"Gut", strahlte er. "Sag mir einfach was ich machen soll."

Das tat er auch, in dieser Reihenfolge. Karim gab ihm dem jemand zum Laufburschen spielen gleich mit, in Form eines jungen Verdezia und Ran schickte sie beide los, irgendwelche Arbeiten zu erledigen. Für Veray war es fast ungewohnt, wieder einmal nicht selber zu organisieren, sondern nur als Handlanger zu tun, was man ihm auftrug, aber es störte ihn nicht allzu sehr.

Veray nahm sich die Zeit, mit Ran einen Tee zu trinken, dann ging er hinter das Haus, um Kwaoras Abfolgen zu üben. wie immer fing er langsam an und wurde dann schneller, fliessender. Bei jedem Durchgang achtete er auf etwas anderes: auf die Bewegung seiner Handgelenkte, seine Beinarbeit, die Schnittlinie, die Winkel. Nach kürzester Zeit hatte er viel zu warm. Er zog sich Rüstung und Tunika über den Kopf und trainierte so weiter.
Wenn ein junger Dämon eine neue Waffe erlernte, durchlief er zwei Stufen: zuerst lernte er die Waffe zu führen. Dann lernte er sie zu beherrschen. Erst wenn er auch die zweite Stufe gemeistert hatte, wenn er fähig war, die Klinge in jedem Schlag, jedem Stich, jedem Hieb jederzeit abzubremsen, vielleicht nur Millimeter von der Kehle seines Gegners entfernt, wurde ihm erlaubt, mit scharfen Waffen zu trainieren, und erst dann war er zu Duellen zugelassen. Die einen erreichten diese Stufe früh, andere brauchten viel länger.
Veray wusste, dass er erst dabei war zu lernen, wie er die Doppellanze führen musste. Davon sie zu beherrschen, war er noch weit entfernt.

Die Tage bis zum Fest vergingen irgendwie gleichzeitig sehr langsam und sehr schnell. Jede Stunde schien endlos und angefüllt mit so vielen Dingen, dass sie eigentlich gar nicht hätten in einer Stunde Platz haben können, und doch schmolzen die Tage dahin wie Butter. Es irritierte Veray irgendwie, dass nicht er der war, der organisierte und koordinierte, und machte ihn ganz hibbelig, weil er nicht überall hineinsah und deshalb ständig das Gefühl hatte, das irgendetwas fehlte. Nach einer Weile ging ihm auf, dass er mit seinem ständigen Gefrage und nervösen Getue Ran wohl ziemlich auf die Nerven ging, und so war er einigermassen erleichtert, als er die ersten Verwandten in der Festung antrafen, und er deshalb einen Grund hatte, dorthin zu gehen, denn das letzte, was er wollte, war sich kurz vor der Hochzeit mit ihr zu zerstreiten.

Die Schwarze Festung war mittlerweile voll von Leuten, denn viele der eingeladenen Verwandten hatte man hier untergebracht, und so trat sich dauernd irgendjemand gegenseitig auf die Füsse oder kam sich sonst zu Nahe. Und irgendjemand machte immer Ärger. Der Zweig vom Altaz-See war erst gestern eingetroffen, aber Lardesh hatte bereits eine gebrochene Nase, auch wenn Veray nicht wusste, bei wem er sie sich eingefangen hatte.
Veray hatte nichts dagegen, wenn ein paar mehr Leute in der Festung waren als sonst, aber im Moment waren es für seinen Geschmack wirklich zu viele, und er merkte, dass er da nicht der einzige war. Selbst Lesir wirkte genervt. Achrat war schon seit Tagen verschwunden.
Während Veray durch die Gänge ging und die Gäste darauf aufmerksam machte, dass sie sich bereits jetzt auf den Weg hinunter nach Drez machen konnten, um sich gute Sitzplätze zu suchen, kam ein atemloser Geza zu ihm angerannt, und teilte ihm mit, dass Vakra nach ihm Rufe, Randreyah und Karim Verdezia seien eingetroffen.
Sofort machte sich Veray auf den Weg und war wenig später bei Vakra's Arbeitszimmer.