Ran hob die Augenbraue. "Mine Trotzphase?" Was zum Henker erlaubte sich Ro eigentlich? "Wir kehren um und du kannst dann sehen, wie du Nagareth findest", knurrte sie wütend.

"Mein lieber Veray, hat aber vergessen, dass du vom Grundstück deines Clans und deren Verbündeter verbannt bist. Und ich brauche keinen zweitklassigen Bodyguard, der nicht einmal sein Mundwerk unter Kontrolle hat, geschweige denn andere Dinge."

"Das kann ich nur erwidern", meinte Ran fauchend.
Triwan hatte das Boot angehalten und sah den beiden zu. Wieso zum Teufel mussten sie jetzt einen Streit anfangen? Konnten sie nicht damit warten, sobald sie am Festland angekommen waren? Das Boot schwankte jetzt schon verdächtig und er hatte keine Lust ihretwegen im Wasser zu landen.
Triwan hatte aber ein paar recht interessante Informationen mitbekommen.
Diese Ro war auf ihrer Sewerjakza, schien etwas gegen Randreyah zu haben, doch aus einem anderen Grund reisten sie zusammen. Wahrscheinlich weil sie diesen Nagareth finden wollten, welchen Grund auch immer das hatte... Randreyah tolerierte verdammt viel, wobei er sich nicht erklären konnte, wieso. Aber sie schien etwas mit dem Clan der Schwarzen Festung zu tun zu haben, was über eine Bekanntschaft hinaus ging, doch Triwan war sich nicht ganz sicher was. Merkwürdig... Und was noch merkwürdiger war, war der Mann, welcher mit ihnen still im Boot sass, nichts sagte und nur alles aufmerksam beobachtete. Er war dem Fährmann unheimlich. Er wusste aber auch, dass ihm Ran wahrscheinlich nicht traute. Sie kannte Karim und dieser hatte Triwan angewiesen, seine Enkelin auszuspionieren. Und Triwan wusste, dass Randreyah dies zumindest vermutete, doch auch da war er sich nicht sicher. Jetzt musste er jedenfalls ihr Vertrauen gewinnen und die Informationen sammeln, die er seinem Clanführer liefern musste, auch wenn Karim streng genommen nicht Clanführer war, sondern Ran. Doch der alte Dämon war Clanältester. Ach zum Teufel mit all den Titeln und Verantwortungen! Sie waren nur unnötige Verwirrungsstifter! Triwan konzentrierte sich wieder auf das Gezanke der beiden Frauen.

Triwan zuckte zusammen, als er Rans glockenähnliches Lachen hörte. "Du treibst die Leute um dich herum, wirklich in den Wahnsinn. Kein Wunder sind dein Vater und Liebhaber lieber in den Tod gegangen, als noch mehr ihrer Zeit mit dir zu verbringen."

Im ersten Moment dachte Ran, Ro hätte den Verstand verloren, doch im zweiten fiel ihr ein, dass sie so oder so wahnsinnig war, also hätte sie mit so etwas rechnen müssen. Nur war das Problem mit Leuten, die zum Wahnsinn tendierten jenes, dass sie schwer voraussehbar waren.
Sie überlegte sich in aller Ruhe, währendem sie wie zwei Steine in die Tiefe sanken, was sie tun sollte. Sie konnte relativ lange die Luft anhalten, oder ansonsten die Luft im Wasser sammeln, konzentrieren und dann so atmen, falls nötig, aber Ro würde wahrscheinlich nicht von alleine loslassen.
Ran bezweifelte, dass sie sie dazu bewegen würde, indem sie ihre Hände verbrühte, denn dies wäre am einfachsten gewesen, doch so wie sie Ro gerade einschätzte, würde dies nicht viel bringen. Blitze nutzten unter Wasser herzlich wenig und Schläge und Tritte genauso viel , denn sie wurden durch das Wasser gebremst und verursachten somit schlicht zu wenig Schmerz. Sollte sie also warten, bis Ro das Bewusstsein verlor? Aber das konnte unter Umständen zu lange dauern. Natürlich hätte sie ein Messer ziehen können, doch sie hatte keine Lust sich eine Predigt von Veray oder Vakra oder einem ihrer Clanmitglieder anzuhören, falls sie daneben stach und Ro nicht nur verletzte sondern umbrachte.
Vielleicht sollte sie abwarten, bis sie am Grund angelangten. Dann könnte sie ja weiter sehen.

Triwan beugte sich über den Bootsrand. Verdammt! Wieso mussten sie zuerst so ein Theater veranstalten und sich jetzt noch gegenseitig umbringen? Karim würde sicherlich ihn zur Verantwortung ziehen. Der Fährmann setzte sich verzweifelt hin und wusste nicht, was er tun sollte, doch in dem Moment rauschte etwas von oben hinab ins Wasser. Es war zu schnell, als dass der Fährmann es als Aries erkannt hätte.
Doch der Drache tauchte ab, suchte nach den beiden und musste wieder auftauchen, da er einige Meter neben ihnen in die Tiefen gesprungen war und somit nicht genug Schwung hatte, sie beide heraus zu ziehen, er stiess sich in die Höhe und sauste erneut hinunter in das kalte Wasser.