"Einverstanden", meinte Ro, rollte sich auf dem Boden neben dem Feuer zusammen, zog den Umhang über sich und war innerhalb weniger Minuten eingeschlafen.
Machek setzte sich im Schneidersitz mir dem Rücken zum Feuer und sah in die Nacht hinaus. Er war sich sicher, dass sie beobachtet wurden. Nagareth musste sehr wütend darüber gewesen sein, dass sein Plan mit den Dagnaz'Ûr nicht funktioniert hatte und Ro ausserhalb seiner Reichweite in der Schwarzen Festung war. Er musste auf eine Gelegenheit wie diese gewartet haben.
If you're going through hell, keep going.

Die Harpyie beugte sich etwas vor, um genauer zu sehen, doch hielt sich in den Ästen der Bäume versteckt. Ihr Meister hatte sie geschickt die Frau mit dem Drachen im Auge zu behalten. Doch zwei weitere Menschen hatten sich ihr angeschlossen. Oder waren es keine Menschen, sondern diese Wesen, von denen ihr Meister gesprochen hatte? Es spielte keine Rolle. Die Frau mit dem Drachen würde hier die Nacht verbringen und morgen mit diesen zwei anderen weiterreisen. Je länger die Harpyie auf den Eingang der Höhle starrte, desto hungriger wurde sie. Seit einigen Tagen schon hatte sie keinen Sklaven zwischen den Klauen gehabt. Irgendwo hier in der Nähe gab es kein Dorf, doch in der Weite auf dem Weg der Frau mit dem Drachen sicherlich. Sie müsste sich nur gedulden.
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Als Machek sich sicher war, dass die anderen beiden schliefen - dass der Drache schlief, nahm er nicht an, oder zumindest würde sein Schlaf niemals tief sein - hob er die Hände vor seine Augen und sah sie an. Er hatte lange keine Magie mehr gewirkt. Fast ein halbes Jahr. Natürlich, gemessen an den 176 Jahren, die er gelebt hatte, waren fünf Monate nichts. Aber für ihn, der Magie jeden Tag mehrmals verwendet hatte, all die kleinen Tricks, die einem das Leben erleichterten, waren fünf Monate ohne einen Funken davon eine lange Zeit. Einen Augenblick lang beschlich ihn sogar die irrationale Furcht, er könnte es verlernt haben. Natürlich war das Humbug. Es gab keinen Grund dazu.
Er streckte die Finger einer Hand aus und hielt die Handfläche waagrecht. Dann zog er seinen Geist auf die durch so lange Übung in Fleisch und Blut übergegangene Art zusammen, fokussierte ihn auf die mögliche Zukunft, in der er die Elemente haben wollte, und gab ihnen den Anstoss, diese zu verwirklichen. Augenblicklich glühte über seiner Hand ein Funke auf und dehnte sich in weniger als einem Lidschlag zu einer kleinen, warm züngelnden Flamme aus.
Er betrachtete das Flämmchen für eine lange Zeit, mit der Ehrfurcht und Liebe, mit der ein Vater sein neugeborenes Kind betrachtet. Schliesslich drehte er sich um und setzte es zu den anderen ins Feuer. Er hatte Feuer noch nie gerne einfach ausgelöscht.
Den Rest seiner Wache über sass er still da und blickte auf das Tal hinaus, bis er schliesslich aufstand und Ran leise weckte.
If you're going through hell, keep going.

Als Machek sie weckte, weckte er auch Aries. Der Drache bestand darauf mit ihr die Wache zu halten und so setzte er sich mit ihr zum Höhleneingang.
Ran wünschte Machek gute Nacht und wartete bis er eingeschlafen war.
"Was glaubst du, wie viele Beobachter sind da draußen?", fragte sie dann leise den Drachen. Dieser schnaubte nur.
"Sollen wirs herausfinden?"
Aries schüttelte den Kopf.
Eine Weile saßen sie nur da und sahen zu den Sternen.
Als es Zeit für die Wachablösung wurde, stand Ran auf und weckte Ro. Sie hatte die ganze Zeit mit dem Schlaf kämpfen müßen und war froh darüber von Ro abgelöst zu werden.
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Ro nickte Ran nur zu und setzte sich an den Höhleneingang, mit dem Rücken gegen einen Felsen gelehnt. Sie war noch nie sehr gesprächig gewesen, wenn man sie mitten in der Nacht weckte. Sie streckte die Beine aus, zog ihren Säbel und legte ihn sich quer über die Knie. Nicht dass sie damit rechnete, jeden Moment angegriffen zu werden, aber sie wusste aus Erfahrung, dass sie weniger Gefahr lief einzuschlafen, wenn sie den Säbel in der Hand hielt.
Die Stunden zogen sich langsam dahin, die Sterne drehten sich am Himmel und versanken im Westen, von Osten her begann irgendwann ein zarter, blauer Schimmer über die Schwärze zu kriechen, der sich allmählich ein ein dunkles Rosa verwandelte. Ro gähnte. Das war wieder einmal eine Nachtwache gewesen, in der überhaupt nichts geschehen war, was bedeutete, dass sie auf den ersten Blick so wirkte, als sei sie sinnlos gewesen. Das Dumme bei Nachtwachen war, dass man nie mit Sicherheit sagen konnte, ob sie wirklich sinnlos waren. Vielleicht wären sie ja angegriffen worden, wenn sie alle geschlafen hätten.
Als der Tag nicht mehr allzu fern schien, stand Ro auf, brachte das Feuer wieder in Gang und brachte in dem kleinen Topf Schnee zum schmelzen, um Haferbrei aufzusetzen. Dann wartete sie darauf, dass die anderen aufwachten.
If you're going through hell, keep going.

Als die Sonne die Höhle mit ihrem warmen Licht flutete, wachte Ran aus ihren unruhigen Träumen von Feuer und Glut auf. Aries setze sich hellwach neben sie hin und drängte sie zur Jagd. Er hatte seit einigen Tagen nicht gegessen und auf Fleisch hätte sie ehrlich gesagt auch Appetit. Sie setzte sich ans Feuer zu Machek und Ro. "Aries will jetzt auf die Jagd gehen. Wenn ihr einverstanden seid, werde ich ihn begleiten. Es wird einige Stunden dauern, ihr müsst nicht auf uns warten, wenn ihr sofort aufbrechen wollt. Um den Ruf zu folgen, müssen wir in Richtung Verbotene Wälder reisen", erklärte sie noch leicht verschlafen. Sie war morgens immer mürrisch.
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"In Ordnung", meinte Ro. "Das ist im Nordosten von hier aus, oder?"
Machek nickte.
"Gut", sagte Ro und begann das Zeug zusammen zu packen, als alle gegessen hatten. "Ah, wenn von der Jagdbeute was übrig bleibt, könntet ihr das mitbringen? Dann haben wir heute Abend was Gutes zu Essen."
Grinsend stopfte sie die mit Schnee ausgefegte Pfanne zu den anderen Dingen in ihren Seesack und hängte ihn sich auf den Rücken. Dann brachen sie auf, Ran mit dem Drachen, Ro und Machek zu Fuss.
Sie gingen weiter auf dem Pfad in Richtung Osten und sahen den ganzen Vormittag und auch während der kleinen Mittagsrast nichts von Ran. Einige Zeit später gabelte sich das Tal, dem sie folgten und Machek deutete auf das linke Seitental. Der Weg hier war weniger gut als der, der in Richtung Ravi führte, weil er offensichtlich weniger benutzt wurde, dennoch kamen sie recht passabel voran.
(Ich hab mir das so überlegt, dass sie da ein Stück nördlich von Drakhard durchkommen, also praktisch in gerader Linie von Drez nach Azura)
If you're going through hell, keep going.

(ah cool, ich mir auch)
Ran überprüfte den Sattel, hievte ihn auf Aries Rücken und richtete ihn so ein, dass Aries fliegen konnte. Dann schwang sie sich in den Sattel und die Nachtkatze in die Lüfte.
Eine Weile flogen sie über den Wald, die Täler, Ausschau nach geeigneter Beute haltend. Doch sie fanden nicht viel. Das Wild schien die Anwesenheit, den Blutdurst des Drachen zu spüren und duckte sich hinter Gebüsch und noch kahlen Ästen.
Aries entdeckte jedoch eine Herde von Hirschkühen und Junghirschen. Er umkreiste sie, machte sie nervös, doch sie flüchteten stets in der Gruppe, bis einer der Junghirsche ausbrach. Aries entdeckte ihn, hetzte ihm nach und jagte ihn aus dem Wald auf ein Feld. Es war nicht gross, doch es reichte, um Ran absteigen zu lassen. Noch im Flug, sprang sie von Aries Rücken, rannte los sobald sie den Boden unter den Füssen spürte und liess sich von Aries führen. Sie umzingelten schliesslich den Hirschen, das Tier wollte fliehen, doch auch Aries landete.
Ran zog ihr Jagdmesser und umkreiste mit Aries das Tier. Der Hirsch scharrte mit dem Huf auf der noch vereisten Erde, neigte sein Haupt und präsentierte sein Geweih, doch er wusste, dass ihm dieses nicht viel nützen würde, er war einem Drachen nicht gewachsen.
Gleichzeitig stürmten Aries und Ran auf das Tier zu. Die Krallen und das Messer bereit, doch der Hirsch sprang. Im letzten Moment, bevor der Hirsch ihnen entwischen konnte, griff Ran nach seinem Geweih hörte wie das Tier aufschrie, als sich Aries Krallen in seinen Hinterleib bohrten und zog sich an ihm hoch. Das Geweih des Hirschen zerkratzte ihre Schulter und ihre Wange, doch mit einem präzisen Schnitt durchtrennte sie seine Halsmuskeln und Kehle, brach ihm mit dem Knie das Genick und stürzte mit dem Hirschen und Aries zu Boden.
Ran rappelte sich auf. Das warme Blut bedeckte ihr Gesicht, durchtränkte ihre Kleidung und sie hatte Hunger. Genauso der Drache, welcher sich nicht zwei Mal bitten liess, sondern mit einer Pranke den Kopf des Hirschen abtrennte, ihm die Bauchdecke mit den scharfen Krallen aufbrach und das noch warme Fleisch sofort zu verzehren begann.
Die Jagd hatte sie berauscht. Die ganze Zeit über war sie mit Aries durch ihren Geist verbunden gewesen, hatte gesehen was er sah, hatte gerochen, was er roch. Ihr Blut rauschte ihr in den Ohren, kochte in ihren Adern, der Wald un die kühle Luft hüllten sie ein in einen Nebel voller dumpfer Ruhe. Wie in Trance kniete sich Ran neben ihre Beute hin, zog erneut das Messer und versenkte es in die Brust des Hirschen, mechanisch das Herz herausschneidend. Ehe sie es sich versah, verschlang sie es. Als sie merkte, was sie getan hatte, würgte sie. Sie hasste Herz. Etwas hatte sie plötzlich dazu gezwungen, hatte danach gedürstet und geschrien, das Herz des Hirschen zu verschlingen. Zitternd sah sie Aries an, welcher sie aus seinen grossen Augen bewundernd und erstaunt musterte. Sie sah ihre blutverschmierten Hände an und dann um sich. Das Messer lag am Boden, sie hob es auf. In der Nähe gab es einen Bach. Wie gehetzt stand sie auf und ging zum Wasser, liess den fressenden Aries zurück.
Als sie wieder einigermassen vom Blut des Hirschen sauber war, machten sie sich auf den Rückweg. Aries hatte beinahe den ganzen Hirsch alleine verspeist, hatte sich aber noch eine Keule für später mitgenommen, den Rest, Knochen und was alles noch so dran hing, hatten sie den Wölfen überlassen. Ran zitterte immer noch. Growndrill hatte sie gewarnt, dass sie während der Jagd oder in Schlachten mehr Drache, als Nagzwa sein könnte, doch sie hatte ihm nie wirklich geglaubt. Bis jetzt. Unterwegs hatte sie noch zwei Hasen gefangen, für Ro und Machek.
Sie trafen die beiden am späten Nachmittag. Sie waren auf dem richtigen Weg zu den Verfluchten Wäldern, die weit in der Ferne düster und unheilvoll auf sie warteten. Kein Weg führte hinein oder hinaus, denn der Wald gehörte den Tieren und Bestien, die ihn behausten. Es war gefährlich den Wald zu betreten, doch Ran kannte die vielen Wege, die ihn durchzogen und nach Azura führten.
"Wollen wir hier rasten oder weitergehen?", fragte Ran, nachdem Aries landete. Ro und Machek hatten sie schon bemerkt und waren stehen geblieben, um auf die beiden zu warten.
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"Ich schätze, wir können heute noch ein gutes Stück weiter kommen", meinte Ro. Sie musterte Ran, doch sie brauchte die dunklen Flecken auf ihrer Kleidung nicht erst zu sehen. Sie schmeckte das Blut. Und musste sich zusammenreissen, um sich nicht über die Lippen zu lecken. "Ich sehe, die Jagd war erfolgreich?"
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"Sehr erfolgreich", meinte Ran und deutete auf die Keule in Aries Klauen und die beiden Hasen, die am Sattel hingen. "Gut, dann gehen wir weiter."
Ran hoffte Azura bald zu erreichen, denn der Blutgeruch machte sie halb wahnsinnig. Von wegen, sie hatte ihren Wahnsinn im Griff. Ihre Hand zitterte immer noch. Am liebsten wäre sie erneut jagen gegangen. Hätte erneut Blut auf den Lippen geschmeckt und das Reissen der Muskeln unter der Klinge gespürt. Aries schien das ziemlich amüsant zu finden, denn er trottete ihr mit seiner Beute zwischen den Zähnen nach. Doch der Blutgeruch hatte noch einen zweiten Nachteil, man konnte sie leichter ausmachen. Soviel sie wusste gab es in der Nähe einen Tümpel. Sobald sie dort ankamen, würde sie hineinspringen. Auch wenn das Wasser verdammt kalt sein musste.
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