"Nein", meinte Ran und führte sie den Weg entlang zum Hauptgebäude. "Ich muss zuerst einen Fährmann holen und meine Ankunft bekannt geben. Dann brauchen wir noch den Schlüssel zum Bootshaus am Fluss", erklärte sie. Bevor sie jedoch das Gebäude erreichten kam ihnen Karim entgegen und begrüsste seine Enkelin mit einer Umarmung. "Karim", meinte Ran erstaunt, "Was machst du hier?" Der Dämon lächelte. "Ich bin vor einigen Tagen hier angekommen. Es war an der Zeit, dass einer der Clanhäupter wieder nach Azura zurückkehrt."
Ran stellte Ro und Machek vor und ihnen ihren Grossvater Karim. "Kommt rein, ich lasse einen Fährmann rufen und ein Boot bereit machen", sagte Karim und lud sie ein einzutreten. "Wie geht es dir Ran?", fragte er als er die Besucher hinein, um eine Ecke in einen Empfangsraum führte. "Gut. Und dir, Karim?"
"Ebenfalls... Hast du Neuigkeiten aus dem Osten?"
"Nicht wirklich... Ich war in Drez die letzten paar Tage", meinte sie leicht verlegen.
"Und Neuigkeiten aus Drez?", fragte er neugierig weiter.
Ran lachte. "Deine Höhle ist Schrott!" Karim lachte mit. "Und sonst Neuigkeiten?"
"Später", meinte Ran lächelnd. Karim liess einen Assassinen, welchem sie auf dem Weg begegnet waren, den Fährmann seine Befehle überbringen.
Schlussendlich sassen sie im bereits genannten Empfangsraum auf weichen Kissen und Karim schenkte Tee ein.

Karim nickte. "So ist es. Der Assassinen des Westlichen Drachen. Wir nennen sie Azura", antwortete er. Er vertraute Fremden zwar nicht, doch der Mann wusste bereits wo er war.

"Nun, das freut mich", meinte Karim freundlich. Er fragte sich mit welchen Assassinen der Mann genau Kontakt hatte, mit denen des Westlichen oder denen der anderen Drachen? Doch er fragte nicht nach, da er nicht sicher war, wie viel der Mann über die Assassinen wusste. "Es ist schön zu hören, dass wir doch nicht vollends in Vergessenheit geraten sind."

"Das in Eyni war ein Auftrag, den die Assassinen des Östlichen Drachen von den Herrschaften Eynis erhalten haben", erwiederte Karim freundlich. "Ihr müsst verstehen, dass wir nichts 'veranstalten'. Wir sind nur Werkzeug, salopp gesagt. Wir verkaufen unser Wissen und unser Können. Auf welche Art und wie genau es eingesetzt wird, mit welchen Motivationen und unter welchen Umständen, liegt nicht an uns, sondern unseren Kunden."
Karim hatte von den Explosionen in Eyni gehört. Doch er mochte es nicht, für etwas beschuldigt zu werden, was nicht auf seinen Mist gewachsen war. Eyni war eine Tragödie gewesen; für die Angreifer; doch es war ein Auftrag der Regierung Eynis und ein Assassine ist nicht in der Lage den Befehl des Adels zu missachten, ansonsten wird er als Abtrünniger ver- und gejagt. Nebenbei war die Mission ein Erfolg gewesen. Die Bevölkerung Eynis war in Sicherheit, genauso wie die Adelige und die Angreifer konnten sie weder Verfolgen, noch die Stadt einnehmen.

Karim lächelte, da er selten lachte. "Ihr müsst wissen, dass wir Assassinen die Jahrhunderte überlebt haben, auch wenn es solche Geschehnisse gab. Wir leben für Kriege, denn Waffen werden nur in Kriegen gebraucht... Aber denkt ihr in allem Ernst, dass eine Armee aus einfachen Söldnern und Soldaten gegen das der Assassinen ankommen könnte? Wir sind meister der-", er wurde von einem Räuspern unterbrochen. Karim hob den Blick und entdeckte den Boten, den er geschickt hatte einige Schritte hinter seinen Gästen stehen. "Ist der Fährmann bereit?", fragte er ihn. Der Junge nickte. "Verzeiht die Unterbrechung Herr."
"Ist in Ordnung Junge... Wollt ihr sofort aufbrechen oder noch eine Weile rasten?", fragte er dann an Ro, Machek und Ran gerichtet. Bevor die anderen etwas erwidern konnten meldete sich Ran zu Wort. "Ich danke dir für deine Gastfreundschaft, Grossvater. Wir werden sofort aufbrechen, da noch ein langer Weg vor uns liegt", sie erhob und verneigte sich kurz zum Abschied.
Ihre Worte waren mehr für den jungen Assassinen gedacht, als für Karim, da der Clan und die Assassinen Azuras ihren Übertritt zu Loney nicht gerade mit Freude aufgenommen hatten. Sie sollten ein gutes Bild von ihr wahren und wenn Ro weitermachte mit ihrem Spott, fiele das auch auf sie zurück, da sie sie nach Azura gebracht hatte. Und sie brauchte die Gunst des Clans im Moment mehr als zuvor.
Wie Karim gesagt hatte, es waren die Assassinen im Osten, Najas Leute, die das Schwarzpulver geliefert hatten. Naja war ihre Schwester, was einige wussten und wenn die Assassinen angegriffen wurden, wie Ro es bemerkt hatte, dann würde man von Ran erwarten Partei zu ergreifen. Und falls man sie gegen Azura glaubte, könnte das böse Folgen haben. Naja, jedenfalls, würde von ihnen an den 'Feind' ausgeliefert werden.
Ran schluckte, als Karim sie ansah. Sie konnte in seinem Blick erkennen, dass er genau wusste, was sie gedacht hatte. Er kam zu ihr und umarmte sie. "Du bist uns stets herzlich willkommen, Randreyah", sagte er laut. "Pass auf dich auf. Und lass dich in Loney ab und an blicken... Ausserdem schuldest du mir die Nachrichten...", fügte er so leise hinzu, dass nur sie es hören konnte. "Ich werde euch zum Fährmann geleiten", sagte er wieder so, dass es alle hören konnten.