Elira sah Dreshar zwei Pfeile lang zu, wie er den Bogen spannte, schoss und traf, den nächsten Pfeil anlegte, das Ziel stets im Auge behaltend. Es hatte etwas meditatives an sich, wie sie feststellte. Sie schüttelte den Kopf und ging hinüber zu Kraigor. "Also", meinte sie grinsend und nahm ihrerseits eine Nadel. "Man hält sie so, dann holst du so aus. Und machst diese Handbewegung, um sie zu werfen", erklärte sie und zeigte es langsam vor, ohne die Nadel zu werfen, zeigte es dann vor. "Ah und sie fliegen in einem leichten Bogen, wie ein Pfeil... heisst du musst leicht höher zielen, als den Punkt, den du treffen willst. Los, probier mal."

Er probierte es ein paar mal aus, mit dem Ergebnis, dass er ein Gespür dafür bekam, wie weit er werfen musste, um in die Nähe der Zielscheiben zu kommen. Aber dennoch prallten sie entweder davon ab oder landeten ein paar Meter davon entfernt auf dem Boden. Immerhin besser als nichts. Noch ein paar Würfe und die erste Nadel blieb zufälligerweise leicht stecken, hing aber kümmerlich von der Scheibe hinab, bevor sie doch zu Boden fiel. Immerhin fast.
"Kann ich die zwei Nadeln zum Üben behalten?", fragte er an Elira gewandt. Jetzt hatte ihn doch der Ehrgeiz gepackt. Irgendwie machten Wurfnadeln Spaß. Zumal man sie auch im Nahkampf einsetzen konnte.

"Natürlich", sagte sie, korrigierte etwas seine Wurftechnik, gab ihm ein paar Tipps und sah eine Weile zu, ermahnte ihn hin und wieder auf das eine oder andere zu achten, bis er die Technik theoretisch verstand. Der Rest war Übungssache. "Weisst du, es ist normal, wenn sie nicht im Ziel stecken bleiben. Sie sind dazu gedacht durch Haut, Fett und Muskeln zu dringen, nicht durch Seile und Holz... Ich geh mal Abendessen besorgen und vorbereiten", sagte und verabschiedete sie sich, sie warf noch einen Blick auf Dreshar und ging dann zum ersten Garten und zum Haus. Das Essen hatte sie schnell vorbereitet, hatte selbst gegessen, ohne auf die beiden zu warten, immerhin war es recht spät und sie hatte Hunger, und ging dann zum Haupttempel, erklomm die Stufen bis zur Bibliothek und setzte sich dort hin, mit dem ersten Buch, dass sie in die Finger bekam. Sie hatte lange nicht mehr gelesen.
Als es bereits dunkel war, machte sie sich auf den Weg zurück und traff kurz nach Dreshar ein. "Hey", meinte sie halb müde, halb fröhlich, "Und, wo hast du dich heute so rumgetrieben? Gefällt dir Lovit?"

"Welche Fische?", fragte sie überrascht.

"Ah die... Ehm... Sie stehen für das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist. Vergangenheit und Zukunft. Tod und Leben. Für die Gegensätze dieser Welt. Man sieht ihnen beim Meditieren zu, das beruhigt einen... Es heißt, sie seien der Geist von Licht und Schatten, die beschlossen zusammen in dieser Welt zu leben, weil sie sich durch ihre Gegensätzlichkeit anziehen würden und in der Welt des jeweils anderen nicht überleben könnten. Darum hätten sie sich in unserer niedergelassen, weil es hier Licht und Schatten gibt und sie nicht ohne einander können... Ich weiss nicht ob das stimmt... Man sagt auch, dass, wenn man sich würdig erweist und dort meditiert, sie dann zu einem Sprechen und einem zwei Wünsche erfüllen... Aber das hat kein Priester geschafft, der in diesem und letzten Jahrhundert lebt oder gelebt hat", erklärte sie undnzuckte mit den Schultern, setzte sich neben ihn und goss sich ebenfalls Tee ein.