Mitte Januar, also etwa zwei Wochen nach dem letzten Beitrag hier von Ran
Die Marketenderin
Sie war schnell geritten ohne grosse Zwischenhalte, denn auf dem Weg gab es nicht viel interessantes. Das Gebiet um den Grünsee war noch vom Krieg verwüstet und die grösseren Städte Geviras lagen eher an der Küste, während die Strasse durch das Inland führte. Lediglich in Aphrodita hatte sie noch vorbeigeschaut und sich einigen alten Bekannten in Erinnerung gerufen. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen als sie daran dachte. Die meisten dieser Bekannten waren nicht sehr erfreut darüber gewesen, sie zu sehen.
Jetzt sass sie im Taumelnden Specht, der Spelunke, wo sich alles hinverirrte, was in Gevira angeschwemmt wurde. Ideale Bedingungen also, um die neuesten Neuigkeiten zu erfahren, ihre Weiterreise zu planen und nebenbei noch etwas Geld zu verdienen.
If you're going through hell, keep going.

Samor ging durch die Stadt. Er liebte diesen Ort und wusste selber nicht warum. Die Stadt war sehr alt und hatte schon längst an Glanz verloren, aber dennoch. Seit einigen Tagen hatte er sich gefragt wo seine Familie war, doch er hatte natürlich keine Antwort darauf gefunden. Er musste sich gedulden und bald würde der alte König zurücktreten. Gestern hatte der Alte die Prinzen mit seiner Ankündigung schockiert. Er hatte seinen Rücktritt verkündet und auch, dass derjenige König werden würde, der ihm etwas brachte. Doch niemand wusste was und er wollte es auch nicht verraten, nur dass er ihnen ein Rätsel aufgeben würde.
Samor hatte er auch an dem Tag die Verantwortung für die Grenzübergänge gegeben und der Prinz hatte sich bemüht erste Pläne dafür zu entwerfen. Ihm waren noch einige Ideen gekommen, wie er die Bevölkerung besser im Auge behalten konnte und das Steuerwesen regeln konnte.
Früher hatten die Bewohner Täfelchen gehabt in denen ihre Namen, Geburtstage und -Orte, sowie die Koordinaten ihrer Höfe eingetragen waren, doch die konnte man leicht fälschen und so wurden diese aufgegeben. Samor überlegte sich, wie er solche Täfelchen herstellen konnte, die nicht zu viel Herstellungsaufwand forderten und die nicht leicht nachzuahmen waren.
some men just want to see the world burn

Sie hatte mit einem Händler angebandelt. Das war einigermassen vielversprechend, denn erstens waren die meisten Händler wohlhabend und zweitens bekam sie so vielleicht eine Mitfahrgelegenheit. Allerdings redete dieser Mensch jetzt seit geschlagenen zwei Stunden auf sie ein und der Stuss, den er erzählte, war dermassen langweilig, dass sie schon Kopfschmerzen bekam vom zuhören. Sie war sich absolut sicher, dass sie es keinen Reisetag mit diesem Idioten aushalten würde und war kurz darauf, einfach davon zu laufen. Aber wenn sie ihm schon so lange zugehört hatte, konnte sie ihm auch noch etwas Geld abknöpfen.
Sie beugte sich über den Tisch, sodass er einen guten Einblick in ihr Dekollete hatte, legte ihre Hand auf seine und breitete ihre Aura auf ihn aus, wobei sie arg Schwierigkeiten hatte, ein Gähnen zu unterdrücken. Er biss sofort an, seine Augen wurden glänzig und seine Stimme noch überdrehter. Sie verstärkte ihren Einfluss und als es reichte stand sie auf und zog ihn mit sich fort. Er folgte ihr willenlos wie ein Schosshündchen und war dermassen von ihrem Zauber gefangen, dass er nicht einmal merkte, dass sie keineswegs in irgendein Zimmer gingen, sondern lediglich in den Hinterhof. Eigentlich war es enorm praktisch, dass genau die Leute mit viel Geld oft eine so schwache Persönlichkeit hatten.
Sie führte ihn in eine Ecke, zu den Küchenabfällen und trat ganz dicht an ihn heran. Mit rauchiger Stimme säuselte sie irgendwelche Bedeutungslosigkeiten, während ihre Finger mit geübten Griffen seinen Gürtel nach der Geldbörse abtasteten und sie losknöpften. Seine Hände, die nach ihrem Mieder griffen, wehrte sie mit einem Handwedeln ab, dann hauchte sie ihm einen Kuss von Vergessen auf die Wange und liess ihn einfach dort stehen.
Sie verliess den Taumelnden Specht und beschloss, sich woanders umzusehen. Ihre Schritte führten sie in Richtung des Stadtzentrums. Es war kurz nach dem Mittag und bewölkt und es sah aus, als würde es bald zu regnen beginnen. Nicht viele Leute waren auf der Strasse. Nach einer Weile kam ihr ein Mann entgegen, der sehr edel gekleidet wirkte. Sie vermutete einen weiteren Händler und vom Gesicht her sah er nicht so langweilig aus, wie der andere. Im Gegenteil, er schien recht nachdenklich zu sein, wie er so durch die Stadt ging und die Häuser betrachtete.
Nachdem sie einige Schritte an ihm vorbei war, wendete sie unauffällig, strich die Kapuze von ihren roten Locken zurück und zog mit seinem Schritt gleich. "Worüber denkt Ihr nach, werter Herr?", fragte sie mit einem gewinnenden Lächeln.
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Er blieb stehen und drehte sich um. "Wie bitte, was?", fragte er geistesabwesend, fing sich aber dann sofort wider. "Verzeihung, habt ihr mit mir geredet?" Die Frau sah ihn irgendwie interessiert an und etwas verstörte ihn für den Augenblick, doch er konnte nicht sagen was.
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"Ja, das habe ich", sagte die Marketenderin und lachte. Ihre blauen Augen blitzten. "Ihr habt so in Gedanken versunken ausgesehen, und offenbar wart ihr es auch. Tut mir leid, wenn ich Euch gestört habe. Ich habe mich nur gewundert, worüber Ihr wohl nachdenkt."
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"Über Gevira", antwortete Samor leicht verwirrt. Etwas war faul, doch er wusste nicht was. Für einen Moment versank er in ihren Augen. Sie erinnerte n ihn an die seiner Tochter. Sein Herz krampfte sich zusammen. Waren sie wirklich nur kurz verreist? Hatte Sindras... Nein er wollte nicht daran denken, er musste König werden. Das war der einzige Weg sie in Sicherheit zu wissen. Wenn Sindras sie in seiner Gewalt hätte, hätte er sie schon als Druckmittel benutzt.
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"Ihr macht Euch ersthafte Sorgen", stellte sie fest. Um diesem Mann anzusehen, dass ihn etwas umtrieb, was ihm wirklich zu schaffen machte, musste man kein grosser Menschenkenner sein. "Was ist geschehen?", fragte sie. "Erzählt es mir, vielleicht kann ich Euch helfen."
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Samor überlegte, er konnte ihr schlecht sagen, dass er sich sorgen um seine Familie machte. Das Königshaus und vor allem der Thronfolger musste sein Gesicht waren und durfte keine Schwäche zeigen, denn das Königshaus spiegelte das Volk wider. Oder sollte es zu mindest. "Über Gevira mache ich mir Sorgen", sagte er stattdessen. "Wir haben endlich Frieden. Aber das heisst noch lange nicht, dass all unsere Probleme verschwunden sind. Jetzt muss man sich um das Volk kümmern, vorwärts gehen und für eine bessere Zukunft arbeiten." Es stimmte er machte sich wirklich Gedanken über Geviras Volk und er wollte, dass es ihnen besser ging. Immerhin hatten sie am meisten unter den Kriegen gelitten, hatten Familien und Besitz verloren, litten Hunger und unter Armut und Krankheiten.
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Die Marketenderin begann sich zu fragen, wer dieser Mann war. Ein Händler bestimmt nicht. So wie er sprach, lebte er in Gevira und die Stadt lag ihm sehr am Herzen. Allerdings war sie sich ziemlich sicher, dass er nicht deswegen so bedrückt gewesen war, der Gurnd schien etwas persönliches zu sein. "Was erhofft Ihr Euch denn für eine Zukunft?", fragte sie.
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