#21

RE: Azura (Verfluchte Wälder)

in Dreitan - das Spiel 01.09.2012 22:13
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Ro nickte. "Gibt es einen Ort, an dem ich bis dahin allein sein kann?"
Sie wusste nicht, ob ihr die Stunden bis zum Morgengrauen reichen würden. Aber es war verdammt nochmal besser als nichts.


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#22

RE: Azura (Verfluchte Wälder)

in Dreitan - das Spiel 01.09.2012 22:26
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Ran atmete seufzend aus. "Natürlich... Aber es wäre besser wenn ich dich zuerst den Clanführern vorstelle. Sie warten schon. Ist das in Ordnung?" Sie hatte keine Lust auf den Raum und wäre auch lieber schlafen gegangen, aber sie musste noch einiges bereden und organisieren.Sie waren nur noch einige Meter vom Hauptgebäude entfernt.


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#23

RE: Azura (Verfluchte Wälder)

in Dreitan - das Spiel 01.09.2012 22:37
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Ja, es ist in Ordnung", meinte Ro und unterdrückte ein plötzliches Grinsen.
Sie betraten ein grossen Gebäude und gingen durch einen breiten Korridor auf eine offenstehende Doppeltür zu. Der Raum dahinter war gross, düster und hatte eine morbide Ausstrahlung, die ihr in ihrer Art irgendwie bekannt vorkam. Hätte sie es beschreiben müssen, dann hätte sie gesagt, dass dieser Raum nach schwarzer Magie stank. Oder zumindest nach dem, was Ran vermutlich als schwarze Magie bezeichnet hätte.
Eine Gruppe von Leuten in dunkler Kleidung erwartete sie. Das mussten die Clanführer sein. Ro musterte sie der Reihe nach, und wurde von ihnen ebenso gemustert. Ein unwillkürlicher Drang zu Grinsen überkam sie, ohne dass sie wusste warum. Oder doch, sie wusste eigentlich warum. Sie liess zu, dass ihr einer Mundwinkel ein Stück nach oben wanderte. Sollten diese Clanführer doch versuchen, sich einen Reim darauf zu machen, warum sie jetzt grinste.


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#24

RE: Azura (Verfluchte Wälder)

in Dreitan - das Spiel 01.09.2012 23:11
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Ran sah, dass die Clanführer zuerst sie, dann Ro musterten. Sie sahen sie teilweise mit Respekt an, teilweise mit Furcht. Es war ihr unwohl ihre Blicke zu spüren, aber sie musste sich wohl damit abfinden. Auch wenn sie nicht anders war als sie. Sie war nicht stärker, klüger, oder besser, sie hatte einfach Glück, dass Narum sie nicht wirklich hatte töten wollen. Sie setzte sich an die Spitze des langen Opiumtisches in eines der grossen Kissen und deutete Ro sich zu ihrer Linken zu setzen. Karim sass zu ihrer Rechten, neben Ro Aeron, neben ihr Barôn, gegenüber von Ro Earon und neben ihm Elairon und Danwey. Weiter unten sassen noch drei weitere Clanführer kleinerer Clans, deren Namen Ran entfallen waren, was einerseits lästig war. Sie sah sich in der Runde um. "Willkommen", begrüsste sie die Anwesenden mit fester Stimme, was sie nach ihrer Ernennung zum Westlichen Drachen gelernt hatte. "Wir sind hier, um ein wichtiges Anliegen zu besprechen. Zuerst aber will ich euch jemanden vorstellen", sie machte eine Pause um sicher zu sein, dass ihr auch alle zuhörten, ebenfalls etwas, was ihr eingebläut wurde. "Dies hier", sie deutete auf Ro, "ist eine Verbündete. Ihr Name ist Ro Raven und sie ist die Anführerin der Räuber, die uns in den letzten Wochen zu schaffen gemacht hatten", die Assassinen lachten kurz und leise, "Wie ihr bereits festgestellt habt, ist sie sowohl vom dämonischen, als auch menschlichen Blutes. Was nicht heissen soll, sie sei zu unterschätzen. Sie ist die Erbin des berüchtigten Darez. Und als solche wird sie uns in unserem Vorhaben unterstützen. Ich bitte euch jetzt, mir die Ehre zu erweisen und euch und euren Clan selber vorzustellen", beendete sie und Karim erhob sich auf die Knie. "Mein Name ist Karim, Berater der ehrenwerten Prinzessin der Klingen, des jetzigen Westlichen Drachen", sagte er und klopfte mit der rechten Faust auf seine Brust, wobei er sich kurz vor Ro verneigte und wieder Platz nahm. "Mein Name ist Earon, Anführer der ersten Einheit und Sohn des Nördlichen Drachen", Earon tat es, wie auch der Rest, Karim gleich. "Ich bin Aeron, Anführer der Schützen und Sohn des Nördlichen Drachen", sagte die junge Assassine und hielt ihre Stimme dunkel. "Ich bin Elairon der Jabberwock, Anführer der Fusssoldaten und des Naawia-Clans", seine Narbe schien sich wie eine Schlange zu winden, als er versuchte sein Gesicht zu einem freundlichen Lächeln zu verziehen. "Barôn, Anführer der Späher und Kundschafter, Clanführer der Fron." - "Danwey, Anführer der Schatteneinheit und Clanführer der Lanes. Sehr erfreut eure Bekanntschaft zu machen, Tochter Darez's." - "Grawid, Berater der Truppen und Anführer des Serpeta-Clans", stellte sich der Clanführer neben Barôn vor, ein kleiner, sehr alter Dämonenmann. "Dayana, Anführerin der Heiler und des Quatzioa-Clans", sagte die schwarzhaarige und grauäugige Elfenrau neben Danwey. "Nareyuma, Anführerin der Bauleute und des Grimbrow-Clans", meldete sich die letzte Anführerin, eine blonde Zwergin.
"Ich danke euch", sagte Ran und legte ihre Hände auf den Tisch. "Lasst mich jetzt erklären warum ich euch herbestellt habe", sie machte erneut eine Pause in der sie sich ihre Worte erneut zu recht legte. "Ihr seid die Führer der vereinten Clans, des Westens. Wie euch sicherlich zu Ohren kam, droht uns eine neue Gefahr. Eine Gefahr, die grösser ist, als der Fall unserer Könige. Es sind die Magier. Magier, welche ganz Dreitan unter ihre Knute bringen wollen und dabei die Gesetze der Magie und des Gleichgewichts ausser Acht lassen. Wir sind ihnen ein Dorn im Auge und in Ravi musste ich eine unerfreuliche Begegnung mit ihnen machen. Ich musste leider feststellen, dass sie die Assassinen zerschlagen wollen. Daher greifen wir zuerst an, ohne ihnen die Möglichkeit zu geben uns zu verwunden. Morgen in aller Früh brechen wir auf!" Gemurmel. Diskussionen, was jetzt gesagt werden sollte. Was sie dachten, wusste Ran schon. Narum hatte ihr in seinen Erinnerungen Ratschläge eingebettet und einer davon war ihre Gedanken stets im Auge zu behalten. Ein guter Ratschlag, wie sie fand und glücklicherweise merkte keiner von ihnen, wenn sie sie belauschte.


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#25

RE: Azura (Verfluchte Wälder)

in Dreitan - das Spiel 01.09.2012 23:39
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Ro hoffte, dass die Besprechung bald fertig war, denn sie hatte den dummen Verdacht, dass sie bald beginnen würde, loszulachen. Warum sie die ganze Sache so verdammt lustig fand, wusste sie nicht so genau. Vermutlich war sie eben tatsächlich verrückt. Was ja nichts neues war.
Ein Grund für den Lachreiz war auf jeden Fall diese Förmlichkeit, die hier herrschte. Sie fragte sich, ob Ran sie aus Lovit mitgebracht hatte, oder ob die Assassinen von sich aus auch so gestochen sprachen. Dann diese ganze Aufzählung von Namen und Clans. Erwartete ernsthaft jemand von ihr, dass sie sich das würde merken können? Vermutlich ja. Nun, dann würden sie enttäuscht werden. Sie hatte schon Mühe, sich die Funktionen der Leute im Gedächtnis zu behalten und das war immerhin etwas Nützliches. Ah, und dann waren da natürlich noch diese Kissen, auf denen sie sassen. Das war irgendwie einfach Lächerlich. Das heftigste aber war das mit dem Jabberwock. Wer zum Teufel nannte sich Jabberwock?!? Hätte es ihr nicht eine Menge Ärger eingehandelt, hätte sie Tränen gelacht. So biss sich sich auf die Lippe, um sich zu beherrschen.
Während die Leute beratschlagten, ging sie sie noch einmal der Reihe nach durch. Die beiden Dämonen, die anscheinend Geschwister waren und die so verdammt ähnliche Namen hatten, dass ihr immer nur Earon einfiel. Der andere war vermutlich sein jüngerer Bruder. Sie fragte sich, wie jung er tatsächlich war, denn irgendwie klang er, als hätte er den Stimmbruch noch nicht hinter sich. Genauer genommen klang er so, wie sie geklungen hatte, als sie sich mit dreizehn in den Kopf gesetzt hatte, sie müsste von nun an klingen wie die Soldaten, schliesslich sei sie so gut wie erwachsen, bis ihr Vater ihr eine Ohrfeige verpasst und ihr erklärt hatte, dass Mädchen auch als Erwachsene höher sprachen.
Dann Barôn, zwei weitere Dämonen, eine Elfin und eine Zwergin. Die Zwergin überraschte sie. Sie hätte nicht gedacht, dass Zwergen bei sowas mitmachten. Was sie von den Zwergen wusste, wären die meisten von ihnen lieber gestorben, als ihr Volk dauerhaft zu verlassen. Ganz davon abgesehen, dass die Zwerge von allen Völkern Meuchelmörder am stärksten verabscheuten. Was sie aber nochmehr überraschte, war der alte Dämon. Er schien wirklich uralt zu sein, und er bewegte sich auch wie ein alter Mann. Sie kniff die Augen zusammen. Wieso lebte er überhaupt noch? Ihr Vater hatte gesagt, dass manche Familien es nicht mehr so genau nahmen mit dem Rachary. Aber von einem Assassinen hätte sie anderes erwartet.
Schliesslich wandte sie sich an Ran. "Kann ich jetzt gehen?"


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#26

RE: Azura (Verfluchte Wälder)

in Dreitan - das Spiel 02.09.2012 00:02
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Alle Augen zuckten zu Ro hinüber, was zu erwarten war. Ran hätte am liebsten die Augen verdreht. Sie hatte genug Probleme mit Aeron, die so nervös war, dass sie fast ganz als Frau auffiel. Durch die Köpfe der Anwesenden rauschte ein einzelner Gedanke: Was erlaubte sie sich? Wer dachte sie, ist sie? Wie wird Reyla reagieren. Nur Earon lachte sich schlapp in seinen Gedanken und konnte auch nach aussen sein Lachen nur mit einem breiten hämischen Grinsen zurückhalten. Jetzt waren alle Augen auf Ran gerichtet. Sie sah sie nur warnend an. Fast hätte sie gesagt Vorsicht, ich kann eure Gedanken lesen, aber sie liess es bleiben. "Dimwije, führ sie bitte in den Schlafraum neben meinem und bring ihr bitte alles, was sie braucht", sagte sie stattdessen und ein ganz in Weiss vermummter Dämon liess sich von einem der Balken an der Decke fallen. Er landete hinter ihr auf die Knie und hielt den Kopf gesenkt. Dann stand er auf und deutete Ro wortlos ihr zu folgen. Die Versammelten warteten, bis sie den Raum verlassen hatten. Und Reyla erklärte ihnen in fünf weiteren Sätzen, wie ihr Vorhaben aussah, dann kam der nächste Punkt in der Tagesordnung: Die Unzufriedenheit der Clans.
Dimwije führte Ro aus dem Raum, dann zu der Linken Wand im Foyer, wo eine Tür kaum zu erkennen war. Er öffnete sie und trat ein. Ein weites Treppenhaus lag vor ihnen und er führte sie in den zweiten Stock. Sie kamen statt in einen Korridor in einen kleinen Saal von dem aus fünf Türen führten. An der westlichen Wand war nur eine Tür an den anderen je drei. Er wies ihr eines der Zimmer zu, die am nächsten der westlichen Wand waren. "Braucht ihr noch etwas?", fragte er mit unmerklicher, aber nicht leiser Stimme und leuchtenden grünen Augen.
Nach einer Stunde waren sie endlich fertig. Ran wartete bis die Clanführer sich mit ihr verabschiedet hatten und gingen. Zurück blieben nur sie, Aeron, Earon, Danwey und Karim. "Also", meinte Danwey seufzend. "Gute Nacht, Schönheit", sagte er scherzhaft und küsste ihre Hand. Sie lachte erschöpft und er zwinkerte ihr zu. "Mach dir nichts draus. Du warst wunderbar, aber dass hast du ja selber gesehen." Er verliess den Raum. Er hatte also gemerkt, dass sie ihre Gedanken ständig im Auge behalten hatte."Gute Nacht Reyla", meinte Karim missmutig. "Nächstes Mal, pass auf, dass du die Leute von Ausserhalb über den Stolz der Assassinen aufklärst... Ansonsten schadest du dir nur selber." Bevor er weiterreden konnte unterbrach sie ihn in dem sie ihm gute Nacht wünschte, woraufhin er wortlos den Raum verliess. Aeron verabschiedete sich auch und nur Earon blieb unter dem Vorwand, noch etwas mit ihr bereden zu müssen.


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#27

RE: Azura (Verfluchte Wälder)

in Dreitan - das Spiel 02.09.2012 00:46
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Nein, ich habe alles, was ich brauche", sagte Ro, nickte dem Assassinen zu, trat in den Raum und schloss die Tür hinter sich.
Das Zimmer war nicht unbehaglich eingerichtet, mit einem Bett, zwei Hockern, einer Truhe, einer brennenden Laterne und einem Wandteppich. Es brannte zwar kein Feuer im Kamin, aber es war auch nicht kalt. Sie seufzte. Ein Raum mit kargen Steinwänden oder ein Platz im Freien wären ihr lieber gewesen. Hier würde sie aufpassen müssen, und nicht alles ausprobieren können, wenn sie nicht die Einrichtung zu Kleinholz machen wollte.
Sie schob die Hocker zur Seite und setzte sich mit überschlagenen Beinen vor dem Kamin auf den Boden. Langsam zog sie den Säbel und legte ihn über ihre Knie. Die Klinge glänzten und die Runen waren gestochen scharf. Für eine lange Weile sah sie sie nur an, dann begann sie zu sprechen, zählte sie auf, sagte sie immer und immer wieder. Vor ihrem inneren Auge erschien der Text der Schriftrolle, die sie noch immer in ihrem Seesack bei sich trug, aber seit jenem Tag in der Höhle nicht mehr geöffnet hatte. Sie brauchte sie auch jetzt nicht zu öffnen. Sie konnte sie auswendig.
Das Prinzip der Energie. Der Säbel konnte Energie abgeben. Vor allem aber - denn dazu war er geschaffen - konnte er Energie aufnehmen. Verschiedenste Formen von Energie. Magie genauso wie die Lebensenergie derer, die er tötete. Deshalb hatte sie damals damit den Schild des Magiers in Murgird zerschlagen können. Er hatte schlicht und einfach so lange von ihm gezehrt, bis er zerbrach. Und dabei war er damals gar nicht in dem Sinne aktiviert gewesen. Denn dann hätte sie den Schild mit einem Hieb zerstört.
Während sie weiter die Worte vor sich hin sang, legte sie ihre Finger um den Griff. Dann sprach sie ein Wort laut und Konzentrierte sich mit aller Kraft darauf. Ihre Wahrnehmung veränderte sich. Sie spürte die Energie des Säbels wie die Wärme einer Laterne. Aber da war noch mehr. Sie begann die Energie um sie herum zu spüren. Nicht wo sie war, oder was sie war, nur dass da welche war. Und zwar viel. Je länger sie sich darauf Konzentrierte, desto sicherer war sie sich, dass es mehrere Ebenen von Energie geben musste. Sie nahm eine oder zwei davon wahr, aber irgendwo darunter verbarg sich noch etwas.
Sie sprach noch ein Wort. Hätte sie versucht, es zu übersetzen, wäre sie vermutlich auf "saugen" gekommen. Der Säbel begann Energie an sich zu ziehen. Zuerst nahm sie in der Umgebung keine Veränderung wahr. Dann begann sie zu frösteln. Als sie die Augen öffnete, sah sie, dass ihr Atem eine Wolke bildete. Schnell brach sie den Befehl ab. Nachdenklich sass sie da und wickelte den Umhang enger um sich. Wärme war also Energie. Das war zwar interessant, aber recht unpraktisch, schliesslich wollte sie im Kampf nicht erfrieren. Was aber, wenn sie den Sog auf etwas bestimmtes richten könnte? Dann könnte sie einen Gegner einfrieren lassen, zumindest theoretisch. Sie schauderte. Zum Teufel, das war keine faire Art zu kämpfen. In diesem Moment verabscheute sie sich selbst zu tief, dass sie überhaupt darüber nachdachte.
Dennoch stand sie auf, nahm ein Stück Holz aus dem Korb neben der Feuerstelle und legte es in den Kamin. Dann setzte sie sich wieder, richtete die Säbelspitze auf das Scheit, konzentrierte sich angestrengt darauf, und sprach das Wort abermals. Zuerst wollte es ihr nicht recht gelingen, und es wurde noch kälter, doch nach einer Weile war es, als würde der Säbel - oder sie selbst, sie konnte es nicht genau benennen - begreifen, was sie wirklich wollte. Die Energie, die zuvor wie aus einer Wolke geströmt war, wurde zu einem Band zwischen der Säbelspitze und dem Holzscheit. Zuerst floss sie schnell. Das Scheit überzog sich mit Reif. Dann begann die Energie zäher zu werden. Anscheinend wurde es schwieriger sie zu rufen, je weniger da war.


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#28

RE: Azura (Verfluchte Wälder)

in Dreitan - das Spiel 02.09.2012 01:11
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Ran zog sich eines der Kissen heran und legte sich hin. Ihr Rücken war steif geworden vom langen Sitzen. Sie sah hoch zur Decke und bemerkte, dass zwei der Wächter noch oben sassen. "Ihr da", rief sie, denn sie konnte nicht erkennen wer es war und Gedanken lesen, war ihr zu anstrengend geworden. "Ihr könnt gehen, mit dem hier werde ich schon alleine fertig." Mit einem "Wie ihr befielt Herrin" verschwanden die beiden Assassinen und schlossen den Eingang. Es war still im Raum und Earon setzte sich neben sie.
Er hatte einen Krug Elfenwein geholt und goss sich und ihr etwas davon in einen Kelch ein, wobei er auf der Kante des Tisches sass. "Was willst du?", fragte sie genervt. Sie war nicht in der Stimmung noch viel zu reden. Sie fühlte sich ohnehin so, als würde es kein übermorgen mehr geben. "Dich", antwortete er scherzhaft. Sie sah ihn zuerst nur ausdruckslos an und nahm den Kelch entgegen. Nach einem schluck, sah sie ihn skeptisch an. "Nein ehrlich jetzt, was willst du?", fragte sie erneut. "Na dich", antwortete er und sah ihr tief in die Augen. Sie verschluckte sich beinahe. Warm, der Wein war warm und schmeckte fruchtig. Sie gab ihm den Kelch zurück und er trank ihn ganz aus, dann schenkte er nach. "Das geht nicht", antwortete sie. "War das alles was du wolltest?" Er nickte, währendem er einen Schluck nahm und ihr den Kelch wieder. Diesmal trank sie ihn leer. Sie fragte sich, ob er wohl auch so warm war wie der Wein, ob er auch so schmeckte wie der Wein und schalt sich für diesen Gedanken, den er gelesen hatte. "Nein ich bin kalt wie Eis", antwortete er lachend. Sie knurrte nur etwas. Und drehte sich auf die Seite. "Wieso geht es nicht?", fragte er näckisch. "Vor fünfzehn Jahren ging es doch auch." Sie erstarrte. "Wie bitte?", fragte sie und drehte sich zu ihm. Sie erschrak für einen Moment, denn sie hatte nicht gemerkt, wie nahe er ihr gekommen war. Er hockte direkt neben ihr. "Tu nicht so, als würdest du dich nicht erinnern", sagte er und lächelte schwach. "Es reicht sich daran zu erinnern", fauchte sie. "Ich bin jetzt nicht mehr die Enkelin eines Clanführers, ich bin selber ein Clanführer und der Westliche Drache. Glaubst du ernsthaft, dass so etwas als Gut empfunden wird?" - "Nein." - "Dann lass mich. Ich bin genervt. Ich kann heute nicht mehr", sagte sie und stand auf. Er richtete sich ebenfalls auf und nahm sie in die Arme. "Ich habe nur Angst, dass es kein Übermorgen mehr gibt und dass die Magier dich mir wegnehmen", sagte er. "Wenn es sein muss, dann nehme ich seine Stelle ein." Sie lachte. "Du willst wirklich versuchen deinen Vater zu töten?" Ein Nicken. "Lass es sein, Earon." Sie befreite sich von ihm und ging in ihr Zimmer. "Geh schlafen, du hast zu viel getrunken, mein Guter", sagte sie ihm zum Abschied und liess ihn stehen.
Als sie an Ros Raum vorbeiging spürte sie einen kalten Hauch aus dem Raum kommen. Im nächsten Moment absorbierte etwas ihre Energie, zwar nicht viel und nur langsam, aber sie merkte es trotzdem. Sie übernahm die Kontrolle über ihren Energiefluss und klopfte an Ros Tür.


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#29

RE: Azura (Verfluchte Wälder)

in Dreitan - das Spiel 02.09.2012 20:56
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Sei fokussierte ihre gesamte Konzentration auf das Holzscheit und auf das Gefühl des ziehens, als würde sie einen schweren Stein an einem Tau zu sich zerren. Oder als würde sie ein Stück Stoff zerreissen. Denn sie zerrisss etwas. Sie zerriss das natürliche Gefüge der Welt mit dem, was sie tat. Sie tötete, und es war mehr als ein Leben, es war der Tod eines Stück Raums.
Die Energie im Holz wurde immer dünner, immer schwächer. Und als würde ein Stoff fadenscheinig und durchsichtig, begann sie das darunter zu sehen. Es war eine andere Art von Energie, was sie dort spürte, als hätte sie eine andere Farbe oder einen anderen Geschmack. Und im Gegensatz zur Wärme war sie nicht im und um das Holz herum, sondern irgendwie fest mit der Struktur des Holzes verbunden und völlig starr. Aber nichts war völlig starr. Alles bewegte sich wenn man es zwang. Also würde sie es zwingen. Sie zog. Immer stärker. So lange, bis sie das Gefühl hatte selbst zu zerreissen. Ihr Geist wurde zu einem gespannten Faden. Aber das Holz zerriss zuerst. Seine Struktur zerfiel, zerbrach in Einzelteile, und plötzlich floss die Energie, so stark, dass es sie beinahe hintenüber warf.
Keuchend riss sie die Augen auf. Das Blut rauschte in ihren Ohren. Die Welt setzte sich aus Splittern zusammen. Erst jetzt bemerkte sie, wie kalt es im Raum war. Reif lag auf allen Oberflächen, selbst auf ihren Haaren und Wimpern, sie spürte ihre Finger nicht mehr. Die Laterne war ausgegangen. Langsam drang ein pochendes Geräusch durch das Rauschen in ihrem Kopf. Sie begriff, dass jemand an die Türe klopfte, vermutlich schon eine ganze Weile lang. Ihr fehlte jedes Gefühl für Zeit.
Langsam stand sie auf, steckte den Säbel in die Scheide und trat an den Kamin. Sie tastete nach dem Scheit, doch da war kein Holzstück mehr. An seiner Stelle lag ein Häufchen Asche. Sie begriff. Feuer war Energie. Es war Licht und es war Wärme. Deshalb war die Laterne ausgegangen. Feuer entstand, wenn Holz zu Asche wurde. Also hatte die Struktur des Holzes Energie und die der Asche keine, oder zumindest viel weniger. Sie hatte die Energie aus dem Holz gesogen, und deshalb war es zu Asche geworden. Sie liess den feinen Staub durch ihre Finger rinnen.
Wieder hörte sie das Klopfen. Sie begriff, dass sie aufstehen musste und die Tür öffnen. Vorsichtig tastete sie sich durch den stockfinsteren, eiskalten Raum zur Tür. Wenn es irgendwie möglich war, musste sie lernen genauer zu fokussieren. Die Kälte machte sie zu langsam in einem Kampf.
Sie griff nach der Türfalle und öffnete. Einen Augenblick lang blendete sie das helle Licht und der warme Luftstrom, der hereinquoll, brannte quälend auf ihren Wangen. Dann erkannte sie Ran. Fast schlafwandlerisch langsam holte sie Luft und fragte: "Was ist?"


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#30

RE: Azura (Verfluchte Wälder)

in Dreitan - das Spiel 02.09.2012 21:02
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Ran sah sie verstört an. "Was übst du da? Wieso ist es so kalt? Die Tür ist schon fast vereist, da dachte ich du probierst irgendwelche komischen Sachen und verletzt dich noch selber", sagte sie, aber redete weiter, bevor Ro etwas entgegnen konnte. "Nein Quatsch, eigentlich wollte ich dir nur erklären, wie wir morgen vorgehen", sagte sie lächelnd. "Hast du kurz Zeit?"


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