"Hör zu du fettes, verwanztes-", sie hatte nicht zu Ende reden können, weil der Kerl ihr eine gescheuert hatte. Reina verstummte und hielt sich überrascht die Wange. Hatte er gerade..? Nein, das würde er nicht wagen... Wobei... Sie lachte leise. "Gut. Der Säbel ist hinüber?", fragte sie wieder ernst, als wäre nicht geschehen. "Ja. Und was willst du dagegen unternehmen, Piratenhure?", fragte der Schmied.
Statt zu antworten, tat sie es: Sie zog eines der Messer, die ihr nicht gerade viel bedeuteten, und stach damit nach seiner Hand, die er am Amboss abgestützt hatte. Das Geräusch, von brechendem Knochen war nicht so laut, wie das Klirren der Klinge, als sie den Amboss traf und daran entlangschrammte. Der Schmied schrie schmerzvoll auf, als sein Mittelfinger dem Messer folgte, welches zu Boden fiel. Reina packte ihn am Kragen und zog ihn über den Amboss, um ihn zu Boden zu befördern. "Niemand. Absolut niemand. Nennt mich eine Piratenhure", zischte sie gefährlich und glich eher einem Dämon, als einer Frau. "Und noch weniger darf es jemand tun, der meinen Säbel zerbrochen hat!" Sie zog die Klinge, die sie als Ersatz während der Reparaturzeit erhalten hatte und hakte ihm auch den kleinen und den Ringfinger mit einem gezielten Schlag ab, dann trat sie ihm mit voller Wucht gegen sie Schläfe. Das Brüllen und Jammern verstummte augenblicklich, als er das Bewusstsein verlor. Reina sah sich schnell um. Die Lehrlinge waren nirgends zu entdecken. Sie schnappte sich den besten und neusten Säbel den sie fand und die Überreste des ihren, die in einem Eimer voll Wasser standen, dann machte sie sich aus dem Staub.

Reina war nicht aufs Schiff zurück gekehrt, sondern hatte eine Schenke angesteuert, die direkt beim Hafen lag. Dort kaufte sie sich drei Flaschen Rum und verschwand dann zu den Lagerräumen.

Sie lag in einer Hängematte, die sie zwischen zwei Pfeilern gespannt hatte. Zusammengerollt und mit den Überresten ihres Säbels in den Armen. Zwei der Rumflaschen waren leer und die dritte lag neben ihr in der Matte, noch zum drittel voll. Reina hingegen schlief tief und fest und rührte sich nicht. Sie merkte nicht, als der Klabauter sie endlich fand und als sie wach wurde - wie sie geweckt worden war begriff sie nicht ganz - wusste sie weder wie spät es war, noch wo genau und wieso sie sich dort befand. Nur ihr Kopf pochte schmerzhaft und die Welt schwankte um sie herum.

Sie war zwar noch benebelt aber so überrascht, dass der Klabauter sie umarmte, dass sie schlicht in Tränen ausbrach und das Gesicht an seiner Schulter vergrub.

Es dauerte einige Minuten, bis sie sich wieder halbwegs beruhigt hatte. Mindestens soweit, dass sie nicht mehr heulen musste. Aber sie regte sich nicht, sondern blieb in seinen Armen an ihn gekuschelt. "Danke", flüsterte sie nach einer Weile und wusste nicht, was sie weiter tun oder sagen sollte.