Pard unterhielt sich am nächsten Tag mit dem Wirt, ging anschliessend zu der Familie, deren Hälfte der Mitglieder krank war und versorgte sie.
Es stellte sich heraus, dass es ein Fall von Pest war. Pard fluchte. Er wies die Dämonen an, alle Bettwäsche zu verbrennen und neue besorgen zu gehen, ausserdem liess er sie alle Ratten und anderes Kleingetier verscheuchen. Doch ob es die Verbreitung der Krankheit verhindern würde, war unklar. Die Familie bat er ihre Häuser nicht zu verlassen.
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Am nächsten Morgen herrschte gedrückte Stimmung im Dorf. Der Fremde hatte gesagt das eine der Familien die Pest hatte. Das war nicht gut. Hier waren sie nicht in Sicherheit. Biredh stützte sich auf seinen Blindenstock und suchte sich einen Weg durch das Wirtshaus. Die Frage war ob es die Beulenpest oder Lungenpest war. Im ersten Fall müsste er einfach die Ratten auf Abstand halten und sie müssten für einige Zeit aus dem Dorf verschwinden. aus dem Dorf vertreiben konnte er sie nicht, da er sich dann verraten würde. Falls es die Lungenpest war, wusste er nicht so recht was er dagegen tun sollte.
Vielleicht sollte er den Fremden aufsuchen. Idril wurde befohlen im Zimmer zu bleiben. Dann machte sich der blinde Geschichtenerzähler auf den Weg nach unten und suchte nach jemandem von dem er eventuell frischen Proviant kaufen könnte.

Pard schützte sich durch Magie, als er die Kranken untersuchte, ein schwieriger und Energie aufwendiger Prozess. Es waren nicht die Ratten, die die Krankheit verbreitet hatten, sondern die Flöhe.
Er verliess das Haus, ging in den Hinterhof und verbrannte alles, was mit den Kranken in Kontakt geraten war. Er selber liess das Feuer über seine Haut tanzen, untersuchte seinen Körper und wies dann einen Knaben an dir Nachricht von den Flöhen zu verbreiten. Sie mussten die kleinen Parasiten los werden, damit es nicht noch mehr Erkrankte gab.
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Als er in das Wirtshaus zurückkehrte sass Idril auf der Bank draussen und fütterte ihren Adler mit ein paar rohen Fleischstücken. Die anderen Kinder betrachteten den Vogel bewundernd und sogar ein paar Erwachsene blieben stehen um sich den Vogel anzusehen. Ein Dämon ging schliesslich auf das Mädchen zu und verwickelte sie in ein Gespräch über die Aufzucht und Training von Greifvögeln. Offensichtlich war das der Falkner des Dorfes. Er wollte Idril den Vogel für gutes Geld abkaufen, doch sie schüttelte hartnäckig den Kopf. Der Geschichtenerzähler trat schliesslich zu dem Pärchen und unterbrach ihr Gespräch.
"Ich dachte ich hätte dir gesagt, dass du auf dem Zimmer bleiben sollst."
Idril errötete. "Er ist ans Fenstersims gekommen und wollte dass ich rauskomme. Ich dachte es würde nicht schaden, wenn ich nur beim Wirtshaus aufhalten würde."
"Geh wieder rein.", befahl er barsch. "Sie haben die Pest im Dorf. Ich will nicht dass du krank wirst."
"Wartet einen Moment, Fremder. Ich würde dem Mädchen gerne mal meine Vögel zeigen. Wenn sie mir ihren Vogel nicht verkaufen will, kann sie mir vielleicht wenigstens zeigen, wie man die grösseren Adler besser trainieren könnte. Fuchs-, Marder- und Murmeltierfelle bringen gutes Geld. Sie wird für ihr Geheimnis auch einen Lohn erhalten. Warme Kleidung für die Berge, ein paar neue Stiefel und einen Dolch.", bot er dem Geschichtenerzähler an.
"Bitte, sag ja.", bettelte das Mädchen. "Es wird auch nicht lange dauern und ich würde mir gerne seine Falken ansehen. Er hat gesagt, er hat sogar einen Steinadler, der fast so gross ist wie Mithron."
Biredh runzelte unwillig die Stirn, doch Idril spürte wie er wankte. "Die Pest wird ja über Ratten übertragen. Ich bin mir sicher, dass keine der Tiere sich in der Nähe der Vogelgehege wagen würde."
"Na gut. Aber trödle nicht rum."
Das Mädchen grinste und folgte dem Dämon in Richtung des Dorfrandes. Jetzt würde sie eine Beschäftigung haben, die ihr gefallen würde. Biredh setzte sich auf die frei gewordene Bank und lehnte den Kopf gegen die von der Sonne aufgewärmten Holzwand.

"Sie wollen mir nicht glauben", sagte der Junge enttäuscht, als er zu Pard zurück kam. "Sie sagen nur Ratten verbreiten die Pest."
Der Arzt seufzte. "Gut, ich werde mit ihnen reden."
Tatsächlich tat er dies auch. Er unterhielt sich lange mit dem Wirt, er brauchte hie und da Fachjargon, damit der Mann ihm auch wirklich glaubte. Schlussendlich konnte er ihn davon überzeugen.
Der Wirt verbreitete die Nachricht im Dorf und am selben Abend konnte man die Dämonen dabei beobachten, wie sie ihre Decken, Lacken, Teppiche und Bezüge in mühseliger Arbeit auskochten und Flohfallen aus Teelichtern und Seife aufstellten.
Die Kinder und Haustiere wurden kontrolliert und von den Plagegeistern, wenn nötig, befreit.
Pard war müde und seinen Patienten ging es immer schlechter. Diejenigen von ihnen, die noch kämpfen konnten forderten ein Rachary. Doch Pard war sich nicht sicher ob dies eine gute Idee war, da Krankheiten auch durch Blut übertragen wurden.
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Als Biredh den quälenden Husten eines der Patienten hörte, konnte er nicht mehr sitzen bleiben. Dieser hatte eindeutig die Lungenpest. Der Fremde sagte die Krankheit würde über die Flöhe übertragen. Darin hatte er zwar recht, doch trotzdem starben meistens vor einer Pestepidemie die Ratten. Also mussten die Flöhe von den Ratten zu den Dämonen übergesiedelt sein. Vielleicht sollte er den Leuten trotz allem helfen. Es wäre in Verenjas Sinn. Doch es würde vielleicht Idril in Gefahr bringen. Unfähig eine Entscheidung zu treffen, stand er auf und folgte dem Husten.
Idril hielt unterdessen einen jungen Falken auf dem Arm und hielt ein rohes Stück Fleisch in einer behandschuhten Hand. Der scharfe Schnabel zuckte vor und riss einen Fetzen raus. Das Mädchen war sehr vorsichtig in dem was sie dem Dämonen erzählte. Sie wollte ihm nichts über ihre Fähigkeiten verraten, sondern erzählte ihm vielmehr wie sich die Vögel fühlen würden. Dabei blieb sie bei Sachen, die sie aus dem Verhalten der Vögel rauslesen konnte.
Der Steinadler, den der Dämon besass, war ein junges Weibchen. Sie war launisch und hackte halbherzig nach Idrils Hand, als sie versuchte das Tier von einem Ast zu heben. Der Falkner war nicht wenig imponiert, als das Mädchen den Vogel nach wenigen Minuten sicher auf dem Arm hielt.
"Ihr solltet ein wenig mit ihr spielen. Sie langweilt sich.", sagte sie leise und kraulte den Adler vorsichtig an den Halsfedern. Sie hob die Attrappe hoch, die der Falkner zum Training der Vögel brauchte und betrachtete sie eingehend. "Baut eine grössere und gebt ihr ein wenig mehr Fleisch, wenn sie sie fängt. Dann wird sie viel lieber mit euch jagen gehen." Sie brachte noch einige weitere Vorschläge und der Dämon hörte ihr aufmerksam zu.
"Woher weisst du das alles?", fragte er sie schliesslich am Schluss ihrer Ausführungen.
"Argui hat mir einiges beigebracht. Er weiss sehr viel über Vögel.", log Idril schamlos und benutzte dabei Biredhs Decknamen, "Dann hat mir auch ein Mensch aus dem Norden was beigebracht. Der ging mit einem riesigen Adler auf die Jagd nach Wölfen."
Der Falkner nickte nachdenklich und lächelte dann. "Komm Mädchen. Das Stiefelpaar hast du dir redlich verdient. Setz den Adler zurück auf seinen Platz und folge mir ins Haus."
Eine junge Frau empfing sie. "Meine Frau, Aita. Mein Name ist übrigens Andras.", stellte der Falkner sich und die Schattendämonin. "Aita das ist... wie ist dein Name überhaupt Mädchen?"
"Mara.", erwiderte sie höflich.
Andras nickte und holte ein Stück Leder hervor. Er breitete es auf der Bank aus und schob Idril dann ohne Vorwarnung die Hände unter die Achseln und stellte sie drauf. "Nicht bewegen.", warnte er sie und zog mit einem scharfen Messer die Konturen ihrer Füsse nach. Als er fertig war, bedeutete er ihr hinunter zu steigen. Sie gehorchte umgehend, froh dass die gefährliche Prozedur ohne Schaden vorüber war. Geschickt schnitt Andras die Stücke aus und fuhr dann fort andere Stücke aus dem Leder herauszuschneiden. "Bis morgen werde ich fertig sein.", sagte er ihr. "Dann kannst du sie holen kommen."
Idril bedankte sich höflich und verabschiedete sich dann von den beiden Schatten. Als sie zurück zum Gasthaus lief, begann bereits die Sonne unterzugehen. Im ganzen Dorf ging es geschäftig zu und her. Bettwäsche und Kleider wurden in grossen Zubern gewaschen und Kinder wurden von Eltern auf Flöhe untersucht. Die Frau des Wirtes nahm sich Idril vor und sehr zum Verdruss des Mädchens wurde sie zusammen mit den Kindern des Wirtes in einen grossen Badezuber gesteckt. Als sie schliesslich Zähne klappernd wieder aus dem Zuber gescheucht wurde, waren ihre Kleider ebenfalls gewaschen worden und sie musste einige alte Sachen von den Kindern des Wirtes ausleihen. Mürrisch und ein wenig verfroren sassen die Kinder um einen Tisch im Wirtshaus herum und hielten je einen Becher mit warmer Milch in den Händen. Biredh schien im Dorf unterwegs zu sein. In der Zwischenzeit schien sie von dieser Dämonenfamilie aufgenommen worden zu sein.

Pard hatte nach krankem Getier und Ungeziefer gesucht, die verstorbenen Exemplare mithilfe einiger jüngeren Männer auf einen Haufen geschaufelt und sie dann verbrannt. Dabei war er äusserst vorsichtig, denn er wollte nicht, dass sich die Dämonen mit der Krankheit ansteckten. Er untersuchte sie für alle Fälle, konnte nichts finden und entliess sie, die Gabeln und Schaufeln bei sich behaltend. Er überlegte sich, was er wegen dem angeforderten Rachary tun sollte und entschloss eine kleine Arena zu bauen, die er mit Stroh und Holzspänen auslegen würde. Nach dem Rachary konnte er dies einfach anzünden. Müde schleppte er sich ins Gasthaus zurück, nachdem er sich sorgfälltig gereinigt hatte und ging an den Kindern der Familie vorbei zu einem abgelegenen Tisch, den nur er benutzte und die Wirtsfrau brachte ihm Essen. "Kommt ihr voran?", fragte sie schlicht und stellte einen dampfenden Teller vor ihm auf den Tisch. "Mehr oder weniger. Die meisten von ihnen werden es nicht überleben", sagte er. "Aber wenn alles so weiter geht, wird sich die Krankheit nicht ausbreiten können."
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Biredh hörte den letzten Teil des Satzes, als er wieder in das Wirtshaus trat. Idrils Gesicht hellte sich auf als ihn erkannte und sie rief ihm, damit er sich zu ihnen setzen sollte. Mithilfe des Blindenstocks suchte sich der Geschichtenerzähler einen Weg zwischen den Tischen und Stühlen hindurch und setzte sich zwischen den Kindern.
"Wir werden morgen weiterziehen, Idril. Vielleicht finden wir in einem anderen Dorf Unterkunft.", sagte er. "Auch wenn der Mann denkt, dass die Krankheit sich nicht weiter ausbreitet, besteht dennoch ein Risiko."
Das Mädchen nickte zögernd und ihre Schultern sanken ein wenig herunter. Sie hatte den Falkner und seine Frau wirklich gemocht, doch die Pest machte ihr auch Angst. Vielleicht wäre es wirklich am klügsten weiterzureisen. Um sich von den Gedanken abzulenken, bat sie Biredh ihr eine Geschichte zu erzählen. Sofort stimmten die jüngeren Kinder begeistert in ihre Bitte ein und dem blinden Geschichtenerzähler blieb keine andere Wahl als ihrem Betteln nachzugeben.

Pard hasste das Geräusch bettelnder Kinder mindestens so sehr, wie er ihr Gekreische nicht ausstehen konnte. Daher fragte er die Frau, wie weit entfernt Drez lag. Sie sah ihn zuerst verwirrt an, begriff jedoch schnell, dass der Arzt wahrscheinlich ziellos in den Bergen herumgewandert war. Sie beschrieb ihm den schnellsten Weg, doch bevor sie noch etwas sagen konnte, kam ein weiterer Mann in die Schenke hinein.
"Guten Tag", grüsste er und verlangte den Wirt zu sprechen, als dieser kam erzählte er knapp von der Hinrichtung in der Arena. "Drez ist drei Tagesritte entfernt?", unterbrach Pard. Der Mann nickte. "Bin gerade erst angekommen. Ich sag euch. Ein grosser Krieg bricht bald aus. Wenn er nicht schon ausgebrochen ist."
"Wer unterstützt die Festung?", fragte Pard.
Der Mann zählte die Verbündeten auf. "Ah und noch etwas ungewöhnliches ist passiert. Die Verdezia und Serpeta sind zurück in Drez. Man munkelt, sie hätten schon seit langem vom Krieg gewusst. Die Teufel sind das, das sag ich euch. Der alte Karim hat seinen Posten aufgegeben. Seine Enkelin ist jetzt der Lord. Und die Kleine hat nen Braten in der Röhre. Ich sag euch, ihr werdets nich glauben, aber der Braten ist vom Ältesten Vakras", der Mann grinste. "Hätt ich ihm nie zugetraut."
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(pard der Kinderfreund ^^)
Am nächsten Morgen ging Idril zurück zu Andras um ihre Stiefel abzuholen. Der Falkner sass auf einer Bank neben der Türe und setzte gerade die letzten Stiche. "Gut das du schon da bist.", begrüsste er sie mit einem Lächeln.
Das Mädchen setzte sich neben dem Mann und zog ihre alten Stiefel aus. Das neue Paar sass wie angegossen. Sie lächelte breit und wackelte mit den Zehen. Andras grinste und fuhr mit der Hand über den Schopf. "Ein Messer wartet auch noch auf dich und eine warme Jacke. Auch im Frühling kann es hier oben kalt werden."
Eine halbe Stunde später kam Idril glücklich und zufrieden aus dem Haus gehüpft und machte sich auf den Weg in Richtung Wirtshaus. Biredh wollte heute abreisen. Der Geschichtenerzähler wartete schon auf sie. Als er das Mädchen kommen hörte setzte er sich sofort in Bewegung und drückte ihr im Vorbeigehen einen Beutel in die Hand. "Frischer Proviant.", erklärte er knapp, dann gingen sie zusammen aus dem Dorf. Sie folgten einer schmalen Strasse runter zu einem breiten Tal. Idril seufzte. Sie hatte so das Gefühl, dass das noch ein langer Tag werden würde.

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