Grins vorderer Leibwächter schnaubte und sie blieben stehen. Die ganzen vier Wagen, die von Planen überdeckt waren mit der wertvollen Ware, die Pferde, auf denen die Goblins und Menschen sassen, die seine Leute waren. Jemand kam ihnen entgegen. Der Goblin sah dem Mann entgegen. Ein Dunkelschatten! Was suchte bloss ein Dunkelschatten so weit im Süden - ausser als Sklave natürlich ?

Gwaishach hatte zwei weitere Tage gebraucht, um den Loney und den Nazrev zu überqueren. Die Furten waren flach gewesen, aber nichtsdestotrotz war er klitschnass geworden.
Nun stiefelte er Richtung Nordwesten, fort vom Nazrev, in die Wildnis. Er war noch nicht weit gekommen, als ein Trott aus mehreren Planwagen und Reitern ihm entgegenkamen.
Er brummte missmutig. Andere Reisende verhießen nichts als Ärger. Ein alleinreisender Dunkelschattenkrieger wirkte zumeist etwas ungewöhnlich hier im Süden und er wollte nicht auffallen oder verdächtig wirken. Zudem ging er Fremden generell lieber aus dem Weg. Man wusste ja nie...Dunkelschatten waren nicht sehr beliebt in Dreitan. Zudem griffen einen Söldnertruppen oder Soldaten manchmal nur zum Spaß an.
Er beäugte die Fremden kritisch, konnte aber nicht genau erkennen, wer sie waren.

Irgendjemand in den Planwagen schrie auf und einer der Wachen schlug die Plane zurück und schlug mit der Peitsche hinein. Grin verfluchte den Mann. "PLANE ZU!", brüllte er nach hinten. Und der Mann gehorchte. "Weiterreisen", befahl er und sie passierten den Dunkelschatten. Dieser schien nicht der hellste zu sein, denn eine Horde Goblins machte ihm weder Angst, noch schien er sie für verdächtig zu halten.

Er schaute interessiert zu, wie einer der Männer mit der Peitsche in den Planwagen schlug, ein anderer etws brüllte und sie schließlich an ihm vorbeizogen. Er blickte sie einfach nur an unter seiner Kapuze, ließ sie nicht aus den Augen. Sie sahen merkwürdig aus und scheinbar waren in den Planwagen noch mehr versteckte Personen. Sehr seltsam. Entweder waren es Sklavenhändler, Söldner oder Händler. Wobei er letzteres vom Gefühl her ausschloss.
Er hoffte, sie würden einfach weiterreisen, ohne ihn auch nur anzusprechen.

Als sie beinahe am Dunkelschatten vorbeigegangen waren verlor der hinterste Wagen eines der Hinterräder und kippte seitwärts um. Die Sklaven schrien auf und einige von ihnen vielen heraus. Grin fluchte, sprang vom Pferd und wies die Goblins auf ihrer Sprache an zu handeln.
Nivzetra, die Tochter eines Dunkelschattens, versuchte währendem vom Wagen wegzukriechen, doch im kalten Schlamm mit gefesselten Händen und Füssen, war dies schlicht unmöglich. Dann erblickte sie den Fremden. Ihr stockte der Atem. Ein Dunkelschatten! "Neyva! Anwa min!", rief sie ihm zu, was im Dialekt der Südklingen soviel wie 'Fremder! Helft mir!' hiess.

Er hatte schon wieder weitergehen wollen, als es hinter ihm krachte. Er fuhr herum und sah, wie aus dem kaputten Wagen gefesselte Personen gekrabbelt kamen.
Also doch Sklavenhändler.
An sich waren ihm die Leute egal, aber da sah er plötzlich ein Dunkelschattenmädchen auf ihn zukriechen. Sie bat ihn in ihrer Sprache um Hilfe.
Sie war ihm an sich ebenfalls egal, aber Dunkelschatten hielten außerhalb ihrer Heimat zusammen. Immer.
Aber wie dem auch sei, er wollte keinen Ärger haben. Deshalb ging er auf denjenigen zu, der so munter Befehle brüllte und stieß einen Pfiff aus.
"Hey, du da. Was kostet die Kleine?", er deutete auf die junge Dunkelschattenfrau.

Grin fuhr herum und musste sofort sein berühmtes, schlemisches Grinsen aufsetzen, als er das Interesse des Mannes hörte. "Die da?", fragte er und beäugte sie. "Hmmm ich geb sie dir für dreissig Goldstücke", meinte er gierig, wie Gobline halt waren.

Er dachte nach. Fünf Goldstücke hatte er dabei. Mehr brauchte er nicht bis Kasz und dort nützte es ihm ohnehin nicht viel.
"Ich kann dir nur fünf Goldstücke anbieten, aber ich halte 30 ohnehin für einen sehr überteuerten Preis! Soviel bekommt ihr nirgends für eine Sklavin!"
Er wollte sie nicht den Sklavenhändlern ausgeliefert lassen, aber wenn er sie nicht kaufen konnte, hatte er wohl keine andere Wahl. Er würde deshalb auf keinen Fall seine Waffe ziehen!

"Das behauptet ihr", meinte der Goblin grinsend.
"Mieva!", bettelte hingegen die Dunkelschattenfrau und heulte beinahe. Sie war seit Monaten gefangen gewesen und konnte die Fesseln und den Planenwagen nicht mehr ertragen. Auch nicht mehr die Dinge, die die Goblinsöldner mit den anderen Sklaven, die weniger Wert hatten, anstellten.

"Hand aufs Herz, dreißig Goldstücke sind ein kleines Vermögen. Ihr könnt sofort mein Gold haben, fünf Goldstücke, oder ihr wartet, bis ihr sie woanders verkaufen könnt und habt vorläufig kein Gold."
Er würde so lange verhandeln, wie es ging. Irgendwie tat sie ihm schon Leid, wie sie vollkommen verzweifelt von den Söldnern zurück zum Wagen gezerrt wurde und heulte. Eigentlich fühlte er eher selten Mitgefühl, aber sie gehörte zu seinem Volk und da packte ihn schon ein wenig der Zorn. Keiner sollte mit Dunkelschatten so umgehen, als wären sie Ungeziefer!