"Karunu Armelion?" Der Elf drehte sich um und entdeckte einen Priester, der ihm winkte. "Karunu Akira sucht nach euch. Er will euch sprechen."
"Ich geh gleich zu ihm.", erwiderte Armelion und stand von der steinernen Bank auf. Dabei hatte er sich gerade hingesetzt um ein wenig über die Trainingslektionen mit Formore zu denken. Er ging die Strassen entlang und überlegte was der Schmied von ihm wollte.
Er fand Akira in der Schmiede. Der Elf bearbeitete gerade ein Messer.
"Ihr habt mich gesucht Karunu Akira?"

"Ah endlich seid ihr hier", sagte er und blickte ernst auf. "Ich brauche ein Versuchskaninchen. Ich bin mir nicht sicher ob die Gegenformel wirklich wirkt, darum habe ich dieses Messer mit ihr versehen und muss sie jetzt am Zauber ausprobieren. Nur habe ich weder Zeit, noch Lust den Zauber selber zu lernen... Könnt ihr ihn also kurz für mich ausführen?" Er nahm das Messer, an dem die Runen ein letztes Mal aufglühten, bevor sie verschwanden. Sie waren nicht verschwunden, sondern hatten sich eher farblich dem Messer angepasst.

"Versuchskaninchen?" Armelion lachte. "Na dann muss ich wohl herhalten." Er nahm das Messer entgegen und schaute es sich genau an. Die Runen waren fast verschwunden. Er aktivierte die Runen auf seinem rechtem Arm und zog dann die Klinge über seinen Daumen. Zuerst passierte nichts, doch dann fühlte er ein leichtes Brennen. Ein Blutstropfen quoll aus dem Schnitt.
"Sehr gut. Es hat gewirkt. Mein Zauber hat keinerlei Wirkung gezeigt. Vielen Dank." Er gab das Messer zurück und schloss dann den kleinen Schnitt mit einem Zauber. "Falls ihr mich nicht mehr braucht werde ich wieder gehen."

"Naja ihr könntet euch noch das Material aussuchen aus dem ich eure Waffen herstellen soll", sagte er und schob eine Schublade auf, in der sich zehn verschiedene Erze befanden. Darunter waren gebrauchsübliche Materialien, Edelmetalle und einige sehr seltene Erden. Die Metalle reichten von Weiss über grau mit verschiedenfarbigen Schimmern hin zu schwarz. "Jede dieser 'Zutaten' hat spezielle Eigenschaften. Ein Krieger muss das Material passend zu seinem eigenen Charakter aussuchen", erklärte er und legte die Holztäfelchen mit den Beschreibungen auf die einzelnen Quader. "Reyla - eine Bekannte von mir und ausgezeichnete Kriegerin nebenbei bemerkt - hat, zum Beispiel ... diese hier für ihre Waffen ausgewählt", er zeigte auf das dunkelste und hellste Gestein. "Das erste ist sehr weich, geschmeidig und bricht nicht bei Stosseinwirkung. Das hier hingegen ist sehr robust und wenn man es richtig bearbeitet, verliert die Klinge sehr langsam an Schärfe... Natürlich variiert auch der Preis mit der Qualität und seltenheit der Erden. Die in der Mitte sind normales Eisen, Kupfer, Blei, die sind am billigsten und die äusseren sind sehr selten und somit sehr teuer. Also was darf's sein?"

Armelion betrachtete interessiert die verschiedenen Erden. "Nun, es sollte so lange wie möglich halten." Er hob die verschiedenen Erze an und untersuchte sie. "Wenn dieses Material so hart ist, bricht es leicht, nehme ich mal an." Er hob den kleinen weissen Barren hoch.
"Neyamrin? Wenn du erlaubst würde ich gerne ein Teil der Asche in die Kline einarbeiten lassen. Sie wird ihre Wiederstandsfähigkeit erhöhen und sie praktisch unzerstörbar machen. Zumindest steht es so geschrieben."
"Tu es wenn du willst. Ich weiss was in dem Buch gestanden ist und die Magie die du wirken wirst ist mächtig, aber ich kann dir nicht dabei helfen. Ausserdem wirst du damit Alvian erschlagen, es ist nur recht falls ein Teil von mir sein Blut kosten kann."
Armelion nickte und hielt dem Schmied den kleinen weissen Barren hin, "Bitte verwendet dies und nur dies, aber bearbeitet es mit dem hier." Er öffnete den kleinen Beutel mit der Drachenasche und holte es hervor. Er zählte 100 der Aschekörner ab und legte sie in die rechte Hand. Danach runzelte er konzentriert die Stirn. Die Runen auf seinem Arm glühten für eine Sekunde lang grell auf und erloschen dann schlagartig. Ein einzelner Tropfen Schweiss rann Armelions Stirn runter. Schnell wischte er ihn fort.
"Habt ihr eine kleine Schale. Wo ich das hier hineinlegen kann?"

Akira nickte und reichte ihm einen leeren Trinkbecher. "Geht das auch?", fragte er. "Seid ihr sicher, dass ich nur das hier verwenden wollt? Für alle drei Waffen? Für mich ist das kein Problem, aber es wird euch ein kleines Vermögen kosten und eine Waffe, die nur aus einem Metall besteht, ist nicht besonders nützlich", sagte er.

Armelion nahm den Becher entgegen und liess die Asche hineinrieseln. Danach überlegte er für einen Augenblick. Es stimmte was der Schmied sagte. "Dann verwendet noch das Schwarze. Ich denke mal das Weisse soll als Kern und Rückgrat der Waffe dienen, während das Schwarze ihr flexibilität verleihen soll? Ihr habt Recht. Könnt ihr den Kern und die Schneide der Klinge aus diesem weissen Erz fertigen und es mit dem schwarzen verbinden? Und bitte mischt die Asche dem weissen Erz bei. Sie wird nicht die Rune beeinflussen, glaubt mir."

Akira nahm die Asche entgegen und sah sie kurz an. "Ich nehme an sie soll als magischer Verstärker dienen? Aber es ist klüger das 'weisse' wie ihr es nennt für die Spitze und die Schneide zu verwenden, das 'schwarze' für den Rücken und eine Mischung für den Kern... Ich werde euch dann wieder rufen lassen, wenn die Waffen bereit sind", sagte er und ging in das Erzlager, das im Nebenzimmer lag. "Ach und könntet ihr noch schnell zu den Priestern gehen und sie fragen, ob sie noch mehr von dem 'weissen' und 'schwarzen' auf Lager haben?", rief er nach hinten. "Ich habe nämlich gerade mal genug für das Doppelschwert...", fügte er hinzu und öffnete noch einige Kisten, um zu sehen, ob er doch noch irgendwo etwas von den seltenen Erden etwas hatte, doch er hatte nicht mehr, als er vorhin schon bemerkt hatte.

"Es tut mir leid Karunu Akira, aber ich denke ich habe mich falsch ausgedrückt. Trotz der Form der Waffen würde ich es vorziehen wenn sie zweischneidig wären. Vielleicht habe ich es vorhin zu wenig klar gessagt.", hakte Armelion nach. "Und was das Erz angeht. Ihr müsst mir sagen, wie diese Stoffe genannt werden, da sie mir unbekannt sind. Aber sobald ihr mir die Namen gesagt habt, werde ich versuchen sie aufzutreiben."

Akira erstarrte. Wieso hatte er vergessen, dass die Waffen Zweischneidig sein sollten? Er schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich lag es daran, dass er in den letzten Jahren, nur für Reyla einschneidige Waffen geschmiedet hatte. Ach Ran, du und deine Waffensammlung, dachte er. "Ja stimmt. Verzeihung, ich war mit meinen Gedanken wo anders", knurrte er entschuldigend. "Ich werde versuchen, eure Waffen so zu schmieden, wie ihr es gewünscht habt." Er sah hoch zu den zwei Schwertern an der Wand der Lagerkammer. Das eine hing mit dem Griff aufwärts, das andere abwärts und ihre einschneidigen Klingen zeigten nach aussen. Sie waren für Kämpfe unbrauchbar, denn durch die vielen Verzierungen waren sie zu schlecht ausbalanciert und die Klinge selber, konnte nicht Schneiden. Ranken aus dem selben Material wie die Klingen kamen aus ihnen heraus und überspannten die Wand wie ein Netz aus Wurzeln. Dünn zogen sich goldene Linien über das helle und weisse Metall. Die Saphire, Rubine und Diamanten glitzerten wie Tränen und Blutstropfen im schwachen Licht, das hineinfiel. Ein wunderschönes Kunstwerk. Ran hatte ihm diese Schwerter geschenkt. Er wusste nicht mehr wieso und wann, aber sie gefielen ihm sehr. Er hatte sie extra aus Navrila herbringen lassen, damit er sie auch sicherlich nicht verlieren würde.
Er kam aus der Kammer heraus und ging zur Wand, an die mit unzähligen Werkzeugen, fertigen und unfertigen Messern, Schwertern und Dolchen aller Art bedeckt war und nahm ein weisses Feenmesser. Flink warf er es dem Elfen zu. "Gebt den Priestern das Messer für das Metall, sie werden dann keine weiteren Fragen stellen. Das weisse Metall heisst Elfenbein, genauso wie die Stosszähne eines Elefanten. Das schwarze findet man aber nicht auf der Erde. Es kommt aus dem Weltall. Man nennt es Schwarzes Sternenherz, oder schwarzes Sternenblut. Ihr könnt aber auch nach dem Weltraummetall fragen", sagte er und holte Gold- und Silberdrähte, einen Beutel mit geschliffenen Edelsteinen und eine Zange. Er setzte sich hinter einen Tisch, spannte vier der Drähte ein und beschwor Drachenfeuer über einer Kerze herauf. Er erhitzte die anderen Drähte und formte sie zu rankenähnlichen Teilen, die später die vier Drähte verbinden würden. Die Edelsteine würde er dann mit Magie einlassen. Er erhitzte die einzelnen Drahtstücke über der Drachenflamme, um sie besser biegen zu können. Ich hoffe, es gefällt ihr, dachte er und formte weiter Spiralen und Windungen aus den Edelmetallen. Aus einigen würde er dann noch Blätter giessen.
Still brannte die Drachenflamme über der Kerze, ohne sie zu verzehren und Akira versank mehr und mehr in seiner Arbeit.