Er setzte sich zu den anderen auf die Wiese im orangenen Licht der Abenddämmerung. "Hey, wir haben noch einen", sagte einer der Jugendlichen, woraufhin ein paar andere fröhlich gröhlten. Es waren etwa ein Dutzend Leute noch hier, ein Drittel Mädchen, zwei Drittel Jungs, schätzte er. "Der Rest kommt später, ein paar kommen gar nicht mit. Wie heißt du eigentlich?", fragte ihn der Eine. "Kraigor und ihr?"
Daraufhin wurden ihm alle kurz vorgestellt, wobei er sich die meisten Namen gar nicht merken konnte.
"Ich werd heut Abend eh noch zehnmal nachfragen wie ihr heißt", lachte er.
"Ja, is immer so am Anfang", grinste ein Mädchen zurück mit langen dunkelbraunen Haaren, die ihr offen über die Schultern fielen und die ziemlich gut aussah, wie er fand.
Sie redeten und scherzten noch ne Weile, bis einer aufstand und sagte: "So, Leutz, lasst mal loslaufen."
Die anderen erhoben sich schwerfällig und ohne große Motivation und dann verabschiedeten sich ein paar von ihnen, darunter leider auch das Mädchen.
Zu fünft gingen sie schließlich los Richtung Parkausgang. Die zwei von vorhin, noch ein Junge und ein Mädchen.
Der Junge gab jedem einen Humpen und schenkte Bier aus einem kleinen Fass ein, das er eben geöffnet hatte. "Für den Weg."
Dann gingen sie lachen und redend weiter, aus dem Park raus, nach links, an Häusern* vorbei immer weiter weg vom Kern der Terasse. "Wo gehen wir eigentlich hin?", fragte Kraigor irgendwann, "und wer kommt alles und was macht ihr da so?"
"Wir gehen an einen Bach, da chillen wir öfter abends. Ist ganz nett da, es kommen noch höchstens zehn Leute und dann reden wir und trinken und haben Spaß. Ist immer ganz witzig. Drosten hat Geburtstag, also gibt er noch einen aus hoffentlich." Der Typ grinste breit.
"Ist nicht mehr weit, ein bisschen außerhalb, sonst stören wir ja Leute damit", er rollte mit den Augen, "am Eichenplatz bei der verlassenen Taverne**."


Notiz nur für mich:
*=Straßencafés/Eisdielen
**=Restaurant

Als sie dort ankamen, standen schon vier andere dort, zwei Jungs und zwei Mädchen. "Da seid ihr ja endlich. Die Sonne geht schon unter, gleich geht's los", brüllte ihnen ein scheinbar bereits gut gelaunter Typ entgegen. Er hielt Kraigor die Hand hin. "Guden, wer bisn du?"
"Kraigor und du?"
"Drosten. Geil, dass du dabei bist."
"Ei, alles Gute", antwortete Kraigor.
"Danke man!"
Der Junge drehte sich wieder zu Kraigors Gruppe um. "Kommen Fangena und Jocken auch noch?"
"Wir haben gesagt, bei Sonnenuntergang, also dauerts eh noch ne Stunde", antwortete dieser und lachte.
"Trinken wir einfach nochn Bierchen, bis die anderen kommen", war die Antwort, die gleich Beifall fand.
Bis der Rest nach und nach eingetrudelt war, was ein wenig gedauert hatte, hatten sie bereits zwei Biere getrunken und die Stimmung war aufgelockerter. Kraigor kam super mit allen klar, weil alle sehr offen und nett hier waren. Sie machten Witze, lachten, schubsten Drosten aus Spaß den Abhang zum Bach runter, wobei er etwas schlitterte und sich gerade noch fangen konnte, bevor er ins Wasser fiel. Dann, als alle versammelt waren, spielten sie ein Spiel namens "Runter mit", dass größtenteils aus Saufen bestand. Es gab zwei Mannschaften, die eine Flasche umwerfen mussten um dann ihr Bier leerzutrinken und wenn es alle leer hatten, hatte man gewonnen. Es war ziemlich lustig, aber nach der dritten Runde hörten sie auf und feierten so weiter.

Als er spät in der Nacht heimkam, war er stark angetrunken, konnte aber noch laufen und halbwegs klar denken. Es war ein echt lustiger Abend gewesen, vor allem nach dem Spiel und er hatte sowohl viele Leute kennengelernt, als auch Spaß gehabt und kleine Abenteuer erlebt. Unten am Bach zum Beispiel. Nur geküsst hatte er keine. Schade.
Bevor er schlafen wollte, wollte er aber noch etwas trinken, weil er vom vielen Pissen verdammten Durst hatte.
Er suchte ein Wenig und fand dann eine Kanne in der Küche, die erfreulicherweise noch halb voll war mit einem lauwarmen Getränk.
Er setzte an und trank alles in einem Zug leer. Das tat gut.
Er würde gleich ins Bett gehen und dann schön schlafen. Wobei er sich plötzlich angenehm leicht fühlte. Und irgendwie den Drang hatte zu malen. Wieso auch immer. Er spürte, dass er das gerade konnte, ja, er hatte Bilder im Kopf. Er war ein Genie, je länger er darüber nachdachte umso klarer leuchtete ihm ein, dass er dazu geboren war, Künstler zu sein. Nur womit malen?
Achso. Mit Blut. Klar. Die Wände waren ja hell genug. Er war ja so ein Gott!
Er holte aus und schlug sich ein paar mal volle Wucht auf die Nase, bis sie blutete, was bei ihm sowieso schnell ging.
Fröhlich grinsend fasste er mit den Fingerspitzen daran und begann die Wand anzumalen. Er knetete die Nase stets, damit die Blutung nicht stoppte und zeichnete so ein paar Minuten lang gut gelaunt eine Zeichnung an die Wand. Von einer Sonne, die ein Wildschwein beleuchtete, das einen Krieger mit Speer niedergestreckt hatte. Er konnte schwören, es sah aus wie echt*. Dann wartete er bis die Blutung aufhörte und legte sich unter dem Bild hin. War doch egal ob er hier schlief oder oben. Den Säbel legte er neben sich und schlief kurz darauf ein.

*tut es nicht

Er wachte auf und blinzelte ein paarmal. "Ja, tu ich."
Wieso war er hier? Er hatte gestern doch gar nicht so viel getrunken...er hatte nichtmal Filmriss. Achja...er erinnerte sich, er hatte Tee getrunken und dann...mit seinem Blut gemalt? An der Wand? Wieso daaas? Komisch. Er blickte hoch. Sah die Kritzeleien. Fasste sich an die Nase. Spürte getrocknetes Blut.
Dann setzte er sich auf. "Jetzt ohne Scheiß. War was in dem Tee oder war ich einfach total besoffen gestern Nacht?", fragte er verwundert, noch nicht ganz zu sich gekommen. Retroperspektiv betrachtet konnte er sich nicht erklären wieso er so etwas selten dämliches hätte tun sollen, wenn er sich sogar noch daran erinnerte. Der Alkohol war es also nicht.

Er war verwirrt. "Ähm, ja, gerne, klar, Frühstück." Er stand leicht schwankend auf. "Ich meinte eher, ob der Tee macht, dass man komische Ideen hat oder sonst irgendwas. Ob da dein Gwalachzeug oder sonstwas drinnen war."
Frühstück hörte sich echt gut an. Sie gingen in die Küche und er freute sich tierisch, als er sah, dass es Pfannkuchen gab und Honig. Gleich würde er darüber herfallen, wenn er von Dreshar eine zufriedenstellende Antwort bekam und dann sich waschen. Das klang gut.

Elira meditierte eine Weile und begann an ihrer Dehnbarkeit zu arbeiten. Es dauerte aber nicht lange und sie machte beinahe völlig schlapp. Es war verdammt schwer auf den schmalen Steinen die Balance zu halten und das im Handstand, mit durchgebogenem Rücken und den Füssen auf dem Kopf. Aber als sie fertig war und sich von den Priestern dort verabschiedete, merkte sie, dass sie doch immerhin eine Stunde lang durchgehalten hatte.
Zufrieden machte sie sich auf den Weg zum Haus, um zu sehen, ob die anderen beiden wach waren und um sie zu fragen, was sie so an diesem Tag vorhatten.
Sie schlenderte durch die weiteren fünf Gärten, grüsste die Priester dort und fragte einen der Hohepriester, die ihr begegneten nach Zorai und Randreyah, doch er konnte ihr nicht weiterhelfen, also bedankte sie sich und machte sich wieder auf den Weg.
Es war ein warmer Tag und die Sonne schien hell, als sie ihre Unterkunft erreicht hatte. Sie genoss die Ruhe und frische Luft Lovits. Es tat ihr gut wieder hier zu sein.

Sie fand Kraigor und Dreshar beim Frühstückstisch an und setzte sich strahlend zu ihnen. Sie redeten nicht viel und Elly schnappte sich noch einen Pfannkuchen, dann überredete sie die beiden sie zu den Badehäusern zu begleiten und ein Bad zu nehmen - was sie alle drei definitiv nötig hatten.
Dort angekommen erklärte sie ihnen wo sich was im Bad befand und was sie einfach gebrauchen durften als Gäste und was nicht. Sie trat dann nach draussen, Dreshar spasseshalber unauffällig einen fragenden Blick zuwerfend, ob er ihr oder Kraigor Gesellschaft leisten würde und wartete, ob sie noch Fragen hatten oder nicht.

"Aber so besoffen eigentlich nicht", murmelte er und aß genüsslich sein Frühstück, als irgendwann Elira hereingeschneit kam. Nach dem Frühstück gingen sie zu den Badehäusern, was Kraigor Vorfreude bereitete. Ein schönes, warmes Bad war wirklich toll, vor allem nach letztem Abend. Nachdem Elira ihnen alles erklärt hatte, füllte Kraigor einen großen Zuber mit warmem Wasser, zog sich aus und ließ sich hineingleiten. Das warme Wasser tat gut und er schloss zufrieden die Augen. Wärme. Die Seife und Bürste konnte warten, bis er keine Lust mehr auf einfach nur rumliegen hatte.


(Ich will jetzt ne Badewanne hier T_T)