Egraz ignorierte sie. Er sass nicht hier oben, um irgendwelche Gespräche zwischen ihr und dem Dämonen zu belauschen, ihn interessierte etwas ganz anderes.
In diesem Moment verliess eine Gruppe von Kriegern das Lagerfeuer und kam auf das Langhaus zu. Das war normal, sie schliefen hier drin. Allerdings würden sie gleich merken, dass sie Gesellschaft hatten. Und sie waren weder nüchtern noch höflich. Sie traten ein. Egraz auf dem Dach bemerkten sie nicht.
Es ging nicht lange, da hörte Egraz einen von ihnen in der Lokalsprache sagen: "Wer ist die Frau?"
"Keine Ahnung", antwortete ein anderer. "Der Achk mag sie nicht. Er will sie töten. Aber Egnaz will sie lebend."
"Für sich allein?", rief einer empört. "Was bildet er sich ein?"
"Ich weiss nicht, ob es klug ist, sich mit ihm anzulegen...", wandte einer ein.
Der erste lachte. "Ist er hier? Nein. Also ran an den Speck."
Egraz sass auf dem Dach und grinste. Genau das hatte er erwartet.

Egraz beugte sich über das schmale Loch im Dach und blickte hinunter in den von einem kleinen Feuer in hinteren Teil erhellten Raum. Er sah, wie die Männer auf das Stockbett zugingen. Die Elfe schien sich kampfbereit zu machen, der Dämon stand etwas unsicher da. Bevor er seine Unsicherheit überwand, hatte einer der Krieger ihn am Kragen gepackt und so gegen die Wand geschlagen, dass er bewusstlos zusammensackte.
Dann wandten sie sich der Elfe zu. Einer packte sie an den Knöcheln, um sie vom Bett hinunter zu ziehen.

Egraz musste zugeben, dass die Elfe es ziemlich im Griff hatte. Allerdings waren die hiesigen Barbaren ein bisschen ein anderer Schlag Mensch, als diejenigen, an die sie gewohnt war. Die beiden die sie getroffen hatte, stürzten sich auf sie, erwischten sie und warfen sie auf das untere Bett. Einer drückte sie nieder, während der zweite plötzlich die Augen verdrehte und halb auf ihre Beine kippte, ein dritter hielt ihre Handgelenke fest.
Egraz war gespannt, wie es nun weiterging.

Die Elfe war flink, aber sie hatte keinen Ausweg. Der einzige Weg aus dem Langhaus war die Tür und die wurde von den Männern versperrt, und selbst wenn sie hinausgekommen wäre: sie würde kaum ohne ihr Gepäck und ihre Ausrüstung fliehen können.
Einer hechtete fluchend nach ihr, sie sprang zur Seite aber er erwischte ihren Stiefel und beide fielen hin. Während er sich an ihrem Bein festklammerte, zog ein anderer ein Messer und hielt es ihr an die Kehle. "Halt schön still, Mädchen", sagte er in der normalen Sprache Dreitans, wenn auch mit einem leichten Akzent.

Der Mann drückte sie weiter nieder, ohne zu wissen, dass er bereits dem Tod geweiht war, während der andere ihren Gürtel aufriss und sich an ihrer Hose zu schaffen machte.
Egraz stand seufzend auf, packte die Dachkante und schwang sich in den Türramen hinunter. "Es reicht!", sagte er mit schneidender Stimme.
Die Männer erstarrten. Einer, der sich bereits die Hose hinuntergelassen hatte, versuchte hastig seinen Steifen mit der Tunika zu bedecken. "Raus!", befahl Egraz.
Sie murrten und fluchten. "Was soll das?", rief einer. "Sie gehört nicht dir!"
"Raus!", widerholte Egraz kalt.
"Sonst was?", fragte einer und trat mit verschränkten Armen vor ihn hin. Er war über einen Kopf grösser als Egraz, aber das kümmerte diesen wenig. Im Hintergrund nutzten zwei die Ablenkung und zerrten an der Hose der Elfe, während sie sie geifernd anstarrten.
Egraz trat selenruhig auf den Mann zu und setzte ihm ein Messer an die Kehle, das von Nirgendwo zu kommen schien. "Ich habe gesagt, ihr sollt euch verpissen."
Der Mann zuckte zusammen und wich zur Seite, Egraz nahm seinen Bogen vom Rücken und jagte dem Mann, der sich eben über die Elfe beugte, einen Pfeil durch den Schädel. Die anderen starrten ihn entsetzt an und flüchteten aus dem Haus, während das letzte Opfer der Elfe lautlos umkippte und auf den Boden plumpste.