"Möglicherweise", meinte Machek, kniete sich hin und legte zwei Finger auf die Wunden. Was ihn unsicher machte, ob es gelingen würde, war nicht das Gift selbst. Magie aufzuspüren war für ihn nicht schwierig, und wenn er sie einmal aufgespürt und analysiert hatte, würde er sie auch unschädlich machen können. Auch wenn er nicht reparieren konnte, was sie bereits angerichtet hatte, denn die Heilmagie war eines derjenigen Gebiete, auf denen er ziemlich unbegabt war.
Es schleuste seinen Geist über die Berührung in Ro's Körper und durchdrang das Gewebe um nach der Magie zu spüren. Schnell fand er sie am Werk, eine langsame, aber stetige Kraft, die die Zellen zerstörte. Er begann sofort damit, sie aufzuhalten, aber dazu musste er selbst auf die Zellen zugreifen. Und genau sofort geschah das, was er befürchtet hatte: Ro warf ihn hinaus.
Er versuchte es noch zweimal genauso erfolglos, dann verlor er die Geduld und verpasste ihr eine Ohrfeige. Tatsächlich kam sie aus dem Dämmerzustand, in den sie abgeglitten war, zu sich und würgte. "Hör auf damit!", fuhr er sie an. "Oder es wird dich von innen her auffressen, bis du löchriger bist als ein reifer Käse!"
Sie grinste schwach. "Vergiss es. Keine Magie."
"Das ist bereits Magie", herrschte Machek sie an. "Also benutz mal deine Vernunft!"
"Das is Magie?" Sie versuchte nach dem Heft ihres Säbels zu greifen und ihn zu ziehen, aber in den abgebunden Armen hatte sie kaum Kraft und wenig Gefühl. "Kann mir mal jemand den scheissverdammten Säbel in die Hand geben?!"

"So blöd bin ich auch wieder nicht", murmelte Ro und senkte die Säbelklinge in eine der Wunden. So vorsichtig dabei auch zu sein versuchte konnte sie nicht völlig verhindern, dass sie sich schnitt, aber das war das kleinere Übel. Sie verband sich mit dem Säbel und zog. Glücklicherweise war Magie immer das, was zuerst kam, dennoch spürte sie, wie Kälte sich in ihren Armen ausbreitete. Gut, das kam vielleicht auch nur davon, dass kaum noch Blut in ihnen floss.
Die Magie, die der Säbel aufsog schmeckte ekelhaft, wie ein bitterer Schleim. Wäre ihr nicht schon schlecht gewesen, wäre es ihr geworden bei dem Gedanken, dass dieses Zeug in ihr drin war.
Schliesslich hatte sie das Gefühl, alles erwischt zu haben, denn alles, was noch kam, war Wärmeenergie. Sie nahm den Säbel wieder von ihrem Arm weg, wobei sie sich wieder ein Stück einschnitt. Als Ran die Stoffetzen wegnahm, drückte Blut aus der Wunde und mehr aus Reflex als aus einer Idee ihres immer noch halb vernebelten Verstands, drückte Ro den Mund darauf und sog.
Machek sah sie sehr befremdet an. "Was denn?", fragte sie gereizt und mit blutverschmierten Zähnen. "Es in den Boden fliessen zu lassen wäre Verschwendung."
Machek sagte nichts dazu.

Ro hielt still, während Ran sie verband und hielt Ausschau nach Moskitos, konnte aber weit und breit keine entdecken.
Machek musterte sie eine Weile lang und meinte schliesslich: "Dir ist schon klar, dass deine Vorgehensweise irrational ist, oder?"
"Was?", fragte Ro relativ verständnislos.
"Naja, du willst keine Magie, aber was ist denn das, was du da gemacht hast, anderes als Magie?"
Scheisse, da hatte er nicht ganz unrecht. Aber auch nicht recht, wie Ro schnell klar wurde. "Antimagie", antwortete sie. "Ich mache nichts. Ich nehme nur etwas weg."

"Aber ich will nicht, dass irgendwer anderes irgendwas in mir bastelt, verdammt!", beharrte Ro. "Wenn schon, dann ich selber. Aber... bäh, wenn jemand einfach so in einem herumwerkelt, das ist wie... wie..."
Ihr fiel kein passender Vergleich ein.
"Auf jeden Fall finde ich es eine absolut hässliche Vorstellung."

"Doch, wieso?", fragte Ro. "Gegen Mediziner und Ärzte hab ich ja nichts. Die tun nur Dinge, die ich sehe."