenn nicht Jahre vergehen.

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#67

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 23.09.2012 15:46
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Noch bevor die ersten Sonnenstrahlen die Wolken in goldenes Licht tauchten, wachte Reyla auf. Die Sterne verblassten immer mehr und ein leichtes Licht kroch in das Zelt. Sie bewegte sich nicht und genoss die Kühle der Früh. Schwer lag Earons Arm über ihrer Taille und sein warmer Atem strich gleichmässig durch ihr Haar. Ohne ihn zu wecken, stand sie auf und stopfte ihren Teil der Decke unter seinen Arm.
Sie verliess das Zelt und ging zum Trainingsplatz hinüber. In der Mitte des dazugehörigen Teiches stand ein Felsen und sie sprang auf dessen Spitze. Bei sich hatte sie einen Speer. Einen sehr besonderen, denn seine Klinge war einschneidig. Die Form der Spitze war ebenfalls speziell. Sie sah aus wie ein halbes Baltt.
Ran wirbelte die lange Waffe um ihren Körper und wartete bis die Sonne ihre ersten Strahlen über die Stadt warf, dann sprang sie vom Fels ins Wasser und übte einige Stich-, Stoss- und Abwehrtechniken. Sie übte bis die Sonne schon hoch stand und einige Schaulustige, vorwiegend Kinder, hatten sich versammelt, um ihr dabei zuzusehen. Als sie fertig war verneigte sie sich und die Kinder brachen erstaunt und erfreut in Diskussionen aus, wer ihre Techniken am besten nachahmen könnte. Einige rannten zu ihr und wollten noch mehr lernen, also liess sie die Kinder Stöcke holen und zeigte ihnen einige Grundbewegungen vor, die sie eifrig zu lernen begannen. Sie würden so lange hier bleiben, bis der Krieg vorüber war und so lange würden sie von den Priestern unterrichtet werden und im Tempel aushelfen. Ironischer Weise hatte der Krieg diesen Leuten sehr viel Gutes gebracht, wie eine Möglichkeit lesen und schreiben zu lernen und auch einige Grundkenntnisse in der Selbstverteidigung.
Sie seufzte, als sie von den Kleinen Abschied nehmen musste. Doch es gab kein Zurück mehr. Sie versprach aber in einem Jahr wieder herzukommen.
Ran verabschiedete sich auch von den Hohepriestern und von ihrem Vater und Freunden im Tempel. Dann machte sie sich auf den Weg in die Stallungen, wo Earon schob mit gesattelten Pferden auf sie wartete. Sie hatten sich entschlossen mit wenig Gepäck zu reisen und nur wenige Waffen mitzunehmen.
"Der hier lag vor dem Zelt", sagte Earon in den Türrahmen der Stallungen gelehnt. "Ich weiss nicht von wem er ist." Er hielt ihr den Brief hin und ohne ihn aufzumachen faltete Ran ihn und verstaute ihn in einer Satteltasche. Dann schwang sie sich auf das Pferd und sie verliessen Lovit.


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#68

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 12.10.2012 23:14
von Armelion | 4.811 Beiträge

Juni Jahr 307

Als Armelion wieder aufwachte blickte er hoch auf eine weiss gekalkte Decke. Das Amulett hielt er immer noch fest in der Hand umklammert. Plötzlich trat ein älterer Dämon an sein Bett und schaute auf ihn runter.
"Es ist ein kleines Wunder das du noch lebst Karunu Armelion. Deine Speiseröhre und dein Magen waren schwer beschädigt und du hattest schwere Verbrennungen im Mund. Falls du das Amulett nicht gehabt hättest, wärst du jetzt tot."
Armelion versuchte sich aufzusetzen aber sackte stöhnend wieder zurück auf das Bett. Woher kannte der Schatten seinen Namen?
"Ganz ruhig Junge. Du hast dich völlig verausgabt. Wie bist du überhaupt hierhergekommen?"
"Von der Nachtzinne. Ich musste Avis und Biarn retten. Alvian ist verrückt geworden. Er wollte..... er wollte sie töten. Ich musste das verhindern. Es war meine Pflicht..... Alvias gegenüber.", erwiderte er stockend und keuchte vor Schmerz. Das Brennen in seiner Brust hatte wieder eingesetzt. "Verflucht. Es ist noch nicht vorbei.", stöhnte er und drehte sich auf die Seite.
Die Stimme erklang wieder in seinem Kopf, "Bleib ruhig Elf. Das sind nur die Nachwirkungen." Die Stimme hatte recht. Die Schmerzen begannen abzuebben und verschwanden schliesslich ganz. Er stiess einen erleichterten Seufzer aus. "Viel besser."
Er setzte sich langsam auf und schwang die Beine vom Bett. Er schaute an sich runter und stellte fest, dass man ihm die Rüstung ausgezogen hatte. Vorsichtig stand er auf und öffnete die linke Hand, die immer noch das Amulett fest umklammert hielt. Dann blickte er zurück zum Schatten, der ihn aufmerksam betrachtete.
"Wie ist euer Name Herr?", fragte er schliesslich vorsichtig und griff sich an den Bauch als er ein leichtes Ziehen verspürte.
"Stimmt. Das tut mir leid. Vergib mir meine Unhöflichkeit Karunu Armelion. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Zorai. Hohepriester von Loney."
"Mein Name ist Armelion Galaeth. Es ist mir eine Ehre euch kennenzulernen Hohepriester aber wo sind Avis und Biarn? Sind sie wohlauf? Ich habe ausserhalb des Tores das Bewusstsein verloren und weiss nicht mehr was geschehen ist. Avis war am Rücken verwundet. Ich weiss nicht wie schwer. Ich wurde in einen Kampf mit dem Fürsten verwickelt. Oh verflucht!" Er zuckte zusammen als ein scharfer Schmerz in seinem Brustbereich aufzuckte.
"Setzt euch, dann erzähle ich euch alles Karunu Armelion."

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#69

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 13.10.2012 00:22
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Zorai atmete hörbar aus. "Karima Avis war nicht schwer verletzt und ihr Sohn überhaupt nicht", sagte er. "Sie sind in einem der Krankenzimmer im Haupttempel, genau wie ihr. Ich glaube eine, oder zwei Türen weiter." Der Dämon sah den Elfen an. "Woher habt ihr das?", er nickte zum Beutel mit der Asche.


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#70

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 13.10.2012 19:23
von Armelion | 4.811 Beiträge

"Wenn ihr meine Rüstung gesehen habt, dann wisst ihr vermutlich woher.", erwiderte Armelion und wandte den Kopf ab. Ohne zu wissen warum, fuhr er fort, "Ich war mir so sicher, dass ich im Recht war. Der Drache hatte mir meine Familie, ja mein ganzes Leben genommen. Ich höre die Schreie meiner Schwester immer noch in meinen Träumen. Sie war im Haus, als der Drache es ansteckte." Er schüttelte den Kopf und schaute hoch zur Decke. "Nun weiss ich nicht was ich denken soll um ehrlich zu sein. Mein Leben ist im Moment ein einziges Chaos, aber das interessiert euch sicher nicht." Er stand auf und verliess das Zimmer. Er brauchte einen Moment für sich alleine. Er suchte sich einen Weg aus dem Tempel und setzte sich auf eine steinerne Bank im Schatten eines Lindenbaumes.
Er drehte das Amulett zwischen den Fingern und betrachtete es zum erstan Mal aufmerksam. Es war aus einer Art schwarzem Stein gefertigt. Es war voller verschlungener Linien. Sie bildeten ein kompliziertes Muster, dem er nicht folgen. Er versuchte einem der Linien mit dem Fingernagel zu folgen, aber er verlor es sofort.
"Wenn ich gewusst hätte das du mein Mörder wärst, hätte ich dich sterben lassen Elf. Du hast mir all dies angetan. Du hast mich in diesen Stein gesperrt und meine Seele daran gebunden. Obwohl ich deiner Familie nichts angetan habe!", knurrte die Stimme.
Armelion zuckte zusammen und liess beinahe das Amulett fallen. "Dein Mörder?"
"Ich bin oder war Neyamrin bis du meinen Körper getötet hast. Die Pfeile die du verwendest hast banden meine Seele in diesen Stein und erlaubten mir nicht zu sterben."
"Ich habe gar nichts solches getan! Die Bolzen hat ein Zwerg für mich geschmiedet genau wie die Waffe! Ich wollte dich töten, nicht in einen Stein bannen."
"Ha! Als ob ich dir glauben sollte. Ich sitze in diesem Stein fest Elf, aber sobald ich den Besitzer wechsle, werde ich meinem neuen Besitzer die Macht geben dich zu vernichten."
"Ich habe mich nicht geirrt. Du warst das. Du hast meine Familie getötet! Ich weiss es! Deine Präsenz werde ich nie vergessen!", erwiderte Armelion hitzig.
"Ich habe gar nichts solches getan Elf!", entgegnete Neyamrin verächtlich. "Ich würde nie ein Kind töten. Sie stellen keine Gefahr für mich dar."
"Du denkst ich irre mich, Drache? Willst du meine Erinnerungen sehen? Dann siehst du was ich gesehen habe. Du hast keine Ahnung wie es sich anfühlt wenn du anhören musst wie deine kleine Schwester vor deinen Augen verbrennt. Anschliessend hast du meine ganze Familie abgeschlachtet als ob sie Vieh wären.", schleuderte der Tieflandelf ihm entgegen. Voller Zorn öffnete er sich dem Drachen und gewährte ihm einen Einblick in seine Erinnerungen. Als die Bilder wieder in seinem Kopf auftauchten biss er die Zähne zusammen. Der Hass wallte wieder in ihm auf und er musste sich zusammenreissen um das Amulett nicht zu zerschmettern. Neyamrin war still nachdem er diese Erinnerungen gesehen hatte. Er versuchte sich vor den Gedanken und Gefühlen des Elfen zu verschliessen, doch die Zauber die ihn an den Stein banden liessen das nicht zu.
Nach einer Weile bekam Armelion sich wieder in den Griff und starrte wütend auf den Stein runter. Die Erinnerungen waren schon seit langem nicht mehr so intensiv gewesen.
"Elf? Wie ist eigentlich dein Name?", fragte der Drache schliesslich.
"Armelion.", erwiderte der Elf wütend.
"Das was ich gesehen habe kann ich nicht verstehen. Das war mein Körper, aber nicht mein Geist. Ich habe keinerlei Erinnerungen an das Geschehene."
"Ich glaube dir nicht.", eröffnete Armelion ihm unverwunden.
"Ich lasse dich meine Erinnerungen durchforschen wenn du willst."
"Man kann Teile von Erinnerungen von jemandem verbergen. Woher sollte ich dir glauben?"
"Das kann ich dir nicht beantworten Elf. Es liegt alleine an dir ob du dem gesehen glaubst oder nicht.", Neyamrin verschwieg ihm, dass die Zauber auf dem Stein verhinderten sich vor irgendjemandem zu verschliessen. Der Elf würde das schon früh genug merken. Armelion zögerte. Es schien ihm zu einfach zu sein. Er sollte jetzt einfach die Wahrheit erfahren, einfach so? Schlussendlich gewann sein Verlangen nach der Wahrheit die Überhand. "Also gut Neyamrin. Wo soll ich beginnen?"
"Wie lange ist es her, dass deine Familie getötet wurde?"
"In ein paar Monaten sind es 21 Jahre."
"Dann beginn hier." Ein Bild flammte in Armelion innerem auf, gefolgt von tausenden weiteren. Doch nie fand er das was er suchte. Er sah keinen Drachen, der sein Haus in Brand steckte, seine Familie mit Zähnen und Klauer zerriss. Nichts von dem tauchte auf. In seiner Entäuschung grub er tiefer in den Erinnerungen des Drachen und hielt plötzlich inne. Warum versuchte Neyamrin ihn nicht aufzuhalten?
"Weil ich das nicht kann, Dummkopf.", knurrte der Drache. "Die Zauber legen meine ganze Kraft, all meine Erinnerungen, ja mein ganzes Leben jedem Träger offen. Ich konnte mich nicht wehren. Ein halbes Jahr sitze ich schon in diesem Stein fest und die ganze Zeit hatte Alvian Zeit mein Leben zu durchforsten. Er wollte neue Magie lernen und zu seinen Zwecken missbrauchen."
Armelion zog sich hastig aus dem Bewusstsein des Drachens zurück. Das hatte er nicht gewollt. Er würde keinem Lebewesen so etwas wünschen! Er hatte den Drachen töten wollen, ihn für den Mord an seiner Familie bestrafen aber an dessen Seele hatte er kein Interesse gehabt.
"Deine Reue ändert jetzt auch nichts. Ich bin an diesen Brocken aus leblosem Fels festgenagelt. Wenn er zerstört wird, stirbt auch meine Seele.", sagte Neyamrin bitter. Der Elf sass für einige Momente einfach still da und starrte den Stein an. Was sollte er tun? Er konnte versuchen die Siegel zu brechen, die die Drachenseele an den Stein banden, doch was würde dann geschehen? Vielleicht war da ein verborgenes Siegel, das die den Stein zerstörte, falls er versuchte Neyamrin zu befreien. Trotzdem er musste es versuchen. Er war es Neyamrin schuldig. Er hatte sich vom Hass zu dieser Tat verleiten lassen und dabei seinen Feinden in die Hände gespielt. Aber er würde jetzt alles dransetzen dies wieder gut zu machen.

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