"Uns wurde mitgeteilt, Ihr wärt eine Nachfahrin Aions", sagte der Älteste ungerührt. "Offenbar war diese Information falsch. Aber was ist der Zweck Eurer Gedankenreise hierher?"
Als sie Agariz entsetzten Gesichtsausdruck sahen, drehten sich auch die beiden anderen um. Elasha zuckte so zusammen, dass er die Holzstäbchen in alle Richtungen verwarf, Inshura hechtete halb von der Bank, auf der er sass und griff nach seinem Bogen, doch er schoss nicht. Dreshar blieb still stehen und sah sie an.
"Was zur Hölle...", murmelte Inshura und trat vorsichtig einen Schritt auf ihn zu, während er einen Pfeil auflegte.
"Ich glaube nicht, dass das einen Zweck hat", sagte Elasha zu ihm. "Das Ding ist aus Nebel, siehst du nicht?"
"M...Magie?", fragte Agariz halb stotternd.
"Vielleicht...", meinte Elasha. Er und Inshura sahen sich an, sich fragend, ob sie angreifen sollten.
Dreshar blieb noch immer still stehen.
"Es ist ein Wolf", stellte Inshura plötzlich fest.
"Und?", fragte Elasha, der mittlerweile auch aufgestanden war.
"Erinnert dich das an niemanden?", fragte Inshura.
"Dreshar", antwortete Agariz.
Elasha wich automatisch ein wenig zurück. "Glaubst... glaubst du, das ist sein Geist?"
Keiner gab eine Antwort darauf.
Dreshar senkte den Kopf und knurrte. Es war ein kämpferisches Knurren. Dann löste er sich auf und glitt wieder in den Schatten.

"Die Falken seht ihr vor euch", antwortete der Älteste. "Was die Splitter betrifft, so ist uns ihr Aufenthaltsort nicht bekannt. Nicht alle Teile der Stadt stehen unter unserer Kontrolle."
Dreshar glitt umher. Er suchte jemanden, aber er hatte keine Ahnung, wo sie sich zur Zeit aufhielt...

"Wir kämpfen seit dem Untergang Tanues für den Erhalt des Kerns", antwortete der Älteste. "Aber ein Teil der tiefern Gefielde ging verloren an eine Vielzahl von Kreaturen, die wir unter dem Namen Kriecher zusammenfassen."
Er fand sie nicht. Er hatte sämtliche Frauenschlafsääle abgesucht, alle Korridore und umliegenden Räume, aber er hatte keinen Hiweis auf sie gefunden. Allmählich wurde er panisch. Wo war sie?

"Sie sind für gewöhnlich gross, und ihre Anatomie kommt nirgendwo anders vor als hier in Tanue", antwortete der Älteste.
Dreshar hörte Akkayas Frage, aber er gab keine Antwort. Sie konnte auf Wache sein. Also musste er die Posten abklappern.

"Man könnte, es sind Chimären", antwortete der Älteste. "Viele von ihnen weisen sowohl Strukturen von verschiedenen bekannten Säugetieren, aber auch von Reptilien, Amphibien und oftmals Insekten auf, meistens stark vergrössert."
Er versuchte sich zu beruhigen, aber es fiel ihm nicht leicht, als er einen um den anderen Wachpunkt besuchte und an jedem jemand anderes vorfand. Ihm wurde bewusst, dass er mitunter ewig suchen konnte, ohne sich jemals sicher zu sein, dass er sie nicht irgendwo verpasst hatte, und sie wirklich nicht mehr hier war - was gemessen an den Wahrscheinlichkeiten wenig anderes bedeutet hätte, als dass sie tot war.
Gerade als er kurz davor war, irgendjemand anzusprechen und zu fragen, egal wie der darauf reagierte, dass ein Rauchklecks mit ihm redete, kam ihm jemand entgegen. Auf den ersten Blick hätte er sie kaum erkannt. Sie war viel dünner als er sie in Erinnerung hatte und ging schnell, als hätte sie Angst vor etwas. Für einen Augenblick wurde der Reflex, sie ihn die Arme zu nehmen, in ihm dermassen übermächtig, dass er sich tatsächlich bewegte, und zwar seinen Körper, der in Lovit in einem Runenkreis sass. Es war wie wenn man träumt und dann plötzlich, wenn man etwas sagen will, laut spricht, und von der Bewegung selber erwacht und beinahe wäre er aus der Trance gerutscht. Im letzten Moment schaffte er es, sich zusammen zu reissen.
Er kroch hinter ihrem Rücken hoch und umschwebte sie, so weit er wagte. Er wollte sich ihr nicht zeigen, aus Angst sie zu erschrecken, oder weil sie ihn vielleicht für einen Geist hielt, oder weil sie der Gedanke an die Begegneung dann verfolgen würde. Also folgte er ihr nur eine Weile lang, bevor er sich wieder zurückzog und durch die Luftschächte zurück zum Empfangsraum sickerte.