Sie erwiderte den Kuss und hörte ihm zu, dann legte sie ihm einen Finger an die Lippen und als er verstummte, zog sie ihn sanft mit sich, lehnte sich mit dem Rücken an einen Baumstamm, der ein zwei Schritte hinter ihr stand und sah ihm in die Augen. "Du warst mindestens genauso betrunken", sagte sie sanft. "Ausserdem hätte ich mich gewehrt, wenn es mir nicht gepasst hätte... Ich mag dich, Dreshar. Ich weiss nicht wieso, aber ich mag dich. Also brauchst du dich nicht zu entschuldigen... es hat mir sogar gefallen", gab sie zu und errötete.
"Und wenn es dir gefallen würde...", Elira fuhr mit dem Daumen über seine Unterlippe, sah dann von ihr hoch tief in seine Augen und lächelte. „Ich will dich, Dreshar“, hauchte sie und küsste ihn.
Sie hatte schon so viele Männer getroffen, schon viele Männer berührt, mit ihnen lange Stunden verbracht und beglückt, doch er war der erste. Der erste, der sie sein gemacht hatte und der erste, der eine Nacht mit ihr überlebt hatte.
Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie an die Nacht am Seeufer dachte. An all die Berührungen, seine heissen Hände und Lippen. Die Lust wuchs erneut in ihr. Ein heisses Gefühl, dass sie seit langem nicht mehr gekannt hatte. Verlangen.
Sie hatte sich einst nach einem Mann gesehnt, einem Waldläufer. Doch bevor es damals zu etwas gekommen wäre, war er gestorben. Umgebracht durch einen Assassinen ihres Clans.
Sie biss sich auf die Lippen und drängte den Gedanken beiseite, dann küsste sie Dreshar erneut und zog sich an ihn heran.
Den Grund, wieso sie sich ihm hingab, wieso sie seinem letzten Wunsch, so wie er es genannt hatte, gefolgt war und folgte, kannte sie nicht. Das einzige, was sie mit Sicherheit wusste war, dass sie ihn auf eine merkwürdige Art mochte. Ja sogar beinahe liebte. Doch nur beinahe.
Es war nicht Sympathie auf den ersten Blick gewesen, auch wenn er sie seit dem ersten Aufeinandertreffen angezogen hatte, wie das Licht die Motte. Damals hatte er ihr schlicht das Gefühl von Vertrautheit, von Heimat gegeben, sie an ihre Vergangenheit erinnert, die Art der Assassinen. An den Waldläufer, der das gleiche Grinsen auf den Lippen getragen hatte, den Mann den sie einst geliebt hatte. Sie schluckte. Er hatte sie auf sich neugierig gemacht. Doch mit der Zeit lernte sie mehr über ihn, stillte ihre Neugierde, die aber dennoch stätig wuchs.
Seine Stille, die Art, wie er mit ihr umzugehen wusste, wie er sich verhielt, wie er redete, sich gab. Sie mochte schlicht alles an ihm - auch wenn sie nur die Spitze des Eisberges kannte. Nicht so sehr, dass es sie um den Verstand brachte, doch sie fühlte sich wohl in seiner Gegenwart, wohl und geborgen. Sicher. Auch wenn er ein Mensch war, so wusste sie, dass sie mindestens ein wenig Zeit mit ihm verbringen wollte.
Vorsichtig streifte sie ihm die Kapuze vom Kopf und betrachtete aufmerksam sein Gesicht, dass er sogar vor sich selber zu verbergen pflegte. Auf eine Art fühlte sie sich geehrt, es betrachten zu dürfen. Es war eine Art des Vertrauens, das er ihr schenkte und sie vertraute auch ihm. Nicht vollends aber genug.
„Ich gehöre dir. Mindestens für ein paar Nächte“, flüsterte sie sanft und küsste ihn erneut, diesmal inniger und leidenschaftlicher, so wie sie es am Strand getan hatte.

Sie küssten sich, zwischendurch lächelte sie und legte die Arme um seinen Hals, strich über seinen Rücken, seine Brust und hielt sich an seinen Schultern fest, um nicht umzukippen. Fühlte jeden seiner Muskel unter seiner Haut und Kleidung, als er sich bewegte.
Irgendetwas sagte ihr, dass sie gerade einen schweren Fehler begangen hatte, doch sie ignorierte es und machte weiter. Es war ihr egal, was später kommen würde, solange sie nicht nachdenken musste.
Dreshar war nicht viel größer als sie, aber kräftig gebaut, wie ein Mensch nunmal so war und das gefiel ihr. Sie schmiegte sich enger an ihn und erschauerte.
Jemand oder etwas beobachtete sie. "Warte", hauchte sie und es dauerte ein paar Sekunden, bis er innehielt. Sie lauschte, konnte aber nichts ausser Dreshars Atem hören. Sehen konnte sie auch nichts und kein Ast oder Blatt regte sich. Sie beschloss es sich eingebildet zu haben und lächelte Dreshar an. "Entschuldige, ich dachte da wär etwas", meinte sie und küsste ihn erneut.

"Wahrscheinlich nur ein Vogel oder Eichhörnchen", meinte sie. "Wir...ehm... können auch im...im Dorf weitermachen", stammelte sie dann, da ihr doch langsam im Wald unwohl wurde. Welch eine Ironie, dachte Elira, eine Elfe, die sich im Wald fürchtete.

Sie spürte sein Zögern und wenn sie ehrlich war, glaubte sie auch nicht daran im Dorf ein ungestörtes Fleckchen zu finden. Also sah sie sich um und fand was sie suchte. "Komm mit", sagte sie und ging einen kleinen Hang durab. Ein Baum lag umgestürtzt über zwei grossen Steinen, die zu einem grossen Feld aus Geröll gehörten. Unter dem breiten Stamm wuchs weiches Moos auf flachem Stein und man würde sie nicht sehen können. Perfekt, dachte sie sich und zog Dreshar heran, um ihn zu küssen.

Sie lehnte sich gegen das Holz und legte die Hände auf seine Schultern, als er ihr unter die Tunika fuhr, um sie ihr abzustreifen. In dem Moment hörte sie Äste brechen, lautes fluchen und einen Aufprall. Sie und Dreshar verkrampften sich und blickten in die Richtung des Geräuschs.
Orwl hatte die beiden beobachtet und in dem Moment in dem sie sich doch entschlossen hatten ihre kleine Lienelei im Wald fortzusetzen, hatte er sie beide verwünscht und war vom Baum gefallen, als er gerade den Ast wechseln wollte, um nicht alles mitansehen zu müssen.
"Du!?", fauchte die Elfe ihn an, als sie ihn erkannte.
"Ja ich!", zischte er und rappelte sich auf, beide Hände gehoben, um nicht die beiden ansehen zu müssen. "Kannst du bitte deine Hände von ihren Brüsten nehmen? Das wär sehr lieb", meinte er an Dreshar gewandt und mit knallrotem Kopf.