Der Magier war wie benebelt, konnte nichtmehr klar denken.
"Und...was...was wollt ihr dann?", stammelte er, während sich sein Kopf dumpf anfühlte, wie mit Watte gefüllt.

Die Fee löste sich in glitzerndem Puder auf, welcher den Magier nur noch mehr in ihren Bann zog und setzte sich als leicht bekleidete, menschliche Frau vor ihm zusammen. Natürlich war sie weit davon entfernt ein Mensch zu sein, da ihre Haut glänzte wie poliertes, durchschimmerndes Elfenbein, ihr Köper von feinem Feenstaub umgeben war und ihre Augen wie zwei Jadesteine den Blick des Magiers auf sich zogen. Sie nahm sein Gesicht sanft in ihre Hände und küsste ihn, wild und immer wilder, fühlte wie seine Hände ihren Rücken entlang wanderten und auf ihrem Gesäss stehen blieben. Die Reaktion des Magiers entlockte ihren Lippen ein zufriedenes Grinsen.
Doch ihre Küsse waren nicht von wohlwollender Natur, mit jedem Mal indem ihre Lippen die seinen berührten, ihre Zunge über die seine glitt, entzog sie ihm immer und immer mehr Magie, bis er nur noch ein einfacher, schwacher Mann war. Zwischen zwei Atemzügen, in denen sie sicher war, dass der Mensch in ihren Händen nichts mehr hörte, gab sie ihm Antwort: "Eure Magie" Wobei ihre Stimme so süsslich klang, wie der Flügelschlag eines herabsteigenden Todesengel.
Sie küsste ihn weiter, saugte auch den letzten Tropfen seiner Fähigkeiten aus seinem Körper und löste sich in glitzerndem Puder auf. Genüssliches Lachen ertönte. "Ihr könnt passieren", schallte ihre liebliche Stimme über ihnen und der Wald gab ein weiteres Stück des Weges frei.
Der Magier würde seine Kräfte mit der Zeit zurück bekommen, doch es würden vielleicht mehrere Stunden oder Tage dauern, bis dies der Fall war.

"Was in allen Namen der heiligen Tiergötter war das?", fragte der Spinnenmagier, der zugesehen hatte.
"Ich...w..wa...wei...weiß nicht, was wagga da ich und...dann...ich...Kraft...komisch", stotterte der andere Magier und schwankte auf der Stelle.
Beunruhigt schüttelte ihn der andere. "Hallo, komm wieder zu dir, Mann! Was hat sie gemacht? Was meinte sie mit eure Magie?"
"Ich weiß nicht...ich fühle mich so...kraftlos...so...entleert."
Der Spinnenmagier sah ihn zweifelnd mit gerunzelter Stirn an.
Da stimmte doch irgendwas nicht!

Die Fee tauchte erneut auf, diesmal hinter dem Spinnenmagier. "Wenn ihr nicht weiter geht, werde ich eurer Magie auch nicht widerstehen können", flüsterte sie ihm zu und fuhr mit einem Finger seinem Kiefer nach. "Und wenn auch ihr keine Magie mehr habt, wir der da", sie deutete mit dem Daumen auf den Kokon, "Es recht amüsant finden." Ein böses Grinsen huschte über ihr Gesicht und sie verschwand wieder.

"Komm schon", rief er dem anderen Magier zu, verband einen seiner Fäden mit dem Kokon und schleifte ihn hinter sich her, während er hastig, dicht gefolgt vom anderen Magier weiterging. Er wollte eigentlich nur noch so schnell wie möglich raus aus diesem Psychowald.

Die Fee lachte vergnügt auf, als die Männer davoneilten. Die anderen Feen hatten sich der ersten angeschlossen und tranken das noch warme Blut des Menschen. Keine interessierte sich mehr für die Magier und somit konnten sie ohne weitere Störungen den Wald passieren. Jedoch benachrichtigten die bluthungrigen Waldgeister Azura über den unerwarteten Besuch. Die Assassinen würden ihnen ein der Situation entsprechendes Willkommen bereiten.

Der nächste Tag
Der Skorpionmagier hatte sich so weit erholt, dass er wieder den Stachel aus seinem Rücken wachsen lassen konnte, jedoch ohne den dazugehörigen Schwanz.
"Wird schon wieder", meinte der Spinnenmagier nur solidarisch.
"Heute oder morgen erreichen wir den See.
Dann versenken wir den da", er trat kurz gegen den Kokon, "und bauen uns ein Floß, um nicht direkt durch den Wald zu müssen. Die Feen sollten eigentlich auf dem See nicht anzutreffen sein, nehme ich an."
"Hoffentlich", murmelte der andere nur, über seinen Eintopf gebückt.

Einer der Späher, die Karim losgeschickt hatte sass in einem nahen Baum und beobachtete unbemerkt die beiden Magier. Er fragte sich, was die hier zu suchen hatten. Sein Auftrag lautete jedoch, sie nur im Auge zu behalten, sich ihnen nicht zu nähern oder erkenntlich zu zeigen. Darum trug er auch dunkle, bequeme Kleidung, ein Tuch um den Kopf gebunden und nichts, was das Wappen Azuras oder seines Clans hatte.
Die Feen hatten ihn in bis jetzt in Ruhe gelassen. Wieso wusste er nicht genau, doch jedesmal wenn er im Wald war musste er entweder auf Händen laufen, oder ein dummes Lied aus voller Kehle grölen. Er lehnte sich an den Baumstamm und sah den Magiern zu, wie sie assen. Langsam bekam er selbst Hunger, schalt sich in Gedanken ausser Übung gekommen zu sein und beobachtete die Fremden weiter.

Als sie den See erreicht hatten, töteten sie zunächst den zweiten Krieger, bevor sie sich daran machten, ein Floß zu bauen.
Als sie es fertig hatten, verstauten sie ihr Gepäck darauf un stießen sich vom Ufer ab.
Sie hatten die Hälfte ihrer Truppe verloren und das konnte ihre Mission bereits gefährden. Aber noch konnten sie es schaffen.
Der Skorpionsmagier hatte seine Energie wiedererlangt und in einer halben Woche hätten sie ihr Ziel erreicht, wenn alles gut ging.
Ruhig trieb das Floß vom Ufer weg, hinaus auf den stillen See.

Der Assassine sah ihnen nach und machte sich daran seinen Auftraggeber zu benachrichtigen. Ihr Quartier war in der Nähe und sie kommunizierten von da aus mit Azura durch Brieftauben. Er fragte ich, was die Magier hier gesucht hatten und wieso sie einen Mann zuerst mit geschleppt hatten und dann ermordeten. Hatten sie versucht ihn Waldgeistern zu opfern, damit diese ihnen ihre Kräfte leihen? Alles war möglich.
Am Abend hatte er das Quartier erreicht, seinen Bericht geschrieben und seinem Vorgesetzten abgegeben, welcher ihn dann an Karim schicken würde.