Ro musterte Urakantor leicht verwirrt. Warum zum Teufel hatte der plötzlich so gute Laune?
"Mein Vater war Söldner", sagte sie. "Ich habe lange im Heerlager gelebt."
Sie sah nach rechts, die Richtung, die er vermutete. "Warum hatte es der Magier eigentlich auf dich abgesehen?"

(aha, wie kommst du denn da wieder raus?)

Sie sah sein Zögern und folgte seinem Blick. Da oben war jemand, aber sie konnte nicht mehr erkennen als einen dunklen Schemen. Einen Moment lang zuckte ihre Hand in Richtung Säbelknauf, aber dann hielt sie inne. Es gab eigentlich keinen Grund, beunruhigt zu sein. Sie hatten das Haus durch den ganz normalen Eingang verlassen, als wären sie einfach Besucher. Sie wusste, dass sie selbst von einem Schattendämon angesehen würde, wenn sie sich hier aufhielt, ihr Erlebnis am Kampfplatz in Drez hatte das bewiesen. Und Urakantor hatte gerade gesagt, er dürfe sich hier ungestraft aufhalten.
Dennoch sah sie der Figur unruhig entgegen, als sie näher kam.

(eher früher Morgen, ich bin in der Nacht eingebrochen, aber dann passt der Lichtschein ja auch)

Ro riss die Augen auf und wich einen Schritt zurück. Sie brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, wer vor ihr stand. Der Zwerg. Der Zwerg von der Truppe, mit der sie von Ladril nach Murgird gereist war. Wie weit das schon zurückzuliegen schien, dabei konnte es kaum ein Monat gewesen sein. Bilder schossen ihr durch den Kopf, von den beiden Elfen und von Gillian. Gillian, die bei dem Angriff gestorben war. Die Elfen? Entkommen vielleicht, der Magier hatte ihr nichts darüber gesagt. Und der Zwerg? Der Zwerg...hatte sie angegriffen.
Der Säbel lag in ihrer Hand, bevor sie den Befehl zum ziehen gegeben hatte. Zu spät, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Zu lange nachgedacht. Hätte er dich töten wollen, hätte er es bereits getan. Und dann hätte er sich auch nicht vorgestellt. Ausser das war ein Hinterhalt. Wie beim letzten Mal. Sie erinnerte sich, wie der Zwerg dort, während sie am Feuer sassen, plötzlich seine Axt gezogen hatte, kurz bevor der Pfeilhagel begonnen hatte. Sie erinnerte sich an sein Grinsen, das irre Blitzen in seinen Augen. Drogen, schoss ihr durch den Kopf, dicht gefolgt von Magie.
Sie wich noch einen Schritt zurück, von der Mauer weg, um den Rücken frei zu haben.

(ich HAB meinen Säbel gezogen hatten wir die Verwirrung nicht schonmal? Nur wars da glaub ich umgekehrt)

"Und dann was?", fragte sie zischend.
Noch jemand also, der von Magiern gelenkt wurde. Gab es überhaupt noch jemand, bei dem sie sicher sein konnte, dass er er selbst war?
Wer garantierte ihr, dass der Zwerg jetzt er selbst war? Dass ihm nicht jemand eintrichterte, das zu sagen, um ihr Vertrauen zu bekommen?
Und wer garantierte ihr, dass Urakantor jetzt er selbst war? Der Magier konnte auch einfach die Kontrolle zurückerlangt und ihr etwas vorgegaukelt haben. Vielleicht würde das auch die merkwürdige Stimmung des Feuerdämonen gerade vorhin erklären.
Sie machte noch einen Schritt, diesmal von beiden weg.

"Ich kenne keine Hexen", sagte Ro.
Ihr Blick flackerte von Arsór zu Úrakantôr und zurück.
"Warum hat sie dich hierhergebracht?"
Steckte da etwa auch der Magier dahinter? Oder etwas anderes?