Ran trat in den Raum. "Schon gut, kein Problem", sagte sie und atmete tief ein. Sie liess neue Energie in den Raum fliessen, sodass es schon merklich wärmer wurde. "Später kannst du dann weiterüben", sagte sie und setzte sich auf einen Hocker. "Also was du eigentlich machen musst, ist nicht kompliziert. Wir gehen als Händler nach Navrila, die Drachen bringen uns dorthin. Danwey und Elairon werden herausfinden wo genau sich die Magier aufhalten und wie viele es sind. Du und die Zwillinge Aeron und Earon kümmert euch dann um die Lakaien, den Anführer übernehmen ich und Danwey. Elairon wird sich euch dreien anschliessen und wenn ihr fertig seid, stösst ihr weiter zu uns vor. Die Wachen der Stadt lasst ihr aber in Frieden, genauso wie die Bewohner, ausser sie gehören zu dem Magierring. Das ist jedenfalls die Kurzfassung. Hast du noch Fragen?", erzählte sie schnell. Sie wusste, dass sie ziemlich schnell geredet hatte, aber eigentlich wollte sie viel lieber mit jemandem über andere Sachen reden. Sie wusste aber, dass Ro eh kein Interesse gehabt hätte, da sich Ro anscheinend für nichts interessierte. Das merkte man schnell. Sie war nicht oberflächlich, aber sie war auch nicht sonderlich an ihrem Umfeld interessiert, ob es sich dabei um Lebewesen, oder Sachen handelte war egal. Es schien so, als würde sie alles Fremde und Unbekannte als Feind ansehen. Ran juckte es in den Fingern Ro zu zeigen, wie man Energie am effizientesten absorbierte, aber sie wusste, dass Ro sie nicht um Hilfe bitten würde und ihr Hilfe anzubieten wäre sinnlos, denn sie würde höchstwahrscheinlich ablehnen.
Dann merkte Reyla, wie gerne sie doch einen Schüler hätte. Sie seufzte innerlich. Wenn sie mit Ro fertig war, würde sie sich sofort in Narums Zimmer begeben und es nach seinem Tagebuch absuchen. Sie wusste, dass er eines hatte. Ihr Meister hatte schliesslich immer hineingeschrieben und ihr ab und zu daraus vorgelesen. Sie erinnerte sich an die Zeit und bereute es, dass er ihretwegen wahnsinnig geworden war und das sie alles hatte vergessen müssen. Aber am meisten bereute sie, dass er tot war. Er ist nicht tot, klang eine vertraute Stimme in ihrem Kopf. Du kennst Narum. Du hast nur einen Ersatzkörper zerstört. Sein echter liegt in Loney. Und seine Seele hat er dir ja gegeben. Sie hörte den gelangweilten Unterton heraus. Nach aussen tat sie aber so, als würde sie auf Ros Antwort warten. Wobei sie sicherlich seit ihrem Erscheinen vor der Tür ziemlich geistesgestört wirken musste. Sie war auch verwirrt. Zum Teil wegen Earon, aber zum Teil auch wegen ihrer Erinnerungen an ihre Vergangenheit.

Ran sah sie überrascht an. "Wie bitte?", fragte sie. Das war so ziemlich das letzte was sie erwartet hätte und irgendwie traf es einen gewissen Nerv. Sie mochte zwar eine Assassine sein, aber Gewalt verabscheute sie und sie respektierte und liebte alles Leben um sich. "Ich, eehm ich verachte sie nicht? Ich meine, wieso sollte ich? Ich verachte gar nichts. Ich mag nur Wesen nicht, die glauben Magie sei etwas, das unnatürlich ist, etwas wie eine Krankheit, die man auslöschen muss. Und ich mag Wesen nicht, die etwas behaupten, ohne zu wissen, ob es stimmt oder nicht. Ich mag Wesen nicht, die alles um sie herum nur mit Vorurteilen sehen... Und um auf das eigentliche Thema zurück zu kommen. Ja dein Teil der Aufgabe ist es dort hinzugehen und alle Magier, die zu den "bösen" Magiern gehören abzuschlachten. Und das NUR diese Magier, die anderen nicht." Sie fühlte irgendwie eine Spannung in der Luft. Eine Spannung, die von einer dunkler Energie herrührte. Energie voller Hass und Abscheu. Woher sie genau kam konnte sie nicht ausmachen, dafür war sie zu durch den Wind und zu erschöpft.

Sie seufzte. "Ich kämpfe nicht mit Magiern gegen Nichtmagier. Ich kämpfe mit Assassinen gegen Magier. Sehr mächtige Magier. Assassinen beherrschen nicht die Magie im Sinn, wie sie die Magier beherrschen. Und wie es scheint ist die Magie wirklich verloren gegangen. Früher konnte sie jeder lernen, denn jeder ist dazu in der Lage. Es ist nicht mein Fehler, wenn sich jemand nicht bemüht etwas herauszufinden, das ihn umgibt, mit dem er Tag täglich zu tun hat. Man muss nicht ein Magier sein um gegen Magie anzukommen... Ist es unfair, wenn ein Tieger seine Krallen und Zähne gegen ein Kaninchen einsetzt? Ich glaube nicht. Ich wurde mit Magie geboren und habe den grössten Teil meiner Jahre damit verbracht sie zu erlernen, zu verstehen und zu gebrauchen. Es ist nicht meine Schuld, wenn sich jemand dagegen entscheidet, wenn jemand einen anderen Weg wählt. Ich habe Magie erlernt, das ist war. Grausame Magie, aber auch hilfreiche. Magie die anderen hilft, die heilt und erschafft. Aber dafür musste ich ebenfalls einen Preis zahlen. Nichts bekommt man umsonst. Ein Schwertmeister, der sein Schwert gegen einen Soldaten mit kaum Erfahrung zieht, ist kein grausames Monster. Auch er musste einen Preis zahlen um ein Meister zu werden. Diejenigen die sich aber für nichts interessieren, ihr Leben einfach so vor sich hinleben, ohne zu hinterfragen, ohne sich zu bemühen, sind selbst Schuld, wenn sie als wehrlose Beute dastehen. Auch ein Hase versucht sein Bestes um einem Tieger zu entkommen, er ist schnell, schlägt Hacken und hat Tunnel, in die der Tieger nicht vordringen kann. Verstehst du was ich meine? Magie ist keine zerstörerische Waffe, die man einfach so schnell aus einer Kiste holen kann, zahllose Leben damit auslöscht und sie wieder in die Kiste stellt. Man muss hart arbeiten um sie zu lernen, man muss lernen sie zu verstehen und man muss wissen was sie ist. Ein Magier muss meist mehr Opfer bringen, als ein Schwertmeister", sie machte eine Pause und rieb sich die Augen. "Ich verachte das Leben nicht. Ich liebe es und darum beherrsche ich Magie, denn sie ist Leben. Und ich gebrauche sie nicht einfach so, um Existenzen auszulöschen, wenn mir danach ist. Man muss einen Preis zahlen, wenn man Magie anwendet. Jeder Magier muss das... Verstehst du mindestens etwas von dem was ich sage? Ich meine damit nicht, dass du dumm bist, sondern ob du auch meine Sichtweise verstehen kannst."

(Ach verdammt ich mache immer diesen Fehler -.- ... und war schreibt man mit "r" nicht mit "s" )

Ran schüttelte langsam den Kopf. "Nein, das hast du nicht. Aber ich kann nicht ändern was ich bin und ein Hase und Tiger können es genauso wenig. Soll der Tiger, nur aus Fairness gegenüber dem Hasen, sich in kleine Löcher zwängen und Karotten essen? Und ist der Hase nicht frei? Du behauptest, ich sei grausam und verachte das Leben - genauer gesagt Nichtmagier - weil ich mit Magie kämpfe. Aber weisst du wieso ich kämpfe? Weisst du überhaupt mit Sicherheit, dass ich NUR mit Magie kämpfe? Und weisst du wieso Nichtmagier gegen Magier kämpfen? Du siehst dass ich Magie gebrauche und mein Gegner nicht, darum nimmst du an, dass ich nur Magie beherrsche und ungerecht anderen Wesen gegenüber bin. Hast du aber daran gedacht, das ich angegriffen wurde, oder er Hass mir gegenüber empfindet, weil ich Magie beherrsche? Du fragst nicht, du beobachtest nicht über längere Zeit und du versuchst nicht zu verstehen. Ich gebe zu, das Beispiel mit dem Hasen und dem Tiger war nicht das beste, denn jedes Lebewesen kann Magie beherrschen. In deinen und in den Augen vieler ist auch ein Assassine ein ungerechtes Wesen. Wir töten für Geld, das ist alles was man über uns weiss. Aber man weiss nicht wieso, man weiss nicht wie und für wen. Geld ist unsere Belohnung, wir brauchen es um am Leben zu bleiben, um uns Nahrung zu kaufen. Aber wir töten keine Unschuldigen, wir töten für unsere Herrscher, töten diejenigen die sie angreifen. Natürlich sind auch wir Angreifer. Und wer angreift, muss mit Widerstand rechnen, mit dem schlimmsten. Ist es also unfair, wenn wir gegen sie Magie anwenden, oder sind sie einfach nur so ignorant zu glauben, dass ein Angriff ohne Konsequenzen bleibt, ob mit oder ohne Magie?", sie seufzte. "Du hast ausserdem gesagt, du hättest kein höheres Ziel. Im Grunde hat das niemand. Das höchste Ziel ist es seine Ideale zu verteidigen. Aber ein Ziel ist es auch seine Bedürfnisse nach Belustigung und Erfüllung, Abwechslung, oder Sucht zu befriedigen. Jeder hat ein Ziel, wenn er kämpft, ob mit oder ohne Waffe. Sei es auch nur um den Hunger zu stillen. Ich töte aber nicht aus Abscheu und ich kennen keinen Abscheu, auch wenn es lächerlich klingt. Ich kämpfe weil ich der Überzeugung bin, dass meine Welt nur existieren kann, wenn die Welt um mich herum im Gleichgewicht ist. Und sie gerät aus dem Gleichgewicht, wenn die Magier die Überhand gewinnen. Und jedes Ziel, egal wie edel, oder nobel, oder hoch es auch scheint, hat einen egoistischen Kern, denn jedes Wesen denkt für sich. Wenn jemand seine Familie beschützt, dann nicht ihretwegen, sondern seiner, denn er will nicht allein sein, will nicht den Schmerz des Verlustes spüren, das ist das Ziel, nicht das Wohl anderer."

Sie atmete hörbar aus. "Wenn ich kämpfe versuche ich Magie zu vermeiden, wie jeder andere Magier, der noch bei Verstand ist. Ich bin zufälligerweise nicht lebensmüde. Aber du wüsstest was für Folgen Magie für den Benutzer hat, wenn du nur ein bisschen die Augen aufmachen würdest. Und ich vertrete nicht das Gleichgewicht. Ich brauche es und will es. Ich schreibe niemandem vor, was er sich unter Gleichgewicht vorstellen muss oder soll. Ich vertrete mich und meine Vorstellungen, nichts anderes", sie grinste. "Genauso dumm wäre es zu behaupten, dass du Kampfeslust vertrittst. Nicht alle verstehen Mordlust und die Gier nach Kampf in dem Sinn wie du. Das ist ein Punkt den du mit den Menschen und Dämonen teilst. Du steckst alles in eine Kiste und siehst nur die Spitze vom Eisberg... Aber es bringt nichts über solche Sachen zu diskutieren. Ausserdem, wie alt bist du?", Ran stand auf und ging zu Tür, wo sie auf die Antwort wartete. Sie hatte keine Lust mehr ein solches Gespräch zu führen, es war etwas, dessen niemand der gleichen Ansicht war. Jetzt rief sie Narums Tagebuch. Sie wollte es finden, bevor der Morgen kam.