Sie hatte wieder den selben Traum, wie sie ihn immer hatte. Jedesmal wusste sie niht wen sie beobachtete, bis sich die Person umdrehte. Eine Kriegerin mit langem schwarzen Haar, die mit ihrem schwarzen Speer und wallendem Umhang auf einen Berittenen Angreifer stürmt. Bevor sie ihn erreicht galoppiert er auf sie zu und schiesst mit Zaubern auf sie denen die Kriegerin flink ausweicht. Sie wirkt in dem Moment eher wie ein Panther, oder ein Tiger. Doch als sie aufspringt und über dem Hals des Pferdes schwebt, den Speer in beiden Händen über ihrem Kopf erhoben, bereit den Mann nieder zu stechen, wechselt das Bild. Die gesamte Szene ereignete sich vor ihren Augen in Zeitlupe. Als nächstes spürt sie die Dunkelheit um sich und hört die Welt wie durch Wasser. Wenn sie dann ihre Augen aufschlägt schwebt sie im klaren Nass des Ozeans. Nur ein schwarzer fliessender Schatten verdeckt die tanzenden Lichtstrahlen, die in die Tiefen tauchen.
Der Schatten entpuppt sich als Kriegerin und sinkt in bewusstlos an ihr vorbei, hinein in die Stille der See. Die Arme, Hände und Finger nach etwas ausgestreckt, was ihr lieb und teuer ist. In dem Moment, in dem Ran ihr Gesicht erblickt erstarrt sie immer, denn die Kriegerin ist sie. Bevor sie es wahrnimmt reisst sie die Augen auf und wechselt die Rolle. Jetzt sinkt sie hilflos in die Tiefe und ihr anderes Ich, welches prächtige nachtblaue Kleidung trägt schwebt im Wasser neben ihr und beobachtet sie. Bevor sie den Grund erreicht und die Dunkelheit erneut über sie einbricht, ist sie vom Traum erlöst und schreckt aus dem Traum auf.
Genauso war es auch dieses Mal. Aber sie wusste dass Assassinen nie träumten. Das was sie sah waren Visionen. Doch ob sie von der Vergangenheit, Gegenwart, oder der Zukunft handelten wusste sie nicht. Schwer schluckte sie und erhob sich. Derweil focht die Sonne einen blutigen und vom Feuer dominierten Kampf mit den Wolken. Der Tag brach an und sie mussten weiter nach Loney.

Armelion war lange vor den anderen aufgewacht. Die Sonne war nicht einmal aufgegangen. Niemand hatte Wache gehalten. Er starrte rüber zur Feuerstelle, rieb sich die Augen und stand auf. Wenn er schon wach war konnte er auch gleich Frühstück machen. Er holte seine Angelleine und ging runter zum Fluss. Geduldig wartete er darauf, dass die Sonne aufgehen würde und dass seine Reisegefährten endlich aufwachen würden. Er schaute zurück zum Lager, doch noch waren sie tief im Schlaf versunken. Spontan legte er die Hand auf den Boden und sandte einen Suchimpuls aus. Er rechnete nicht damit etwas zu finden, aber plötzlich stiess der Zauber auf die Aura eines Menschen. Sie war nur zwei Kilometer entfernt. Sie war ungewöhnlich schwach, vielleicht versuchte er oder sie sich aber auch nur abzuschirmen. Hastig zog er sein Schwert und tauchte es in das Wasser. Mit einem Zauber, liess er eine dünne Schicht an der Klinge haften. Danach sammelte er die Fische ein, die er während der kurzen Zeit gefangen hatte und ging zurück zum Lager. Die Sonne ging gerade auf und tauchte ihr Lager in ein orangenes Licht. Reyla war aufgewacht und schaute zu ihm rüber.
"Reyla! Jemand ist in der Nähe. Zwei Kilometer östlich von hier. Kannst du spüren, ob es der Magier ist, oder einfach nur ein weiterer Flüchtling?"

Sie murmelte etwas und liess ihre Hand auf Earons Bauch fallen. Ein hohles Geräusch ertönte, als ihre Hand auf seinem Magen traf Und er zuckte auf. "Was soll das!? Kannst du mich nicht anders wecken?", fauchte er. "Ich brauche deine Hilfe", sagte sie. Er knurrte und setzte sich im Lotussitz ihr gegenüber. Sie spiegelte ihn und zusammen suchten sie nach der Aura. Bald fanden sie den Mann. Er war definitiv ein Flüchtling. Ein verängstigter Flüchtling. Sie brachen ab. Der Mann hatte sie entdeckt und näherte sich schnell. Ran liess Earons Hände los. "Es ist ein Flüchtling. Er hat uns entdeckt und ist auf dem Weg hierher. Ich konnt nur herausfinden, dass er aus Gevira kommt und ein Soldat ist. Ein verirrter. Ich konnte nicht tiefer in seine Gedanken eindringen", sagte Ran und ging ins Zelt um Maeva zu wecken.

"Gut.", Armelion seufzte erleichtert. Er liess das Wasser von seinem Schwert fliessen und steckte es wieder weg. "Ich habe einige Fische fürs Frühstück gefangen." Er warf die Fische nahe an die Feuerstelle und ging dann zu seinem Schlafplatz. Dort holte er sein Doppelschwert und Schild, dann ging er zurück zur Feuerstelle und machte sich daran aus der übrig gebliebenen Glut erneut ein Feuer zu erschaffen. "Soweit ich es beurteilen konnte war er verwundet und konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten.", sagte er und schaute hoch als die Flammen aus dem frischen Holz schlugen.
"Wir sollten versuchen ihn gefangen zu nehmen, falls er uns angreift. Ich würde gerne erfahren wie es um unsere Reiseroute steht und ob es irgendeine der Seiten einen entscheidenden Sieg errungen hat.", fügte er hinzu. "Ausserdem ist es unnötig ihn zu töten."

"Ich glaube kaum, dass sie ihn umbringen wird", antwortete Earon und prüfte seine Sai. "Randreyah ist nicht der Typ, der ohne triftigen Grund tötet... Meistens jedenfalls", fügte er hinzu und sah hinüber zum Zelt, aus dem Ran die immer noch verschlafene Maeva trug. Das Mädchen sass ihr erschöpft auf dem Rücken. Earon sprang auf die Füsse und holte den Haflinger. Zuerst sattelte er das Pferd, bevor er ihm Zaumzeug anlegte. Ran ging zu ihm hinüber und er setzte Maeva in den Sattel. Das Mädchen rieb sich die Augen und schmiegte sich an den Nacken des Tieres. "Wohin gehen wir?", fragte sie gähnend. "Weiter", antwortete Ran knapp und nahm ihre Sachen aus dem Zelt und brach es ab. Bald waren die anderen Pferde ebenfalls gesattelt. "Wenn du den Mann einfangen willst, nur zu, aber wir müssen jeder Zeit zur Flucht bereit sein. Immerhin hat er mich bemerkt, als ich in seinen Gedanken war. Das ist sehr ungewöhnlich für einen geschwächten Soldaten. Vor allem weil es sich um einen Mensch handelt", sagte sie und zog ihre Zwillingsschwerter. Aus der Tasche holte sie die zugehörige Schwertscheide und steckte sie hinein. Sie band die Waffen am Sattel fest. "Ruhig mein Grosser", sagte sie zu Neon, ihrem Rappen und klopfte ihm beruhigend auf den Hals. Dann liess ging sie zu Maeva hinüber. "Willst du einen Zaubertrick sehen?", fragte sie das Mädchen, welches nickte und schon wacher im Sattel sass. Ran lächelte und zog an ihren Dremarewynia, welche sich sofort in eine lange Kette mit zierlichen Gliedern verwandelten. Sie liess sie sich um Maevas Handgelenk winden. "Das ist ein Glücksbringer. Pass gut darauf auf", sagte sie ihr und band die Kappe eng um den Speer. Naja würde sie beschützen. Zu Mindest so lange sie lebte. Und mit sie meinte sie sich selber. Ran atmete durch. Es war ungewohnt nicht direkt mit Najas Gesit in Kontakt zu sein. Sie zog ihre Jacke aus und gab sie Maeva. Das Hemd zog sie ebenfalls aus und stopfte es in ejne Satteltasche. Jetzt stand sie in einem ärmellosen Shirt da und zog die Stoffriemen ihrer Armschienen mit den Zähnen enger. "Er wird bald hier sein", sagte sie und sah zu Earon, welcher ebenfals Jacke und Hemd ausgezogen hatte. Sie trugen die selbe Uniform. Armelion schien ebenfalls gespannt zu sein. Die Assassinen setzten sich und sahen in die Richtung aus der der Mann kommen würde.

Der Elf setzte sich neben Earon und schaute ebenfalls in Richtung des Waldes. Bald schon hörten sie das Splittern von Ästen, als der Soldat sich gewaltsam einen Weg durch das Geäst bahnte. Im nächsten Moment stürzte er auf die kleine Lichtung wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten und schaute wild um sich. Sein Blick war gehetzt und voller Panick. Eine Schnittwunde zog sich quer über seine Brust, aber sie war schon wieder am verheilen. Der Mann trug eine leichte Lederrüstung, die aber kaum noch zusammenhielt. In der rechten Hand hielt er ein Schwert und in der linken eine grob geschnitzte Keule.
"Was willst du hier?", fragte Armelion. Statt eine Antwort zu geben ging der Mann mit einem lauten Schrei auf Earon los.

Earon erhob sich und lief dem Mann einige Schritte entgegen. Leichtfüssig wich er einem Schlag und anschliessendem.Schwerthieb aus. Als der Mann halb wahnsinnig wieder aug ihn zustürzte, lenkte er sein Schwert mit einem seiner Sai Nach unten ab. Das Knie rammte er ihm in den Bauch und stiess den Mann weg, welcher sich vor Schmerz krümmte. Geschickt wich er zurück und gewann Raum zwischen ihnen. "Er gehört dir, Armelion. Ich habe keine Lust mich mit einem Verletzten herum zu schlagen", sagte der Dämon mit einem besorgten und zugleich verstörtem Blick. Armelion stand auf und der wirre Blick des Mannes flog zwischen den Anwesenden hin und her. "Was wollt ihr von mir!?", brüllte der Soldat. "Wieso wart ihr in meinem Kopf!?" Plötzlich liess er seine Waffen fallen und krümmte sich am Boden, wobei er seinen Kopf zwischen den Händen zusammenpresste. "Seid still", wimmerte er. "Seid still. Seid still,seid still, seid still. Seeeeiiiid stiiiiill!", seine Stimme wurde immer Lauter und verzweifelter. "Wer soll still sein?", fragte Ran. Hilflos und mit bettelnden Blick sah er sie an. "Na die Stimmen. Die Stimmen in meinem Koooopf!", er wurde immer lauter und heiserer. "Macht das sie aufhören! Ich will nicht! Seid still! Nein, ich will nicht. Ich will töten!", panisch griff er nach dem Schwert, doch bevor er sich etwas tun konnte war Ran bei ihm und hielt eisern sein Handgelenk fest. "Na dann, seid still", sagte sie warm und blockierte seine Chipunkte, woraufhin der Mann bewusstlos zusammensackte. Sie liess sein Handgelenk los und atmete hörbar aus. "Phuu! Gerade noch rechtzeitig", seufzte sie. Es lief besser als erhofft, ihre Beschleunigung. Narums Tagebuch hatte ihr wirklich geholfen. Jetzt konnte sie problemlos ihre Bewegungen beschleunigen, auch ohne Naja.

"Er gehört dir", sagte sie dem Elfen und stand auf. Sie ging zu Earon hinüber und sah sich dessen Unterarme an. "Armelion, pass bitte auf, der Soldat wird bald wieder zu sich kommen und ich weiss niht wie er reagieren wird", sagte sie, währendem sie Earons Armschienen entfernte. Ihre Augen blitzten. Es war tatsächlich so, wie sie es gedacht hatte. Auf einem seiner Arme war kunstvoll das alte Symbol für Wasser und auf dem anderen für Luft tätowiert. Mit dern Fingerspitzen fuhr sie den Siegeln nach. "Das versiegelt also deine Vergangenheit", stellte sie auf der Feensprache fest. Er nickte und zuckte leicht zurück, als ihre Finger der Tätowierung über seinem Auge nachfuhren. "Wo ist der Rest? Sie funktionieren nur wenn die Sammlung vollständig ist", murmelte sie, wobei sie darauf achtete nur den Dialekt der Feen der Verfluchten Wälder zu benutzen. "Du kannst es gerne herausfinden", grinste er. Sein Feeisch war fliessender und authentischer, als ihres. Sie wusste woran es lag, aber bald würde sie so reden können, als wäre sie selber eine Fee.
"Ich glaube ich weiss wo", antwortete sie und zog ihre Hand zurück. Sie fixierte seinen Blick und schlug ihm mit der Faust sanft gegen die Schulter. "Du hast übrigens Recht. Ich habe darüber nachgedacht. Und immerhin bist du der Vierte und somit kannten wir uns damals schon. Wärst du einer der letzten drei, würdest du keine Chance haben", sagte sie und sah ihn provozierend an. "Wie viel weisst du?", bevor er antworten konnte kam der Soldat wieder zu sich und ihre beider Aufmerksamkeit richtete sich auf den Mann, als hätte ihr Gespräch gerade eben nie statt gefunden.

Armelion drehte den Mann auf den Bauch und fesselte ihm geschickt die Hände. Anschliessend band er ihm die Füsse mit dem Gürtel zusammen. Gerade als er den Riemen enger schnallte wachte der Mann langsam wieder auf. Der Elf trat zurück und schaute rüber zu Reyla. "Wie hast du das gemacht? Du hast dich schneller bewegt als es für einen Dämon möglich sein sollte und du hast ihn gelähmt ohne Magie anzuwenden.", fragte er.

Ran sah ihn aufmerksam an. "Wie gesagt, ich bin kein Dämon und das brauchst du nicht zu wissen", antwortete sie. Dann kniete sie sich vor den Soldaten und drehte sein Gesicht zu ihr. "Du solltest lieber unsere Fragen beantworten", sagte sie ihm und trat wieder einige Schritte in den Hintergrund