"Hoffen wir, dass sie keinen allzu guten Riecher haben", sagte Ismir.
Tatsächlich schienen sie Glück zu haben, denn die Kogge und der Piratenjäger segelten beide an ihnen vorüber in Richtung Norden.

Er grinste amüsiert. "Geniess es. Ich schmeiss dich dann raus, wenn ich schlafen will."

"Du kannst es so lange behalten, wie du die behältst", grinste er und stellte sich ans Steuer.
Meleth sass völlig durchnässt in der Takelage und war dabei, das Brahmsstagsegel festzubinden, dass sie eingeholt hatten, bevor die anderen Schiffe gekommen waren. Sie hatte sich in den vergangenen Tagen ziemlich daran gewöhnt, mit nur den Knien in den Seilen eingehängt in zwanzig Metern Höhe an irgendeinem Tuch herumzuzerren. Nur die Rahen machten ihr noch Angst.

Als Meleth vom Mast wieder herunterstieg, blieb sie mit dem Ärmel an einem vorstehenden Knoten hängen und prompt riss der Stoff mit einem ratschen. Sie ging unter Deck und lieh sich von Simarian Nadel und Faden, um den Riss zu nähen, stellte aber fest, dass es wohl nicht viel brachte, schon bei der kleinsten Belastung würde das Gewebe und die Stiche herum erneut reissen. Das Ding war schlicht und einfach durchgewetzt - kein Wunder, sie hatte es ja auch seit beinahe vier Monaten fast ohne Unterbruch getragen. Die Hose war noch etwas besser dran, abgesehen vom zerfransten Saum, weil sie sie einfach abgeschnitten hatte, weil sie ihr zu lang war, aber sie war fleckig von altem Blut, ihrem eigenen und dem anderer, und sie wollte gar nicht wissen von was noch allem.
Sie sah sich um und sah, dass eigentlich kaum einer der Piraten viel besser dastand. Sie waren alle abgefackt, stinkend und dreckig, unrasiert, das Salz klebte ihnen in den wild wuchernden und verfilzten Haaren und ihre Hände und Arme waren voller Schwielen und Striemen von den Seilen.
Sie würde sich trotzdem neue Kleider kaufen, sobald sie einen Hafen anliefen.

Sie erreichten Port Asari am Mittag des nächsten Tages. Sie legten wieder im Hafen an und der Captain stellte einige Männer als Wache ab, während er dem Rest den Abend frei gab, das Gold auszugeben, wie sie wollten. "Aber lasst euch nicht reinlegen!", warnte er sie. "Die Münzen hier sind mehr wert, als das normale Gold hier!" Ismir und Marres befahl er, einen Teil des Goldes, das er in seiner Kajüte verstaut hatte, einzupacken und mit ihm zu gehen.
Er schleppte sie mit zu einem Schiffsbauer, und dann mitsamt jenem zum Trockendock. Zumindest diesmal hatte Birkman nichts mehr angestellt: sie lag noch immer da, und sie sah noch genau so schrecklich aus, wie vorher, aber immerhin auch nicht schlimmer. Der Schiffsbauer holte nur tief Luft, als er sie sah und schluckte dann leer, aber der Klabauter ignorierte es und verhandelte mit ihm über Preis und Zeit. "Stell meinetwegen mehr Leute ein, wenn es sein muss, aber flick sie wieder zusammen", sagte er fast flehentlich. "Kannst du es?"
Der Schiffsbauer nickte und nannte ihm den Preis. Und dass er noch so viele Leute einstellen könnte, es würde trotzdem einige Wochen dauern. Der Klabauter nickte nur und zählte ihm auf der Stelle das Gold, das er für die erste Woche brauchte, für Material und Leute, in die Hand.
Worauf sie bei einem Goldschmied landeten, weil der Schiffsbauer überprüft haben wollte, wie viel die Münzen wirklich wert waren. Er war mit dem Resultat zufrieden und fragte auch gar nicht lange nach, woher sie stammten, auch wenn er die Prägung vermutlich noch nie in seinem Leben gesehen hatte, Gold war schliesslich Gold.
Sie schlossen den Handel ab und während der Schiffsbauer davon eilte, seine Gesellen zusammenzurufen, grinste der Klabauter vor Erleichterung, bevor er sich betrinken ging.