"Wieso wirst du dann immer lauter?", fragte Ran.

"Höflich zu sein, heisst nicht unehrlich zu sein. Man zeigt nur damit seinem Gegenüber Respekt. Ausserdem überdenkt man das eigene Handeln dabei und ist in der Lage eine klügere Entscheidung zu treffen, als wenn man einfach losposaunt, was man gerade in der Sekunde denkt. Das kann einem manchmal sogar den Hals retten", entgegnete Ran und stellte ihren Becher ab. Sie war neugierig geworden. Ro hatte recht schnell die Fassung verloren und jetzt wunderte sie sich, wie lange es gehen würde, bis sie wirklich wütend wurde. Wobei sie aber aufpassen musste, denn Ro konnte gefährlich werden. Sie würde bald aufhören müssen sie zu sticheln.

"Das wird sich noch herausstellen", entgegnete sie und stand auf.
Aries war schon die ganze Zeit über nervös gewesen, seitdem sie in den Drachenbergen wanderten. Doch jetzt huschten seine Augen unruhig von einer dunklen Stelle zur anderen und Angst schien sich in ihnen zu spiegeln.
Ran kniete sich neben ihn und versuchte seinem Blick zu folgen, doch es gelang ihr nicht. "Was ist?" Aries Augen schnellten zu ihr, dann wieder zur Dunkelheit. "Schwärze und Vogel", antwortete der Drache und erstarrte plötzlich. "Da ist etwas", murmelte Ran und zog ihre Zwillingsschwerter. Langsam machte sie einige Schritte hinaus aus der Höhle und als sie den Schein des Feuers verlassen hatte, schnellte etwas auf sie herunter. Sie machte einen Schritt zur Seite und hörte wie das Ding hinter ihr rauschend abdrehte und einen Bogen um sie flog. Sie wirbelte herum und erblickte einen Feuerfalken vor ihr sitzend. Das Tier sah sie kreischend an und breitete die Flügel leicht aus. Ran entspannte sich ein wenig und sah prüfend in die Weite vor ihr, doch da war nichts anderes. Siel liess die Schwerter wieder in ihre Scheide gleiten und bückte sich zum Tier hinunter. Der Vogel trug eine Nachricht um seinen Fuss gebunden.
Ran las den Zettel durch. Es war eine Botschaft von Zorai. Sie musste lächeln. Dann nahm sie den Feuerfalken mit hinein und suchte in einer der Satteltaschen, nach einer Feder. Sie fand eine, hatte aber keine Tinte, also Ritzte sie sich die Haut auf und schrieb 'Auf Reisen. Komme in zwei Monaten. Ja.' auf die Rückseite der Nachricht, band sie erneut an den Fuss des Vogels und liess ihn zurück nach Lovit fliegen.
Doch auch als der Vogel verschwunden war, hatte sie das dumpfe Gefühl beobachtet zu werden.

"Können wir", meinte Ran und verband den Schnitt. Ihre magischen Kräfte schienen nicht das einzige zu sein, dass eingeschränkt war. Der Schnitt hatte zwar aufgehört zu bluten, jedoch noch nicht begonnen sich zu schliessen. War sie jetzt, wie der Rest der Nagzwa? Sie lehnte sich an Aries' Flanke. Der Drache legte seinen Flügel über sie und den Kopf unter ihren Arm. Er grollte leise und sie streichelte seinen Nasenrücken. "Aries sagt, dass uns etwas seit einer Weile beobachtet", verkündete sie laut genug, dass es Ro hören konnte. "Er ist sich aber nicht sicher und weiss auch nicht wer oder was es sein könnte."

"Dann übernehme ich die zweite", sagte Ran und kuschelte sich an Aries. Sie wollte noch etwas schlafen, bevor sie an der Reihe war. Der Drache schien nicht gerade zufrieden. Er legte zwar den Kopf zu Boden, doch würde nicht schlafen.