"Ich geh packen und breche morgen auf", sagte sie und löste sich aus seiner Umarmung. Ohne ein weiteres Wort ging sie davon.
Am späten Abend lag sie allein im Bett und starrte die Decke an. Sie wusste, dass sie Veray eine Weile lang nicht sehen würde und wenn sie ehrlich war, fürchtete sie, dass es vielleicht das letzte Mal sein könnte. Immerhin herrschte Krieg und die Pest schlich sich langsam an Drez heran. Sie wollte nicht auf so eine Art Abschied nehmen, also stand sie auf und ging zu seinem Zimmer, klopfte an und wartete.

"Ja", antwortete sie knapp und setzte sich neben ihn. "Ich bin aber nicht darum hier", mit diesen Worten neigte sie sich vor und küsste ihn. Eine Weile tat sie nichts anderes, löste sich dann von ihm und fuhr mit beiden Händen durch sein Haar. "Wir werden uns für eine Weile nicht shen", flüsterte sie. "Ich will nicht so Abschied nehmen... Also verzeihe ich dir. Und... Versprich mir, dass du am Leben bleibst und keine Dummheiten anstellst... Ich werde zurückkommen, aber wenn... wenn es passiert, dass... deine Familie plötzlich um zwei und nicht nur ein Mitglied grösser wird... werde ich nicht bleiben können." Es fiel ihr schwer die Worte auszusprechen, aber sie musste es tun und jetzt waren sie ihr über die Lippen gekommen und sie fühlte sich besser. Also konnten sie sich wieder aufs Abschiednehmen konzentrieren.

Sie biss sich auf die Lippen, denn es war eigentlich egoistisch von ihr, doch sie hatte lange darüber nachgedacht und gemerkt, dass sie in besagtem Fall wirklich nicht bleiben könnte. Sie neigte sich vor, lehnte kurz das Kinn an seine Schulter und zögerte, wusste nicht wie sie es schonend sagen konnte. Sie schloss dann die Augen und seufzte tief. "Ich könnte es nicht ertragen einen deiner Bastarde gross zu ziehen oder zu wissen, dass du eine zweite Familie hast... auch wenn wir nicht verheiratet sind und du auch kein Versprechen mir gegenüber abgelegt hast", sagte sie dann gerade heraus. "Ich hoffe, du verstehst das und nimmst es mir nicht übel."

"Gut", wisperte sie und nahm seine Finger von ihrer Wange. "Dann lass uns das Ganze für den Moment vergessen... Ich will jetzt nicht daran denken", flüsterte sie leise und setzte sich auf seine Knie. "Du wirst mir fehlen Veray."
Sie sah ihm in die Augen und fühlte, wie Tränen in die ihren stiegen. Sie küsste ihn, bevor sie losheulen konnte.

Sie genoss den Kuss, genoss den kurzen Moment in dem sie sich Veray so nahe fühlte, wie lange nicht mehr. Zärtlich legte sie die Arme um seinen Hals, strich mit den händen über seine Schulterblätter und lehnte Kinn und Lippen in seine Halskuhle.