"Dann gebt mir eine halbe Stunde und ich bringe sie euch", meinte sie lächelnd. "Einen Teil des Schmucks kann ich euch jetzt schon zeigen", sie holte aus einer Tasche eine Brosche, die mit Schriftzeichen fremder Art und mit funkelnden Steinen verziert war, welche weder der Elfischen, der Dämonischen, noch der Menschlichen Schrift entsprach, die in Dreitan gebraucht wurden. Die Brosche an sich war recht gross und hatte die Form eines schwarzen Drachen auf goldenem Oval.

"In diesem Fall, bis später", erwiederte Reina lächelnd, steckte die Brosche ein, zupfte am Hut und verneigte sich knapp, dann ging sie zurück in Richtung Ketaza, Meleth beinahe hinter sich her ziehend.
"Hast du irgendwo in der Nähe einen Stall gesehen?", fragte sie das Mädchen, sobald sie wieder in der Stadt waren.

"Und was willst du dann mit den restlichen Sklaven machen, die er hat? Sie an seiner Stelle verkaufen? Wir legen morgen eine Stunde vor Mittag ab. Und wenn wir einen Händler bodeseben machen, meinst du, dass dann andere hier mit uns in Zukunft handeln werden?", fragte sie und lief weiter in Richtung der Wirtshäuser. "Ausserdem ist es nicht schwer, einem Besoffenen, sein Pferd zu klauen."

"Wieso sollte er nicht?", fragte sie. "Er bekommt ein Pferd, sehr wertvollen Schmuck und Gold für einen einzigen Mann... Nur das Pferd und der Schmuck, wären genug wert, wenn man sie am richtigen Ort verkaufen würde..."

Reina schmunzelte. Der Kerl macht auch nur seinen Job, dachte sie bei sich.
Sie erreichten eines der edleren Wirtshäuser und Reina betrachtete sich von allen Seiten, ob sie dreckig war, prüfte, ob sie zu streng roch und trat dann ein. Einige waren schon recht betrunken und es gab so ziemlich keinen Unterschied zwischen den edlen Herren und den weniger gut betuchten. Sie fand einen jungen Mann, der nach Pferd roch und ziemlich blau war, fragte ihn aus und tat, als wäre sie an ihm interessiert, um ihn nach draussen zu locken.
"Und...welches ist dein schnelles Ross?", fragte sie, an seinem Arm hängend und er torkelte grinsend zum Unterstand hinter der Schenke, um ihr das Pferd zu zeigen. Bei der Box, wollte er ihr sein noch schnelleres Ross vorstellen und als er taumelnd damit beschäftigt war, seinen Gürtel zu lösen, schlug ihm Reina die Schaufel gegen den Schädel, welche man zum Pferdeäpfelsammeln gebrauchte.
Er sackte in sich zusammen. Sie prüfte, ob er tot war und schleppte ihn zur Hausecke. Sie zog ihm sein Hemd aus und deckte ihn mit seinem Mantel wieder zu. Der Junge sah aus, als könnte er sich Mantel und Pferd immer mal woeder leisten. Das Hemd liess sie Meleth in Streifen reissen und liess das Pferd sie be schnuppern, dann banden sie die Stoffstreifen um dessen Hufe und führten das Tier weg.
"Ich muss noch den Schmuck holen", meinte Reina fast wehmütig.