Reina war mit den Vögeln aufgestanden und hatte fleissig eingekauft. Ihr war langweilig und sie mochte etwas essen, dass der Wirt nicht zubereiten konnte. Mit frischem Fisch und Gemüse beladen, machte sie sich auf zum Schiff, um die Küche da zu nutzen. Davor machte sie aber noch kurz einen Abstecher zum Wirtshaus, überprüfte, ob es Meleth gut ging und hinterließ ihr eine Notiz, wo sie war, wieso und wo sie, Reina, sich aufhalten würde. Dann nahm sie noch die Sachen mit, die sie am Tag zuvor eingekauft hatte und ihre Geige - das Instrument gehörte nicht wirklich ihr, aber sie durfte es gebrauchen, wann immer sie es wollte - und mühte sich ab zum Schiff. So viele Sachen waren schlicht zu kompliziert auf einmal getragen zu werden, aber die Piratin war faul.
Wie betrat das Schiff, verstaute die Sachen und stimmte die Geige an Deck. Ein grässlich schiefer und schriller Laut entfuhr dem Instrument und sie verzog das Gesicht ob dem Kopfschmerz, den es brachte. Gleichzeitig hörte sie etwas auf dem Achterdeck fallen und blickte hoch, gerade rechtzeitig, um der Flasche, die über den Rand gerollt kam, zu entkommen. Sie konnte sie nicht fangen und der Glasbehälter zerschellte am Boden. Mit der Geige am Hals, dem Bogen in der Hand und dem Hut auf dem Kopf blickte sie von den Scherben hoch, wie ein neugieriges und schuldbewusstes Kind.

"Morgen Captain!", strahlte sie und winkte mit dem Bogen. "Wusste nich, dass ihr hier seid, dachte ihr wärt bei ner Hure..."

Er schwankte gefährlich und Reina konnte ihn nicht lange so beobachten. Wenn er jetzt über Bord fiel und im Hafenbecken ertrank, wäre ihr kleines Abenteuer schnell vorbei. Immerhin konnte man nicht überall einen wahnsinnigen Piratenkapitän finden. Die wuchsen schliesslich weder auf Bäumen, noch aus der Erde. Und der ganze Schatz... Besorgt eilte sie die Treppe hoch, lehnte die Geige am Steuer ab und fing ihn gerade rechtzeitig ab, damit er nicht die Treppe hinunter strauchelte und dann fiel. Sie stützte ihn auflachend ab. "Passt auf, alter Mann, ihr tut euch noch weh", meinte sie scherzend und gab sich Mühe, ihn zu stabilisieren, wobei er auch sie zum Schwanken brachte.

Sie lächelte ihn breit an, fischte ihm die Flasche aus den Fingern und nahm einen Schluck, bevor sie ihm den Korken entwand, die Flasche verstopfte und ihm auswich. Es war so leicht, dass er ihr leid tat. Sie legte die Flasche beiseite und grinste ihn an. "Captain, ihr seht hungrig aus", meinte sie. "Wollt ihr nicht mit runter kommen?"

"Holt sie euch", forderte sie ihn provokativ auf, schnappte sich die Flasche und hielt sie ihm vor die Nase hin, als er danach langte, griff er von allein daneben. Reina sah ihn irritiert an. "Meine Güte, wie viel habt ihr gestern gesoffen, Meister?", fragte sie, als er die Flasche immer noch nicht zu fassen bekam - diesmal musste sie sie aber ein paar Mal zur Seite oder nach hinten ziehen, damit er sie nicht erwischte.