#21

RE: Gevira

in Dreitan - das Spiel 12.10.2012 17:57
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Tag der Sommersonnwende

Sie waren seit einer knappen Woche unterwegs, und nicht wirklich vorwärtsgekommen. So lange sie gingen waren sie zwar schneller als zuvor, weil sie das Gepäck nicht tragen mussten, dafür dauerte es jeden Abend ewig um das Lager aufzubauen und am Morgend ebenso lange, es wieder abzubrechen. Ro hatte mittlerweile herausgefunden, dass sie gegen viertausend Mann waren. Und viertausend Mann waren nicht so leicht zu koordinieren, ganz zu Schweigen vom Tross der ihnen folgte. Sie wollte nicht unbedingt in der Rolle des Kommandanten sein.
Als endlich alles aufgebaut war, die Wachen eingeteilt und die Feuerstellen richtig verteilt, ging Ro in ihr Zelt und liess sich auf das Feldbett fallen. Kaum drei Herzschläge später schlug jemand gegen die Zeltplane beim Eingang. Sie verdrehte die Augen und richtete sich halb auf. "Ja?"
Nesh streckte den Kopf herein. "Ah, da bist du. Hab mich gefragt, wo du bleibst. Sie stechen gleich das erste Fass an."
Ro sah ihn verständnislos an. "Was für ein Fass?"
"Na, das Zeug was die hier haben, Wein oder wie das heisst", meinte Nesh. "Ich hab versucht Bier aufzutreiben, aber es wäre zu teuer gewesen. Der Wein ist dreckbillig."
Ro setzte sich auf. "Moment, moment. Und wer sticht das Fass an?"
Nesh musterte sie, dann begann er zu lachen. "Dein Zeitgefühl ist total im Eimer, oder? Heute ist Sommersonnwende!"
Mit einem Satz war Ro auf den Beinen, was Nesh zu einem weiteren Lachanfall veranlasste. Er schlug ihr auf die Schulter und zog sie mit sich zu einem grösseren Platz zwischen den Zelten, wo bereits ein beachtliches Feuer brannte. Über dem Feuer steckte ein Schwein auf einem Spiess und brutzelte vor sich hin, dahinter stand ein grosses Fass. Ro's Augen begannen zu leuchten. "Nesh, wie hast du denn das hingekriegt?"
Er zuckte nur mit den Schultern und grinste schelmisch.


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#22

RE: Gevira

in Dreitan - das Spiel 12.10.2012 18:43
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Es war ein Fest, genau so wie sie es liebte. Sie war im Kreis der ehemaligen Räuber - Nesh hatte ihr gesagt, dass auch die anderen Feuer des Fähnleins Wein und Fleisch bekommen hatten - aber sie waren eben nicht nur Räuber. Sie waren fast alle schon vorher Söldner gewesen, und so kannten sie auch die Bräuche der Söldner. Aussenstehende hatten keine Ahnung davon, aber in den Heerlagern hatte sich über die Jahrhunderte ein eigenes, teilweise sehr merkwürdiges Brauchtum entwickelt, vermischt aus allen möglichen Religionen und Völkern Dreitans, das weiter gegeben wurde von einer Generation zur nächsten. Und dieses Brauchtum bestand nicht nur aus sich prügeln und saufen.
Als es ganz dunkel, das Schwein gefressen und das Weinfass zur Hälfte leer war, stellten sie sich in einem Kreis ums Feuer auf und fassten sich an den Schultern. Einige Augenblicke herrschte Stille, nur das Knistern des Feuers war zu hören und Stimmen von den anderen Feuern. Dann begann jemand zu Summen, einen tiefen, brummenden Ton. Mehr Stimmen fielen ein, dass Summen schwoll an und dann wieder ab. Wieder Stille. Dann begann erneut jemand zu Summen, wieder fielen die anderen ein. Nach dem dritten Mal verklang das Summen nicht mehr, sondern hielt an als tiefer Grundton. Ein zweiter Ton erhob sich darüber, und dann ein dritter. Dann setzte die Trommel ein, tiefe, wuchtige Schläge. In ihrem Takt begann sich der Kreis zu drehen, ein Schritt nach rechts, ein zweiter, noch einer...
Über das Summen erhob sich ein Ruf, von einer einzelnen Stimme. Eine Gruppe antwortete. Wieder ein Ruf. Der Gegenruf darauf. Frage, Antwort. Die Worte ergaben keinen Sinn, das meiste waren nicht einmal Worte. Aber jeder kannte den Text. Und die ganze Zeit hielten einige das Summen aufrecht. Der Rhythmus der Trommeln änderte sich. Die Schritte wurden schneller. Funken stoben aus dem Feuer hoch. Dass Summen schwoll an, als die Rufer wieder einfielen. Ro wusste, was für ein Teil jetzt kam. Hätte jemand sie gefragt, hätte sie es nicht sagen können, doch nun, im Rausch des Summens, wusste sie es, kannte sie die Melodie. Doch nur das Summen blieb. Sie blickte auf und sah Nesh gegenüber, auf der anderen Seite des Feuers. Sein Gesicht war verschwommen durch die Hitze der Flammen, doch sie konnte erkennen, was seine Lippen formten. "Du."
Sie? Einen Augenblick lang fragte sie sich, ob sie es überhaupt konnte, doch der Wein in ihrem Blut und das Feuer vor ihren Augen liessen alle Zweifel verstummen. Sie öffnete den Mund und sang. Es war eine Melodie ohne Worte, und ihre hohe Stimme schwebte wie ein Vogel über dem Meer der tiefen. Als die Melodie zu Ende war, begann sie von vorne, immer wieder, bis die Trommeln erneut den Rhythmus wechselten. Immer schneller wurde das Spiel, immer schneller die Schritte. Die ersten begannen zu stolpern und fielen aus dem Kreis, der die Lücke wieder schloss und sich weiter drehte, immer schneller.
Ro schloss die Augen. Das Blut rauschte in ihren Ohren, jeder Trommelschlag drähnte tiefer durch ihren Kopf und liess ihren Magen erzittern. Sie riss die Augen wieder auf. Die Flammen tanzten wild in den Nachthimmel, ihre Hitze wurde brennender, je enger sich der Kreis schloss. Fauchend griffen ihre hellen Finger nach den Männern, Rüstungen und Waffen blitzten auf. Schneller, immer schneller. Die Welt wurde zu unscharfen Schlieren von gelb und orange, das hin und her waberte, sich gegenseitig umklammerte und versuchte zu verschlingen. Ro spürte, wie ihre Hände abrutschten, dann schlug sie auf dem Boden auf.
Eine Weile lang drehte sich alles. Als die Welt wieder einigermassen ihren Platz eingenommen hatte, kroch sie rückwärts weiter vom Kreis der Tanzenden weg, drehte sich auf den Bauch - und sah zwei Stiefel. Es waren gute Stiefel, dickes Leder, mit einer beschlagenen Sohle. Sie sah an den Beinen hoch, die in den Stiefeln steckten und blickte in ein dunkles Gesicht. Aeron streckte ihr grinsend eine Hand entgegen und zog sie neben sich auf eine Kiste hoch. Ro klammerte sich lachend daran fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, denn immer noch schwankte die Welt bedrohlich.
Sie sah Aeron an. Die Dämonen verschmolz fast mit der Nacht, so dunkel war ihre Haut. Wieso eigentlich? Ro hatte noch nie so jemanden gesehen. Magie? Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte war die Frage schon über ihre Lippen. Aeron schüttelte den Kopf. "Mein Vater war... ein Dunkelschatten."
Ro sah sie fragend an. "Dunkelschatten? Hab ich noch nie gehört."
"Eine Art von Dämonen", sagte Aeron schulterzuckend. "Leben an der Westküste. Und sind ganz schwarz."
Ro schüttelte den Kopf. "Man würde meinen, ich müsste so Zeug eigentlich wissen. Aber mein Vater war nie sehr gesprächig, was das anging. Ah, übrigens. Hab ich fast vergessen." Sie zog etwas aus ihrer Gürteltasche und reichte es Aeron. Es war der Flachmann, den sie ihr in Loney gegeben hatte. "Er ist noch halb voll. Zumindest, wenn ich mich richtig erinnere."
Sie grinste, stand auf und wankte zum Fass hinüber.


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#23

RE: Gevira

in Dreitan - das Spiel 12.10.2012 19:25
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Dämmriges Licht sickerte durch ihre geschlossenen Augenlieder. Es war warm. So schön warm. Fast ein wenig zu warm, unter der dicken Wolldecke. Ausserdem war die Decke schwer. Vorallem auf ihrer Taille. Sie griff dorthin, um die etwas anzuheben - und ertastete statt der Decke ein Hand. Shak!
Vor Schreck fiel sie vom Feldbett und knallte mit dem Gesicht voran auf den Boden. Fluchend rappelte sie sich auf. Immerhin trug sie noch einen Teil ihrer Kleider. Und immerhin war das hier ihr eigenes Zelt. Aber die Rüstung war weg. Und sie hatte keine einzige verdammte Erinnerung an letzte Nacht. Verdammt, verdammt, verdammt! Das war ihr noch nie passiert!
Zögernd drehte sie sich um, nicht sicher ob sie überhaupt wissen wollte, mit wem sie da in einem Bett aufgewacht war. Aus dem Augenwinkel sah sie zuerst nur Decke und dunklen Stoff. Dann wurde ihr klar, dass ein Teil davon nicht Stoff war. Auf dem Bett sass Aeron und starrte sie genau so entsetzt und ungläubig an wie Ro sie.
Einen Augenblick sahen sie sich nur mit offenem Mund an. Dann schluckte Aeron, stand auf und sagte: "Das vergessen wir lieber, was?"
Ro verzog das Gesicht. "Ich kann mich sowieso an nichts erinnern."
"Besser so", meinte Aeron, während sie ihren Gürtel vom Boden aufhob und sich umschnallte. "Aber ich meine wir vergessen, dass ich überhaupt hier war."
Ro nickte und fragte sie, was Aeron meinte, wenn sie sagte, es sei besser dass Ro sich nicht daran erinnerte. Respektive an was Aeron sich erinnerte. Sie ging zur Öffnung in der Zeltplane. Es war noch früh und niemand war zu sehen, ausser ein paar schnarchenden Säufern, die es nicht mehr in ihre Zelte geschafft hatten. Aber sehr lange würde es nicht mehr dauern, bis der Weckruf herumging. Aeron streckte neben ihr den Kopf aus dem Zelt und als sie sah, dass die Luft rein war, ging sie schnell zwischen den Zelten davon.
Ro ging zurück zu ihrem Feldbett und liess sich darauf sinken. Verdammt, verdammt, verdammt! Und sie wusste nicht mal, was gelaufen war. Und sie wusste nicht, ob Aeron mehr wusste als sie. Das wäre blöde, verdammt blöde. Ah, warum musste ihr sowas passieren? Immerhin musst du bei ihr nicht befürchten, dass du schwanger wirst, bemerkte eine zynische Stimme in ihrem Kopf. Oh Mann, so genau wollte sie darüber gar nicht nachdenken.
Sie schlug sich mehrere Male auf die Stirn und verfluchte sich für ihre Blödheit, dann stand sie auf und machte sich auf die Suche nach Nesh.


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#24

RE: Gevira

in Dreitan - das Spiel 12.10.2012 19:41
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Sie waren seit zwei Stunde unterwegs. Glücklicherweise hatte niemand etwas bemerkt, was letzte Nacht anging. Aeron verfluchte sich, den Wein, den Rum und Narum, dass er sie überhaupt hergeschickt hatte. An genaue Details konnte sie sich nicht erinnern, aber einige wenige Erinnerungsfetzen kamen verschwommen durch ihr nebliges Bewusstsein. Sie schüttelte den Kopf, als sie ihr Pferd auf Ro zulenkte. Sie ritt einige Herzschläge wortlos neben ihr her. "Fähnleinführer Ro, ich muss mit euch über einige Pläne sprechen", sagte sie und schwang sich aus dem Sattel, ohne das Pferd zu zügeln. "Hättet ihr kurz Zeit?", fragte sie und führte das Pferd neben sich an den Zügeln her.


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#25

RE: Gevira

in Dreitan - das Spiel 12.10.2012 20:03
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Ich hab nichts anderes zu tun, als zu gehen", meinte Ro. Gut, eigentlich sollte sie noch dafür sorgen, dass ihre Leute keinen Mist machten und nicht anfingen, sich zu prügeln. Aber die waren nach dem Fest am Abend vorher sowieso alle so verkatert, dass sie daran gar nicht dachten.
"Also ja, ich hab Zeit."


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#26

RE: Gevira

in Dreitan - das Spiel 12.10.2012 20:20
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Aeron sah sich rasch nach dem General um und vergewisserte sich, dass sie nicht bald halten würden. "Der General hat sich gedacht, er macht allen Soldaten ein Geschenk. Und zwar hat er das Dorf Aphrodita als nächste Raststätte gewählt. Das Dorf ist eigentlich ein einziges Rotlichtmilieu. Es wird von einer Frau geleitet. Ran und Earon holten sich früher dort immer Informationen über Politiker und dergleichen... Jedenfalls leben dort dreitausend verschiedenste Kurtisanen und es gibt aber Platz für mehr Leute. Das Areal wird aber strengstens bewacht und Waffen sind im Dorf selber verboten. Der Adel und andere gehen mit ihren Geliebten dorthin um sich unbemerkt zu vergnügen. Das Ziel ist es aber, nicht nur den Soldaten, die ihr Leben in der Schlacht vielleicht lassen werden, eine Art letztes Vergnügen zu bereiten, sondern mehr über den König der Nachtzinne zu erfahren", erklärte sie und eine Erinnerung an die letzte Nacht blitzte vor ihren Augen auf. Sie schlug sich auf die Stirn. "Ehm, jedenfalls sollt ihr ebenfalls versuchen so viele Informationen wie möglich über den Fürsten, seine Generäle und Strategien herauszufinden. Männer prahlen oftmals gerne mit ihren Taten und Rängen, weil sie dadurch hoffen die Blüte pflücken zu dürfen. Die Blüte ist die schönste und 'edelste' Dirne dort, so nebenbei gesagt", sie redete ziemlich schnell, was sie ärgerte.


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#27

RE: Gevira

in Dreitan - das Spiel 12.10.2012 20:28
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Meine Fresse, Sachen gibts hier", murmelte Ro. Ein Dorf voller Huren. Na da kannte sie einige, die sich freuen würden.
Ihre Stirn verdunkelte sich. "Ich soll also da hin, und meine ganzen Waffen draussen lassen?"
Das gefiel ihr nicht. Das gefiel ihr verdammt nochmla überhaupt nicht. Ohne ihren Säbel war sie aufgeschmissen, wenn es Ärger gab. Oder zumindest einen Dolch würde sie brauchen. Gut, in Murgird hatte sie einigen Magiern die Kehle auch mit den Zähnen herausgerissen. Vielleicht würde sie tatsächlich ohne Waffen klarkommen. Aber es widersprach ihr verdammt nochmal zutiefst, ihren Säbel einfach im Lager zurück zu lassen!


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#28

RE: Gevira

in Dreitan - das Spiel 12.10.2012 20:42
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Aeron nickte. "Es gibt aber keine Leibesvisitationen. Am Eingang wird man gebeten die Waffen abzugeben. Dort kommen sie in eine Waffenkammer und man bekommt eine Nummer für die Waffe über. Die Wache wird misstrauisch, wenn man aber nichts abgit. Die meisten schmuggeln Dolche, Messer und ähnliches rein. Probleme bekommt man nur, wenn eine der Huren umgebracht wird."
Der General gab den Befehl zum Halt und erklärte, was sie als nächstes tun würden. Jubel verschluckte seinen letzten Satz und die Männer begaben sich motiviert in Richtung des Dorfes, welches nur einen halben Kilometer entfernt in einem kleinen Wald lag.


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#29

RE: Gevira

in Dreitan - das Spiel 13.10.2012 02:18
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Ro zerbrach sich den kopf darüber, wie sie ihren Säbel irgendwie unter der Kleidung verstecken konnte. Natürlich, sie konnte ihn unter dem Umhang verbergen, aber im Juni einen dicken Wollmantel zu tragen war auch verdammt auffällig. Schliesslich gab sie es auf. Sie würde den Säbel abgeben müssen. Dass diese Idioten auch nur gut darauf aufpassten. Sonst würde sie sie alle umbringen, ob mit oder ohne Säbel!
Die Wache am Eingang musterte sie eingehend. Etwas zu eingehend, wenn es nach ihr ging. Sie nahm den Säbel vom Gürtel und streckte ihn samt der Scheide dem Mann hin. Er griff danach und wollte ihn ihr aus der Hand nehmen, doch sie packte reflexartig fester zu. Einige Momente lang konnte sie ihre Hand nicht lösen, doch dann schaffte sie es endlich, die Finger zu öffnen. Es tat richtig weh.
"Noch etwas?", fragte der Mann. Sie schnallte auch den Dolch von ihrem Gürtel los und händigte ihn aus. Dafür bekam sie eine kleine Holzscheibe mit mehreren Zahlen darauf. Sie verstaute sie sorgfältig in ihrer Gürteltasche, warf einen letzten sehnsüchtigen Blick auf die Kammer, in die ihr Säbel getragen wurde und folgte dann Arsa und Nesh.
Wenig später sass sie in einer Schenke mit einem Becher Wein in der Hand und beobachtete die Leute um sie herum. Da waren natürlich die Soldaten, dann einige andere Männer, und schliesslich der Grund, warum beide Gruppen da waren: die Dirnen. Ro musste zugeben, dass die in diesem Lokal hier gar nicht schlecht aussahen. Aus der Sicht eines Mannes natürlich. Sie hatte einige Übung darin, diese Sicht anzunehmen, schliesslich war den Grösstenteil ihrer Jugend nur unter Männern aufgewachsen. Tatsächlich war ihr sie ihr so vertraut, dass sie manchmal vergass, dass sie eigentlich eine Frau war. Kam vor.
Sie sollte hier also etwas über den König der Nachtzinne herauszufinden. Oder war es ein Fürst? Egal, auf den Titel kam es nicht an. Was sie sich vielmehr fragte war, warum sie etwas über den König in Erfahrung bringen sollte, und nicht über sein Heer. So oder so, um etwas rauszubekommen, musste sie mit jemandem reden. Sie fragte sich, wie sie das anstellen sollte, ohne dass es auffiel.
Schliesslich kam das Gespräch von alleine zu ihr, etwa beim dritten Becher Wein. Eine junge Dirne setzte sich neben sie auf einen Barhocker und liess sich ebenfalls einen Wein kommen. Ro betrachtete sie. Ihre Kleidung war sehr knapp und zum Teil durchsichtig, brachte ihre Rundungen nicht so sehr zur Geltung, wie es möglich gewesen wäre. Ro fragte sich gerade, ob sie sie darauf hinweisen sollte, und sagte sich im selben Atemzug, dass sie wohl schon genug getrunken hatte, als die Frau ihren Blick auffing. Sie rutschte mit ihrem Hocker näher zu Ro und fragte sie: "Was machst denn du hier? Normalerweise kommen nur Männer hierher."
"Meine Kollegen haben mich mitgeschleppt", meinte Ro und deutete vage hinter ihren Rücken, ohne zu wissen ob die anderen überhaupt noch da waren. Vielleicht waren sie weitergezogen. Oder sie hatten ihre Gesellschaft gefunden. Man hatte ihnen allen genug Geld gegeben, um sich eine ganze Nacht lang zu vergnügen. Oder sich die Birne so volllaufen zu lassen, dass man sich zu Tode saufen konnte. Sie trank einen Schluck von ihrem Wein.
"Was ist das?", fragte die Dirne und tippte gegen Ro's Schulterschutz.
Ro blickte auf. "Was, das?" Sie sah an sich herunter, an den Lederplatten auf ihrer Brust. "Eine Rüstung, oder was meinst du?"
"Komische Rüstung", meinte die Frau. "Hab ich noch nie gesehen. Nützt die überhaupt was?"
"Solala", meinte Ro. "Sie wehrt Streifer ab und schützt, wenn eine Klinge nur gegen den Körper gedrückt wird, aber gegen einen wirklichen Stich oder Schlag nützt sie nichts. Aber mit Eisen wär ich zu langsam im Kämpfen."
Die Dirne sah sie fasziniert an. "Du bist Kämpferin? Kämpfst du mit Waffen?"
"Mit einem Säbel", sagte Ro. "Aber ich musste ihn draussen lassen. So gemein." Sie liess die Stirn auf die Theke sinken.
Die Frau lachte. "Du hängst daran, was."
"Ich liebe meinen Säbel", sagte Ro heftig, und die Frau lachte noch lauter.


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#30

RE: Gevira

in Dreitan - das Spiel 13.10.2012 02:42
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Aeron suchte sich den Weg durch die Menge und versuchte die Geschehnisse um sie herum auszublenden. Sie musste zur Zuhälterin. Sie fand die Frau schnell. Sie war auch nicht schwer zu übersehen, denn sie war die einzige, die zu viel Fett an den Rippen und genug Stoff am Körper hatte, um sich nicht eine Lungenentzündung zu holen. "Serda! Wie schön dich zu sehen", rief die Alte aus und verzog ihr geschminktes Gesicht zu einem Lächeln. Sie winkte die Dämonin zu sich heran und drückte an einem Balken die Zigarre aus. "Sind Randreyah und Earon auch hier? Es kommt selten vor, dass mich Assassinen aus dem Norden besuchen kommen", sagte sie und musterte sie von Kopf bis Fuss. "Nein, sie sind nicht hier... Ich würde gern mit der Blüte sprechen, oder sonst einer der 'Edel'dirnen", antwortete sie trocken. Die Frau seufzte. "Ein Händler und Kapitän sind mit ihnen gerade im Separee, aber vielleicht kann dir auch ein anderes Mädchen helfen? Wen müsst ihr diesmal um die Ecke bringen?", meinte die Frau und nahm eine Flasche entgegen, die ihr eine nackte Frau brachte. Aeron sah ihr nach, wie sie zu einem Soldaten zurück ging und wandte sich wieder der Zuhälterin zu, welche die Rumflasche schon zum Viertel geleert hatte. "Die Nachtzinne. Besser gesagt ihre Generäle und ihren Fürst", antwortete sie und hielt ihr einen Beutel hin in dem zehn Goldmünzen waren. "Waren sie hier?" Die Frau sah sich um und nahm den Beitel entgegen. "Ja das waren sie und wenn sie es wieder sind wart ihr niemals hier", sagte sie und ging. Aeron sah sich weiter um, ob sie noch eine der Prostituierten arbeitslos erwischte, aber sie hatte kein Glück. Dann würde sie auf die sogenannte Blüte warten müssen. Blüte, was für ein lächerlicher Titel. We um alles in der Welt wollte den schon freiwillig haben?


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