Ro seufzte. "Na gut, dann komm ich auch mit."
Sie hatte keine grosse Lust auf einen Kampf. Wobei das eigentlich falsch formuliert war. Gegen einen Kampf hatte sie eigentlich nie etwas einzuwenden, aber sie hatte keine Lust darauf, entweder selber draufzugehen oder Urakantor zu töten.
"Aber", fügte sie hinzu. "Ich will nichts mehr mit dem Magier zu tun haben. Wenn du vorhast, in seine Nähe zu gehen, dann setz ich mich ab."

(Da es schon die ganze Zeit Herbst war, dachte ich es könnt mal bald schneien, auch weil wir ja in den Bergen sind)

"Gut", meinte Ro. "Dann sollten wir nicht weiter hier rumstehen, ist nicht sonderlich gemütlich, wenn ihr mich fragt." Was etwas wahres hatte. Der Nieselregen der letzten Tage hatte zwar nachgelassen, dafür war es jetzt saukalt. Bestimmt begann es bald zu schneien.
"Fragt sich nur, wo wir mit diese komischen Pforte suchen anfangen sollen. Hat jede Menge komische Steine hier."
Sie sah relativ skeptisch das Tal hinauf und hinunter.

(dann solltest du dich selbst uns endlich mal anders vorstellen, wir kennen dich nur unter dem Namen)

Ro folgte Urakantor einige Schritte zurück in die Festung. Dann zögerte sie. Wollte sie mithelfen Vakra zu fangen? Damit würde sie zeigen, dass sie das unterstützte. Und das wollte sie nicht. Sie wollte nicht, dass Vakra irgendetwas mit der Geschichte zu tun hatte, geschweige denn, dass er vielleicht getötet wurde.
Im Grunde war es verrückt. Sie hatte allen Grund, Vakra zu hassen, er hatte sie beschimpft und beleidigt, als sie noch ein Kind gewesen war, gesagt sie sei eine Schande und ein schwacher Wechselbalg. Aber er war der Bruder ihres Vaters. Und damit, dass sie ihn im Kampf besiegt hatte, ihr Erbe gewissermassen legitimiert, war die Sache irgendwie begraben. Sie waren nicht ausgesöhnt, aber sie sah ihn auch nicht mehr als Feind.
Trotzdem. Sie musste mitgehen und sei es nur schon um zu verhindern, dass Urakantor womöglich Vakra umbrachte, wenn er sich wehrte. Ausserdem hatte Vakra vielleicht Antworten. Vielleicht wusste er etwas über die ganze Sache. Immerhin war es sein Blut, dass gebraucht wurde. Allerdings konnte das auch einfach sein, weil er ein Nachkomme einer alten Dämonenfamilie war und die Pforte vielleicht schon seit Generationen so eingerichtet. Oder aber, fuhr ihr durch den Kopf, vielleicht war das ganze wieder nur eine Prüfung. Dass das Blut gar nicht gebraucht wurde. Dass die Magier nur sehen wollten, wie sie darauf reagieren würde. Vermutlich nahm sie sich da gerade eine Spur zu wichtig, aber möglich war es.
Sie fluchte leise über diese verdammten Ungewissheiten und folgte Urakantor den Flur entlang. Insgeheim hoffte sie, dass Vakra sich mitlerweile aus dem Staub gemacht hatte.

(Ich nehm jetzt mal an, Vakra hat keine Ahnung von der ganzen Sache. Oder zumindest nicht viel)

Vakra fuhr herum. Sein Blick flackerte von Urakantor zu Ro und zurück. "Um was zu öffnen?", fragte er schneidend und ziemlich zornig. "Und wer bei allen Geistern seid ihr? Ist mein Haus etwa zu einer öffentlichen Versammlungshalle geworden, dass jeder meint, er könne hier reinlaufen, wie es ihm passt?!"
Er warf Ro noch einen Blick zu. Sie erwiderte ihn starr, aber im Grunde war sie erleichtert. Er tat, als würde er sie nicht kennen. Er ignorierte, dass er eigentlich genau wusste wer sie war, vermutlich, weil er nicht wollte, dass sie war, wer sie war, dass sie überhaupt existierte. Nicht die schlechteste Lösung, für sie beide.