Ran seufzte. "Na gut", sagte sie. "Es geht um zwei Kaufleute die ihr überfallen habt. Die Leute der Verbotenen Wälder können es nicht ausstehen, wenn ihre Bestellte Wahre nicht ankommt." Sie machte eine kurze Pause. "Wir, also die Leute der Verbotenen Wälder, haben ein Abkommen mit sämtlichen Räuberbanden auf den Wegen von Ravi gen Norden. Sie lassen unsere Händler unbeschadet passieren und werden im Gegenzug entlohnt. Es ist die Aufgabe des Westlichen Drachen neue Banden mit dieser "Regel" bekannt zu machen. Und ich bin hier, um dit den Vorschlag zu machen dich ebenfalls daran zu halten. Du müsstest die Wagen mit diesem Zeichen", Earon zog eine Flagge mit dem Wappen Azuras, einem blauen Tiger und Phönix, "verschonen. Wenn du das nicht tust, werden die Leute aus den Wäldern dir und deinen Männern das Leben zur Hölle machen... Und was sagst du dazu?" Ran wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Sie war nicht hier um zu kämpfen, aber Ro machte grade keinen friedfertigen Eindruck.

Ran konnte ihr nur ein Lächeln schenken. "Nein ab jetzt friedliebende Assassine... Wir zahlen kein Geld, oder Gold... Ihr bekommt einen Teil der Waren. Wie zum Beispiel Kleidung, Zelte, Rüstungen und Vorräte... Je nachdem welcher Händler was verkauft... Sind wir im Geschäft?", entgegnete sie ausdruckslos. Seitdem sie ihre Erinnerungen zurück hatte, hatte sie ihre Gefühle verloren. Nicht vollständig natürlich, aber sie waren die meiste Zeit über ausgeschaltet. Sie sah sich die Räuber genauer an. Würden sie sich gegen Azura stellen, würden sie kaum einige Stunden durchhalten. Die Assassinen kämpften nicht mit Magie, nicht nur. Sie waren eine tödliche Kombination aller Kampfstile und sehr begabte Architekten und Handwerker.
Earon sah sich die Frau vor ihm an. Sie strahlte sowohl dämonische, als auch menschliche Energie aus. Er war sich an "Mischlinge" gewohnt, schliesslich waren sie in Azura keine Seltenheit. Mit der Zeit hatte er sogar gelernt sie auseinander zu halten. Aber wer war diese Frau? Dachte sie wirklich, dass die Schauermärchen über die Verfluchten Wälder grundlos erfunden worden waren? Die eigentlichen Geschehnisse in den Wäldern wurden nicht weitererzählt, da sie kein Fremder überlebte. Man konnte also sagen, dass die Gruselgeschichten um die "Monster" der Wälder sogar untertrieben waren. Aber er schweifte ab. Was würde seine Herrin tun, wenn sie sich nicht mit dieser Wilden einigen konnte?

Ran unterdrückte ein Lachen. Ein Meuchelmörder, ha! Es stimmte das sie grösstenteils unentdeckt blieben und im Schatten handelten, aber meucheln taten sie nur, wenn der Herrscher befahl einen Krieg schnell zu beenden um weitere Verluste zu vermeiden.Sie schüttelte verständnislos den Kopf. "Gold und Geld doch auch", sagte sie mit einem kühlen Lächeln. "Wie wäre es dann damit: Wenn du den Deal ablehnst und die Händler tötest, töten wir für jeden unserer Händler zehn deiner Männer. Wenn du das Angebot annimmst und unsere Händler passieren lässt, kannst du andere Händler ausrauben und umbringen solange du willst und so viele du willst und bekommst sogar Ware ohne jegliche Anstrengung." Ran wurde ungeduldig. Wenn Ro nicht annahm, hatte sie keine Wahl als sie aus der Gegend zu vertreiben oder zu vernichten.
Earon war bereit jeden Befehl entgegen zu nehmen. Er spürte die Spannung in der Luft und fragte sich, was als Nächstes geschehen würde.

Ran lachte auf. "Du könntest nicht einen Tag als Händler überleben... Was mir die Sicherheit gibt? Ganz einfach du kennst meine Männer nicht. Und du hast da was falsch verstanden... Die Bewohner der Verfluchten Wälder brauchen keine Fremden die hier herumlungern und glauben sie könnten neue Regeln und Gesetze aufstellen, nur weil sie einen magischen Säbel schwingen. Diebe, Wegelagerer und desgleichen werden nur solange geduldet, solange sie nicht schaden oder stören. Ich bin nicht hier um gegen dich zu kämpfen, sondern um dir ein Angebot zu machen. Wenn du nicht annimmst, sei's drum. Aber wenn du es wagst unsere Händler auszurauben, wirst du die Konsequenzen tragen müssen... Ich für meinen Teil, will eine friedliche Lösung. Also gebe ich dir noch eine letzte Chance zuzustimmen", sagte Ran gereizt. Sie hasste dieses ständige Aufsässigsein, nur weil es um Regeln ging. Am liebsten hätte sie einem der grinsenden Soldaten den Kopf abgeschlagen, aber sie widerstand dem Drang. Earon knirschte mit den Zähnen. "Warum wollt ihr sie verschonen Herrin? Ich könnte problemlos all ihre Männer töten und ihr habt schon viele Sharaki zerbrochen", bemerkte er verwirrt. "Ich weiss es nicht... Ich glaube es liegt daran, dass mich mein Varer hassen würde, wenn ich Darezs Tochter töte", antwortete sie ihm und er konnte ihre Anspannung spüren. Dann viel ihm etwas ein. "Ihr seid Darez's Tochter! Nicht wahr?!", platzte er heraus. Ran sah ihn nur entgeistert an.

Randreyah verlor langsam die Geduld. Sollte doch Ro mal probieren eine Drohung im Namen Azuras zu formulieren, ohne es zu erwähnen und auch ohne zu erwähnen, wer sie war. Sie seufzte und als sie den Mund aufmachen wollte um zu antworten prustete Earon los. "Ihr seid wirklich seine Tochter! Oh ihr Götter, die Ähnlichkeit ist verblüffend! Dass es jemanden neben Darez gibt, der sich stets wie ein verwöhnt verzogenes Kleinkind verhält!", er lachte laut und wischte sich eine Träne aus den Augen, "Immer nur ich, ich, ich! Und dann diese Ignoranz allem anderen gegenüber und dieses Desinteresse an der eigenen Lage! Von dem Stursinn ganz zu schweigen!" Er musste sich konzentrieren sein Schauspiel aufrecht zu erhalten, denn ein Gedanke, den er durch den Verstand seiner Herrin huschen sah, hatte ihm gar nicht gefallen. Er tat so, als hätte er sich wieder halbwegs im Griff. "Mal ehrlich, habt ihr überhaupt die leiseste Ahnung, mit wem ihr es zu tun habt?", fragte er Ro, sich auf die Knie stützend und Tränen aus dem Gesicht wischend. Er hoffte, sie würde ihm den Volltrottel abkaufen.
Ran hatte ihm zugesehen. Sie hatte seine Gedanken gelesen. Jeden einzelnen. Am liebsten hätte sie ihn jetzt geohrfeigt. Wie konnte er es wagen ihrezu lesen ?